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IN GERMAN


1. BBB Workshop Festival

Rendez-Vous of Arts

What is Art? What is Religion?

1992 March / April 40 artists from Japan, US, Indonesia, Thailand, Germany met in Bali for two month to get to know each other and work together...


ARTHOUSE BONA

MAY 16 TO MAY 28 1992

BONA - BELEGA - BLABATUH - GIANYAR

BALI - INDONESIA

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EXHIBITION / PERFORMANCE

DASA NAMA KERTA

A moveable sculpture garden

designed by

Wayang Darmadi, Wayan Wali, Ketut

Tarka, Kadek Putra, Komang Sukerti, Pak

Kota, Reinhardt Zabka, Ullrich Sachse,

Eva Kowalski, Annette Munk und

Manuel Lutgenhorst


OM SWASTIASTU - Selamat datang - Welcome - Willkommen - ....

 

Sicherlich ist dieses Festival eines der Merkwurdigsten, das jemals veranstaltet worden ist. Keine Institutionen, keine Organisation, keine konkreten Zusagen der Kunstler und Freunde, ein Dorf als Vorstellungsort und kein Team. Darf man diese Verantaltung FESTIVAL nennen, wo niemand weiss, wie gross es wird und an welchem Ort es genau stattfindet? Was fur eine Veranstaltung ist es denn uberhaupt?

Wir glaubten, da wir so etwas noch nie gemacht haben, besonders noch nie in einem fremden Land, noch dazu Bali, das wir uns darauf konzentrieren mussten, das sich hier fur eine kurze Zeit Kunstler und Freunde treffen und sich in einer fremden Gegend kennenlernen. Veranstaltungen, Vorfuhrungen, oder Ahnliches sind dem Zufall, dem Willen zur Freude uberlassen. Wir hofften, das das, was uns an Bali so besonders gefallt, dieses - "zur rechten Zeit - am rechten Ort - zur rechten Gelegenheit " anwesend zu sein und aktiv zu werden, ein besonderer Reiz ware. Der Mut zum Versagen, gemischt mit der Freude zu sein, moge uns inspirieren.

Wir mochten allen Beteiligten herzlichst danken, da der Einsatz des Einzelnen zum Erfolg oder Misserfolg massgeblich entscheidend war. Wir mochten uns bedanken, das die die kamen auf ihre eigenen Kosten kamen, ihr personlicher Einsatz uns durch diese zwei Monate brachte. Ganz besonders mochte ich mich aber bei den wenigen ernsthaften jungen und alten Balinesen bedanken, die konstant und still unsere Freunde mit Essen, Kaffee und Hilfe bedacht haben. Es gab Momente, wo wir so alleine dastanden, das es zum Verzweifeln war. Aber die kleine Gruppe der Unwichtigen hier im Dorf hat uns gerettet. Danke, das alle Beteiligten die Verantwortung mitubernahmen.

Ausserdem mochte ich mich besonders beim Goethe Institut bedanken, die es gewagt haben, vier deutschen Kunstlern die Flugreise zu bezahlen und diese Dokumentation. Ausserden dem Ministerium fur Kultur des Landes Brandenburg, dessen Finanzhilfe es ermoglichte, Balinese Kunstler zu Vorstellungen fur unser Dorf Bona einzuladen.

Aber besonders ein vom Herzen kommendes Dankeschon all den Sponsoren dieses ARTHOUSES die das Vertrauen hatten, diesen Traum, ein freies Haus zum kunstlerischen Schaffen zu gestalten, ermoglicht haben. Das ist der Grundstein, auf das sich dieses erste Festival aufbaut. Ich hoffe, wir werden diesen Test bestehen, das es uns Mut macht, oder das man uns Mut macht, alle zwei Jahre eine solche EXTRAVAGANZA zu veranstalten. Es hangt davon ab, das die, die sich beteiligen, mit guten Erinnerungen unsere Namen in ihre Lander tragen, um dort den noch Unsicheren, Vorsichtigen, zu Beschaftigten oder Mittellosen Mut zu machen, das nachste Mal dabei zu sein, Freude zu entwickeln aus Spass, das zu tun, wofur man lange gestrebt hat: sich durch Kunst auszudrucken. Was bleibt uns Anderes...

OM SWASTIASTU.

Danke schon..

Manuel Lutgenhorst und Reinhardt Zabka


 

12. May 1992

April 1991, Bali, Banjar

Ich war Mardadewa einen kleinen Ausflug schuldig. Wir wollten uber Bedugul nach Sinaraga und uber Tirtaganga, Karangasem wieder zuruck nach Bona. Das war 1991 im Marz oder April. Es war eine schone, problemlose Fahrt mit unserem alten Wagen bis Sinaraga. Der beruhmte 'Lovina Beach' schien uns so bedeutungslos. In einem leeren Restaurant erzahlte uns die Wirtin von einer heissen Quelle in der Nahe. Da sonst nicht viel zu tun war, fuhren wir dort hin, um uns zu erfrischen. Zu unserer Uberraschung fanden wir dort eine sehr romantisch angelegtes Schwimmbad und ein Restaurant. Es herrschte grosse Stille, keine Touristen, nur ein paar hungrige Verkaufer lungerten herum. Kaum waren wir im warmen Wasser, fing es an zu regnen und bald goss es in Stromen. Durch den Dampf des heissen Wassers und die platschenden Regentropfen erschien ein blonder Schadel uber dem Wasserspiegel. Noch ein Tourist, ein Westler. Merkwurdigerweise gehen sich westliche Touristen normalerweise aus dem Wege, der Balinese aber fangt sofort an sich zu informieren:

'Woher, wohin, schon verheiratet, wieviele Kinder?

Ich war im Zweifel, welcher Tradition zu folgen? Aber so allein im Regen mit einem anderen Weissen erschien es mir lacherlich, keine Fragen zu stellen. Schuchtern schwammen wir auf einander los. Noch in Rufweite fragte ich in Englisch:

' Where do you come from? ' und mit schlechten Englisch kam zuruck:

' From Germany. '

Naja, selten trifft man einen einzelnen Deutschen. Wir schwammen ein wenig naher.

' Me too. Von wo in Deutschland? ' mochte ich wissen.

' Von Berlin. ' kommt es in einem etwas merkwurdigen Dialekt zurck. Ein Berliner und ein Bayer im heissen Wasser in Bali.

' Ich bin von Munchen. '

' Ich von Ostberlin. '

' Du kommst aus dem Osten? '

' Ja. '

Welche eine Uberraschung. Den letzten Ostdeutschen traf ich 1982, als ich in Berlin wohnte und ofters in Ostberlin ins Theater ging.

' Was machst Du? ' wollte ich wissen.

' Ich bin Maler, beschafige mich mit Kunst. '

' Ich auch. Wie alt bist du? '

' Uber vierzig. '

' Ich auch. '

Ein Ostdeutscher, ein Westdeutscher schwimmen Kopf an Kopf im Regen in Bali herum, irgendwo in verlassenen Bergen und uben Wiedervereinigung, Mardewa sitzt dunn, dunkelhautig und vor Nasse tropfend auf der Mauer und schaut sich diese so bewegende Begegnung an, nicht begreifend was vor geht.

' Was machst du hier? '

' Ich wollte immer schon nach Bali und nun endlich, nachdem die Mauer fiel, konnte ich mir diesen Wunsch erfullen.

' Wie kommst du hier her? '

' Ich wandere. Ich glaubte hier gabe es ein Hotel. Aber es gibt hier nichts zum Schlafen. '

' Willst du mitkommen? Wir wohnen in Bona und haben ein Haus wo Kunstler frei wohnen konnen und wenn du Lust hast, kannst du dort bleiben. '

' Ja, wenn es euch nichts ausmacht. '

Reinhardt Zabka kommt mit. Mardewa, der im Auto die Details erfahrt, ist verwundert uber diesen gottlichen Zufall. Reinhardt bleibt ein paar Wochen hier in Bona, klebt Collagen, verschwindet wandernd, kommt wieder zuruck.

Am letzten Tag seines Aufenthaltes besuchen wir das Tempelfest in Majeti. Die Idee wurde geboren.

' Lass uns eine Kunstzeremonie veranstalten. '

Wir versprechen uns und er fahrt zuruck nach Deutschland zuruck in seinem Osten im Westen.

 

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REINHARD

Im fremden Land bin ich meinen vergessenen Traumen begegnet. Als Kind faszinierten mich die phantastischen Damonen und Geistergeschichten, Bilder von undurchdringlichem Zauber, unerreichbar. Vor 2O Jahren sah ich einen Film uber einen emigrierten deutschen Maler auf Bali und war von der entspannten Lebensathmosphare fasziniert. Als die Mauer fiel, hatte ich das schon fast vergessen, erst bei einer Ausstellung in Holland ermutigte mich der Kunstler Woody van Amen nach Indonesien zu reisen, da meine Arbeiten viele Bezuge aufweisen wurden. Nach der Lekture eines Reisefuhrers und den zu erwartenden Krankheiten war ich wieder entmutigt, aber als meine Schwester sagte, dass sie in 4 Tagen nach Bali reise, entschloss ich mich Kurzerhand, mich anzuschliessen. Nach der Begegnung mit dem touristischen Dasein sass ich in Candi Dasa und fragte mich, wo ist das Bali meiner Erinnerungen. Die uberreiche Natur und umfangliche Kunstproduktion hatten mir den Pinsel aus der Hand geschlagen. Dann begegnete ich in der heissen Quelle unter den speienden Damonen dem Hausmeister des Arthouses Bona, wie sich Manuel vorstellte. Auf seine Einladung, mal vorbeizukommen, da wollte ich doch lieber gleich. So landete ich nach einer abendteuerlichen Fahrt am nachsten Tag in Bona auf Bali.


 

Bali, April 24, 1991

Betrifft: Kunstlertreffen und Veranstaltung Feb, Marz, April 1992 in Bali, ART HOUSE BONA

Arbeitstitel: Ost und West, Nord und Sud und was dazwischen liegt.

 

Lieber Herr Zapka,

Nach unserem ersten Kennenlernen im Marz 1991 und unseren anregenden Gesprachen haben wir beschlossen, Sie und ihre Freunde nach Bali ins `ART HOUSE BONA' einzuladen. Wir ubernehmen ihre Lebenshaltungskosten, ( Essen, Schlafen ) so lange, wie sie sich mit ihren Freunden hier in unserem Haus aufhalten. Ausserdem werden wir ihnen die notigen Hilfestellungen zukommen lassen, damit sie ihre Arbeit ohne Probleme durchfuhren zu konnen. Wie sie verstehen werden, lassen es unsere Mittel nicht zu, ihnen ihre Materialen und anderweitige finanziellen Aufwendungen zu ersetzen.

Der Anlass: Jedes Jahr findet 8 km von BONA am Strand von Majeti ein dreitagiges, prunkvolles, traditionelles Tempelfest statt, welches seinen Ursprung vermutlich in prahinduistischer Zeit hat.

Der Ort: Ein schwarzer Sandstrand, an dem ein bedeutender Tempel steht. Zur Zeit dieses Festivals versammeln sich Tausende von Balinesen, um hier zu beten und ihre Gaben den Gottern zu weihen. Viele Kramer und Handler bauen ihre Buden und Kuchen auf, einem Jahrmarkt ahnlich. Der lange Strand wird dominiert von einer phantastisch verruckte Architektur eines einheimischen Schwimmbads, eine Mischung von balinesischer Tradition und zeitgemassen Formen. Hier treffen sich Tausende von Menschen, Mutter, Vater, Jugendliche zu einer religiosen Zeremonie und anschliessend zum Picknick, zum Kennnenlernen, zum feiern....

Bei den kulturellen Darbietungen ist in den letzten Jahren ein gewisser Zerfall zu beobachten. Das traditionelle Drama wurde durch Discomusik und Kung-fu-filme ersetzt. Wir finden das bedauernswert und wollen durch unseren kunstlerische Veranstaltung einen Beitrag leisten, die Anwohner neu zu motivieren.

Es ware fur uns interessant, wenn ihre Gruppe dieses Fest als Ausgangspunkt und Anregung annehmen wurde, um wahrend dieser Zeit eine raumliche Inszenierung aufzubauen, in welchen Rahmen Kunstler aus Japan, Korea, Amerika, Thailand, sowie traditionelle und moderne Kunstler von Bali, in Form von Dekorationen, Drama, Tanz und Musik auftreten und agieren. Dabei ist unser Interesse, die hier in Bali vorgefundene Verbindung von Religion, alltaglichen Lebens und Kunst auf moderne Formen zu ubertragen oder Ursprunge aufzuzeigen.

Es ware uns daran gelegen, den Wettstreit der Kunst und Religionen nicht als Glaubenskrieg, sondern als Anregung, Bestatigung und Begeisterung zu sehen, um einen individuellen Weg in die asthetisch-spirituellen Welten zu finden und Freude an der Vielfalt zu entwickeln.

Naturlich bedeutet das Zusammenarbeiten mit balinesischen Kunstlern, Freunden und Nachbarn aus dem Dorf. Als Handwerker, Musiker und Kunstler ist jeder Balinese begabt. Das bedeutet, das ihre Gruppe nicht nur aus professionellen Kunstlern bestehen muss.

In Bali hort man alte Manner oft sagen, - man muss das, was man tut, mogen, und das ist garnicht so einfach, das Leben zu mogen. Das ware unsere gemeinsame Arbeitsgrundlage.

Uberlegen sie sich unser Angebot und unsere Gedanken, und schicken sie uns ein kurzes Konzept zu. Wir werden diesen Brief und ihre Gedanken an unsere Freunde in den anderen Landern schicken und sie uber den Fortgang unterrichten.

Mit freundlichen Grussen


 

Berlin, Mai 1991

 

Lieber Manuel,

Deine freundliche Einladung habe ich erhalten und bedanke mich, genauso wie fur die Gastfreundschaft in Deinem Hause. Unsere Gesprache haben wesentliche Fragen der Zeit und der Kunst beruhrt und mir Mut gemacht in der gegenwartigen Situation.

Nun zu Deiner Einladung: Der Besuch des jahrlichen Festes Masceti am Indischen Ozean hat mich nachhaltig beeindruckt und begegnet mir gelegentlich noch in meinen Traumen. Die aufgekratzte Stimmung der Jugendlichen hat einen hohen Grad an Aufmerksamkeit und Offenheit und bildet mit den beschriebenen ortlichen Gegebenheiten einen idealen Ort fur solches kunstlerische Vorhaben.

Meine Vorstellung ware, gemeinsam mit befreundeten Kunstlern aus Bali und Berlin sowie Nachbarn und Freunden aus Bona grosse Skulpturen aus Bambus zu bauen. Diese werden dann mit Transparentpapier beklebt und Nachts mit Ollampchen beleuchtet. Als multikulturelles Projekt ist das ein Experiment, das die verschiedenen Mentalitaten, Anschauungen und Traditionen einbringt. Die Suche nach kunstlerischen Losungen ist Bestandteil des Arbeitsprozesses, inspiriert Ideenfindung, Gedankenaustausch und Veranderung.

Im Ergebnis dieser offenen Arbeitsweise sind die Arbeiten der Teilnehmer individuell und ordnen sich zugleich in die Gesamtkonzeption ein. Durch das gemeinsam verwendete Material entsteht ein harmonisches Gesamtbild.

Begleitet von einem Gamelanorchester und Schaulustigen wurden wir diese Objekte in einer Prozession zum Strand tragen. Hohepunkt konnte ein irreales Spiel in dieser Kulisse bilden, eine phantastische Inszenierung aus Musik, Wellenrauschen, Feuer und Tanz. Auf dem schwarzen Sand werden diese weissen beleuchteten Objekte eine wundersame Landschaft bilden, ein Forum fur weitere Aktionen, Rituale und moderne wie traditionelle balinesische Kunst.

