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Hinweis Nr. 45 - Verschwörungstheorien Teil 4 - Neues vom PNAC

von Michael Winkler
gesendet am 23. Juni 2003

    

 

„Wirkliche Freiheit besteht darin, zwischen Reiz und Reaktion einen Moment inne zu halten, um die Reaktion selbst zu bestimmen.“

Gefunden unter www.das-gibts-doch-nicht.de

 

Nachtrag zum Thema „SARS“

Neben den weniger ernstgemeinten, aber dafür umso besseren, Bild- und Textberichten zum Thema „SARS“ (siehe rechts), verirren sich immer wieder vereinzelte Meldungen in den Zeitungen. Laut „Junge Welt“ (20.06.2003) hat die Weltgesundheitsorganisation nach 100 Tagen Bilanz gezogen: 8465 Menschen erkrankten, 801 Patienten starben.

Als Kartograph fand ich folgende graphische Darstellung sehr „interessant“:

http://www.nationsonline.org/oneworld/china_sars_map.htm.

Zu sehen sind die chinesischen Provinzen, eingefärbt nach der absoluten Anzahl SARS-Opfer. Mein Kartographie-Studium liegt zwar schon ein paar Monate zurück und die Theorie schon Jahre, aber eine solche Darstellung ist meines Wissens absolut unzulässig. Man könnte auch sagen, diese kartographische Darstellungsmethode gibt es gar nicht. Wenn man sich die Karte mal anschaut, weiß man auch warum. Ganz China sieht aus wie ein einziges Seuchenmeer, doch es geht eigentlich keine konkrete Aussage aus dieser Karte daraus hervor. Sind es viele Tote? Wo leben überhaupt die meisten Chinesen? Ohne die Angabe relativer %-Werte ist diese Karte einfach mal „Humbug“. Wie dem auch sei ... Ich vermute, China geht es gut und die Leute schauen dort hoffentlich nicht soviel Fernsehen wie die Deutschen. Laut einer Umfrage von FOCUS sollen 41 % der Deutschen Angst vor SARS gehabt haben ... bei genau einem (ich wiederhole „einem“) Infizierten (richtig gelesen ... infiziert, nicht gestorben).

 

 

Doch zurück zum Thema ...

 

Ein Hallo an alle! Hello everybody!

 

Das Thema „Verschwörungstheorien“ ließe sich um einige Folgen erweitern, denn dubiose und für den Normalbürger meist ungelöste Fälle gibt es genügend (JFK, John Lennon, Olov Palme, Pim Fortyun etc. etc.). Man gibt der Öffentlichkeit ein paar Hinweise und ab einem gewissen Punkt ist logischerweise Schluss – dann war es Selbstmord oder ein Irrer.

Aber das muss nicht unbedingt so sein. Die Amerikaner sind da stellenweise viel offener; wie die Denkfabrik „Projekt for a New American Century“ zum Beispiel. Mit ein bisschen Surf-Fingerspitzengefühl lassen sich erstaunliche Dinge ans Tageslicht befördern. Doch bevor wir über den großen Teich nach Amerika gehen, bleiben wir noch kurz in heimatlichen Gefilden – nämlich in Dresden. „Verschwörungstheorien“ lassen sich auch gut über Mund-zu-Mund-Propaganda verbreiten und so will ich nicht versäumen, welche Erklärung mir vor kurzem für die „Dresdner Bombe“ gegeben wurde.

 

„Bombenwetter“ im Dresdner Hauptbahnhof

Ich habe ehrlich gesagt nicht viel darüber gehört, habe mich auch kaum darum gekümmert, was da nun eigentlich dabei ablief und was „wirklich“ passiert sein könnte. Gestern erzählte mir ein Freund allerdings folgende Version des Falles „Bombe im Koffer“. Er vermutete, dass das sächsische LKA die Bombe selbst dahin befördert hatte bzw. mit nachgeholfen hatte, da in Kürze ein Abbau von vier Abteilungen bevorstand. Nach dieser „Bombenstimmung“ dürfte eine Streichung dieser Arbeitsplätze wohl erst mal vom Tisch sein. Ein positiver Nebeneffekt der ganzen Sache wäre auch der, dass das Thema „Schläfer und Terrorismus“ wieder in die Gehirne der Bevölkerung eindringen konnte. Gegen diese Nebenwirkung hat sicherlich auch kein Regierender etwas – im Gegenteil eine verängstigte, um mehr Sicherheit bettelnde, Bevölkerung wäre im Interesse aller.

