von Michael Winkler |
Vorab,
wie versprochen, die Lösung der kleinen Rechenaufgabe:
Ich
möchte die erste und mathematisch am bestformulierteste (alle anderen waren
trotzdem auch richtig!) Lösung an dieser Stelle einfügen:
Tochter
= T, Mama = M
Hinweis
1: T + 21 = M
Hinweis
2: 5(T + 6) = M + 6
-->
M = 5T + 24
Hinweis
1 und Hinweis 2: --> T + 21 = 5T + 24
-->
T = -3/4 bzw. auf deutsch: die
Tochter steht ein dreiviertel Jahr, also 9 Monate, vor ihrer Geburt ...
Wie die endgültige Lösung dann verbal formuliert wurde, darf ich wohl als Thema für eine weitere Doktorarbeit ausschreiben. Die Damen beschränkten sich zumeist auf Andeutungen wie „die Rechenaufgabe .. hat mich zum Schmunzeln gebracht“ oder „bin schon gespannt wie du das Ergebnis formulieren wirst“. Die Herren machten es wie häufig kurz und knapp „Der Vater dürfte geraten beim Zeugen sein.“ (die Sätze mit dem selben Inhalt unterschieden sich meist nur durch die Stellung der Worte). Einige benutzten auch gleich ihren gesunden Menschenverstand, hatten also die Lösung als erstes und bauten dann das Gleichungssystem drumrum. Warum nicht – jeder wie er will. Das ist genau wie mit der Glaubhaftigkeit bzgl. der Hinweis-Inhalte.
Als Preis habe ich mich entschlossen eine (besser zwei) neue Frage(n) zu stellen:
Die Beantwortung der Frage befindet sich am Ende dieser Hinweis-Mail.
Ein
Hallo an alle!
Doch zurück
zum Ernst des Lebens ... die heutigen vermischten Themen behandeln „1. SARS,
2. den Irak-Krieg und 3. Cross
Border Leasing.
Thema
„SARS“
Ich fand im Deutschen Handelsblatt (welch Zufall – ja ja, ich weiß, auch Business-Männer spielen Fußball) und im SPIEGEL am 03. Mai 2003 folgende zwei Meldungen: http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/relhbi/sfn/buildhbi/bmc/cn_hnavi/bmc/cn_artikel_sport/strucid/PAGE_200015/pageid/PAGE_200271/docid/98963/SH/0/depot/0 und http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,247244,00.html.
Wie gesagt, China wird als Austragungsort der Frauenfußballweltmeisterschaft von der FIFA als eher ungünstig angesehen und man sucht neue Ausrichter. Im Handelsblatt, welches eine erstaunlich detaillierte Berichterstattung über dieses Thema aufwies, stand als dicke Teilüberschrift:
Also, ich weiß nicht, ich weiß nicht. Die USA – dein Freund und Helfer in der Not. Danke, „Mission Free China Accomplished“. Lustig ist das Ganze schon, oder? Na ja, wird wohl wieder mal nur ein dummer Zufall gewesen sein. J
Im übrigen hat das investigative Journal namens „Der Spiegel“ seine letzte Titelstory – na, welchem Thema wohl? – gewidmet:
Hier ein Auszug aus dem Inhalt – sehr spannend. Aber Vorsicht: Lesen kann auch ansteckend sein!
186
Wettlauf
mit dem Lungenfieber
Ist der weltweite Seuchenzug des Sars-Erregers noch zu stoppen? Je mehr die
Virologen über den jüngsten Feind aus dem Reich der Mikroben lernen, desto gefährlicher
erscheint er. Die Todesrate ist höher als vermutet. Deutsche Forscher wollen
schon bald ein Gegenmittel testen.
192 Warten
in der Schweinebucht
Auf Flughäfen reagiert man gelassen auf Sars. Das Schlimmste, was Passagieren
widerfahren kann: nachsitzen an Bord.
194 Weltbund
der Virenjäger
Von Genf aus wird ein weltweites Forschernetz koordiniert: Die Virologen in
Hongkong steuern ihre klinische Erfahrung bei, die Hamburger einen Sars-Test,
ein Kollege aus Kanada inspiriert mit seinen Zweifeln. Gemeinsam wollen sie den
jüngsten Feind der Menschheit besiegen.
Und noch mal hoppla – noch so ein „SARS-Zufall“. Da will ich gerade diese e-Mail abschicken, was vernehmen meine SARS-geprüften Ohren in den 8-Uhr-Nachrichten?