 

Projektbeschreibung

Fernab des Touristenstromes, dort, wo die Strassen in Sackgassen enden, wird selbt der Anfahrtsweg zum hinfuhrenden Erlebnis fur eine selbstlose Ehrung der Kunst und der Gotter. Gerade der abwegige, abgelegene Ort gibt neue Moglichkeiten die Erlebnisfahigkeit wiederzufinden. Hier ist es moglich, sich in Aktionen, Performances und Installationen auf die Eigenarten der Bauern und des Festes dieses Ortes zu beziehen und es mit eigenen Visionen zu bereichern. Im landlichen Raum gibt es die Moglichkeit in entspannter Athmosphare zu arbeiten und gleichzeitig kulturelle Akzente in die Landschaft zu setzen, auszuprobieren, zu spielen, Denkraume zu schaffen in denen man sich auseinandersetzen kann und sein, der Frage folgend, wie stelle ich mein Wohlbefinden her. In dieser Athmosphare denke ich, ist es leichter, Kontakte zu knupfen. Wir gehen von zwei Uberlegungen aus: Einerseits konnte man in aller Weltabgeschiedenheit Musikobjekte und Skulpturen bauen, um damit ein Angebot als Beitrag zum Mascetifest zu erarbeiten. Andererseits ware es auch denkbar, dieses Angebot durch weitere eingeladene Kunstler zu einem kleinen Festival zu erweitern, nicht als spekta-kulare oder touristische Attraktion, sondern fur die einheimischen Besucher des Festes oder die eingeladene Dorfbevolkerung.


 

I N V I T A T I O N L I S T

 

USA:

Layne Redman, Rafael Mostell, Roxanne Steinberg, Naoyuki Oguri, Muriel Peters, Lou Zeldis, Susan Feldman, Lenny Steinberg, Ninna Winthrop, Somi Roy, Nina Zoe Jorstad, Eileen Blumenthal

JAPAN:

Minako Naito, Yukari Nakajima, Mazuoka Kazuko, Setzu Asakura, Yoshiyuki Kazuko, Kumamoto Shin'chi, Ito Yazue, Somei Satoh, Tanaka Min, Natzu Nakajima, Kazue Ohno, Junko Suzuki, Makoto and Yoko Watanabe, Masahi Miura, Jun Matsuno, Kobata Kazue, Otake Akiko, Jonah Isaac Salz, Hasshin Samgha,

KOREA:

Kim Young Ouk, Kim Dae Hwan, Kang Son Won, Kang Manhong, Sohn Jin Chaek and members of Michou Theatre Group, Yoo Duk Hyun, Kang Yoon Hyuk, Kook Soo-Ho, Park Bum Hoon, Yoon Moon-Sik, Greta Lee,

GERMANY:

Reinhardt Zabka, Annette Munk, Eva Kowalski, Karla Sachse, Klaus Storde, Ullrich Sachse, Lotte Lutgenhorst, Gunther Philipps, Eva Giersiepen, Dr. Dieter Rexroth, Wladimir Tarnopolski, Verena Weiss,

SWEDEN:

My Walther,

INDONESIA:

Pak Boediardjo, Ray Sahetapy, Ardjuna Hutagalung, Toni Prabowo, Dolorosa Sinaga, Pia Alishjabana, Members of CONDET,

THAILAND:

Bruce Gaston, Dnu Huntrakul, Komgrit Kruasuwan, Bancha Suvannanon, Rassami Paoluengtong, Lek Buranee, Sugree Charoensook and 15 student,

INDIA:

Suresh Awasti, Rustom Bharucha, M.K.Bino Dini Dewa and friend

DENMARK:

Eugenio Barba,

 

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1. April 1992 Bona

 

Der alte Manner Club

Das ARTHOUSE hat seinen zweiten Geburtstag. Wir machen eine kleine Zeremonie und laden zu einem Abendessen die Freunde des Hauses und den frisch gegrundeten Club der alten Manner. Das zweimonatige Artfestival ARTHOUSE BONA beginnt. Die Freunde essen, trinken Tuak und die alten Manner beschliessen eine erste Probe. Die jungen Freunde schauen zu. Nach einer Zeit des Proben erlauben sie ein Tonabandaufzeichnung. Sie singen eine Weile und horen sich dann das Ergebnis an. Still verabschieden sie sich und waren nie wieder gesehen.

 

6. April 1992 - Warten auf den Fuhrer.

Nach einer Woche gahnender Stille im Haus, treffen sich die jungen Freunde, beschliessen, nun doch endgultig aktiv zu werden, probieren ein wenig was Spass macht und verweisen darauf, das sie sehr gerne mitmachen wurden eine Bauernmusikgruppe zu bilden, aber ich sollte ihnen doch Made Sija's Sohn als Fuhrer bringen. Ohne Fuhrer ginge es nicht. Sie verschwinden in die Nacht und waren nicht mehr gesehen.

 

9. April 1992 - Verweifelte Stille.

Was fur ein Festival. Kommt uberhaupt jemand. Viele Absagen, aber auch viele Zusagen. Nur lasst sich niemand auf klare Termine ein. Ich sitze alleine im Haus und warte, warte, warte...

Die Hunde bellen wutend, jemand scheint sich noch hierherzutrauen. Aus dem Dunkel taucht lachend und grohlend Toni auf mit einer Ladung weissen Papier auf der Schulter: 'Ich sah deine Freunde kommen, wollte ihnen tragen helfen, aber ich glaube sie haben mich falsch verstanden. Ich wollte ihnen nichts wegnehmen, nur helfen.' Im folgt Warta, ebenfalls mit Papier beladen. Hinter ihnen aus dem Dunkel taucht ein behabiger, verschreckt um sich blickender Weisser auf. Er bleibt vor der Terasse wie angefroren stehen. Hinter ihm im Dunkel noch drei weitere Figuren, schattenhaft. Einer dieser Schatten, Reinhardt Zabka. Welch eine freudige Uberraschung in dieser sich breitmachenden Verzweiflung: meine Partner sind gekommen. Das Festival kann beginnen.

 

10. April 1992 - EVA

Potsdam, letzte Aktionen, Geld abgerechnet, Antraege abgegeben, S-Bahn Berlin. Dann fliegen, fliegen, fliegen.

Bei Singapore Airline bleiben nachts die Fenster zu. Ich fuehle mich wie in einem fliegenden Sarg. Singapore, nachts, eine Stadt, wie eine Traumkulisse, vormittags Kaufhaushorror.

Bali,erste Eindruecke:

Waerme, der Rauch auf den Feldern. Dorf, so vieles vertraut,, das Fremde selbstverstaendlich. Manches ist hier, wie es frueher bei uns war. Balis Widersprueche, aber sie scheinen nicht toedlich.

Die Natur ist reich, das mildert das Elend. Nicht immer den europaeischen Maszstab anlegen. Der hervorragend funktionierende oeffentliche Verkehr, ohne Fahrplan.

Endlich Leben ohne Uhr moeglich. Schmetterlinge, so grosz wie Voegel. Spinnen so grosz wie Maeuse. Haeuser ohne Ofen. Glueck ueber soviel Schoenheit, Verzweiflung ueber eigene Unfaehigkeit. Aerger ueber die deutschen Touristen, in denen man ein Stueck Selbst wiederfindet.

Die Hunde von Bali, nicht zum Fuerchten, in ihrer Freundlichkeit nur vergleichbar den deutschen Hausbesetzerhunden. Der Schmuck des buergerlichen Wohnzimmers in Bali, Kunstkitsch aus Holland.

Das Meer, so grosz, nicht ohne Drohung. Sehnsucht nach Hause, jetzt geht Clemens zur Schule. Das Leben hier ist wie ein Flusz, nicht wie bei uns streng in Arbeit und Freizeit geschieden.

Hier ist alles vergaenglich, in staendiger Erneuerung. Hauser halten 15 Jahre, Tempel zerfallen, nichts hat den Anspruch auf Ewigkeit.

Was koennte der Spruch in der Bank bedeuten? Effektivere Infizienz durch erhoehte Ordnung und Disziplin.

oder:

Infektioesere Effizienz durch Rudern gegen den Strom.

Traumtiefflug mit erhoehter Lichtgeschwindigkeit.

Der balinesische Kilometer:

Landstrasze: KM x Temperatur ueber 30 c

Ubud : KM x Anzahl der Geschaefte

Urwald ; KM x Anzahl Stolperstellen

Bali ist schoen..

Besonders interessiert mich Geschichte als ewiger Kreislauf, Entwicklung auf unterschiedlichen Ebenen im staendigen Auf und Ab. Erinnerung und vergessen,Ursprung und Wiederkehr Collagen sind fuer mich ein Mittel, solche Zusammenhaenge zu verstehen und transparent zu machen, eindeutige Bilder zu hinterfragen, scheinbar unveraenderliche Zustaende ihrer hoffnungslosen Monumentalitaet zu berauben, der Tristesse des Alltags einen ironischen Glanz zu verleihen. Meine Collagen geben mir die Moeglichkeit, auf eine uebermaechtige Wirklichkeit zu reagieren, mein Selbst in Beziehung zur Zeit zu setzen und zu behaupten.

 

Eva Biographie:

geboren 1953 in Halle/Saale, dort 1971 Abitur Studium an der TH Ilmenau bis zum Diplom, Arbeit in verschiedenen Betrieben, Ausbildung Textilgestaltung, Gruendung der Freien Theatergruppe Weberplatz, verheiratet, 2 Kinder

Ausstellungen:

Kuenstlerisches Volksschaffen 1984-9o Textile Leuchtobjekte, Potsdam 1987 Experimentelles Stricken 1988 Potsdam Phantastische Gestalten 1988 Ruchow Begehbare textile Objekte 1989 Potsdam Visionen zwischen Himmel und Erde Textilinstallatiom 1890 Salzwedel Textil - Ergebnisse einer Ausbildung 1990 Potsdam Hommage a Chico Mendez Collagen Kleinmachnow 1991 Aufbruch und Hoffnung Installation Potsdan 1990 Kuenstler zeigen Flagge Berlin 1991 Maler fotografieren Umbrien Potsdam 1992

Theaterprojekte:

Sabinchen Pantomime 1981, Die Nibelungen 1982m , Undine Puppentheater 1983, Orpheus 1984, Die Nachtigall 1986, Herodes 1987, Weihnachtsgeschichte Miniaturstabpuppen 1988, Ostergeschichte Miniaturstabpuppen 1989,

 

Annette

"wir treffen uns im uebersee..." schrieb ich vor Jahren im Vertrauen auf einen imaginaeren Ort. Vor mehr als einem Jahr, als Reinhard zum ersten Mal nach Bali fuhr, tauchte diese Zeile fuer mich wieder auf. Nun bin ich hier, und "uebersee" hat einen Namen - Bona, Bali. Wir fischen in der Ferne nach Schaetzen, nach denen wir auch sonst im Trueben fischen: einem Klang, einem Muster, einem Menschen, einem verlorenen Faden, Schoenheit. Aber: wir treffen UNS im uebersee.

Fuer die Einheimischen sind wir reiche Touristen im armen Land. Wir jedoch fuehlen uns arm im Reichtum des staubigen Dorfes Bona, der aus Kindern, Hunden, Haehnen, Gewaechsen, Geraeuschen, Geschichten, Freundlichkeit, Farben, Opfern, Tempeln, Geistern, Goettern und freudigen Festen besteht. Alles hat Bedeutung und lebendigen Zusammenhang.

Das Ueberraschendste fuer mich -

Schoenheit offenbart sich als Erinnerung.

Die Namen meiner kindlichen Orte beginnen zu klingen:

das Bruennle fliesst in die Hasel,

durch die Arzdelle nach Altersbach,

in die Hohle zur Gaakehecke,

ueber die Kniebreche ins Haichle,

an der Sirene bis zum Wuesten Schloss,

den Wolfsgarten zurueck...

Der Wert der Dinge, der aus "ueber wuerzele getrueh" (ueber wurzeln getragen) gewonnen wurde.

Im einfachen, oft wiederholten balinesischen Begruessungsgespraech ist im Grunde alles enthalten, was das Menschsein - so auch unser Hier- bzw. Dasein als Kuenstler - bezeichnet: Kemana ? - Jalan jalan...

Darimana ? - Dari German. German timur.

Wohin gehst du? - Jalan ist der Weg. Jalan jalan heisst, einen Weg gehen, in Bewegung, auf dem Weg sein, ohne benennbares Ziel - Ich gehe spazieren durch kultivierte Landschaft auf dem Trampelpfad Sehnsucht.

Woher kommst du? - Aus Deutschland. Das Gefuehl, zu sagen, dass ich "deutsch" bin, ist fuer mich mit meiner DDR-Geschichte seltsam und neu. Aber aus der Ferne betrachtet, wird eher spuerbar, was das heisst.

Wir schleppen den schweren Mantel deutscher Kultur als unsichtbare Tiefauslaeufer mit uns und hoffen,dass wir auch aus seinen Falten etwas Schoenes und Freudiges hervorzaubern koennen.

"German timur" - Ostdeutschland fuege ich in der vagen Hoffnung hinzu, dass auch Erfahrungen im Umgang mit Diktatorischem verbinden koennen.

Was ich vom "treffen im uebersee" erwarte : ae goelleres Nixle un ae soelweres Wartewiele

 

Annette

28 Jahre DDR und 2 Jahre danach: 12 Jahre Polytechnische und Erweiterte Oberschule, waehrenddessen geigegeuebt,gelesen, gezeichnet, gebastelt. Mutter war Theatergrafikerin, Vater gruesste von Fluegen um die Welt. 2 Jahre Goldschmiedelehre, 2 Jahre Studium Schmuck- und 4 Jahre Metall/Emailgestaltung an der Hochschule fuer Kunst und Design Halle (Diplom), seit 2 1/2 Jahren freischaffende Kuenstlerin in Berlin: Schmuck, Bild, Objekt, Text, Strassentheater "Maerchen auf`s Land, gestalterische Arbeit mit Kindern,verschiedenste Ausstellungsbeteiligungen.

Ich arbeite mit Ornament und Zeichen - reihe, verkette, vermustere, vertexte sie in verschiedenen Gegenstaenden: Stempeldrucke, Collagen, Zeichnungen, Schmuck, Gefaess, Geraet, Mobiliar, Bidtafeln, Raumgestalt. Gern verwende ich leichtes, vergaengliches Material: Papier, Folien, Textil, oft Fertigteile und Fundstuecke, wachsende Sammlungen. Mich interessiert, wie Gegenstaende in Zusammenhaengen Bedeutung gewinnen,tragen und wandeln, wie durch sie Kommuni-kation vermittelt wird. Wichtig ist mir Humor, Leichtigkeit, Farbe, Transparenz und Verbindung auf und von allen dabei denkbaren Ebenen. Vielleicht wird Heilung daraus: Begeisterung des oft geistlosen Alltaeglichen durch Einmischung der Kunst und umgekehrt Belebung und Zugaenglichkeit der Kunst durch Einmischung des scheinbar trivialen Alltags.

 

Ulli

22. 4. Mittwoch.

Ein ausgesprochen schoener, windiger Vormittag auf Bali. Werde ich alle Voegel zum Schweigen bringen? Werden sich alle Katzen in klappernde Steine verwandeln? Werden die Ameisen das Wasser abgraben? Werden die Kroeten ihre Eier mit Vagina-Phallussymbolen bemalen? Werden die Kinder als Greise und die Greise als Kinder geboren? Hinter Mauern aus Lehm, die hier eine Landschaft sein koennen schaukeln Bambusholme| Wiege oder Schaukel oder?

Abends spiessen Geigen grosse und mittlere Eierlaternen auf, verschanzen sich Prererets hinter dem eisernen Klammergriff von Fingern, die gewohnt sind, Haehne zu kaefigen. Hundegekleff verbeisst sich in den dicken, honigzaehen Strahl ornamentativen Klangmusters der "Bergleut".Die Lautsphaere geht fremd mit den verzerrten Toenen einer elektrischen Gitarre. Jimmy Hendrix auf Bali. Die Eier rennen vor den ORANG MUDA weg, die ORANG MUDA werden zu zerbrechlichen Eiern. Ein Teil der gluecklichen Finder (s' ist Ostern,Jesu Himmelfahrt) bleibt in der Versenkung wie auch ein Teil der "Ogo-Ogo", darunter das Swastika-Ei.