Nun, ich gebe zu, schwerer Tobak, aber im Grunde genommen genau so wahrscheinlich wie jede andere Erklärung. Wie zum Beispiel die offizielle Version, die kürzlich durch die Zeitungen ging, dass bei der Hamburger Chefredaktion der „Bild“-Zeitung ein Bekennerschreiben der kaukasischen Befreiungsfront „Abu Achikoba“ eingegangen sei. In diesem Sinne bleibt mir nur eines zu sagen übrig: „BILD dir deine Meinung.“

 

Neues vom PNAC

Es ist natürlich nicht leicht, bei einem unregelmäßig erscheinenden Newsletter aktuell zu bleiben. Wichtige Meldungen gibt es jeden Tag. Zwei Dinge möchte ich aber dennoch nicht unerwähnt lassen. PNAC-Mastermind Paul Wolfowitz war offensichtlich der Erste, der den Inhalt der amerikanischen Hegemoniestrategie offen legen will. Nicht umsonst wagt er es, nicht einmal einem Monat nach dem „offiziellem Kriegsende“ zu verkünden, dass die Massenvernichtungswaffen nur aus quasi „bürokratischen Gründen“ als Kriegsgrund angegeben worden sind (http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID1895218,00.html). Da ist sie also wieder diese Wildwest-Mentalität „Also, Jungs, jetzt mal Schluss mit Euren Spielchen. Redet nicht so lang drumherum – wir sagen jetzt ganz offen, was wir denken.“ Eigentlich schon wieder richtig ehrlich. Im Grunde genommen sogar wohl das Beste (im Sinne von „am zeitsparendsten“, was man momentan tun kann). Damit geriet Tony Blair auf einmal kräftig ins Trudeln und die US-Amerikaner kommen ihren eigentlichen Zielen immer näher. Es wird nicht lange dauern, dann können sie auch sagen: „Wenn irgendjemand irgendwo in der Welt Probleme mit uns hat, dann soll er es sagen. Dann schicken wir 250.000 Mann zu Friedensgesprächen und wir sehen weiter.“

Als ebenso „bemerkenswert“, wenn gleich viel bedrohlicher, empfand ich US-Justizminister Ashcrofts Forderung, die Sicherheitsgesetze in den USA weiter zu verschärfen (http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,251885,00.html). Er forderte u.a., dass man verdächtige Personen ab sofort einknasten und im Zweifelsfall auch die Todesstrafe anwenden könne. Also, Freunde der DAF, da haben wir sie wieder – die gemeinsamen deutsch-amerikanischen Werte. Was früher die „Commies“ waren, sind heute die Terroristen. Was bei uns die Juden waren, könnte in den USA evtl. bald auch den Moslems (oder sonstigen „Staatsfeinden“ aller coleur) blühen.

 

Altes vom PNAC

Im übrigen ist die Welt (und insbesondere die US-Amerikaner) manchmal wirklich sehr offen – nicht zuletzt seit dem es das Internet gibt. Das PNAC ist nicht etwa ein geheimer konspirativer Treff, nein, ganz im Gegenteil ... sie haben sogar eine eigene Homepage (http://www.newamericancentury.org/index.html)! Unter dem „Statement of Priciples“, der Absichtserklärung des „Projekts“ also, sind alle Unterzeichner, incl. der bereits erwähnten Berühmt-Berüchtigten (Donald Rumsfeld, Jeb Bush, Paul Wolfowitz, Zalmay Khilalzad etc.) aufgeführt. Und wenn man sich den „Projektplan“ (http://www.newamericancentury.org/RebuildingAmericasDefenses.pdf) runterlädt, findet man auf Seite 63 den bereits in Hinweis 33 erwähnten Absatz:

“Further, the process of transformation, even if it brings revolutionary change, is likely to be a long one, absent some catastrophic and catalyzing event – like a new Pearl Harbor. Domestic politics and industrial policy will shape the pace and content of transformation as much as the requirements of current missions.“

Oder zu deutsch:

„Des Weiteren ist der Transformationsprozess, selbst wenn er revolutionäre Veränderungen mit sich bringt, wahrscheinlich ein langer, es sei denn es gäbe ein katastrophales und als Katalysator wirkendes Ereignis – ähnlich einem neuen Pearl Harbor. Innenpolitik und Wirtschaftspolitik werden die Geschwindigkeit und den Inhalt der Transformation bestimmen ebenso wie die Erfordernisse gegenwärtiger Missionen.“

Noch einmal erwähnt sei, dass dieser Strategiebericht von September 2000 (!), also drei Monaten vor der Wahl George W. Bushs zum Präsidenten und einem Jahr vor den Anschlägen vom 11. September, stammt. Die Finanzkrisen in den USA in den Jahren 2001 und 2002 (Enron, WorldCom etc.) sollte man dabei im Hinterkopf behalten.

 

Die bereits erwähnte Absichtserklärung (www.newamericancentury.org/statementofprinciples.htm) mutet da nicht weniger bizarr an. Bevor die Namen der Unterzeichner aufgeführt sind, schließt man mit folgenden Worten:

“Such a Reaganite policy of military strength and moral clarity may not be fashionable today. But it is necessary if the United States is to build on the successes of this past century and to ensure our security and our greatness in the next.”

“Solch eine Reagan-ähnliche Politik der militärischen Stärke und moralischen Klarheit mag heutzutage vielleicht nicht mehr modern sein. Aber sie ist notwendig, wenn die Vereinten Staaten auf den Erfolgen aus dem letzten Jahrhundert aufbauen und ihre Sicherheit und Großartigkeit im nächsten Jahrhundert garantieren wollen.“

 

Mir fiel beim Lesen dieser „Absichtserklärung“ wieder der Transparenttext eines Dresdners ein, der beim Protest gegen den Irak-Krieg im März 2003 fragte: „Wer befreit die USA?“

 

In diesem Sinne, einen guten Start in die Woche und „watch your head“, Euer Micha.