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Hinweis Nr. 39 - Das Gesundheitswesen 
oder 1000 gute Gründe zu sterben

von Michael Winkler
gesendet am 11. Mai 2003

    

 

Neues aus der sächsischen Landeshauptstadt Dresden: Die Wohnungsbaugenossenschaft „NordWest“ hat zur Belebung der Hauptstraße (große Einkaufstraße) eine Big-Brother-Show an einem Ende der Hauptstraße ins Leben gerufen. Fünf Wochen lang dürfen die zehn Kandidaten nun genau das machen, was sie schon immer wollten - sich für ein Auto (Hauptpreis) und 5 Handys (Preise 2-6) den ganzen Tag beobachten lassen. Ob es bereits von der WoBa bezahlte Sexszenen gab, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber ich denke, das Risiko dafür dann nur ein Handy abzubekommen, ist zu groß. Aber ich irre mich manchmal, also „Nichts ist unmöglich!“

Endlich! Ich wusste, dass es irgendwann klappen könnte und Dresden mit den richtigen Personen in den richtigen Positionen wieder zur Kulturstadt wird. Knapp 300 Meter vom Societätstheater, wo sich allabendlich Künstler wie Hermann Hesse und Erich Kästner die Hand geben, darf nun richtiges modernes Kulturgut Einzug halten. Wir freuen uns mit Dresden! Wenn der durchschnittliche IQ des Dresdners dann endlich unter 70  gesunken ist, kann man auch wieder die Arbeitslosenzahlen fälschen, denn dann merkt es keiner mehr.

 

Ein Hallo an alle! Hello everybody!

 

Der heutige Hinweis soll wieder mal mit einer kleinen Quizfrage beginnen. Dieses Mal keine Rechenaufgabe, sondern etwas zum schätzen. Aus welchem Jahr (± 10 Jahre ist okay) stammt folgendes Zitat?

“Die Kommunikation zwischen den Völkern ist über den Erdball so ausgedehnt, dass man wahrhaftig sagen kann, dass die ganze Welt ein einziges Dorf ist mit einer ständigen Messe, wo man jede Art von Ware bekommen kann und wo sich jeder, ohne seine Heimat zu verlassen, mittels des Mediums Geld versorgen kann und alles, was vom Land, den Tieren oder der menschlichen Arbeit geschaffen wurde, genießen kann. Was für eine großartige Erfindung.”

 

Ein Nachtrag zum Thema „SARS vs. Grippe“. Beim Nachsinnen über Sinn oder Unsinn der ganzen SARS-Hysterie ist natürlich ein kleines Detail außen vor geblieben:

„Die diesjährige schwere Grippewelle hat ... rund 15 000 Menschen das Leben gekostet. In durchschnittlichen Jahren gebe es bundesweit nur rund 5000 bis 8000 Todesopfer der Infektionskrankheit, sagte ...“ Wie kommt diese erstaunliche Performance der Grippe-Aktie von 100 bzw. 200 % zu Stande? Nun ich vermute folgendes, gebe aber natürlich zu, mich auch täuschen zu können:

Die Französin Simone Delarue, von 1964 bis 1979 leitende Direktorin der französischen „Nationalen Liga für Impffreiheit“, ab 1979 Präsidentin und heute Ehrenpräsidentin dieser Vereinigung, hat vor ein paar Jahren (kann leider kein Erscheinungsjahr finden) ein Buch mit dem deutschen Titel „Impfschutz – Irrtum oder Lüge?“ veröffentlicht. Ich kenne das Buch selbst nicht, aber der vor mit liegende Flyer enthält zum Beispiel eine Graphik, die ich rechts eingefügt habe. Aussage der Graphik: Umso mehr geimpft wurde, desto höher war auch die Zahl der Todesopfer, die durch genau diese Krankheit gestorben sind.

Ebenso wird auf ein weiteres „Phänomen“ eingegangen: „In den Ländern der Dritten Welt wird seit Jahrzehnten sehr viel geimpft, z.T. mehr als bei uns; und doch grassieren dort gerade die Seuchen, gegen die am meisten geimpft wird. Der größte Impftest der WHO (Weltgesundheitsorganisation) gegen TB in Indien an 260.000 Menschen wurde nicht fortgeführt, weil die Impfung völlig erfolglos war.“

 

Was könnte dies nun alles mit unserer guten alten Grippe zu tun haben? Nun, ich vermute mal folgendes: Spätestens seit dem 11. September 2001 wissen wir wieder wie schnell „das Böse“ überall und immer zuschlagen kann. Nicht nur Terroristen, nein auch Krankheiten. SARS ist das beste Beispiel dafür, wie schnell Menschen wahrscheinlich zu dem Schluss „Was interessiert mich ein Krieg im Irak, wenn ich hier an SARS sterbe?“ neigen könnten. Kurz und gut, mit der Macht der Medien kann man viele Angstpotenziale aufbauen und verstärken. Und wenn es die Medien nicht machen, dann macht es der Vater oder die Mutter; etwa so „Junge, hast du dich dieses Jahr schon gegen Grippe impfen lassen?“, „Oh, nein.“, „Na, dann mal schnell, sonst kriegst du sie noch!“. Zufälligerweise werden dann wahrscheinlich genau so viele Geimpfte an Grippe erkrankt sein wie Nichtgeimpfte. Nun nehmen wir mal an, dass die Anzahl der Gegen-Grippe-Geimpften (die GGGs also) im Jahr 2002 stark zu genommen hätten. Dafür habe ich noch keinen Beweis, aber wenn sich Deutschland für Eurobeträge in Millionenhöhe Pockenimpfstoff besorgt, dann wäre dies prinzipiell auch für die Grippe denkbar. Oder dass der Grippeimpfstoff, der angeblich nur 3 der fast 200 Grippeerreger abdeckt (auch diese Angabe ungewiss!), nun dieses Jahr mal zu überhaupt nichts getaugt hat. Oder dass die Zahl der Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Medikamenten der Pharmariesen zugenommen hat. Oder dass zum Beispiel aufgrund des schlechter werdenden Gesundheitssystems (ich schäme mich schon, es als solches zu bezeichnen) mehr Menschen in Krankenhäusern gestorben sind und die Ärzte dann mal eben kurz „Tod durch Grippe“ notiert haben. Oder, oder, oder ...