Ein wunderbares Sternbild geht auf: ein Gewebe aus Pa Kotas weicher Suling, Anettes intuitiven Violinensentenzen und "Shaku Haschi's" Splittern. Letzteres ein im Fluss befindliches Bambusinstrument, dem ein Blinder die Loecher stemmte, wenn es war waere. Aber es ist nur Wahrheit auf der kleinsten Stufe.

Die verschiedensten Klaenge und Geraeusche, Gerueche, Stimmen von Menschen, Grillen und Teeglaesern ballen sich ueber dem Haus der Frau zu einer ungeheuren Blase, die der Ida Pedanda, in ehrwuerdiger Pose sitzend muehelos in die Wolken blaest. Dort mischt sie sich mit Atomen und Molekuelen solange, bis sie als schwere Wolke in dunkler Nacht neben unserer Behausung niedergeht. Am Morgen des 23.4. turnen Weissbaeuchige Munias in den darniederliegenden Rispen.

DEWA SRI, sei wachsam. Am Himmel die schwarz-weissen Drachen bespannt mit den durchsichtigen Haeuten ausgemergelter Hunde. Im Tempel von Blabatu wird die Welt im Nu vom Wind aus hunderten Maennerkehlen erschaffen und erstirbt fast gleichzeitig im Rhythmus zuckender Haehne. Streicheltiere. Thirta fuer die Frauen. Alles wird bespritzt. Ich bin am Ursprung der Musik unter riesigen Banyanbaeumen angelangt: DAS GLOECKCHEN DES PRIESTERS IN DER LINKEN HAND WAEHREND DIE RECHTE MIT EINEM WEDEL WEIHWASSER AUF HEILIGE GEGENSTAENDE SPRITZT. DER ZWEITE PRIESTER, GLEICHFALLS IN WEISS, SINGT VERHALTEN GEBETE.....,deren Wortlaut ich nicht verstehe. Auf der anderen Seite der Partitur stehen das konzertante Hupen hunderter Bemos, Maschinengewehrsalven nicht unaehnliches Knattern von Froeschen, Hammerschlaege auf Naegel, Hammerschlaege auf verstimmte Bronzeplatten, 7 mal "gek-ohhhh": Ist es die Eidechse oder ein Mensch, der das Tier nachahmt?

Balinesisch: Expressiv und heiss. Die ihre angestammte Sprache sprechenden Menschen lieben es, die Vokale zur Melodie, die Konsonanten zum virtuosen Trommelfeuer auszuformen. Dazwischen beruhigend bekannt: eine nervende Schleifmaschine, Schlager und Werbung aus dem Radio, das Geplaerr eines Fernsehers und irgendwann - scheinbar zufaellig - der am lieblichsten toenende Teekessel der Welt.....in der Kueche des Art House zu Bona.

 

Ullrich Sachse

Vor 40 Jahren erste praenatale Hoereindruecke im Mutterleib. Die Kindheit verbrachte ich viel im Wald, am Wasser, im Hause einer Kindheitsfreundin, deren Vater ein renomierter Komponist in der DDR war und dessen Klaviertoene beim Schreiben von Oratorien sich in unser Spiel mischten. Meine Berufswuensche waren nacheinander Busfahrer, Chemiker, Foerster, Biologe. Schliesslich wurde ich, was ich selber nie gedacht haette: Geraeuschemacher. 13 Jahre lang verarbeitete ich am Theater die Eindruecke, die ich bei meiner zwischenzeitlichen Arbeit als Musik-instrumentenverkaeufer gesammelt hatte. Zur Zeit arbeite ich in einer Ost-Berliner Kultureinrichtung mit Kindern in einer Klangwerkstatt, wo wir Instrumente selber erfinden und darauf musizieren. Wenn ich nicht gerade in Bali bin.

 

23. April

Manuel

Bei meinem letzten Besuch in Bangkok, traf durch eine gemeinsame Bekannte Khun Sugree. Das Treffen war sehr kurz. Er stellte sich vor, und ich erzahlte von unserem Plan dieses Festivals. Er versprach, mit ca. 15 Studenten zu uns nach Bali zu kommen. Konnte ich darauf bauen?

Zwei Wochen vor seine geplanten Ankunft sandte mir unsere gemeinsame Bekannte einen Brief, mit Ankunftszeit und besonderen Wunsche dieser Gruppe. Sie wollten so viel wie moglich balinesische Musik studieren, aber auch Instrumente mitbringen, um etwas von ihrer Musikkultur mit uns zu teilen. Einen Tag vor dem Ankunftstermin kam ein weiterer Brief mit einem neuen Termin. Wir mussten schon geplante Veranstaltungen verschieben. Der Tag kam, kein Thailander war zu sehen. Auch kein Brief.

Zwei Tage vergingen. Ich war besorgt. Wurden sie kommen? Ich hatte doch schon soviel Werbung im Dorf gemacht.

Es war am nachsten Tag zur Zeit, wenn Komang den Garten fegt und die Blumen giesst. Aufgeregt kommt ein Bote mit einem Telegramm. Die Gruppe wurde in einer Stunde in Denpasar landen, und ich sollte sie abholen. In Windeseile besorgten wir drei kleine Busse. Komang sturzte in die Kuche. In Toni's Rohbau waren bereits die Wande gestrichen und die Strohmatten ausgelegt. Decken und Kissen lagen bereit.

Als wir am Flughafen ankamen, sassen sie schon wartend auf ihren Koffern. Wir verstauten sie in die Autos und brachten sie in unser Dorf. Es war das erste Mal, das so viele Fremde hier schlafen und leben wollten. Wie wurde das Dorf das aufnehmen? Sie deponierten ihre Sachen in Tony's Haus, und wir stolperten den dunklen Weg zu unserem Haus. Sie mussen sich sehr gewundert haben, wo sie landen werden. Im Haus erwartete uns Komang und ihr Vater. Die Gruppe machte es sich gemutlich, besprachen bei einer Tasse Tee den Plan fur die funf Tage, die sie hier verbringen wollten. Kaum etwas war fertig vorbereitet. Wir hatten nur unsere 23 Ostereier, die wir noch am selben Abend in den verschiedensten Ecken des Dorfes verstecken wollten. Es sollten Einladungskarten sein zu einem gemeinsamen Abendessen. Ausserdem hatten wir Trompetenspieler von Negara eingeladen, waren aber nicht sicher ob sie kommen wurden. Was wird daraus werden?

 

23. April 1992

Der Anlasz fuer die germanische Osterzeremonie war der Besuch einer Thailaendischen Musikergruppe, und gleichzeitig wollten wir ein Zeichen fuer unsere Ankunft im Dorf setzen. Der Ankunftstag der Thailaender fiel auf Ostern. Wir wollten etwas aus unserer verquaelten europaeischen Kultur mitbringen, was in seiner positiven Urspruenglichkeit das gebrochene Verhaeltnis von Tradition und Religion ueberdauert hat. So kamen wir auf Ostereier.

In Negara haben wir begonnen die Eier zu bauen, in Bona, bei Manuel, nach gluecklichem Eiertransport, wurden die Bambuskonstruktionen mit Transparent-papier beklebt, unterschiedlich gross: zwischen Huhnerei und 2 m im Durchmesser.

Nach dem Besuch eines " Drama Gong" in Blahbatuh wurden die Eier in der Nacht versteckt. Sie waren mit Zetteln versehen, als Einladung zum musikalischen Abendessen. Es trat jedoch nicht das ein, was wir erhofft hatten, dasz viele freudige Finder die Eier zurueckbringen. Manch einer scheute sich zu kommen und die Musik zu hoeren, weil er kein Ei gefunden hatte. Andere wieder kamen nicht, weil es ihnen unangenehm war, sich so hervorzustellen. Auch die Anwesenheit hoehergestellter Personen des Dorfes hielt einen Teil der Bevoelkerung davon ab, naeherzutreten.

Tags darauf erfuhren wir vom unglucklichen Schicksal mancher Eier: ihrem irrtuemlichen Ende auf dem Fussballplatz, im Feuer oder als Matschpflaume im Fluss....

 

24. April 1992

Reinhardt

Also auch der Berufene:

Er sieht die Schierigkeiten.

Des Himmels SINN streitet nicht

und ist doch gut im Siegen.

Er redet nicht

und findet doch gute Antwort.

Er winkt nicht

und es kommt doch alles von selbst.

Er ist gelassen

und doch gut im Planen.

Des Himmels Netz ist ganz weitmaschig,

aber es verliert nichts.

Laotse Tao te king 73 / 2;

 

Nach dem halboeffentlichen Abend in Tonis Haus fuehrten wir viele Gespraeche ueber unsere Vorstellungen und denkwuerdigen Erfahrungen, die Scheu der Dorfbewohner, die Verhaltensformen der Hoeflichkeit und der Kasten. Einerseits war es eine gelungene Abendgesellschaft mit interessanten kuenstlerischen Vorstellungen, andererseits war es uns etwas zu foermlich und distanziert. Dagegen war der uebernaechste Abend am 26.4.92 im Bale Banjar mit einer Jogetvorstellung und der Anklungmusik der Bona Gruppe vom Dalang Sija, einem Konzert der Thai-laender und einem Beitrag von Ulli zum Abschluss eine kuenstlerische Herausforderung und eine Begegnung von Meistern. Es knisterte foermlich in der Luft, man hatte das Gefuehl, die Musiker spielten um ihr Leben. Unsere Eier, aus denen unsere Ogoh- Ogoh's schluepfen sollten, wurden ein Teil der Deko-ration auf der Buehne. Auf dem Dorfplatz standen wir zwischen den interessierten und begeisterten Dorf-bewohnern im Staub, und im Laufe des Abends wich Eitelkeit der Begeisterung. Wir sahen auf der Buehne einen Kampf von Meistern, bei dem es keine Besiegten gab. Als der Priester Ida Bagus von der Taenzerin auf die Buehne zum Tanz gefordert wurde, umschwirrte sie ein Schmetterling, und ich hatte das Gefuehl, dass die Goetter mit uns und unserem Festivalseien.(Ida Bagus sollte unser geistiger Fuehrer sein.) Ulli mit dem zitternden Hundetanz und seiner peinlichen Musik erntete das Lachen aus vollem Herzen und war Publikumsliebling des Dorfes.

Bei einer Begegnung von ausgepraegten Formwelten ohne gemeinsame Sprache bedarf es vieler verstaendiger Vermittler und Uebersetzer. Die politischen Schwierigkeiten der schweigenden Woche vor den Wahlen welche einen Monat dauert, kuenstlerische Konkurrenz im Dorf, die ausgpragte Tradition in Bali und unser gespaltenes Verhaeltnis zu unserer abgenutzten Eigenen, beduerfen eines vielschichtigen Fingespitzengefuehls und eines neutralen innerlich reinen Kanals der Vermittlung und Uebersetzung, und ich danke stellvertretend fuer die anderen Beteiligten Manuel fuer seine grazioese und sensible Art, mit dem Erzaehlen von kleinen Geschichtchen dieses umfangreiche Unternehmen voranzutreiben ohne zu draengeln. Erst in vielen Gespraechen, wenn die Erfahrungen reflektiert worden sind wird deutlich was sie bedeuten.

Ein Religions- und Kunstfestival auszudenken, ist ja ganz schoen, aber mit den gegebenen Moeglichkeiten auszukommen und das Leben selbst zu lenken, als waere alles von selbst geschehen, ist die eigentliche Kunst, jedenfalls sehe ich es so. Es bedeutet ein ganzes Dorf zu inszenieren, ohne es aus der Ruhe zu bringen und doch aufzuruetteln.

Natuerlich begegnet man bei der Arbeit seinen Fehlern, mit denen jeder auf die Welt gekommen ist, und diese beobachtet man am besten bei seinen besten Freunden. Seine Wuensche durch Noelen zu verwirk-lichen und staendig sein peinliches Unvermoegen einzugestehen, wird ausbalanciert durch Kichern und Entspannung. Als auf der Baustelle in Tonis Haus einem Arbeiter seine Steine wieder von der Saeule fielen, brachen alle in lautes Gelaechter aus, als ob sie schon lange darauf gewartet haetten, aber so herzhaft freundlich, dass dem Beschaehmten nichts anderes uebrig blieb, als mitzulachen. Das beruhrt mich sehr, wie die Balinesen mit ihren Missgeschicken umgehen ohne zu fluchen - in voelliger Gelassenheit die Kunst des Scheiterns Praktizieren. So verstehe ich das Festival: die verschiedenen individuellen Aesserungen der unplanbaren Gaeste zu einem Klang zu verbinden wie das Schlagen der Palmblaetter im Wind, das Klimpern der Metallblaettchen am aufgehaengten Papierobjekt, der ferne Kecakgesang, das Ueben auf den Bambusinstrunenten und die Gespraeche, die sich zu einer einzigartigen Klangcollage verbinden.

 

28. April

Manuel

Als der Tag kam, an dem die uns inszwischen so lieb gewordene Gruppe abreisen wollte, konnten wir bereits von einem hundertprozentigen Erfolg sprechen. Wir alle empfanden, das sich ihr Aufenthalt hier sehr gelohnt hatte. Glucklicherweise konnten wir ihnen ein umfangreiches Programm gestalten, besonders durch die Hilfe von unseren deutschem Team, Pa Sija, seinem Sohn, Tony, Peggy und Mardewa.

Eine besonders kleine Party war unser Osterfest. Dann verbrachten sie einen Tag in Ubud mit Peggy, einen wunderschonen Vormittag mit Pa Sija, einer aussergewohnlichen Anklungvorstellung in der Pa Sija, zusammen mit Ida Bagus Made stellvertretend fur seinen Sohn ohne Kostume tanzen. An diesem Abend spielten unsere Gaste wieder Thaimusik, um sich dem Dorf vorzustellen. Ulli gab ebenfalls eine seiner 'peinlichen' Vorstellungen.

Wir holten die Genderspieler von Sija, Pa Silam und seine Truppe ins Haus, luden eine JOGET Vorstellung ein und veranstalteten Abends im Haus bis in den Morgen eine Art Musikparty. Dann schickten wir sie mit Mardewa nach Negara, wo Tony sich sehr um sie kummerte. Sie horten JEGOG und GONG SULING.

Als wir uns verabschiedeten, waren wir alle sehr beruhrt. Ihre Anwesenheit, ihre Musik, ihr Verhalten hat uns und unserem ArtHouse sehr geholfen, hat viele Schlussel gebracht,.. Danke unseren thailandischen Gasten...

......

 

6.5. Reinhard und Eva

Wir kamen zuruck von Lombok, eine zundende Idee hatte sich noch nicht eingestellt. Im Garten von Manuel sahen wir die Objekte der Dasa Nama Kerta. Wir uberlegten weiter, was wir nun realisieren wollten. Sollten wir die Richtungsgottheiten bauen, die funf Sinne oder die sieben christlichen Schopfungstage dagegensetzen, fragten wir uns. Ost, West, Nord, Sud und Mittendrin bedeutet, es gibt verschiedene Betrachtungsweisen und Interpretationen von religiosen Erfahrungen.

Wir betrachteten unsere Skizzen, welche Formen uns interessierten, wie man diese ordnen und zuordnen konne. Alltagliche Dinge: Besteck, Bugeleisen, Vogelkafig, ein grosses Ohr und der balinesische Wasserkessel schienen uns als Skulptur in diesem Zusammenhang eine plakative Wirkung auszustrahlen.

Wir entschieden uns in den alltaglichen Gegenstanden individuelle Variationen der Archetupen der Elemente sehen und eine moderne Variante zu Dasa Nama Kerta zu erfinden. In dieser Vergrosserung mit dem veranderten Material erfahren die einfachen Gerate einen Bedeutungswandel und konnen als Skulptur wahrgenommen werden.

So entschlossen wir uns zu bauen:

fur den Wind ein Posthorn ,

fur das Feuer ein Bugeleisen,

fur das Wasser den beliebten Wasserkessel,

fur die Erde Ullis Erdtrommel,

fur die Pflanzen die Blumenvase,

fur die Wassertiere den Teller mit der Grate,

Fur die Vogel den Kafig mit der geoffneten Tur,

fur die Tiere der Erde als moderne Interpretation die Mickymaus,

fur den Menschen den Fernsehapparat,

und fur Gott einen Sitz mit Herz.