Die
Bahnradrad-WM, die ursprünglich auch in China stattfinden sollte, wird nun
wahrscheinlich nach Stuttgart (ja, hier in Deutschland) verlegt. Danke, danke,
danke – nun geht es wenigstens Baden-Württemberg ein paar Wochen
wirtschaftlich besser. „Mission
Free
China Part 2 Accomplished“ – Commander “Abbau Ost” meldet sich
zurück!
Die
westlichen Medien dürften bei der Darstellung der Ausmaße des Irak-Krieges
wahrscheinlich eher zurückhaltend gewesen sein. Ich kann es nicht beurteilen,
da ich kaum fern schaue, aber ich vermute, es wird sich wohl eher um solche
Darstellungen gehandelt haben, wie wir sie letzte Woche bei George W. Bushs
hollywoodreifer Show zur Verkündung der Einstellung der offiziellen
Kampfhandlungen im Irak miterlebten durften. Bush ließ sich auf den Flugzeugträger
„Abraham Lincoln“ einfliegen und verkündete dann in Pilotenmontur, dass ein
weiterer Verbündeter Al-Kaidas“ entfernt worden sei. (http://www.jungewelt.de/2003/05-03/007.php)
Selbst der CIA hatte darauf
verwiesen, dass es keinerlei Verbindung zwischen dem Saddam-Regime und Al-Kaida
gebe. Naja, George W. Bush und angeblich 42 % der US-Bevölkerung scheint das
weniger zu stören. Bei den GIs dürfte die Rate wahrscheinlich doppelt so hoch
sein.
Wer Bilder aus dem Irak sehen will, die die Schrecken des Krieges wirklich zeigen, sollte sich unter diesem Link umschauen: http://www.faktinfo.de/irakkrieg-bilder/index.htm. Sicherlich nicht jederfraus/jedermanns Sache, aber ich denke, dass man sich die Ausmaße eines Krieges ab und an vor Augen führen sollte, bevor man mit dem Argument „So sind Kriege nun mal.“ die Sache zu schnell abtut. Aber wie immer – jeder entscheidet selbst.
Zwei Veranstaltungen, die ich bisher noch nicht tiefergehend ausgewertet hatte, fanden am 19.02.2003 (ja, schon ein paar Monate her) im Dresdner Kulturrathaus (Königsstraße) und am 27.03.2003 in der Dreikönigskirche (Hauptstraße) statt. Am 19.02.2003 berichtete die Europa-Abgeordnete Elisabeth Schroedter (Bündnis90/Grüne, http://www.elisabeth-schroedter.de/) von den Erlebnissen ihrer sechstägigen Irak-Reise, die sie kurz zuvor mit 110 anderen Europa-Abgeordneten gemacht hatte. Einen reichlichen Monat später, erzählte der ehemalige UN-Koordinator Hans Graf v. Sponeck von seinen Erfahrungen als Leiter des UN-Programms „Lebensmittel für Öl“ im Irak. Sponeck war so entsetzt über die Art und Weise wie US-Amerikaner und Briten seine Arbeit behinderten, dass er 1999, nach nur zwei Jahren im Irak, seinen Job quittierte und wieder zurück nach New York ging. Beide Vorträge waren mit jeweils rund 200 Personen sehr gut besucht.
Frau Schroedter erzählte, dass sie entsetzt war über das Leid, welches im Irak herrschte. Natürlich war Saddam daran schuld, weil er und seine Gruppen die Lebensmittel zurückhielten. Dieses Argument konnte Hans von Sponeck einen Monat später weitgehend entkräften. Er räumte ein, dass es mitunter sicher Probleme bei der Verteilung gab, allerdings wurde der Südirak immer schon schlechter versorgt als der Norden und zudem belief sich der jährliche Wert der Unterstützungen auf 186 $ pro Iraker. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Und genau darauf lief das ganze „Erdöl für Lebensmittel“-Programm ja letztlich auch hinaus.
Um dem „dummen Ostzuhörer“ die Situation im Irak etwas plausibel zu machen, warf Frau Schroedter dann mindestens dreimal die Sätze „Naja, wie das eben so ist in einer Diktatur. Sie kennen das ja auch aus der DDR.“ ein. Halt, keine voreiligen Schlüsse! Frau Schroedter stammt nämlich nicht etwa aus dem Westen unserer Heimat. Nein, sie ist gebürtige Dresdnerin. Hatte sie vielleicht die jährlichen Westpakete als ähnliche Aktion angesehen wie die Lebensmittellieferungen an den Irak? Hatte Frau Schroedter vielleicht selbst keine Westverwandten zu Ostzeiten? Nun, wir wissen es nicht und das macht auch überhaupt nichts.
