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Hinweis Nr. 37 - Besser SARS oder Grippe - Teil 2

von Michael Winkler
gesendet am 04. Mai 2003

   

 

Aus aktuellem Anlass ein Kino-Tipp für alle Dresdner: In der Filmkunst-Matinee im Kino „Schauburg“ wird an den kommenden Sonntagen (04., 11., 18. & 25. Mai) jeweils 11 Uhr der Film „Wag the Dog“ (mit Robert de Niro & Dustin Hoffman) gezeigt. Wer ihn noch nicht gesehen hat, der sollte ihn nicht verpassen, denn nach diesem Film kann man sich ausmalen wie die Medien mit und gleichzeitig gegen uns arbeiten. Hintergrund der Handlung: Elf Tage vor der US-Präsidentschaftswahl erfährt der Beraterstab von Anschuldigungen über außereheliche sexuelle Aktivitäten des Präsidenten. PR-Experte Brean (R. de Niro) tritt auf den Plan und entwickelt einen grandiosen Coup: Ein fingierter Krieg gegen Albanien. Dieser soll von den Ausschweifungen des Präsidenten ablenken.

 

Zur Rechenaufgabe aus der letzten Hinweis-Mail: Sie wurde bereits von einigen gelöst, aber bisher war die Beteiligung doch eher mager. Da seit dem letzten Hinweis noch nicht allzu viel Zeit vergangen ist, einige freie Tage dazwischen lagen und ich allen eine faire Chance geben möchte, kommt die Auflösung erst beim nächsten Mal. Ich bitte um Euer Verständnis J

 

Ein Hallo an alle!

 

Da ich nun einmal krank war, bin ich gleich mal zum Arzt und habe ich die Probe auf’s Exempel. Nachdem die Ärztin mir sagte, dass es ein harmloser Infekt sei (und ich hatte schon gedacht, ich habe mal was „Spannendes“), fragte ich sie (nach der Behandlung natürlich) nach ihrer Meinung zum Thema „SARS“; ob das durch die Medien hochgebauscht (seit der letzten e-Mail weiß ich, dass es „bauschen“ heißt nicht „pauschen“, Danke) wäre etc. etc. Ich verwies sie dann des Weiteren auf die 15.000 Grippetoten allein dieses Jahr in Deutschland. Sie meinte, dass könne schon sein, dass mit den Medien, aber sie würde jetzt auch nicht nach China fahren. Mal abgesehen davon, sähen ihr die Desinfektionsmaßnahmen dort zu primitiv aus und die Mundschutzvorrichtungen würden wohl auch gar nichts helfen. Und zum Thema „Grippe“ meinte sie, dass Grippe häufig als Todesursache – besonders natürlich bei alten Menschen – angegeben wird. Zuvor hätten die Patienten meist schon eine ganze Reihe anderer Krankheiten durch. Das viele Grippetote meist nicht direkt an Grippe sterben, sondern ihnen die Grippe quasi nur den „letzten Rest“ verpasst, e-mailte mir auch ein Freund, der selbst Arzt ist. Mir wurde auch zu bedenken gegeben, dass es sich bei den Grippetoten wahrscheinlich wirklich um 99 % Alte und Schwache handele. Zudem gebe es gegen SARS keine Impfung – man könne einfach nichts machen. Außerdem wurde ich darauf verwiesen, dass eine Sterbewahrscheinlichkeit bei SARS von ca. 6 % (263 Tote bei 4.439 Erkrankten) doch sehr hoch sei. So weit, ist das alles einleuchtend.