Wir stellten uns vor, wie wir dann den Fernseher vor den wartenden Menschen in Manuels Haus stellen wurden ,freuten uns schelmisch darauf und gedachten erstmal unsere Idee fur uns zu behalten.

Scheinbar zufallig haben sich im Ablauf des Festivals durch die Uberlagerung bestimmter Daten Bezuge zur Religion hergestellt:

Am Anfang war die Osterzeremonie am Ostersonntag, die Zeremonie zur Einweihung von Manuels Tempel fand am Geburtstag Buddhas statt, die Verbrennung unserer Skulpturen wird am Himmelfahrtstag sein.


 

D A S A N A M A K E R T A

 

Erst war Nichts,

dann kam der grosse Wind,

dann das Feuer,

das Wasser,

dann entstand die Erde,

die Baume,

die Tiere im Wasser,

in der Luft

und die, die auf der Erde gehen.

Dann entstand der Mensch.

 

Dies alles ergibt Gott.


7. May

Manuel

Es war ein schwieriger Entschluss an diesem Festival als "Kunstler" teilzunehmen. Die Versorgung der Gaste war schon eine wichtige Aufgabe. Schliesslich bestand die Haustruppe aus der sechzehnjahrigen Komang, ihrem vier jahre alteren Bruder, und Pak Kota. Eine sehr kleine Versorgungsmannschaft. Aber der Zufall wollte es, das beide Gruppen, die deutschen und thailandischen Freunde gleichzeitig in verschiedene Richtungen abreisten. Die Deutschen in den Osten, die Thailander nach Westen. Mir waren plotzlich zehn ruhige Tage geschenkt worden.

Schon seit Eroffnung dieses Haus hangt ein weisses grobes Tuch im Giebel mit einem Kreis und einem Strich bemalt: ein erdachtes Symbol fur eine Philosphie des Hinduismus 'DASA NAMA KERTA' - Zehn-Element-Prinzip. Mir fiel ein, das wir zu unserer Eroffnung ein kleines improvisiertes Tanzspiel unserer Kinder hier im Dorf auffuhrten unter Leitung von Made Sidia.

' A phantastic moveable sculpture garden ?' ging mir durch den Kopf. Ich hatte dies auf Reinhardts Einladungskarte gelesen - ein phantastischer, sich verandernder Skulpturengarten.

In Bali gibt es die Tradition des OGOH OGOH zur Zeit Nyiepi. Mann treibt mit grossen Monstern alles Bose aus der Insel, dem Dorf, dem Menschen. Ob man mit den Symbolen dieser Philosophie der zehn Elemente das Schlechte ebenfalls vertreiben kann?

Ich entschloss mich dazu, zu versuchen, in diesen zehn stillen Tagen diese Philosophie in Form von OGOH OGOH's herzustellen - nach Zeichnungen von Darmadi. Ich wollte seine Zeichnungen in grosse Papierskulpturen umsetzen. Ich hoffte auf Hilfe von balinesischen Freunden, konnte aber nicht damit rechnen.

Zuerst war die Leere. Am ersten Tag taten wir nichts. Wir fuhren zum Strand, Komang, Ketut und ich. Ein leerer Tag . Auch der Strom fiel aus.

Dann kam das Feuer. Nur Ketut war da und half. Ich wehrte mich gegen seine Hilfe. Als auch Darmadi nocheingreifen wollte, musste ich darauf bestehen, alleine weitermachen zu wollen.

Am nachsten Tag gesellte sich Kadek dazu. Ketut und Kadek stellten das Wasser her. Ich durfte nur mithelfen. Dann kam Darmadi und baute ein paar Skulpturen, dann wir alle zusammen. Ich durfte das Symbol des zehnten Tags fertig machen. Kadek half, die Skulpturen aufzurichten, Ketut kummerte sich um die Lampen.

Am Abend des zehnten Tages gehen die Lichter an. Eine kleine neue Welt ist entstanden da druben auf dem Kartoffelacker. Die alten Freunde halten sich Haus schuchtern fern. Sie fuhlen, das sie den An-schluss verpasst haben. Wir richten grosse Fahnen auf, gestalten einen Tempel. Toni sagte verschamt verzuckt, er kame sich wie im Himmel vor. Ida Made Bagus Made, Kota, Darmadi, Reinhardt, eigentlich alle zusammen besprechen langsam den Plan. Ein guter Tag zum Eroffnen ware der 16. Mai sagt der Kalender. Wir werden eroffnen.

Darmadi bastelt immer noch an dem Menschen. 'Wir warten auf den Mann der wartet', erfanden wir, - ein im Tanzkostum wartender und denkender Kunstler. Was immer auch sein wird, er wird warten bis etwas passiert,- ob es Stille ist, oder schrille Schlage der Kinder auf den Bambusinstrumenten, eine Probe der Freunde unter Leitung von Made Sidia, ein abendliches Konzert von Darmadi oder was auch immer....

Pak Kota berichtet von dem, was Reinhardt's Gruppe baut. 'Ein grosser Fernseher', erzahlt er mir frohlich lachend. Auf der einen Seite der Strasse enstehen grosse Monster des alltaglichen Lebens, und hier stehen Skulpturen, die den Grundstein der balinesisch-hinduistischen Philosophie darstellen,- von hier leiten sich die Aktionen der Priester und seine Mudras, die eine, eine Bewegung des Tanzes, die andere der Ton der Glocke, die Musik.

Zwischen diesen Welten, dieser und der unserer deutschen Freunde sitzt der auf alles gefasst, wartende Kunstler, nicht ohne Motorik. Daraus ergibt sich, das die sich darin bewegenden Menschen diese Skulpturen erganzen. Die Bilder ergeben eine Welt die es erlaubt, Tone zu produzieren oder Bewegung, Tanz. Was auch immer geschieht, es hat seinen Platz.

Hier im Haus steht ein kleiner Tempel fur die balinesische Philosphie. ein Stuck Himmel wie Toni sagt. Es geht ein Gerucht herum. Was macht Manuel ? Baut er einen Tempel?

Am 16. ist der Tag an dem man die Werkzeuge weiht. Wir werden das auch tun. Wir werden diesen kleinen Tempel einweihen, und anschliessend in diesem Bild eine klassische Form der balinesischen Gesellschaft auffuhren Joget classic. Ich hoffe, meine Freunde uberwinden ihre Scheu und nehmen daran teil.

Donnerstag 8. 5. Bona

Reinhardt

Eva gab voellig ueberraschend eine denkwuerdige Performances zum Besten, wer haette das gedacht. Es war ein Abend mit schwierigen Gespraechen, sonst nicht viel los, als das Ereignis unvorbereitet die 6 verwunderten Zuschauer ueberraschte. Beteiligt war ein grosser Blumentopf der samt Eva, welche gerade beruehrt von Heimweh nach dem Potsdamer Hafelwasser die verwunderten Fische im unergruendlichen Graben besuchte. Der Mond stand im ersten zunehmenden Drittel zwischen den Palmen, als sie wie in Zeitlupe rumorend in die Tiefe sank. Als die erschrockenen Gaeste zusammenliefen, schlugen die Wellen schon ueber ihr zusammen. Sie ergruendete die Tiefe des Seins. Nachdem die Sandalen und der schwere Blumentopf wieder herausghievt waren, entstieg eine schlammbedeckte kopfschuettelnde Wassernympfe dem Pfuhl,die sich wie die leibhaftige Pechmarie fuehlte . Nach der Einweihung von Ullis Wasserloch, der Regentaufe am Gunung Batur, dem pinkelnden Baby auf Annettes Schoss war das unsere vierte Bali-Taufe.

REISETAGEBUCH

Manuel

13.May

Wir besprechen und andern nun schon zum x-ten Mal das Programm fur die nachsten, letzten Tage. Man kann sich auf nichts verlassen.

Wir haben, wie es sich herausstellt, drei Moglichkeiten: eine grosse Fassung, eine mittlere und eine kleine. Die kleinst moglichste Losung ware, das ArtHouse alleine zu starken. Es hangt wirklich davon ab, wieviele Leute mitmachen. Sind es Wenige, beschrankt man sich lieber auf das Haus. Dort ist das, was wir wollen, am Ehesten erstellbar. Was wollen wir erstellen, wenn wir hier bleiben?

Die mittlere Losung schliesst das Dorf mit ein. Das heisst, es braucht die Mitwirkung der Kinder und der Freunde. Kann man die erwarten? Erhoffen? Erwarten ja, wenn man einen starken Fuhrer hat, der auch von den Kindern und Freunden akzeptiert wird. Aber hier im Dorf gibt es eben nur zwei, die diese Macht haben: Pa Dalang Sija und sein Sohn Made Sidia.

Die spektakularste, umfangreichste Fassung ware zum Strand zu gehen. Dazu mussten wir drei Dorfer mobiliseren und die gesamte Verwaltung des Religions und Gesellschaftsleben. Dieser grosse Plan sahe vor, die OGOH-OGOH'S vom Arthouse und die der Vierergruppe druben in Toni's Haus zu vereinen und sie mit Musik und Getose zum nachsten Dorf zu tragen. Dort wurden die Sculpturen von einer neuen Dorfmannschaft zur nachsten Desa getragen und ebenfalls weitergereicht, eine Art Staffellauf. Dort in Masceti angekommen, wurden diese Sculpturen in der Nahe des Schwimmbads aufgebaut, in die Baume gehangt, dann darin gespielt. Hohe- und Endpunkt ware ihre Verbrennung als Feuerwerk..

Ein schoner Plan,...

wenn man 30 auslandische Kunstler in dieser Umgebung und Szenerie zum mitwirken hatte, wenn man die balinesischen Hauptlinge der einzelnen Abteilungen fur sich gewinnen kann, wenn man sich mit den hohsten Regierungsstellen einigen kann, da unser Festival gerade in die 'Stille Woche - minggu tenang' fallt. Es stehen die Wahlen und eine heisse Zeit bevor. Wenn man Pa Sija und seinen Sohn mit an seiner Seite hat.

Nun ist es schon unmoeglich, einen Brief fur die Erlaubnis abzufassen,ihn bis zur hochsten Instanz weiterzureichen erscheint als unmogliche Angelegenheit, wenn er schon an der untersten Stelle auf Schwierigkeiten stosst. Keiner will seine Worte in Indonesisch zu Papier bringen. Pa Dalang ist zu beschaftigt, sein Sohn ebenfalls. Ich kann es nicht in der richtigen Sprache, will es auch nicht konnen. Es kommt kein Brief zustande, aber ein Gefuhl des Stolzes.

Warum um all dieses: ' Wenn ich dies und das hatte...?' Was konnen wir selber machen? Wollen wir eine Blume sein oder ein Schmetterling? Bleiben wir hier, gibt es kein Genehmigunsproblem, ausserdem folgt man brav den Regeln und deckt dabei doch die Probleme auf. Alle angesprochenen Balinesen sind einhundert Prozent einverstanden. Die Tatsache das diese bereits entstandenen Sculpturen der Grundstein ihrer Religion ist und dieses Symbol zu einenm Fest nach Masceti geht, umzeugt sie von tiefer Seele.

Es war ein rettender Gedanke sich an dieser Ogoh-Ogoh-Herstellung beteiligt zu haben. Das Symbol des Hauses erklart sich, und das was wir auch als Essenz sehen konnen. WAS IST KUNST WAS IST RELIGION?

Diese innere Stolz mitmachen zu wollen, ist belastet von der Wahlzeit und die damit verbundenen Probleme dieses Landes. Wir konnten, wenn wir mit diesen Symbolen losziehen, als politische Gruppe missverstanden werden oder Anlass zu Auschreitungen werden.

Heilige Symbole des Friedens, Gott zieht zum Strand von Hunderten von Kindern getragen, begleitet von auslandischen Kunstlern und wir veranstaltet eine Zeremonie der Kunst,- das ware unser Ausgangspunkt von diesem Haus. Wie konnte man dies falsch ver-stehen? Im Gegenteil, es konnte die Gefahr mildern.

Wir entschlossen uns einfach weiterzumachen und darauf zu warten, das wir eingeladen werden. Es ist doch viel besser, man will uns als Beitrag, als das wir uns durch das System hindurchzwangen um unsere Starke zu beweisen. Zeitverschwendung!

Nun bleibt die kleine Fassung: der gleiche Plan aber auf's Dorf beschrankt. Keine Genehmigungs-probleme. Allerdings braucht es die Mitwirkung des Dorfes. Seit wir hier diesen kleinen Kunsttempel herstellen, lasst sich keiner mehr sehen. Alle Freunde sind verschwunden. Das kleine Team und unsere deutschen Freunde alleine. Als ob man Angst hatte oder sich schamte... Und die Fuhrer zu beschaftigt uns zu helfen. Wir sind auf uns selber gestellt.

Bleibt die kleinste Fassung:.'Bleib daheim und nahre dich redlich'. Machen wir das Haus stark, warten wir weiter auf den Fuhrer. Darmadi hat uns einen wartenden Kunstler gebaut. Warten wir hier.

Langsam entsteht der Plan. Lieber klein aber sicher. Wie Komang, mein zweijahriger Nachbarsohn. Er ist geboren als das Haus eroffnet wurde. Er kann gerade nun alleine hierher kommen. Noch nicht bis zur Hauptstrasse, Wir auch, noch sind wir jung.

ARTHOUSE BONA

MAY 16. TO MAY 28. 1992

BONA - BELEGA - BLABATUH - GIANYAR

BALI - INDONESIA

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EXHIBITION / PERFORMANCE

MAY 16 ArtHouse: CEREMONY FOR THE EXHIBITION OF "DASA NAMA KERTA" (ca. 19.00)

MAY 21 Rumah Tony: EXHIBITION " DASA NAMA KERTA " (19.00) Interpretation by Reinhard, Ulli, Eva, Annette

Topeng Prembon - Anklung Bona (21.00)

MAY 23. 1992

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INVITATION FOR THE OPENING OF THE

MUTUAL EXHIBITION AT THE

ArtHouse

(ca. 19.00)

DASA NAMA KERTA

A moveable sculpture garden

designed by

Wayang Darmadi, Wayan Wali, Ketut

Tarka, Kadek Putra, Komang Sukerti,

Pak Kota, Reinhardt Zabka, Ullrich

Sachse, Eva Kowalski, Annette Munk

und Manuel Lutgenhorst

Gengong Frog Dance

MAY 25 LAWAR performed by present artists ( ArtHouse )

MAY 26 GAMBUH (ca. 21.00) by the village Kedesan (ArtHouse)

MAY 27 ARDJA KODOKAN, (Kermas) (ca.21.00) BALE BANJAR GEDE

MAY 28 FINISAGE - PARADE "SEMPURNA" (ca. 18.00) the exhibition moves in a parade to the "PETAK' KETCHAK performed by the villagers of Bona "PURIFICATION" the moveable sculpture garden vanishes. Performed by all present poeple.

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Sponsored by Goethe Institute, the Ministery for Culture Brandenburg - Germany, Tony - Bona and the ArtHouse members and friends of Bona

WAS PASSIERT BEI TONI

Reinhardt

13. Mai

Ulli ist Gesprachsthema im Dorf:'Ulli-Ulli' ist standig zu horen. Er ist beliebt, muht sich um Ubersetzung, spielt mit den 10 bis 20 sich mehrendenden Worten in Indonesisch und allem, was sich sonst bietet. Irgendetwas war mit dem Fernrohr nicht in Ordnung, die Kinder hatten wohl wieder alles falsch zusammengebaut, der eingeladene Fuhrer fur die Wanderung hatte Hunger, und war mit dem Geld verschwunden, der neugekaufte Hut hatte Wurmer, und er wollte den ganzen Mist wegwerfen. So auch im Laden in Gianyar als er einen Wutanfall bekam, uber alle Projekte, welche die Erde zerstoren, wegen der Nagel... Es sei so furchtbar, die Nagel in ein Brett zu schlagen, er musse sich vorher entschuldigen beim Brett:"... ich hasse die Arbeit und alle Projekte." Die verwunderte Reihe von 5 Verkaufern,die die gezahlen Nagel von Hand zu Hand weitergab, einwickelte, kassierte, betrachtete entgeistert den wilden Mann.

