von Michael Winkler |
“Wir
danken heute Gott, dass er uns Konrad Adenauer geschenkt hat.”
Erzbischof
Joachim Kardinal Meisner, anlässlich der Feierlichkeiten zum 125. Geburtstag
von Konrad Adenauer, Köln 2001
(entnommen
aus Werner Rügemer „Colonia Corrupta“, 2003)
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Mein
Arbeitsplatz – mein Kampfplatz für den Frieden
Wer
im Bereich der Geodäsie, Kartographie, Geographie u.ä. tätig ist, hat
sicherlich schon einmal etwas von Geoinformationssystemen, kurz GIS, gehört.
Bisher war es mir noch gar nicht so bewusst geworden, was für ein „höllisches
Werkzeug“ ich da mitunter in der Hand habe. Das musste mir erst ein
US-amerikanisches GIS-Journal namens „geoworld“ (www.geoplace.com)
vor Augen führen. Beim Anblick einzelner Titelseiten dieses Journals
wird man mitunter allerdings zwangsläufig zum Lachen animiert. Während
mich das Juni-Titelblatt (Disease Management „GIS takes a Bit out of
the West Nile Virus“, http://www.geoplace.com/gw/2003/0306/0306wnv.asp,
oben links) stark an die Bienen-Szenen aus Michael Moore’s
„Bowling for Columbine“ erinnerten, in denen er darauf verwies, dass
in den US-amerikanischen Medien alles gefährliche immer aus
Schwarzafrika komme, zeigte das Oktober-Titelblatt einen GI neben einer
Munitionskiste (http://www.geoplace.com/gw/2003/0310/0310cvr.asp).
Die Editoren des Artikels fragten dann unter der Hauptüberschrift „Targeting
Terrorism“ doch allen Ernstes „Can GIS lead the attack?“.
Eingeordnet wurde der Artikel unter die Rubrik „Homeland Security“.
Aber damit nicht genug: Jagte man im Oktober noch Terroristen, machte
dies das November-Heft wieder gut. Auf dem
Titelbild sah man irakische Bauern unter der Überschrift „Restoring
Eden“ („GIS Helps Repair Marshlands in Iraq“, http://geoplace.com/gw/2003/0311/0311cvr.asp)
durch die Gewässer fahren. Besser geht’s wirklich nicht. Mir geht es
nun auch von Tag zu Tag besser, seitdem ich weiß, wofür man
Geoinformationssysteme alles benutzen kann: um Mücken zu finden,
Terroristen zu orten und um den Garten Eden wieder herzustellen. Ein
Allheilmittel offensichtlich .. wie im Märchen. Einfach schön. |
Ob
Mücken, Terroristen oder irakische Bauern ... GEOWORLD
hilft Ihnen dabei! |
Der
beste Deutsche
Wenn
man so scheinbar vor sich hinträumt, ist es gut, wenn man ab und an wieder
aufgeweckt wird. Das gelingt zwar nicht immer häufig, aber mitunter gibt es
Ereignisse, die dann doch sehr bedenklich sind. Da wählen einige Millionen
Deutsche und Menschen, die in Deutschland leben, deeeeen „besten“ Deutschen.
