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Hinweis Nr. 42 - 
Der König ist tot! Es lebe der König!

von Michael Winkler
gesendet am 02. Juni 2003

    

 

Quizfrage des Tages: Wie viele männliche Hinweis-Leser haben beim Öffnen der heutigen Hinweis-Mail, diese nicht gleich wieder zugemacht, sondern zumindest angelesen?

Ja, auch die Hinweise müssen sich gewissen „Marktregeln“ unterwerfen und eine davon ist nun mal „Sex sells“. Bier, Kippen, Eiscreme, Zahnprotesenfestiger – also alles Dinge, mit denen der normale Konsumer sofort das Wort „Frau“ assoziieren würde, werden durch ein paar nackte Körperteile inhaltlich aufgewertet, so dass es auch den 78jährigen Opa noch vor den (Werbe-)Fernseher zieht. Und da bisher noch keine weibliche Hinweis-Leserin darauf gedrängt hat, einen männlichen Körper sehen zu wollen, müssen eben heute wieder die Frauen herhalten.

 

Unterschriftenaktion „Amnesty International“: Nun ja, es war also doch ein Hoax (http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,249070,00.html). Als einen positiven Nebeneffekt kann man wohl trotzdem den Fakt ansehen, dass dadurch die weltweite Aufmerksamkeit für ein paar Minuten auf die Geschichte von Amina Lawal gelenkt wurde.

 

 

Ein Hallo an alle! Hello everybody!

 

Die Emanzipation der Frauen hat, wie wir Männer alle wissen, nicht nur positive Folgen gehabt, aber der Weg zu einer wirklichen Gleichberechtigung (die m.E. von vielen häufig mit Gleichstellung oder Gleichmachung verwechselt wird) ist hart und steinig. Und bis dahin werden Frauen auch noch verdammt sein, die Bademode des schwedischen Billiganbieters H&M (www.hm.com) tragen zu wollen. Die weltweite Wirtschaftskrise führt ja schon seit Jahren dazu, dass der Stoff immer knapper wird und vor allem Frauen immer weniger für ihr Geld bekommen (dafür aber häufiger Nierenschäden – ist doch auch was, oder?). Das ändert aber meist nichts an der Situation der Kinder in den sogenannten Dritte-Welt-Ländern, die häufig einen Hungerlohn für die Herstellung vieler Textilien bekommen (weitere Infos zu den Arbeitsmethoden großer Markenfirmen unter www.markenfirmen.com). 

 

H&M Modell Heidi Klum (Mai 2003) – Mut zum Billiglook.

 

Monarchie vs. Demokratie

In einem fingierten Interview sagte Hennes&Mauritz Produktmanager Sven Svensen über den neuen Badezweiteiler „Wasa Knäcke light“ (Bild oben): „Dieser Zweiteiler erfüllt höchsten Tragekomfort. Man (bzw. frau) spürt ihn praktisch kaum.“ Auf die Bemerkung des Reporters hin, dass ihn dieses Modell und auch ein weiteres mit dem Namen „Leopard“ (Bild unten) ein bisschen an das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ eines anderen Skandinaviers namens Hans Christian Andersen erinnere, meinte Sven Svensen, dass man das nun nicht vergleichen könne, denn damals hätte es eine Monarchie gegeben und heute leben zivilisierte Menschen in einer Demokratie und sind viel freier als damals. Als der Reporter daraufhin meinte, dass der Vergleich nicht so ernst zu nehmen war, fragte Sven Svensen den Reporter, ob er ein Interview führen oder ihn „veralbern“ wolle.

 

Was unterscheidet unsere heutige Demokratie eigentlich von einer Monarchie so ganz konkret? Offensichtlich ziemlich viel – Wahlen, Verfassung ... und noch so einige andere Dinge, würden wir wohl vermuten. Und da sind wir auch schon bei einer neuen Unterreihe der Hinweis-Serie – der lang angekündigten e-Mail über die „Cash-Dealers-Union“, im Fachjargon auch Christlich-Demokratische Union genannt. Da aber keiner mehr so richtig weiß, was an der CDU noch richtig demokratisch (außer vielleicht der freien Wahl der Methode, wie man Geld veruntreut) oder christlich (man stellte sich ja in der Irak-Frage nicht nur gegen einen Dorfpfarrer, nein es musste gleich der Oberguru der Christen höchstpersönlich sein) ist, ist die Bezeichnung „Cash-Dealers-Union“ vielleicht nicht ganz legal, aber sie wird wenigstens überall verstanden. Was man bei vielen Worten, die die Pfarrer von der Kanzel rufen, manchmal sicher nicht behaupten kann.

 

Wer darf der Erste sein? Ich habe mich aus aktuellem Anlass für „uns’ König Kurt“ entschieden. Im folgenden eine Zusammenfassung eines Artikel aus der „Freien Presse“ (Chemnitzer Raum) und Passagen aus dem sehr aufschlussreichen „Schwarzbuch Helmut Kohl“ des ehemaligen SPIEGEL-Redakteurs Bernt Engelmann (1921-1994). Aber lest selbst ...

 

Der König ist  tot! Es lebe der König!