13. 5.

In Tirtagangga waren wir Gaste beim gemutlichen Wirt, der als dickbauchige Pappfigur unubersehbar am Strassenrand steht: der 'King' vom Restaurant 'Good Karma', wo es 'Kingsfood' gibt. Dort lernten wir auch Agung kennen, der das Heil in Vergeistigung, Indien und vor allem vegetarischer Lebensweise sieht, die gewohnlichen balinesischen religiosen Lebensformen der meisten Leute ablehnt, zumindest ungenugend findet. Sein sinnenfreudigerer Freund 'the King'dazu: "Good karma I can feel, but reincarnation - sorry..." Die Lebensweisheiten erschienen Annette in Englisch ertraglicher durch die grossere Distanz. Wir lasterten uber deutsche 'Workoholiker'.

Doch als Agung am 13. 5. uns in Tonis Haus besuchte, waren wir so in Arbeit verwickelt und erschopft, dass wir nur ein kurzes Gesprach zustandebrachten. Die Trompete, der Kafig, der Teller mit der Grate waren fertig, wir dagegen ziemlich laediert: zerschnittene Hande, Eva beschaftigte sich mit Collagen aus Pflastern auf ihren Beinen, Ulli's Fusse waren wieder geschwollen von Seeigelstacheln, meine entzundeten Augen wichen gerade dem truben Blick, Annette erwartete jedoch noch das Maximum zunehmender 'Matschaugen'.

Gemeinsam ging ich mit Agung in Manuel's Haus, um die Objekte im Garten zu zeigen. Es war ein angenehmes Gefuhl, hinter ihm herzuschreiten. Mir wurde bewusst, wie emsig und rastlos ich immer umhereile. Sein entspanntes Schauen, Gehen, Sprechen mit den Alten am Wegesrand hat mich gelehrt.

Der Termin fur ein klarendes Gesprach uber ange-staute Probleme zogerte sich um 2 Tage hinaus, dann war eh alles zu spat.

Ullis Bananenstory - genaues weiss man nicht - auf dem Markt in Bona: er wollte eine Handvoll Bananen fur 200 Rp kaufen, da waren die Verkauferinnen auf dem Markt doch etwas erschrocken, sie wollten 100 Rp fur eine, zusammen 1500 Rp. Beim Feilschen war er so schlechter Laune, wegen der Gedanken an den gestri-gen Abend, dass er wutend wurde: "man ist ja standig ein anderer Mensch, und verliert dauernd sein Ge-sicht, ich gehe nie wieder auf den Markt", kaufte dann die kleineren Bananen und so eingewickeltes Packchen fur 1500 Rp. Vielleicht waren es ja Spezialbananen! Dies war im Dorf fur zwei Tage 'das' Gesprach... Es wird viel Makulatur geredet, fur den Wind.

Wir fragen uns, was demokratische Organisation eines Festivals bedeutet. Da kann doch nicht einer alles voraussehen und organisieren und vorher das Programm schreiben. Leichten Herzen waren alle froh, als Manuel anbot, die Dokumentation in seine Hand zu nehmen. Eine Seite zu schreiben, da waren wir, ungewohnt am Computer zu arbeiten, schon an der Grenze der Belastbarkeit. Das Veranstaltungsprogramm war undurchsichtig, anderte sich taglich. Kann man damit leben? Muss vorher alles besprochen und festgelegt werden, damit man sich dann daran halten kann, und jeder weiss, woran er/sie ist? Warum stohnen wir immer so viel, lenken unsere Energie gegen uns, diskutieren mit schwerem Herzen und lachen nicht wie die balinesischen Frauen mit einem 15 Liter Eimer auf dem Kopf? Es entstand die Idee, jeden Tag die Objekte durch's Dorf zu tragen, wenn die Sonne zu den Koksnussen herabgestiegen ist und alle baden gehen.

Eva

13. Mai 92

Arbeit in Bali. Die Kinder mit den Dachziegeln.

Am Bach geht eine Frau, gerade, laechelnd, 15 Dachziegel auf dem Kopf. Auf dem Rueckweg treffe ich die Kinder, 4 oder 5 Jahre alt, Dachziegel auf dem Kopf, 4, 5 Stueck, stolz und lachend. KINDERARBEIT. Mir faellt ein, was ich in der Schule gelernt habe, Kinder, blasz und duennhaetig in englischen Fabriken, die schlesischen Weber, unglaubliches Elend, die gestohlene Kindheit. Arbeiten muessen, keine Zeit zum Spielen.

Hier sehe ich kleine Kinder aus einer Handvoll Bast Koerbchen flechten, Verpackungen, in die der Silberschmied in Ubud meine neuen Ringe legt. Die Finger arbeiten scheinbar von allein, die Maedchen sitzen, schauen uns zu, wie wir in der Sonne stoehnend Bambus spalten, zaehen Leim aufs Papier schmieren, Skulpturen bauen. Sie kichern, singen, schwatzen miteinander und mit uns, waehrend ein Stueck nach dem anderen entsteht, bei uns und bei ihnen, unter Schweisz und Stoehnen, endend mit voelliger Erschoepfung, und mit Leichtigkeit und Ge-laechter, spielerisch, bei ihnen.

Arbeit hat hier ein anderes Selbstverstaendnis, Taetigkeit ist ein Zustand, die Trennung von Arbeit und Freizeit nicht so ausgepraegt wie in Europa.

Der deutsche Kult um die Arbeit, wie anstrengend und sinnlos. Und seitdem auch die Freizeit optimalgenutzt werden musz, ist kaum noch eine entspannte Taetigkeit moeglich, selbst Fernsehen musz man gesehen haben.

Das Notwendige zu tun, nicht mehr, und nicht weniger, selbstverstaendlich und entspannt, das Laecheln auf dem Gesicht der Frau mit den Dachziegeln.

Auf der Faehre von Lombok nach Bali fand ich eine Surabaya Post. Die Titelstory: 'Groeszte Streiks seit 1945'. Arbeitskampf - Arbeitskrampf. Armes Deutschland.

14. 5. Reinhard

Mit dem Posthorn auf dem Auto fuhren wir nach Ubud kuchenessen. Die Leute lachten und wunderten sich auf der Strasse, riefen: "this is a trompete" und "Apa ini?" Im Cafe las ich in der Speisekarte 'Thuringer Rostbratwurst', war verunsichert und trat etwas den Hund wegen 'Helmut', der auch da gewesen sein soll, der konnte zwar nichts dafur... grusse aus der Heimat! Wir erzahlen uns Anektoden, und was es mit dem Hoheren auf sich hat ?

Eva erklarte "...ich bin nicht fur's Hohere geboren, ich finde den dreckigen Warung am schonsten." Wir genossen die Kochkunst und waren ganz im Joghurt, Fruchtsalat und in der franz. Suppe versunken. Ich meinte, ich finde es am besten, wo ich gerade bin. 15. 5. Reinhard

Besuch des Festes im alten Tempel Pejegoan bei Katewel in der Region Sukawati, es ist ein sehr heiliger Ort und geht zuruck auf die Zeit bevor die hinduistische Religion eingefuhrt wurde. Die Zeremonie findet nach langer Vorbereitung alle hundert Jahre statt. Es wurde heiliges Wasser von Java und vielen Stellen herbeigechafft. Die Besucher waren in weiss und gelb festlich gekleidet. Das Ardja, welches wir ansehen wollten, fand erst 2 Uhr Nachts statt und alle Platz waren ausverkauft. So sahen wir Legong, den Tanz der Hasen, Vogel und Hirsche. Im Tempel waren wir von der Schonheit der Aufbauten der Opfer fasziniert. Angesichts der beindruckenden Bilder und Geruche fragten Annette und ich uns, warum wir uns immer so angiften, obwohl alles so erregend ist. Irgendwie fuhlen wir uns beschamt. Annette sagt, aber wenn ihr nicht von eurem hohen Ross herunterkommt, so geschieht es euch ganz recht. Darauf antwortete ich dies ist alles die Frage der Perspektive sei, wenn du dir als Reittier eben einen Esel oder gar eine Krote aussuchst, so erscheint der edle Reiter dagegen hoch. Suchst du dir aber ein Kamel aus oder gar Pegasus, dann kannst du ruhig lachelnd uber das Gehabe eines eitlen Reiters deinen Weg verfolgen.

Die Frage ist ob man unter unmoglichen Umstanden glucklich sein kann, ob man zwischen fehlerhaften Menschen entspannt leben kann. Bali zeigt, das es moglich ist, mit Ungerechtigkeit, Kasten, Diktatur, Bankrott, ohne Schuldzuweisung zu lacheln.

Eva

16. Mai 92

Indirekte Methoden

Das ist fast wie zuhause vor der Wende, Gaenge zu Behoerden, trostlose Vertroestungen, taktische Verneinungen, Hinhaltestrategien, etwas erreichen, durch das Gegenteil. Ach, wir kennen es allzugut, und wollten es doch vergessen: Mit taktischem Geschick und Vorspiegelung nicht widerlegbarer Tatsachen, mit dem Umhaengen kleiner Tarnmaentelchen von Institutionen und oeffentlichen Einrichtungen, unter der Deckmantel der Kirche Ausstellungen gemacht, Theaterspiel als Fest der Hausgemeinschaft deklariert, auslaendische Kontakte; ein Freundschaftstreffen des Demokratischen Frauenbundes. Dann gab es noch die Methode" von hinten durch die Brust, bei der nachher die Verantwortlichen staunten, was sie denn da genehmigt hatten. Es war ein Leben auf der Kippe, aufregend und spannend, nervig ob der Doppelzuengigkeit, Wege durchs Gestruepp, in dem sich manchmal unglaubliche Freiraeume auftaten, das manchmal undurchdringbar war.

Fast hatte ich es schon vergessen, diese Methoden des Umganges mit Behoerden und Amtsinhabern, die Ueberlistung der Beschraenktheit, Witz statt Drama, Ironie als Lebensmittel, manchmal, der Sieg des Geistes oder der Naivitaet ueber Aemter und Behoerden.

Fast wie frueher bei uns zu Haus, hier auf Bali, aber etwas ist anders: es ist ein fast froehliches Spiel mit dem Unheilsbotschaften, die sich auch als neue Moeglchkeiten erweisen.

Bali, die Leichtigkeit des Seins.

16. May

Reinhard

Zeremonie fur Werkzeug. Wir wollten zum Strand wandern, haben aber verschlafen. Eva fahrt nach Ubud um Fotos entwickeln zu lassen. Wir kleben Collagen fur die Dokumentation und an dem Fernseher.

Wir sitzen auf der Terasse und Manuel berichtet von den neusten Verwicklungen und vom Stand der Genehmigung.

Der Burgermeister war argerlich, traute sich 3 Tage nicht aus dem Haus, wegen der Einladung der Eiergeschichte. Auf dem Zettel stand kein Datum, weder Zeit noch Ort. Ebenfalls fehlte der Stempel fur die Genehmigung.

'Aloh' - einfach, -niemand wusste wie damit umzu gehen sei, sie waren argerlich.

Er musste zum Oberhauptling. Ijin - Genehmigung.

In der stillen Woche, unbedingt, auch wenn es privat ist.

Sija war am Morgen zum ersten Mal in dieser Zeit zu Manuel's Haus gekommen und konnte sein Erstaunen nicht verbergen. Freuen konnte er sich aber auch nicht richtig. Mit Mardewa ging Manuel zum Haus des Kelian Dusun, dieser war aber nicht anwesend. Sija war schon vorher dort gewesen. Der Kelian ware in Belega, man weiss naturlich nichts genaues. Danach fuhren sie nach Gianyar Huhner kaufen.

Als sie vom Markt zuruckkamen, fuhrten sie mit dem Kelian ein Gesprach welches etwa folgenden Verlauf nahm: Ob sie ein Ijin hatten?

Er erzahlt uber die Kopfschmerzen mit den Eiern, und das er alleine kann keine Genehmigung geben konnte.

Manuel fragte, ob er einen Brief bekommen konne, der bestatigt das es keine Genehmigung gibt, damit alle Gruppen abbestellt werden konnen und niemand argerlich sei? Der Burgermeister lachte verschamt.

Was ist das alles formloses nebuloses.

Wer kennt schon TOKO SENI, den Kunst - Laden, ohne Genehmigung der Regierung, ohne Kassierer, ohne Fuhrer und ohne Genehmigung fur die Ausstellung.

'Harus ada ijn!' - Pa Kota wurde sagen: man weiss das jetzt noch nicht. Fur Ausstellung, Marschieren, viele Menschen braucht man unbedingt eine Genehmigung.

Warend der Auswertung der neuesten Nachrichten hore ich immer "so geht es nicht", dies ist jedesmal eine Unterbrechung des kreativen Flusses. Misstrauische Ablehnung herausgequalt aber erst auf Anfrage, ist jedesmal eine Unterbrechung des kreativen Flusses.

"Ja ich reg mich dann schon auf, wenn die Zeit ist" Orginalkommentar von Annette.

Aber Toni bezahlt, da geht es ums Geschaft, und bringt viele Touristen, das ist Werbung fur Bona.. Da lacht er wieder verschamt... Der Tourist hat ja eine Genehmigung - Na ja da kann man nicht viel falsch machen, er hat die Genehmigung ja schon auf dem Flughafen bekommen.

Aber was sehen sie sich dann an, dafur muss man ja eine Genehmigung haben.

Am Montag geht er nach Belega und wird mit einem Brief zuruckkehren. Wir sollen auf diesen Brief warten.

Eine Genehmigung ist genau so schwierig wie eine Absage, dagegen ist ein Gesprach viel beweglicher. Sie kennen noch nicht: Papier ist geduldig.

Manuel fragt, sie kennen doch jeden Menschen hier in Bona, und es gibt doch keine boswillige Menschen hier und wenn alles friedlich ist, dann kann auch der Name von Bona durch die Welt reisen, deshalb bin ich verwirrt.

Reinhard schreibt mit und versteht eh nur die Halfte. Na ja, so ist es halt, fahrt Manuel fort, aber wir wollen nicht weiter herumbohren, am Montag, wie gesagt, kommt der Brief.

Zwischen Bona und Masceti liegt ein grosses Etwas. Es heisst DASA NAMA KERTA und ist unubersehbar. Was auch passiert, es ist da, wir haben unseren Spass gehabt und damit auch gewonnen.

Je mehr verboten wird um so spannender wird es. Eva und Annette verziehen ihr Gesicht.

Wir haben das Festival geschrumpft auf die kleinste Moglichkeit, und wenn alles fotografiert ist und unsere Objekte verbrannt sind, bleibt das Wichtigste unsere Dokumentation und unsere Erfahrungen, so denken wir in diesem Moment.

Da wir keine Genehmigung haben, mussen wir das 'Zeug' eben wegschaffen... daraus die Aktion machen.

Wir mussen Lastwagen bestellen, wenn wir die Gruppen ausladen, sparen wir viel Geld..Ziehen wir eben um ? Dann koennte unser Festival wieder wachsen und wird damit, wie im ersten Satz der Dokumentation rethorischer Weise geschrieben, das merkwurdigste Festival.

Machen wir ein Drama draus und schreiben es an einem heissen Nachmittag auf Bali in den Computer.

Die tragische Version:

Nachdem wir in Tonis Haus fertig sind, mussen wir die ganzen Objekte herubertragen in Manuels Haus, um dann alles wegzuschaffen und zu verbrennen. Vielleicht wird auch alles ganz anders. Hier zu verbren-nen aber, ware peinlich fur Bona, da wir ja keine Genehmigung haben. Bei einer Verbrennung kommen ja sicher viele Leute, die was erleben wollen. Also bringen wir sie weit, weit weg, wo ein stiller Platz ist. Tonis Haus fallt uns ein in Negara, am anderen Ende der Insel, auch dort ist ein Strand...

"Mach doch einen Plan, und sei ein grosses Licht und mach dann noch nen zweiten Plan, gehen tun sie beide nicht..."{Brecht}

Planen tut man auf Bali nur fur den Fall, dass man nicht weiss, was man tun soll, ansonsten folgt man. Das heisst: zuruckziehen darf man sich nicht, aber wenn es Schwierigkeiten gibt, darf man auch nicht nach vorn gehen.