 

Natürlich habe ich mit Gegenargumenten gerechnet und das war ja auch Sinn des ganzen Ausflugs in die medizinischen Gefilde unserer schönen Welt. Doch ebenso klar werden unter Umständen auch die Gegen-Gegenargumente sein. Als erstes möchte ich mit dem letzten anfangen. Als Kartograph wurden wir bereits im Grundstudium eindringlichst darauf hingewiesen, dass man im Vergleich mehrerer Objekte untereinander relative Werte z.B. nicht in Diagrammen darstellen darf. Im Grunde läuft dies darauf hinaus, dass relative Werte immer in Betrachtung der Absolutwerte betrachtet werden müssen. Kleines fiktives Bsp.: „Der Staat Trinidad und Tobago konnte durch eine beispiellose Effizienzsteigerung sein BIP von 1990 bis 2000 um 25 % steigern, die Bundesrepublik Deutschland im selben Zeitraum dagegen nur um schlappe 5 %.“ So ungefähr könnte eine Schlagzeile aus einer BILD-Zeitungs-ähnlichen Gazette in Trinidad und Tobago lauten. Der Leser wäre natürlich beim Überfliegen stolz auf sein Land – aber nur weil er die Absolutwerte nicht kennt. Dies soll keineswegs die Wirtschaft von Trinidad und Tobago oder Deutschland in irgendein Licht rücken – war wie gesagt, nur ein Beispiel. Mehr zum Thema „Was zeigt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) eigentlich wirklich an?“ in einem der nächsten Hinweise.

 

Ich möchte nun noch folgende „Milchmädchen-Rechnungen“ aufstellen. Angenommen, man könne gegen SARS nichts machen, warum sind von den ungefähr 5000 Erkrankten (es werden stündlich mehr!?!) „nur“ knapp 300 gestorben. Das sind, wie schon erwähnt, nicht mal 10 %. Wenn die ca. 4700 Nichtgestorbenen noch leben, kann man anscheinend doch etwas machen. Ich will nicht die 300 Toten in Frage stellen, aber spricht jemand von den mindestens 2000 toten irakischen Zivilisten (www.iraqbodycount.net/), die die friedliche Irak-Befreiung gekostet hat?

Nehmen wir nun des Weiteren einmal an, dass von den 15.000 Grippetoten in Deutschland  nur 1 % wirklich an Grippe gestorben sind und sie waren nicht über 70 Jahre alt, dann sind das trotzdem noch 150 Personen. Wenn wir nun mal Deutschland als Land mit rund 80 Millionen Einwohnern ansehen, dann hat China (ca. 1,3 Mrd. EW) etwa 16 mal soviel Einwohner wie Deutschland. Man könnte so ganz grob mal sagen, dass somit in China theoretisch etwa 16*150 Personen an Grippe sterben müssten. Nun werden ganz gewiefte natürlich bemerken, dass die Grippetotenstatistik dieses Jahr ja ganz besonders hoch war. Man erinnere sich daran, dass laut DGK-Meldung in „normalen“ Jahren nur knapp 5000 bis 8000 Menschen an Grippe starben – im übrigen, was für eine Performance (plus 100-200%), davon träumen die Finanzexperten nur. Aber Bayer & Co. wird’s freuen, denn es riecht nach Arbeit. Zurück zur Rechnung ... Sagen wir in China war die Grippe nicht ganz so schlimm, so etwa 20 % der deutschen Verhältnisse oder so. Da bleiben trotzdem noch 16*30 = 480 Tote ,nur durch Grippe allein in China, die nicht alt und schwach waren und wirklich nur an Grippe gestorben sind.

Und dabei wissen wir noch nicht einmal, wie die SARS-Toten in China aussahen. Waren das etwa alle 2m-Riesen aus der chinesischen Basketball-Liga?

 

Wer neue Argumente für die SARS-Theorie hat, kann sie gern an mich mailen. Ich bin gespannt.

 

Eine durchaus einleuchtende Erklärung zum Thema SARS fand ich unter http://www.das-gibts-doch-nicht.de/seite1645.php. Die „Das-gibt’s-doch-nicht“-Seite ist im übrigen wirklich weiter zu empfehlen. Der Betreiber dieser Seite geht nach dem gleichen Schema vor wie jeder, der gern aufgeklärte Menschen sieht: „Glaubt an was ihr glauben wollt.“

 

Nun möchte ich noch meine eigene Erklärung anfügen, die sicherlich bei einigen in den Stimmbändern das Wort „Verschwörungstheorie“ fabrizieren dürfte. Der Einstieg zur Erklärung geht am besten, wenn man das Wesen der Massenmedien etwas genauer unter die Lupe nimmt. Wer oder was sind eigentlich „die Massenmedien“?