Und was passiert am Ende ... es gewinnt Konrad Adenauer. Der Mann der maßgeblich
die deutsche Spaltung forciert hatte. Es gewann nicht etwa Helmut Kohl, als
„Vater der deutschen Einheit“ (der er zwar nicht war, aber als der er häufig
dargestellt wird). Es war auch nicht Friedensnobelpreisträger Willi Brandt, der
ab Ende der 60er Jahre die Entspannungspolitik zum Osten einleitete. Nein, es
gewann Konrad Adenauer. Nun, als ehemaliger Ossi, fehlen mir natürlich etwas
die positiven Seiten (die es zweifelsohne bei jedem Menschen gibt) des Konrad
Adenauer. Stattdessen blieben mir einige andere Dinge stark im Gedächtnis
verhaften. Nachzulesen sind diese u.a. im bereits erwähnten „Schwarzbuch
Helmut Kohl – wie alles begann“ von Bernt Engelmann, welches ein
Sammelsurium von Machenschaften der Cash-Dealer’s-Union
enthält. Dort heißt es u.a.:
„Konrad
Adenauer, erster Bundeskanzler von 1949 bis 1963, zog aus den Gegebenheiten
politische Konsequenzen, die seiner Herkunft, Erfahrung und Grundeinstellung
entsprachen. Er wurzelte noch im 19. Jahrhundert und hatte die ersten 42 Jahre
seines Lebens unter dem autoritären Regime des wilhelminischen Kaiserreichs
verbracht. Er war Rheinländer, Katholik, Mitglied der katholischen
Zentrumspartei, wo er dem eher rechten Flügel angehörte, der im Sozialismus
den Erzfeind, im Faschismus einen möglichen Verbündeten sah. 1929, als
Mussolini, der den italienischen Arbeiterführer Giacomo Mateotti kurz zuvor
hatte ermorden lassen, seinen Frieden mit dem Vatikan machte, telegrafierte ihm
Adenauer, damals Kölner Oberbürgermeister: „Der
Name Mussolini wird in goldenen Buchstaben in die Geschichte der katholischen
Kirche eingehen!“
1919,
nach dem Untergang der Hohenzollern-Monarchie, hatte Adenauer schon mit dem
Gedanken geliebäugelt, Westdeutschland vom sozialistisch regierten Reich
abzuspalten und es als starken Partner in eine katholisch-konservative
Wirtschaftsunion der westlichen Nachbarn Belgien, Luxemburg und Frankreich
einzubringen. 1945 nahm er diese Pläne sogleich wieder auf.“
Bernt
Engelmann stellt weiterhin heraus, dass Adenauer nicht nur einen „tiefe
Abneigung gegen alles auch nur entfernt Sozialistische“ hatte, sondern auch
ein entschiedener Gegner Preußens. Angeblich soll Adenauer Berlin als eine
„heidnische Stadt“ und Preußen als „Anfang Asiens“ bezeichnet haben.
Unter Adenauer wurde ebenso die so genannte Hallstein-Doktrin entwickelt, die
der BRD die alleinige Rechtsnachfolge des untergegangenen Deutschen Reiches
zusicherte. Die DDR war dieser Doktrin zufolge „nichtexistent“.
Aber
wenn jemand politische Entscheidungen fällt, die größeren Ausmaße annehmen,
dann ist dass nicht unbedingt nur ihm selbst zuzuschreiben. Hinter Adenauers
Interessen standen sicherlich noch eine ganze Menge anderer Leute, die nicht nur
Gefallen an der damaligen Entwicklung gefunden haben, sondern auch finanziell
sehr gut dadurch verdienten.
Adenauer
als OB von Köln 1916-1933
Ich
möchte nicht auf das Schema der Sendung um den „Besten Deutschen“ eingehen.
Da ich nicht eine einzige Sendung gesehen habe, kann ich mir diesbezüglich auch
kein Urteil erlauben. Aber wenn Adenauer nun der „beste“ Deutsche ist,
schließt das ja zumindest ein, dass er ein „guter Deutscher“ ist, sonst wäre
er ja nicht der „beste“ geworden. Nun, was zeichnet einen guten Deutschen
denn aus?