16. 5.

Reinhard

Der Abend ist sehr still. unheimlich still. Wir trugen die Trompete und das zweite Element fur das Feuer, das Bugeleisen in Manuels Haus. Im Gesprach vertieft, sehen uns das Video uber den Einzug an. Wie nennt man den Stein des Anstosses auf Bali fragte ich. Ahnlich wie alte antike Sachen, bei einer Gelegenheiten werden sie gezeigt, wenn sie nicht benutzt werden, will sie niemand sehen, erklart Pa Kota.

Die Leute im Dorf wissen nicht, wie ernst wir es meinen, ob es wirklich heilig ist, die Fahnen sind sehr hoch, eine grosse Zeremonie, ein Tempel.

'Dasa Nama Kerta' kennen nur die alten Menschen, die Kinder nicht. Wir mussen es jedes Jahr wiederholen, dann kennen sie es schon, und wir kennen es ja dann auch schon, haben angefangen, sind soweit gekommen wie unsere Krafte reichten...

Hohepunkt des Abends war der Tanz der Ameisen. Drei Ameisen transportierten ein Reiskorn uber die Terasse, drehten sich im Kreis, wechselten sich ab. Es blieben immer drei, die fuer unser kleines privates Fest ausdauernd tanzten..

Ich verstehe NICHTS mehr, ich glaube es zerrupft mich, flusterte Annette.

Jeder sieht bei diesem Festival nur das, was er selbst realisiert.

Nach einer grossen Anstrengung ist die Entspannung um so ergreifender, die Schwierigkeiten sind endlos.

Annette

Und die einen sind im Dunkel -

und die Andern sind im Licht...

Begruessung der anwesenden Ameisen und unsichtbaren

Malaien (oder meine erste Rede in Englisch) :

We are happy to see you - such a lot of visitors in the garden of the Arthouse Bona, looking what happens. We are 4 people, artists from East-Germany playing a little role in the middle of this misterious,so called Artfestival "East, West, North, South and inbetween". It was very hopefull for us to get an invitation to take part. You know, we were not allowed to travel into the world until the wall came down. And now we are here and doing something strange. We didn`t want to come here only as tourists, thought it would be better to work - to get relations to the Balinese people, slowly to know more and more of the land: not only the unbelieve-able beauty of Bali, also a little idea what happens below the surface - the Balinese troubles, the hole charakter. So often we are remembered to our "good old" GDR.

It is important to get a knowlegde about the relations of art and religion, you find on Bali, to see religion binds all together. ("to bind back" is the meaning of the old latin word "religere", "religion" comes from)

What should we do here? We wanted to make sculptures from paper as a backround for performances, a place for games. Manuel and the friends from Bona built this first part of our exhibition, with the titel "Dasa Nama Kerta" that is to be seen here today.

We wanted to answer this: built a modern translation of the 10 elements, a comment to this. We brought with us the first to pieces: in relation to wind a posthorn and a big iron, that stands for fire now. We hope you will enjoy...

17. 5.

Reinhard

Vollmond - Besuch des Muttertempels Besaki zu einer Zeremonie fur unseren Tempel im Garten von Manuels Haus. Wir legten die Opfergaben, welche Komang auf dem Kopf den Berg heraufgetragen hatte auf den Gabentisch und setzten uns neben die anderen Gruppen von betenden Pilgern. Der Priester bespritzte die Opfergaben mit heiligem Wasser -Thirta- und anschliessend uns, wir tranken drei Schluck und gossen uns den Rest uber den Kopf. Der Priester bot uns Reis an, als er unsere unsicheren Gesichter sah, klebte er ihn gleich selbst uns auf die Stirn und an die Schlafen fur Brama, Vishnu und Shiva. Wir beteten, als Entschuldigung, dass wir mit der Religion gespielt hatten, dass wir nach Masceti wollten und nun nicht kommen, bei den Menschen im Dorf. Ich entschuldigte mich bei meinen Arbeitskollegen wegen meiner drangenden Unruhe und bat darum, dass diese Idee weitergetragen werde. Anschliessend trafen wir uns in einem Garten am Fusse des Agung, assen die Opfergaben, und unterhielten uns uber Religionen, welchen wir verbunden seien und uber das Verstandnis dieser.

18.5.

Reinhard

Annette erklart, dass wir uns mal ohne Vorwurf unterhalten sollten, im gleichen Atemzug: erzahl nicht solch einen Quark, dann greift sie sich an den Kopf. Das ist genau das Unsachliche sagt sie, erst fuhrt kein Weg in vorsichtige Verstandigung, und dann schuttelt sie den Kopf...

Wenn ich verwirrt bin, was tue ich da, frage ich. Eva sagt: ich tue dann etwas anderes, da ich immer alles aufbausche und dann lost es sich auf. Verwirrt sein ist eine Reaktion auf Undurchschaubarkeit.

Vertrauen ist etwas absolut gegenseitiges erklart Annette, ich antworte Vertrauen ist etwas absolut einseitiges, lass das doch einfach mal so stehen antwortet sie.

Darf man mit der Religion spielen? Eva war alles zu ausserlich, formal, Annette hatte alles lieber ganz profan, Ich denka ja, mit Liebe darf man mit ihnen spielen, sie sind nichts Endgultiges.

Und wenn die Leute fragen, was habt ihr auf Bali so gemacht: Bambus gespalten, besser gesagt, Messerstiele abgebrochen, Beile zerhauen und Klingen gequalt.

Annette fragt: schreibst du auch mal ein paar vernunftige Satze auf, die ich so gesagt habe? - z.B.: Unsere eigentliche Arbeit ist es, Zugange zu schaffen, durch Offenheit, in Unvollkommenheit Nahe einfach zuzulassen und sich zu trauen.

Wir unterhielten uns uber das Gleichnis mit Maria und Marta. Letztere sprach Jesus an, als sie vorwurfsvoll auf die Kuchenarbeit verwies ,wahrend Maria lediglich den Gesprachen lauscht. "Marta, Marta, du hast nicht den besseren Teil gewahlt." Diese Vorwurfshaltung hat viel mit uns zu tun, das Problem, selbstlosen Tuns.

Beim Mittagessen liegt der Absagebrief vor uns. Dass sich unser Slogen "Slanda glais atau surat cinta" (Hosen runter, oder Liebesbrief) nun so bewahrheitet, hat niemand geahnt.

Nanti sepetar - spater, Schwamm im Kopf, warte noch ein Weilchen...

Saja ekut saja- ich folge nur, bin still.

Der Kapala Dese schreibt, die Ausstellung darf nicht gesehen werden, niemand darf hinsehen.

Wir denken, wir tragen die Objekte zum Strand in Masceti, ganz unsichtbar, in Gedanken, wenn wir wandern, stellen wir uns vor, wie wir sie tragen werden und freuen uns, dass wir sie nicht wirklich tragen mussen. Am Strand stehen sie, leuchten und verbrennen zum Schluss. Was fur eine Vorstellung. Arbeit gespart.

Nachmittags am Warung ladt mich der Priester zu einem Kaffee ein. Peggy kommt dazu und ubersetzt seine Rede in Englisch, was ich auch wenig verstehe. Drei Packchen wandern auf dem Tisch hin und her als Illustration der Geschichte. Spater ubersetzt Annette noch einmal das Englische, was Peggy von dem Gesprach erinnert:

Es geht darum, wie man seinen Weg geht, auf welche Weise man wahlt, gewahlt wird. Was bewegt einen, zwischen 3 undurchsichtigen Dingen zu wahlen? Dafur stehen die 3 Schachteln. Warum trifft man diesen oder jenen Menschen, was macht Anziehung aus?

Entscheidend ist das bischen mehr an Seele, an entwickelter innerer Kraft, die irgendwie ausstrahlt. Man sollte versuchen zu ergrunden, was der eigene Leitfaden ist, der den Zufall steuert, der einem Menschen und Dinge 'zufallen' lasst. Drangst du vor und hast nicht genugend Kraft entwickelt, kann dich die Welt vernichten. Niemand nimmt es dir ubel, wenn du sagst, ich bin noch nicht soweit. Fehler macht jeder, aber wer sie nicht einsieht, verliert die Liebe der Menschen und der Gotter. Arbeite an dir bis du gewahlt wirst.

Bali hat viele Stromungen von Religion, Kultur und Wissen vereint, aus Indien, China, Java und alte vorhinduistisc he Traditionen.

Eva

18.5.92

Merkwuerdige Sitten der German Timur

Jeden Morgen bestaunt die Bonaer Bevoelkerung den Erfindungsreichtum der Deutschen, wenn es darum geht, die unmoeglichsten Schlafplaetze zu finden. Nachdem zu Neumond ein nie gesehener Sternenhimmel Ulli nicht im Zimmer ruhen liesz, er gemeinsam mit Anette das Sofa nach drauszen schleppte und alle folgenden Naechte mit verkruemmten Ruecken , aber unter suedlicher Sternenpracht in einem unfertigen Bungalowneubau zubrachte, wurde ich von dem immer voller werdenden Mond ins Freie gelockt. Mehrmals war die Matraze von einer Rasenstelle zur anderen gewandert ,es gab immer andere Gruende dagegen, Feuerstelle, Ameisen, Steine, aber auch durchs Zimmer war ein Frosch gesprungen, bezog ich das Mandi des Nachbarbungalows und konnte dann bei Vollmand Tarkowskis Tagebuecher als Bettlektuere entziffern.

Annette gibt im Zimmer musikalische Darbietungen,die verbinden sich mit dem Bonaer Hundekecak, und dann auch noch Mond, Sterne, Palmen. Wer soll das aushalten?

Freundlich wird man des morgens durch die fensterlosen Maueroeffnungen bestaunt, was man dann auch nicht lange aushaelt, und lieber aufsteht um in der Morgenfrische Bambus zu spalten. German workoholics.

Annette

20.Mai 1992

Theater in tropischer Kulisse -

Dichtung und Wahrheit...Kunst und Wirklichkeit.

Drama, Komoedie oder eine einzige Farce ?

Lachen ist im Zweifelsfall gesuender !

Nie habe ich die Bewegungen zwischen Dichtung und Wahrheit deutlicher gesehen als hier. Verliere ich den Verstand, wenn die Wirklichkeit verschwindet?

Die Gebaeude des Geistes einerseits als unentbehrliche Verbindungen, Ordnung in der diffusen, undurchschaubaren Welt, aber auch immer wieder Verkleisterung der Sicht, Beschoenigung der eigenen Arbeit, Entschuldigung eigener Unfaehigkeit... Gerede, Gerede, Phrasen, "Opium fuer's Volk" oder Geistlosigkeit - immer die Abgruende nach zwei Seiten, die Gratwanderung dazwischen.

Dienen als Tugend oder Selbstlosigkeit als Kadavergehorsamkeit ? Selbst positive Kraft zu sein, ist furchtbar schwer: vorwaertszugehen aber nicht unnoetig, voreilig hervorzutreten (- das Thema, ueber das der priester so wunderbar singt).

Jeder macht sich soviel Hoffnungen und Kaempfe, wie er kann... Habe ich den Frosch zu oft an die Wand geworfen ?

Was spielen wir ?

Was singen wir ?

Dorfknatsch, Eiertanz oder Quadratur des Kreises...

Haenschen klein, ging allein...

Ich wollt ich waer ein Huhn...

Heut kommt der Hans zu mir, freut sich die Lies...

Ei, ei, ei ihr Huehnerchen, was habt ihr denn getan? Haehnchen ist auf's Dach geflogen...

Grosse Uhren machen tick-tack, tick-tack...

Der Kuckuck un der Esel, die hatten einen Streit,

wer wohl am besten saenge zur schoenen Maienzeit...

Once I had a sweetheart...

I am just a dreamer and you are just a dream...

Aber jetzt denk ich wohl besser daran, wie ich mir einen guten Abgang verschaffen kann...(Reinhard) In a long black vale...

europaeische Schraegtonmusik auf balinesisch gestimmter Geige - das, was eben herauskommen will: seltsam schwingende, tragende Toene im Dunkel, Klagelaute, Dissonanzen, Wiederholungen, Hin- und Her, Loesung...

Es toenen die Lieder, der Fruehling kehrt wieder...

Manuel

19. Mai

WARUM...?

Die grosse Traurigkeit hat angefangen. Mangku, Komang's altere Bruder der uns so still fast einen ganzen Monat half, ist verschwunden. Gestern schon hat er sich fast den ganzen Tag nicht blicken lassen. Abends kam er kurz vorbei um die Lichter unserer Skulpturen einzuschalten, ass ein wenig und verschwand wieder. Er schlief nicht hier. Komang ist sehr traurig und still. Was geht vor? Warum ver-schwand er?

Pa Kota kam gestern abend kurz vorbei. Auch er war den ganzen Tag nicht zu sehen. Er erkundigte sich kurz ob der Brief des Dorfhauptlings gekommen sei. Komang las ihm den Brief vor. Er entschuldigte sich, ging sich baden und war auch nicht mehr gesehen. Keine weitere Seele war gestern abend mehr zu erblicken.

Gallis ein Freund von Jakarta der vorgestern mit sieben Leuten hier auftauchte um zu diesem Festival einen Beitrag zu leisten erzahlte mir gestern, das Pa Dalang argerlich mit mir sei, da ich so viele Gruppen bestellt habe hier Auffuhrungen zu zeigen, nicht aber seine Gruppe eingeladen hatte.

Schon vor zwei Tagen kam Pa Gunti, ebenfalls ein guter Freund mit betretenem Gesicht hier an, um mir zu erklaren das seine ANKLUNG Gruppe leider nicht verfugbar sei, da zehn Mitglieder der Gruppe weit weg vom Dorf arbeiten wurden.

Was geht vor? Warum ist Pa Dalang sauer? Hatte ich nicht alles mit ihm geteilt, ihn von meinen Schritten informiert und um seine Meinung gebeten? Hatte er nicht alles fur richtig und gut befunden in unseren Gesprachen.

Als es noch die grosse Fassung war, als wir noch nach Majeti wandern wollten, hatte ich ihn gebeten, einen Abend selbst mit einer neuen Produktion zu bestreiten. Ausserdem sah der Plan vor ASTI einzuladen und einen Abend mit unseren Sculpturen und kleinen Aktivitaten als Auslander einen Beitrag zu liefern. Ich hatte angeboten 400.000 Rupie unserer deutschen Freunde dazu beizusteuern um die Proben und ASTI zu bezahlen. Naturlich hatte das nicht gereicht, aber ich war sicher Masceti wurde auch einen finanziellen Beitrag leisten. So war es mit Pa Sija, Pa Togog, Pa Ida Bagus Winu und allen anderen wichtigen Leute besprochen und es wurde gut geheissen. Man verwies nur darauf hin das ich mich um eine Genehmigung kummern sollte, da es doch die 'stille Woche' sei. Ausserdem gab mir Sija zu verstehen, das er leider keine Zeit hatte einen Beitrag zu leisten, da er zu sehr mit seiner neuen Arbeit beschaftigt sei, Festivals und Zeremonien in Batur, Besaki und Sumeru vorzubereiten. Er meinte vielleicht konnte sein Sohn eine Inszenierung vorbereiten. Leider war dieser aber auch zu sehr beschaftigt.

Bei meinem Rundgang zu den verschiedensten Amtern stellte sich heraus, das man immer wieder nach dem Fuhrer dieser Ausstellung und den Veranstaltungen fragte. Es zeigte sich auch, das ich diese Rolle nicht spielen kann. Sija hatte bereits Togog und Ida Badus als Stellvertreter benannt. So bat ich ihn doch diese Aktivitaten unter dem Namen seines 'Sanggar Paripurna' laufen zu lassen. Er schlug es mir ab, mit dem Hinweis, das es besser ware uns einen neuen Namen fur diese Zeit zu geben TOKO SENI TUA mit Winu als Leiter, da innerhalb seiner Gruppe ein paar wohl dafur waren und ein paar dagegen. Also wurde beschlossen uns diesen neuen Namen zu geben und selbst uns mit der Offentlichkeit zu arrangieren. 'Sanggar Paripurna' stand nicht zur Verfugung, als Veranstalter und als kunstlersicher Beitrag.