Man sieht also, die Möglichkeiten sind immens, wie man Statistiken auslegen kann und noch größer sind die Möglichkeiten sie zu fälschen. Drum sollte man nie den alten Einstein vergessen, der die Statistik als die „Hure der Mathematik bezeichnete – sie schlafe mit jedem, so lange der Preis stimmt.“ Ebenso gilt der Ausspruch eines Unbekannten (vielleicht weiß ja jemand, wie der Erschaffer dieses Zitats hieß): „Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast!“

 

Zu guter Letzt möchte ich noch einmal auf das Buch „Das Medizinkartell – Die sieben Todsünden der Gesundheitsindustrie“ (von Kurt Langbein & Klaus Ehgartner) zu sprechen kommen. Es gibt wohl kein besseres Buch, welches man lesen sollte, wenn man krank ist J. Ich kam also vom Allgemeinarzt meiner Wahl zurück und konnte mir nach dieser Lektüre auch erklären, warum auf seinem Namensschild der Hinweis „Alle Kassen & Privat“ fast doppelt so groß geschrieben stand wie die Bezeichnung „Allgemeinarzt“. Es hat einen Grund, warum die Schwestern meist nicht zuerst nach dem gesundheitlichen Problem fragen, sondern ob man denn auch die Chipkarte mithätte. Die unheilvolle Verbindungen von Gesundheit und Geld, von Gesundheitssystem und Krankenkasse, von Pharmakonzernen und Forschung werden in diesem Buch sehr präzise und anhand vieler Fallbeispiele dargestellt. Das Gesundheitswesen als Fließbandarbeit – ich habe das Buch fast durch und die Beschreibung auf dem Buchrücken „aufregende und erschütternde Beispiele“ ist keineswegs untertrieben.

Ein paar Daten aus dem Buch:

„Gaben 1966 nur 14 % der Ärzte an, dass sie ihre Berufswahl bedauern, so würden in den 80er Jahren schon 58 % nicht mehr den selben Beruf wählen, wenn sie noch einmal von vorne anfangen könnten. Die Gründe dafür: Wenn als Anfangsmotivation der Wunsch, Menschen zu helfen, steht, wird den Jungmedizinern spätestens beim ersten Praktikum klar, dass sie Arbeiter in einem Fließbandbetrieb sind. Das Einzige, was sie aus der Jahrhundertwende der „Götter in Weiß“ mitgenommen haben, sind die Arbeitszeiten.“ (S. 158)

„Der Prozentsatz von Medizinstudenten, die bei Umfragen angeben, dass es im Beruf für sie von hoher Bedeutung ist, gut zu verdienen, hat im Lauf der letzten Jahrzehnte von 40 % auf 80 % zugenommen.“ (S. 159)

Das Buch räumt auch mit dem weitverbreiteten Vorurteil auf, dass die Moderne Medizin uns die erhöhte Lebenserwartung gebracht hätte. Hintergrund: wurden Deutsche um 1900 durchschnittlich nur 47 Jahre alt, waren es in den 1990er immerhin schon 30 Jahre mehr.

„Ein Team der Standford University hat berechnet, wie die Verdienste für den Zugewinn von 30 Lebensjahren aufzuteilen sind. Mit einem Anteil von fünf bis bestenfalls fünfeinhalb Jahren schneidet der riesige Medizinapparat, der schon jeden zehnten erarbeiteten Euro verschlingt, dabei recht bescheiden ab.“ (S. 185)

Die größten Fortschritte gehen auf das Konto der sozialen Errungenschaften (Errichtung einer Kanalisation, verbesserte Ernährung etc.). Aber mit sozialen Errungenschaften ließ sich schon vor 100 bis 150 Jahren kein großes Geld verdienen und davon hatte auch die Industrie nichts. Folglich standen Sozialmediziner wie z.B. Rudolph Virchow immer im Hintergrund derer mit deren Erfindungen und Entdeckungen (z.B. Robert Koch, Louis Pasteur) man einen Haufen Geld verdienen konnte.

 

Nun – Fazit aus der Geschichte: Schaut Euch Euren Arzt immer genau an und vergesst den gesunden Menschenverstand nicht. Der hilft nicht nur bei mathematischen Spielereien weiter. Fazit 2 für alle Mediziner: Seid Euch Eurer Aufgabe bewusst – will ich Menschen helfen oder lasse ich das System entscheiden, was ich tue. Letzter Satz gilt im übrigen nicht nur für Ärzte, sondern er ist allgemeingültig!

 

In diesem Sinne lasst es Euch gut gehen und eine schöne Arbeitswoche, Euer Micha.

 

PS: Diese e-Mail kann wie immer gern weitergeleitet werden.