Wie
wir bereits erfahren haben, zeichnet er sich dadurch aus, dass er die Spaltung
Deutschlands durchaus sehr gemocht haben musste. Was einen guten Deutschen noch
auszeichnet, kann man u.a. in Werner Rügemers Buch „Colonia Corrupta“
(Dampfboot Verlag, 2002, darin sind auch einige Geschichten zum Thema „Cross
Border Leasing“ enthalten) nachlesen. Über mehrere Jahre hinweg – 17 Jahre
als OB von Köln schaffen die entsprechenden Strukturen – bediente sich
Adenauer aus den Kassen der Stadt. Hier eine zusätzliche „Aufwandsentschädigung“,
da ein bisschen „Wohngeld“ .. so ließ es sich leben. Doch auch dies schien
mit der Zeit etwas langweilig geworden zu sein, denn anders kann man sich wohl
kaum erklären, dass Konrad Adenauer sich Anfang der Zwanziger Jahre Börsen-Insidergeschäften
widmete. Natürlich nicht aus seiner eigenen Tasche. Nein, dazu schöpfte er aus
den Kassen der damals am höchsten verschuldeten deutschen Stadt, Köln. Den Höhepunkt
der Börsenkarriere Adenauers bildete ein Geschäft, bei dem er mit Hilfe des
Generaldirektors der Glanzstoff AG Wuppertal, Fritz Blüthgen, und Anton Brüning
von der Deutschen Bank 2,8 Millionen Reichsmark in Glanzstoff-Aktien (es war die
Zeit, dass Nylon-Booms) investierte. Das war im Februar 1928. Ein paar Monate später,
1929, sorgte der Börsencrash in New York für einen Kursverfall um 75 %. Da
sich keiner der Beteiligten, weder der kurz vor der OB-Wiederwahl stehende
Adenauer noch die „Spendengeber“ der Deutschen Bank, die Blöße geben
wollte, zahlte die Deutsche Bank die Schulden und alles blieb mehrere Jahre
unter der Decke. Als die Sache 1942 brenzlig zu werden schien und ein
Glanzstoff-Aktionär verlangte, dass Adenauer die geliehenen Aktien zurückgeben
solle, wandte sich letzterer an einen gewissen Hermann Joseph Abs in Berlin.
Dieser war inzwischen Vorstandschef der Deutschen Bank und siehe an,
Aufsichtsratsvorsitzender der Glanzstoff AG (die Sache mit den klüngelnden
Vorständen und Gremien ist also keine Erfindung der heutigen so genannten
„Globalisierung“). Schließlich kam man zu der Vereinbarung, dass alles so
hat sein sollen und Adenauer musste nicht nur nicht
die Schulden von 1929 zurückzahlen; vielmehr noch: er durfte die geliehenen
Aktien gleich mitbehalten. Eine Hand wäscht die andere ... und so wurde nach
Ende des Zweiten Weltkrieges jener Hermann Joseph Abs zum wichtigsten
Finanzberater des späteren Bundeskanzlers und ersten CDU-Vorsitzenden.
Moral
aus der Geschicht’
Nun,
was bleibt uns von dieser Geschichte?: Dass der „beste Deutsche“
offensichtlich einer war, der in erster Linie in seine eigene Tasche
gewirtschaftet hat und dies in einer kaltschnäuzigen Art, dass selbst Helmut
Kohl alt dagegen aussehen würde. Sind wir jetzt alle, die einigermaßen ehrlich
bleiben wollen/sollen, schlechte Deutsche? Oder sind wir sogar besser als der
„beste“ Deutsche? Fragen über Fragen ... und ich weiß immer noch nicht,
warum gerade Konrad Adenauer die Ehre des Siegers gebührt. Weint ein Großteil
der Westdeutschen immer noch der guten alten Zeit unter Konrad A. hinterher? So
wie einige Ostdeutsche vielleicht der DDR?! Aber könnte man sich vorstellen,
dass Ostdeutsche Wilhelm Pieck zum besten Ostdeutschen gekürt hätten? Wohl
kaum, also muss Konrad A. noch eine ganze Menge anderer Qualitäten (außer dass
unter ihm in Westdeutschland so etwas wie Wohlstand entstand) gehabt haben ..
Wer diese kennt, kann mir gern zurückschreiben ...
In
diesem Sinne, eine schöne Woche euch allen, Euer Micha.