Medien vermitteln Bilder – jeden Tag, jeden Tag neu, jeden Tag bunt, jeden Tag, jeden Tag, jeden Tag, jeden Tag, jeden Tag wieder, jeden Tag, jeden Tag und wieder und wieder. Solange bis keiner mehr weiß, wie oft ich jetzt eigentlich „jeden Tag“ geschrieben habe.

Die Medien warnen vor Reisen nach Peking und Toronto und mit ein bisschen „medialem Fingerspitzengefühl“ könnte man auch gleich ganz China und Kanada unter Quarantäne stellen. Alles nur eine Frage der Herangehensweise – schaut Euch einfach „Wag the Dog“ an. Der alte PR-Stratege Edward „Schlitzohr“ L. Bernays hätte dies sicher genauso perfekt eingefädelt ... und sein Erbe lebt weiter. Jeden Tag und immer wieder auf’s Neue.

 

Lenkt man die Massen geschickt ab und verbreitet Angst, würde sich kein Mensch die Frage stellen: „Würden Sie einem Chinesen oder Kanadier im Winter abraten, nach Deutschland zu fahren?“, obwohl rein stochastisch gesehen, die Wahrscheinlichkeit in Deutschland an Grippe zu sterben wesentlich höher ist als an SARS in China oder Kanada. Aber wir wissen ja, „Deutschland ist hygienisch sauber und China ist in Asien und Asien ist dreckig“. Im übrigen, kann sich jemand vorstellen, was passiert wäre, wenn der diesjährige deutsche Grippevirus in China unter dem Namen „Influenza catastrophica“ durch die Medien gegangen wäre? Jeder Deutsche wäre wahrscheinlich gleich auf dem Pekinger Flughafen in die nächste Maschine zurück gesetzt worden.

 

Es gab zwei Dinge, die mich vermuten ließen, woher die SARS-Medienlüge rührt. Ein Freund von mir arbeitet zur Zeit in Bangkok. Er hat das große Vergnügen, BBC und CNN anschauen zu dürfen. Ihm fiel auf, dass inmitten des Irak-Krieges, CNN plötzlich vermehrt über SARS berichtete. Der Irak-Krieg kam in eine Phase, in der er der Öffentlichkeit wieder entzogen werden sollte und plötzlich „wie aus heiterem Himmel“ bricht in Asien eine „mörderische, möglicherweise alles vernichtende Seuche“ mit dem wunderschönen Namen SARS aus. Da haben wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, 1. Erhöhung des Angstpotentials in der Bevölkerung und 2. Ablenkung der Massen von wirklich wichtigen Themen. Doch auch das könnte noch zu kurz greifen, denn wenn man schon so einen medialen Aufwand betreibt, will man doch bitte schön noch ein bisschen mehr daraus gewinnen können. Im Kapitalismus gibt es nichts umsonst, dass dürfte mittlerweile auch der letzte bemerkt haben.

 

Erinnern wir uns nun an die Tabelle aus Eliot Weinbergers Artikel „Sixteen Months Later“ (Hinweis Nr. 34, www.oocities.org/michwink/911_hints/Mail34_dt.htm), in der dieser die Strategie der USA-Regierung für das 21. Jahrhundert angeführt hatte. Dort sehen wir unter „Schwerpunkt des strategischen Wettbewerbs: OSTASIEN“. Nun was hat das zu bedeuten bzw. was könnte das bedeuten? China gehört zu Ostasien, meines Wissens, und wenn man die Nachrichten ein bisschen verfolgt, dann wird man feststellen, dass China offensichtlich eine seit Jahren florierende Wirtschaft hat. Des Weiteren gibt es dort einen Markt, der Hunderte Millionen potentielle Kunden besitzt. Und was hat SARS so nebenbei noch angerichtet? Genau, einen unheimlichen wirtschaftlichen Schaden, der in Milliardenhöhe gehen könnte. Viele Veranstaltungen werden abgesagt, Touristen bleiben aus, Geschäfte werden nicht durchgeführt etc. etc. Eine aufstrebende Wirtschaftsmacht kann durch so einen eigentlich unwichtigen Virus nachhaltig gebremst werden. Vielleicht erinnern wir uns auch an den letzten Satz des DGK-Artikels aus der letzten Hinweis-Mail: Experten gehen inzwischen davon aus, dass es noch mehrere Monate dauern wird, die Seuche in den Griff zu bekommen.“