Warum ist Pa Dalang nun sauer? Warum kann der Anklung nicht spielen? Warum ist das Haus nun wieder leer? Warum...? Warum...? Warum....? Komang ist traurig, ihr Bruder sitzt im Warung und trinkt seinen Kaffee dort. Sie schamte sich ihn zu rufen um ihn zu fragen was ihn im vorgeht. Komang ist verwirrt. Unsere deutschen Freund sind verwirrt. Ich bin auch verwirrt, habe aber schon einige solche Erfahrungen hier erlitten, erlebt und uberlebt. Ich kann mir vieles erklaren.

Der Dorfhauptling vom Nebendorf kam gestern auch noch. Er wollte wohl dem kleinen Hauptling von Bona helfen. Er kam mit einem verdeckten Dolch, gab mir zu verstehen ich sollte doch von dem Geld das hier in diesem Haus wohl in Massen zu finden sei, etwas abgeben an ihn, an die Gemeinschaft, an das Dorf. Er drohte sachte, das ich ja keine Genehmigung hatte, hier zu wohnen und ich doch sehr schnell hier weggehen musste, wenn ich nicht sein Spiel und das Spiel der anderen mitspiele. Ausserdem sollte ich guter Freund sein mit Pa Sija. Ihm gehore ja wohl das Land auf dem wir sitzen....

Naja, erstens haben wir hier keine Gelder, da wir alles was wir tun von Spenden machen und die auch ganz ehrlich ausgeben. wir haben keine Einkunfte. Zweitens kann ich an diesem Handewaschen- mit-Geld aus moralischen Grunden nicht mitspielen. Zum anderen glaube ich mich auf guten Fuss mit Pa Dalang, da wir dieses Haus zusammen erfunden haben, er gab das Land, meine Freunde Geld und wir bauten dieses Unternehmen zusammen auf. Was sollen diese Drohungen. Der Hauptling liess sich meinen Pass zeigen, ob meine Angelgenheiten bezuglich meines Aufenthaltes hier der Wahrheit entsprechen und er wollte dies bezweifeln. Die ersten Anzeichen einer baldigen Katastrophe kunden sich an. Unsere Unternehmung, hier dieses Festival hochzuziehen bringt die stille Ordnung durcheinander. Man sollte den der dies angezettelt hat, zum Schweigen bringen. Es gibt da ganz einfache Wege, es ist uberhaupt nicht schwierig mich los zu werden.

Warum...? Warum...? Warum...?

19.5. Reinhard

Wir machen trotzdem weiter. Niemand kommt uns besuchen nur eine Behinderte kommt, lacht erschreckend und verschwindet wieder. Eigentlich haben es die Idioten auf Bali gut, sie laufen frei herum.

Erleichtert freuen wir uns, als am Nachmittag unsere Freundinnen und die Kinder wieder kommen.

Eva

19. 5. 92

Das richtige Buch zur richtigen Zeit - Tarkowskis Tagebuecher

Obwohl in der Seele eines jeden Menschen Gott lebt, die Moeglichkeit, das Ewige und das Gute in sich aufzunehmen, koennen die Menschen in ihrer Gesamtheit nur zerstoeren, denn sie haben sch nicht um ein Ideal sondern um eine materielle Idee geschart. Die Menschheit hat sich nur beeilt,ihr leibliches Wohlergehen zu verteidigen,wenn auch vielleicht aus einer natuerlichen unbewuszten Haltung heraus, die das Prinzip des sogenannten Fortsc hritts darstellt. Und sie hat ueberhaupt nicht daran gedacht,wie sie ihre Seele schuetzen koennte. Die Kirche (nicht die Religion),war dazu auszerstande.

Geist und Fleisch, Gefuehl und Vernunft werden nie wieder eine Einheit bilden koennen, wir sind Opfer einer schweren Krankheit, die sich Mangel an Spiri-tualitaet nennt......

...Schulden tilgen, Manuskripte Fotografien.

Haushaltsgeld 10 Rubel

Religion und Kunst - Zwei Seiten einer Medaille

19.5.

Reinhard

Niemand kommt vorbei, nur die beiden geistig Behinderten, deren Lachen so allein doch grausig ist. Wir machen trotzdem weiter mit unserer Bauerei. Eigentlich haben es die Idioten auf Bali gut, sie laufen frei herum, zwischen allen Anderen. Schliesslich kehren am Nachmittag unsere Freundinnen und die Kinder allmahlich wieder ein, so wie wir es schon gewohnt waren. Erleichtert freuen wir uns.

Eva

20.5.

Bali, das ist nicht Kunst zum Anfassen, wie es in Deutschland seit einigen Jahren heiszt,wenn Kunst lebensnah sein will. Bali, das ist Religion zum Aufessen. Noch nie habe ich so heitere religioese Zeremonien gesehen, die Opfergaben, voller Kunstfertigkeit hergerichtet, werden den Goettern geweiht und anschlieszend verzehrt.Die Goetter sind da, wo die Menschen sie rufen, steigen herab, nehmen Platz auf ihrem steinernen Stuhl im Tempel, nehmen die Duefte als Opfer entgegen und ueberlassen das fuer sie Ungenieszbare den Menschen zum froehlichen Verzehr. Sie erfreuen sich gemeinsam mit den Menschen an den Taenzen, ihnen zu Ehren dargebracht, streicheln sanft ueber die auf den Stufen schlafenden Frauen, die sich erschoepft von den Vorbereitungen des Festes niedergelegt haben. Ein Fest fuer Menschen und Goetter.

Armselig kommen mir Deutschlands gut bewacht Kathedralen vor, voll ungenieszbarer Goldgefaesze und Reliquiare,sorgsam restauriert, eifernd behuetet, respektvoll von den Glaeubigen bestaunt und den Kunstwissenschaftlern erfaszt. Nicht beruehren, steht an den musealen Stuecken, und Gott ist schon lange nicht mehr dagewesen.

20.5.

Reinhard

Wir tragen den Wasserkessel, die Vase und den Floh zu Manuel zum Mittagessen, auf dem Ruckweg halten wir am Warung, laden die Gaste zu einem Kaffee ein, verteilen eine Melone. Kinder steigen in den Teekessel. Darin beginnt ein Kecakgesang. Wir spendieren noch einen Arak und machen uns wieder an die Arbeit.

Abends: Ulli explodiert. Die erste Japanerin kommt an. Sie plant eine Art Mond-Sonnen-Kalender.

Annette

21.Mai 92

Von morgens bis abends arbeiten wir noch an unseren Papierplastiken, um sie fuer die Eroeffnung unserer Ausstellung am Abend fertig zu bekommen. Reinhard hat die maximale Anstrengung inszeniert, indem die Kinder heute noch eine Menge kleinere Hauben - halb Eierschalen, halb gehoernte Panzer bauen. Ich bewundere, wie sie dabei zusammenarbeiten. Wir Deutsche haben immer Schwierigkeiten: wollen etwas durchsetzen, schimpfen ueber Langsamkeit, Faulheit, mangelnde Qualitaet - natuerlich der Anderen! - machen uns selbst den Spass am Arbeiten mit Leistungsdruck zunichte. Im Laufe des Tages: Peggy kommt. Sie ist Hollaenderin, lebt hier in Peliatan. Sie tanzt balinesisch - mit und ohne Masken und wollte sich an unserer Ausstellung mit ihrer Art beteiligen, begann Kostueme zu bauen. Nun haben wir kein grosses Publikum, weil es nicht erlaubt wurde, auch keine 'grossen' Kuenstler mit Programmen. Ich versuche immer noch, sie fuer den Abend zu gewinnen: "what ever you do, it is as serious as you do it. If you think, the invironment here is to unsacred, you can sacrifie it in your dance..." - "I am not motivated like you. It is your festival." - "If you take it as yours, it will be yours." Wir machen diesen Abend zur Freude fuer die, die eben da sind: die Maedchen und Jungs, die immer hier sitzen, schauen, wie alles entsteht, schwatzen, scherzen, helfen, natuerlich fuer uns und jeden, der kommt, notfalls fuer die Ameisen. Peggy geht, nimmt ihre gerade mitgebrachten Stoffe mit. Ihr halbfertiges Kostuem, etwas zwischen Krieger und Engel bleibt als Vogelscheuche da...

Abends endlich unter dem schwarzen sternigen Himmel leuchten unsere Gebilde: die versammelten Haushaltgeraete gross und weiss, das komische Mickymausbild, meine noch nicht trockene Bluete, die zu schwer fuer die Vase aus 'boehmischem' Glas ist. Das Horn tutet in den Mond, so wie es spaeter noch die Prerets unueberhoerbar tun werden, und das Herz sitzt auf dem Thron. Ist das zu schoen ? Es wird ausgeglichen von uns, die wir eingedenk aller unserer Verletzungen dazwischen sind. Ulli ist krank. Sidjas Sohn Made, der auch musikalisch etwas beitragen wollte, hat einen schweren Motorradunfall...

Die Kinder nehmen irgendwann die Hauben, den riesigen Wasserkessel, die Vase und beginnen unter allgemeinem Getoese und musikalischer Begleitung den Umzug durch enge dunkle Dorfgassen zum Warung in der Nebenstrasse, wo immer einige Maenner in der Lotteriebude sitzen. Die Hunde bellen erschreckt. Seltsame leuchtende Tiere im Dorf ! Have you ever seen the shine of a six-leg walking teepot? Wir laden die Leute am Warung ein. Auf dem Rueckweg werden die Kinder immer schneller und schneller, beginnen sich zu drehen. Mit der Geige muss ich fast hinterherrennen, mir wird Angst und Bange bei der wilden Bewegung der Papierhuellen auf Beinen, innen die brennenden Kerzen...Aber es macht ihnen unheimlichen Spass so gefaehrlich schwankend, immer knapp am Zusammenstoss vobei durch das naechtliche Dorf zu geistern. In unseren Hof zurueckgekehrt werden die Schalen zu Gehaeusen, Hoehlen umfunktioniert. Die Kinder lagern darin, dazwischen, machen Geraeusche, kokeln, singen...Es gibt gruene Erdnuesse fuer alle. Pa Kota, Ulli, ich und auch Kadek versuchen Musik, die einzeln oder zusammen klingt.

Streckenweise finden wir gut zusammen in den Toenen, dann zerfaellt es wieder. Ich freue mich, einen grossen Teil der Arbeit geschafft zu haben. Ich glaube, fuer alle, die offen und da waren, war es ein guter Eindruck heut abend.

22. 5.

Reinhard

Annette, Manuel und ich auf der Terasse nach einem tropischen Gewitterregen. Warum machen wir es uns so anstrengend, ist das Gesprachsthema.

Nun haben wir endlich verstanden, und verstehen es trotzdem noch nicht. Bei der Rekonstruktion des Gespraches verwickeln wir uns immer wieder in komplizierte Gedanken.

Manuel erzahlt, Opposition gegen einen Fuhrer ist kein selbststandiges Handeln. Jeder kann auf seinem Gebiet fuhren. Demokratie im Theater hat nie funktioniert. Theater als Institution ist anstrengend, aber wenn niemand fuhrt ist es noch schlimmer. Ich bin nicht bereit, mich damit zufrieden zu geben, lieber schwierige und staendig scheiternde Versuche von Demokratie, das lernen eigener Verantwortung als "Fuehrer, wir folgen dir...", sagt Annette.

Die Balinesen formulieren keine Vorwurfe, irgendwann wird jeder selbst merken, dass er Fehler gemacht hat, warum voreilig sein, sie drangeln nicht.

Klar wir haben erschwerende Bedingungen, standige Anderungen, keine Genehmigung. Jetzt sieht man erstmal, wie schwierig es ist, Auslander zu sein...

Ist Demokratie zufallig, wenn die Beteiligten gerade gleichstark sind?

Gleichstark muss man sich selbst machen. Um demokratisch zu handeln, muss sich jeder selbst qualifi-zieren.

Wenn du aber in eine Hirarchie hineingeratst, dann kannst du entweder mit deinem Platz zufrieden sein oder wieder gehen. Wenn du aber unzufrieden bist und trotzdem nicht gehst, bist du angeschmiert.

Hierarchie lehne ich ab, sagt Annette.

Wenn man das Gluck hat, sich selbst organisieren zu konnen, entsteht die Frage, was Demokratie ist: erstmal werden alle befragt, jeder hat die Chance sich seinen Platz zu suchen, das heisst, wenn Zeit genug ist. Aber wenn niemand sich traut zu sagen, du sitzt auf meinem Platz, und eine Entscheidung ge-troffen werden muss, was ist denn dann.

Wir arbeiten indem wir die Bedingungen festlegen, die Strukturen verandern wollen und immer etwas neues erfinden mussen.Bei den Balinesen ist die Hirarchie festgelegt, und sie finden ihre Freiheit beim Umgang mit den Bedingungen. Strukturdebatten sind bei uns ein beliebtes, kraftezehrendes Kreisspiel. Dass Manuel Hausherr sei und die Faden zusammenhalt, war klar. Dass er uber Reinhard mit uns redete, hat Annette verstort. Reinhard hatte deshalb 'Abteilungsleiterprobleme', spater ging es besser, dann hatte man sich ja schon kennengelernt.

Bewusstseinszustand ist nicht unabhangig von den Bedingungen, sagte Annette.

Dagegen erwidere ich, der Bewusstseinszustand ist unabhanig von den Bedingungen. Nur so kann man sein Wohlbefinden herstellen, die Abhanigkeit auflosen, und die Schuldzuweisungen beenden.

Ist man noch nicht stark genug, so muss man eben abhauen, meckern oder etwas verandern, am besten zuruckhaltend unbeirrt seine Idee verfolgen.

Mach deine Augen zu, verfolge deine Aufgabe unbeirrt, wenn du klar in deinem Herzen bist, wirst du Erfolg haben, sagt Manuel. Wir uberlegen ob es nun klug heissen soll rein, klar oder liebevoll.

Vielleicht 'lauter'?

Was bedeutet es fur mich, auf Bali 'Konig' zu sein. Es ist ein Gefuhl, welches ich hin und her bewege. Mit diesem Gefuhl befrage ich meine alltagliche Lebenssituationen.

Ich betrachte das Leben der Hahne, einerseits die Angesehenen im Hahnenkorb, erwartend den heroischen Tod im Hahnenkampf nehmen sie die Parade der Voruberschreitenden ab, ohne Huhner und alltagliche sexuelle Vergnugungen.

Andererseits das einfache Leben eines Dorfhahnes, voller profaner Freuden, dessen Leben ebenfalls im Kochtopf endet.

Eva befurchtet bei Manuel ausspinnenden Erzahlungen, dass negative Zustande welche beschrieben werden sich realisieren. Sie folgt lieber positivem Denken.

Dass sie nun in solch eine Auseinandersetzung verwickelt ist, erscheint ihr beunruhigend.

Dagegen denke ich, dass eine so schelle Ruckmeldung und Erklarung von so umfassenden, aufwuhlenden Ereignissen ein unwahrscheinlicher Glucksfall sei, auf die Aufdeckung der Stasiakten haben wir schliesslich 20 Jahre gewartet. Es ist immer wieder alles offen, nur wir wissen nicht, ob das Haus nun durch Prophezeihung entzundet wurde, oder ob es schon brennt. Da kann man froh sein, wenn einer erzahlt, wer es angezundet hat.

Wieviel Falle sind ungelost?

Noch eine Nachbemerkung. Eigentlich war mein Interesse, unter entspannten Bedingungen in einer Gruppe mein Selbstwertgefuhl zu heilen. Stattdessen sind wir mit unseren Krampfen beschaftigt. Eine Reflexion des Prozesses mit seinen schmerzhaften Erfahrungen, mit den Steiflichtern uber die Sprossen der Leiter herab und herauf mag spater eine wichtige Erinnerungsstuze sein. Den Rest mogen die Fotos erzahlen.

23.5. Eva und Reinhard endlich Gemeinschaftsarbeit.

Wir sind schon etwas besoffen vom japanischen Sake und neuen Kraften, welches die neuen Gaste mitgebracht haben und ausserdem streiten wir uns, wer die Verpackung bekommt, obwohl noch gar nicht klar ist ob wir sie bekommen.