Sachsens ehemaliger Ministerpräsident Kurt Biedenkopf und seine Frau Ingrid erhalten ein eigenes Denkmal in Schlema/Erzgebirge

 

In Sachsen sind auf Werbeplakaten des Getränkehersteller „Lichtenauer“ und der „Sächsischen Zeitung“ seit mehreren Wochen zahlreiche Erfindungen der hellen Sachsen zu sehen: Feinwaschmittel, Teebeutel, 3D-Display etc. Ja, die Sachsen waren in der Geschichte häufig die Ersten. So auch dieses Mal, als der Bürgermeister des 6.000-Seelen-Städtchens Schlema im Erzgebirge, Konrad Barth (Freie Wähler), Sachsens ehemaligen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf und seiner Frau Ingrid ein eigenes Denkmal setzte. Die in Chemnitz erscheinende „Freie Presse“ berichtete am 28./29.Mai 2003 ausführlich über die sehr eigentümliche Entstehungsgeschichte des Biedenkopfs-Denkmals. Somit dürfte es „deutschlandweit das erste Mal sein, dass ein Politiker zu Lebzeiten einen Stein erhält.“ Die Biedenkopfs hatten sich nach der Wende für das kleine Erzgebirgsstädtchen, welches im Deutschen Reich das fünftgrößte Radiumbad besessen hatte, besonders eingesetzt. Laut „Freie Presse“ wurden in den 90er Jahren 750 Millionen Euro in Schlema investiert, 150 Millionen allein in die Infrastruktur, „in das neue Kurbad flossen 30 Millionen Euro Fördermittel“. Bürgermeister Konrad Barth, der aufgrund seiner schlitzohrigen Aktionen von den Schlemaern angeblich auch King Kon – König Konrad – genannt wird äußert sich in der FP wie folgt: „Das Ehepaar Biedenkopf war unsere Lobby. Sie haben an uns geglaubt, Werbung für uns gemacht.“ Der tiefe Dank kommt dann auch auf der Spruchtafel auf dem am diesjährigen Himmelfahrtstag eingeweihten Gedenkstein zum Ausdruck: „Für Ingrid und Kurt Biedenkopf, die an das Schlematal geglaubt haben ..“.

Nun könnte man es bei einem Schmunzeln belassen und Schlema zu seinem Biedenkopf-Denkmal gratulieren, wenn Schlema nicht in Sachsen liegen würde und Sachsen in Deutschland. Mal abgesehen von den zahlreichen Korruptionsaffären um Kurt Biedenkopf, der letztlich im Dezember 2001 über eingeforderte Sonderrabatte bei IKEA stolpern durfte und alsdann von Georg Milbradt in seinem Amt als sächsischer Ministerpräsident abgelöst wurde, reichen die dunklen Zeiten des Kurt Biedenkopf noch viel weiter zurück. Aufschluss über den Aufstieg Biedenkopfs gibt u.a. Bernt Engelmanns Buch „Schwarzbuch Helmut Kohl – wie alles begann“, für welches Engelmann (1921-1994) die Arbeiten kurz vor seinem Tod beendete. Biedenkopfs Vater Wilhelm wurde 1900 in Chemnitz geboren und war „bis zu seiner Pensionierung ordentliches Vorstandsmitglied der ... zur Flick-Gruppe gehörenden „Dynamit-Nobel AG““. Während des Zweiten Weltkrieges war Vater Wilhelm „ein vom Führer besonders belobigter und belohnter Wehrwirtschaftsführer.“

Die Suche nach Verbindungen zu Helmut Kohl führt über einen gewissen Dr. Fritz Ries. Dieser hatte im Zweiten Weltkrieg eine Gummifabrik im oberschlesischen Trzebinia, unweit des Konzentrationslagers Auschwitz. Zudem wurde er nach dem Krieg und nach einer kräftigen finanziellen Entschädigung als Vertriebener zum Förderer des jungen dynamischen Helmut Kohl. Und wie der Zufall es so will, hatte jener Dr. Ries auch noch eine Tochter namens Ingrid, die Ende der 70er Jahre, als geschiedene Kuhbier, den ebenfalls gerade frisch von seiner Frau Sabine, Mutter der gemeinsamen vier Kinder, geschiedenen Kurt Biedenkopf heiratete und seit 1990 nur noch als Sachsens „Landesmutter Ingrid“ bekannt ist.

All solch lästige Details dürfte Schlemas OB Konrad Barth, aber wenig interessiert haben, als er den Gedenkstein dann Ende Mai 2003 kostenlos herstellen und anliefern sowie mit Hilfe eines Freundes und ein paar ABM-Kräften, dann gleich noch einmauern ließ. Da soll mal einer sagen, in Schlema fände kein Aufbau Ost statt.

 

So weit zu König Kurt und seiner Ingrid. Man merkt also, so großartig unterscheidet sich das Paarungsverhalten der Biedenkopfs gar nicht von denen der Adligen in einer Monarchie. Zweckheiraten waren damals schon hoch im Kurs und König Kurt tat das wohl offensichtlich auch. Aber belassen wir es dabei, man könnte allein über die Dresdner Zeit der beiden Biedenkopfs Bücher schreiben (http://www.karl-nolle.de/aktuell/pressem.php?id=2732). Aber es gibt da auch noch Helmut Kohl, Roland Koch, Wolfgang Schäuble, Birgit Breuel und viele viele andere vermeintliche Gottesanbeter, die sich auch nicht zu schade wären, dem lieben Gott das letzte Hemd auszuziehen.

 

In diesem Sinne, einen guten Start in die Woche, Euer Micha.

 

PS: Diese e-Mail kann wie immer gern weitergeleitet werden.