Na, das ist doch optimal. Keiner will mehr wissen, was im Irak passiert, weil alle Angst haben, das morgen möglicherweise der „SARS“-Sensenmann vor der Türe steht. Die Chinesen warten derweil noch ewig auf Touristen und Geschäfte.

 

(Und wie es der „Zufall“ so will, höre ich einen Tag, nachdem ich diesen Teil der Hinweis-Mail geschrieben hatte, im Radio, dass man die Frauenfussball-WM im Herbst in China abgesagt hat. Irgendeine Kommission – habe den Namen leider nicht behalten – hatte vor den Folgen der „Seuche“ gewarnt. )

 

Kurz und knapp: es würde mich also nicht wundern, wenn in Zukunft wieder verstärkt über Krankheiten aus Asien berichtet werden sollte. Man könnte nun ein neues Bild des „gemeinen Chinesen“ aufbauen. Etwa so „Der Chinese – der, der SARS potentiell in sich hat.“  In den Neunziger Jahren war es Afrika (Ebola, Marburg-Virus etc.) und das 21. Jahrhundert wird wohl das asiatische werden. Schließlich wissen immer noch nicht alle (vor allem Deutsche), dass alle Afrikaner Malaria einschleppen, alle Moslems potentielle Selbstmordattentäter sind und Chinesen eben keine Hygiene haben und deshalb immer neue Seuchen produzieren. Welcome to the 21st Century! Es wird also spannend bleiben.

 

Man kann nur hoffen, dass sich die asiatische Mentalität (die natürlich auch sehr vielschichtig ist) vom amerikanischen und europäischen Verdrängungswettbewerbsdenken nicht anstacheln lässt. In wieweit sich die asiatischen (kommenden) Großmächte von solch „feinen demokratischen Grundzügen“ infiltrieren lassen, bleibt abzuwarten. Wenn sie clever sind, dann warten sie einfach noch ein paar Jährchen und dann haben sich die USA durch ihre Misswirtschaft kaputtgewirtschaftet, die Bevölkerung besteht aus 80 % Übergewichtigen (Dank Mac Donalds & Co.) und 30 % Analphabeten (George W. Bush & Kumpanen). Und Europa, mit seiner „fortschrittlichen Hauptstadt“ Brüssel (welche noch nicht mal über ein eigenes Kanalisationssystem verfügt! – kein Witz), wird mit seiner geringen Geburtenrate in den nächsten 20 Jahren in die wirtschaftliche Mittelklasse absteigen (sehr interessanter Artikel von Prof. H. Adrian unter http://www.uni-mainz.de/FB/Physik/AG_Adrian/texte/Bevoelkerung-Vortrag-021218.pdf).

 

Ein letzter Hinweis für heute: für alle seienden und werdenden Mediziner (und alle Nichtmediziner natürlich auch) möchte ich einen weiteren Buchtipp unter die Leute bringen: Kurt Langbein & Bert Ehgartner, „Das Medizinkartell – Die sieben Todsünden der Gesundheitsindustrie“, Piper Verlag, München, 2002. Wer dieses Buch liest, wird sich als Mediziner wohl mit der Aussage von Sokrates (ich hoffe mal, er war es auch) konfrontiert sehen: „Ich weiß, das ich nichts weiß.“

 

In diesem Sinne, „Adlerauge bleib’ wachsam“. Euer Micha.

 

PS1: Diese e-Mail darf wie immer gern weitergeleitet werden.

PS2: Anbei noch ein Auszug aus dem Buch „Die Geheime Weltmacht – Die schleichende Revolution gegen die Völker“ (Conrad C. Stein, ISBN 3-89180-063-0), der sehr eindringlich die starke Verflechtung von Medien und Kultur aufzeigt.