Jedenfalls gab Frau Schroedter an diesem Abend – so unter uns „Hinweisern“ gesagt – so viel Schwachsinn von sich, dass ich mir heute mittlerweile ernsthaft Sorgen um Europa mache, wenn wir weiter solche sächsische Exportschlager nach Brüssel delegieren. Ich glaube, jedes ZK-Mitglied wäre da besser gewesen. Wie dem auch sei, der Abend war jedenfalls sehr amüsant, zumal ich mich dann doch mal meldete, weil ich meinte, dass die Stimmung, die Frau Schroedter verbreitete, und die darauf hinauslaufen sollte, dass alle im Saal glaubend gemacht werden sollte, dass die EU bis zur letzten Minute in den Verhandlungen mit den USA kämpfen würde, um den Krieg doch noch zu verhindern, dass diese Stimmung eben doch ein bisschen relativiert werden müsse (Sorry! Was für ein Un-Satz – zehn Kommas!). Ich meinte also zu Frau Schroedter, dass ich ihre Arbeit und die ihrer Kollegen sehr schätze, jedoch denke, dass es im März ziemlich heiß werden würde im Irak und außerdem wohl kein wirtschaftlich denkendes Unternehmen 250.000 Mann in eine Region fährt, nur um dann – wie nach einer Urlaubsreise etwa – wieder zurückzufahren. Frau Schroedter war noch am Überlegen, wie sie „ihre Dresdner Schäfchen“ noch ein bisschen beruhigen könne, als plötzlich ein ganz Eifriger drei Stuhlreihen vor mir sich zu mir umdrehte und lautstark meinte: „Kannst du das nicht begreifen? Wir haben hier die einmalige Chance, einen Krieg zu verhindern.“ So oder so ähnlich schallte es zu mir hinter und dann war Frau Schroedter auch schon fertig mit Nachdenken. Ich habe ihre Antwort leider wieder vergessen. Ich glaube, es war etwas in der Richtung „Wir versuchen es bis nichts mehr möglich ist.“ oder „Genau dieser millimeterweise Prozess ist sehr wichtig.“
Kurz
und gut: Die besten Komödien schreibt immer noch das Leben, die besten Tragödien
sind meist nicht weit. Viele Politiker sind einfach tausendmal komischer als
jede Comedy-Show und wer endlich wieder mal etwas mehr vom Leben haben will,
sollte seinen Fernseher aus machen und sich und seine Mitmenschen etwas genauer
betrachten.
Das Wichtigste von Hans Sponecks Vortrag kann auf der Homepage der AG Frieden (www.agfrieden.de.vu unter „DOKU“) nachgelesen werden. Die Unterschiede zwischen einem der wirklich weiß, was im Irak geschehen ist und immer noch geschieht und einer Person (Frau Schroedter), die quasi als eine Art „5 vor 12“-Tourist noch mal schnell in den Irak reisen durfte (musste?), hätten nicht größer sein können.
Thema
“Cross Border Leasing”
Der Nachtrag zum Thema „CBL“ ist leider schon etwas älter. Er stammt aus der Zeit vor dem Beginn des Golfkrieges. Der SPIEGEL (Ausgabe 9/2003, S. 55ff.), die ZEIT (20.03.2003) und auch die Sächsische Zeitung (05./06.04.2003) machten sich nun auch endlich daran, dieses undurchsichtige Thema aufzugreifen. Ich finde es ja löblich, dass dieses brisante Thema nun endlich auch in Deutschlands investigativstem Hochglanzjournal SPIEGEL seine zwei Seiten findet. Wie auch immer man zum deutschen Journalismus stehen mag, der Begriff „investigativer Journalismus“ sollte wohl trotzdem umdefiniert werden. „Investigativ“ heißt im Prinzip nichts anderes, als genau den Zeitpunkt abzupassen, ab dem man ein Thema kaum noch umgehen kann bzw. man die Weisung „von oben“ erhält, dass man ein Thema nun drucken darf.
Und warum der SPIEGEL nur äußerst eingeschränkt investigativ wirken kann, das kommt in einer der nächsten Hinweise.
In diesem Sinne, lasst es Euch gut gehen, Euer Micha.
PS:
Diese e-Mail kann wie immer gern weitergeleitet werden.
Gefunden
unter: http://www.broeckers.com/praktikantin.htm