Die Idee mit den zehn Elementen ist, wie wenn man auf Bali seine Grossmutter noch nicht bestattet hat. Sie liegt manchmal 20 Jahre dort und wartet darauf, dass ihr letzter unverwester Knochen in einer teuren Zeremonie verbrannt werde. So werden nun die Objekte im Garten von Manuel verrotten und alle 14 Tage ihre Opfer bekommen. Und wie die Munze in Europa auf die Ruckkehr des Reisenden wartet, so werden die Uberreste darauf warten, ihre Reise zum Strand von Masceti zu beenden. Sie sind schon unterwegs, haben aber im Moment nicht die Kraft weiterzukommen. Irgendwann sind wir schon stark genug die Idee zu Ende zubringen. Inzwischen kann jeder es sehen, unser unsichtbares Festival, wir haben gewonnen.

23.5.

Eva

Merkst du nicht, was fuer ein liebevoller Gastgeber Manuel ist, fragt Reinhard. Ja, sage ich.

- Merkst du nicht, dasz wir immer das machen, was Manuel will, haette ich vor zwei Wochen gesagt.

- Ich habe das Gefuehl, ich bin eine Figur in Manuels Theaterstueck, Kunst und Kabale und ich weisz nicht was, hier auf dem Dorfe, haette ich vor 4 Wochen gesagt.

-Ja, haette ich vor 6 Wochen gesagt.

2 Monate hiergewesen und nichts hat sich veraendert?

Alles hat sich veraendert.

Bali, das ist der kurze Weg zwischen Geist und Materie, alles aendert sich schneller , aber es ist auch die Chance, in 3 Wochen mehr zu lernen, als sonst in einem Jahr.

Nachdem unsere Objekte fertiggestellt, der Druck geloest ist, fallen auch die Zwaenge im Kopf.Ich bin in der Lage, klarer ueber Verhalten und Entwicklungen der letzten Zeit nachzudenken. Was geschah in meinem Kopf, mit mir?

Aeuszerliche Veraenderungen sind offensichtlich, die Loecher im Bein von diversen Stuerzen, die Haende vernarbt, der Fotoapparat verrostet, die Roecke zerrissen.

Als ich herkam war ich bereit, mich in die Organi-sation und Vorbereitung des Festivals einzubringen, einzufuegen. Das ArtHouse Bona, ein Maerchenschlosz auf dem Dorf, zauberhaft, verzaubert, inmitten des Pardieses, der Gaertner Manuel.

Im Tagebuch steht: Das Haus, fast wie Reinhards Haus in Babe, es ist fremd, und doch zuhause, das Gefuehl, angekommen zu sein.

Mit gewissen Vorstellungen und Zeitplaenen sind wir angereist, deutsch eben, aber nach 2 Wochen bemerken wir, dasz alles doch anders ist. Es geht so, aber so waere es besser, und nicht alles was moeglich waere, wird wahr. Wir wollen noch nach Lombok, das Festival aber hat bereits begonnen, wir haben es nur noch nicht richtig bemerkt. Ueberhaupt merkt man vieles erst hinterher.Manchmal denke ich, wir haben Ohren zum Hoeren, aber verstehen tun wir nichts. Wie gut, dasz wir immer wieder noch einen Tag dageblieben sind, denke ich heute. Wir werden hier nie wegkommen, wenn wir uns immer ueberreden lassen, habe ich damals gesagt. Und, warum sagt denn keiner klar und deutlich, es geht nicht, aber es geht dann und dann.

Ich brauche es immer in Groszbuchstaben, und dann soll sich auch nichts mehr aendern, sonst bin ich sauer.

Als wir wiederkommen aus Lombok ist alles noch viel schlimmer. Ich habe das Gefuehl in der Undurchschau-barkeit des Weges das Ziel aus den Augen zu verlieren, ein Ziel, das ohnehin etwas vage war, noch nicht faszbar. In dieser Situation bin ich zwar bereit Vorgaben, auch eine Autoritaet zu akzeptieren, aber nicht in der Lage, mit einer anderen Denkweise umzugehen. Dazu das Gefuehl, staendig eine Meinung zu allem habem zu muessen, und die in Opposition zu setzen. Wenn sich schon staendig alles aendert, warum soll ich mich dann festlegen.

Darf einem denn nichts egal sein, ohne dasz man sein Gesicht verliert.

Hilflos und agressiv bezeichne ich das ganze als Dorfintrigen, an denen ich mich nicht beteiligen will. Ich will keine Figur in Manuels Spiel sein, und ueberhaupt weisz ich nicht mehr, was das ganze soll, fuer wen machen wir das ueberhaupt.

Als ich die Orientierung in jeder Hinsicht verliere und in den Teich falle ist der Moment der groeszten Schwaeche erreicht. Pechmarie klettert wieder heraus und setzt sich tropfend an den Computer, nun ist so wieso alles egal. Nichts mehr verlieren zu koennen ist nicht die schlechteste Ausgangsposition.

Alle festen Vorstellungen weglegen, was man so gedacht hat, wir beginnen mit der Arbeit.

Wer sich benutzen laeszt, ist selbst dran schuld, sagt Reinhard. Immer bin ich selbst an allem schuld. Das wichtigste, ich komme mir nicht mehr nicht mehr wie eine Spielfigur vor, habe nicht mehr den Zwang, opponieren zu muessen.

Das Bewusztsein eigener Staerke macht es mir moeglich, eine Ueberlegenheit anderer zu akzeptieren, mich ohne Agression selbst einzubringen, und erst einmal zu verstehen, was hier in Bali eigentlich laeuft. Dasz hier die geraden Wege vielleicht die laengsten sind, die verwinkelten zum Ziel fuehren, die Veraenderung das stetige ist. Der Ausgang ist offen. Unser unsichtbares Festival hat begonnen.

Ulli

K U N S T I S T S C H O E N ,

M A C H T A B E R V I E L A R B E I T .

(Karl Valentin)

Ullis positive Abschlussgedanken:

Ich will nichts mehr mitteilen, der Zug ist fur mich abgefahren, ich bin gar nicht mehr hier. Die Dimension Kunst und Religion ist fur mich zu hoch, ich finde da keinen Zugang. 40 Jahre DDR haben mich nicht kaputtgespielt, hier reichen 2 Monate.

Vielleicht kann ich aus der Distanz alles besser sehen.

Reinhard

Wir haben uns angestrengt, Dreck aufgewuhlt, viel Boses ausgeschwitzt und doch viel gelernt. Unter den schwierigen Bedingungen, ohne Genehmigung, unter standig andernden Bedingungen ist niemand abgereist, haben wir gemeinsam unser Unternehmen weitergefuhrt.Dankbar bin ich fur die Erfahrungen, wir haben noch eine Woche Zeit fur anregende Unterhaltungen und Entspannung.

Annette

Meine wichtigste Erfahrung: Verstehen ist moeglich mit Lachen, Schreien, Weinen, Mimik, Gestik. Ganz allmaehlich nur kommen Worte dazu, eins nach dem anderen, die in ihrer Bedeutung, Zusammensetzung ausprobiert werden - im Ernst, im Scherz. Langsam lernen wir, miteinander zu sprechen. Muehselige Uebersetzung immer wieder im Wissen um Missverstaendnisse, vorsichtiger Umgang miteinander, weil man weiss, dass jeder eine andere Sprache spricht, unverschuldet begrenzt. So oft vergisst man das, wenn man scheinbar die gleiche Sprache spricht.

Sprache ist nur eine Schicht, die im Geschehen webt und schwebt, gut wenn sie leicht ist.

Eva

Schreib doch zum Schlusz noch was Positives, sagt Reinhard. Ich sitze im Mandi und heule vor Erschoepfung.

Die Aussicht, heute noch mit jungen schoenen klugen Frauen Gespraeche zu fuehren, hat die hauchduennen

Kraefte, die noch da waren, zerissen. Notduerftig versuche ich mich etwas gesellschaftsfaehig zu machen. Auf dem Reisfeld wandert der Teekessel neben dem Buegeleisen, geheimnisvoll leuchten die Kerzen. Es ist alles wie es ist, und es ist gut so.

Manuel

23. Mai

Merdeka - Freiheit, Freiheit, Freiheit, brullen die Kinder in einem schaurigen Chor als sie, nachdem sie Reinhardt's Ogoh-Ogoh herubergebracht haben, die Photos inspiziert hatten und sie sich an die Reno-vierung von Dase Nama machten.

Der alte Priestervater hatte inszwischen auch seine Unsicherheiten loswerden konnen, bezuglich unseres Verhaltnisses zu Pa Sija. Auch sein Sohn war wieder aufgetaucht um unsere japanischen Freunde nach Ubud zu fahren. Es ist was los im Haus. Heute findet die grosse verbotene Eroffnung unserer Ausstellung statt.

Die obere Polizeidirektion war auch schon hier gewesen heute vormittag um diesen Stein des Anstosses zu beleuchten und sie zogen genauso vergnugt wieder ab wie die anderen Polizisten die bereits unsere Gasten waren. Ohne diese Verweigerung der Genehmigung hatten wir diese hohen Herren nie ins Haus bekommen. So aber werden unsere Skulpturen jeden Tag beruhmter.

So sterben wir den einen Tag als Rebellen und bluhen den nachsten Tag als Martyrer wieder auf. Wie es so ist im Leben, - diam saja, - einfach still sein. Uber kurz oder lang wir man dann schon wissen wer im Recht oder Unrecht ist. Deutet man mit dem Finger auf vermeintliche Ubeltater kann es einem passieren das andere sauer sind, das man sich getausht hat und dann schamt man sich selber. - Diam saja, - irgendwann stellt es sich heraus wer im Recht ist, und das ganz von alleine. Es ist wahr ich habe es ausprobiert.

Alle sind verwirrt. Was machen den diese Auslander. so ganz ohne Fuhrer geht es doch nicht. Und alle Obrigkeiten geben mir den freundlich drohenden Rat doch gut mit Pa Dalang zusammenzuarbeiten. Tun wir doch auch. Wir laden ihn dauernnd ein uns zu helfen. Leider ist er sehr beschaftigt und ausserdem ist Wahlzeit. Was konnen wir machen, wir haben uns wohl einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht. Aber trotzt-dem alles lauft gut und zu meiner Zufriedenheit.

Draussen nimmt der Larm zu. Die Kinder haben sich unsren wartenden Mann geschnappt und sind uber die Reisfelder gelaufen. Sie kamen zuruck. Wir diskutieren mit ihnen wann wohl die beste Zeit fur den Umzug ist. Sie sind sich da ganz einig, die Funfjahrigen,- vor dem Baden. Ohne Fuhrer geht es doch eigentlich nicht, und doch geht es. Reinhardt nimmt sich unseren wartenden Mann mit zu sich ins Haus. Wir werden den grossen Umzug wagen. East meets West. Wir werden uns vereinigen. Eine merkwurdige Wiedervereinung von Deutschen in Bali. Wir konnen stolz auf uns sein. Demnachst mehr als Abschluss. Steht uns der grosse Krach noch bevor ?

Lebenslauf Reinhard

Bei Reinhard Zabka treffe ich an der Wohnungstur mit einem Schornsteinfeger zusammen der zufallig ebenfalls Einlass begehrt. Das grosse Eckzimmer gleicht einer Experimentierwerkstatt eines Mechanikers mit der Besonderheit, dass sich darin ein lebendiges Huhn aufhalt. Zabka, Jahrgang 50, zeigte eine grosse Visitenkarte mit folgenden Tatigkeiten: Bilderclown, Objektivator, Collageur, Wiederverwender, Traumverschwender und Direktor des Deutsch Historischen Lugenmuseums in der Ostprignitz. Schliesslich sei er noch Mitglied in dem zweikopfigen Kunstlerkollektiv Querfeldein.Als ich mich nach einer kunstlerischen Ausbildung erkundigte, antwortete der Gluckliche: "Ja im Traum habe ich viele Museen besucht." ... Auf alle Falle lasst sich an seinem Werk am besten der Begriff der Avantgarde festmachen, jedenfalls wenn man Umberto Eco folgt, der geschrieben hat, dass sie "die Entscheidung zur Provokation" sei, "der Wille zum Verstoss gegen die Regeln der literarischen oder allgemeinen kunstlerischen Institutionen durch Produkte, die sich als inakzeptabel manifestieren". Zabka erzahlt mir gegen Ende des Besuches von seinem Wunsch, nach Bali zu reisen. Das Telefon hat lange geschwiegen. Er sei auf Bali gewesen. Wirklich?

Lotar Lang 91 LUTGENHORST

Manuel Lutgenhorst was born in Munich in 1948. In 1968 he began to work in Germany as a set, costume and lighting designer for many theatre. In 1979 he arrived in New York. His first design works were to remodel STUDIO 54 and to design sets and costume for SILVERLAKE directed by Harold Prince at the New York City Opera. Among other New York's design credi s: ZASTROZZI, directed by Andrej Serban at the Public Theater, REQUEST CONCERT directed by Joanne Akalaitis at the Woman Interart Theatre. For this production he was awarded an OBIE Award. The Houston Fine Arts Museum invited him for a large scale theatrical exhibition design for American and Texas furniture the BYBEE COLLECTION.

In Europe amongst others things he designed the European premieres of Christopher Hampton's TALES OF HOLLYWOOD and David Mamet's GLENGARY GLEN ROSS.

In 1981 he founded his theater company which created and performed THE PANTHER an opera with music by Phillip Glass at the Houston Grand Opera and La MaMa ETC, a German Rock Opera titled "H" at the Ohio Performance Space in New York 1982, Two Cabaret performances of FAREWELL in Philadelphia and at La MaMa ETC. in 1983 and 1984.

In 1985 he created and directed JOURNEY THROUGH SACRED TIME an Image Opera with music written by Somei Satoh at The Arts at St. Ann's in New York.

In 1984 and 1985 he travelled extensively through Asia and prepared the ground for his first Intercultural theater project of REQUESTCONCERT by Franz Xaver Kroetz.

1985 he completed with a design team the concept and the actual designs for the dance floor at the PALLADIUM in New York

1986 and 1987 he directed in Madras, Bombay, Calcutta, the first three productions of REQUEST CONCERT together with Rustom Bharucha.

1987 he conceived and directed STABAT MATER an Opera Oratorio music written by Somei Satoh and choreographed and danced by Kang Manhong.

1987 and 1988 he continued his intercultural project of REQUEST CONCERT in Jakarta, Tokyo and Seoul.

1989 he started a new intercultural project entitled AWAKENING. The first production of this series finished its pre-production period in Jakarta. Seven production in seven countries are planned. The same year he opened PPP's THE LAB and a facility in Bali to enable artists to meet, work, study and perform.

1990 The ArtHouse in Bali opened and started to welcome its first visitors. The first performance regarding AWAKENING was done by our balinese partners to the ArtHouse.

1990 he designed for the Nationaltheater in Seoul, (Korea) and worked as a production designer for a Thai feature film entitled THE PATH OF THE BRAVE, directed by Euthana, produced by Five Star Enterprise, Bangkok.

1991 he premiered his own trilogy IN THE SHADOW OF TIME, performed by members of the MICHOU Theatre Company in the Munye Theatre in Seoul, Korea.

1992 he designed a dance-piece for Nina Winthrop and John Cale for the Merce Cunningham Studio, IPHIGENIA IN TAURIS.

Wayan Darmadi

Wayan ist neunzehn Jahre alt. Er nimmt seine Schule sehr ernst. Er nimmt seine Malerei sehr ernst. Er bemalt fur seine Freunde T-Shirts. Sein Ruf interessante Motive zu malen ist bereits bis nach Kuta gedrungen. In meiner Abwesenheit hat er von einem kleinen Passphoto mein Portrait gemalt. Es hangt hier auf der Terasse und wird sehr bewundert. Die Kinder sagen mit gewissen Stolz: 'Das hat Darmadi gemalt.'

Ketut Tarka

Er ist Pak Kota's Sohn, wohl ebenfalls 19 Jahre alt. Er ist sehr dunn und sehr still. Er hat wie alle Kota Kinder seinen eigenen Kopf geht seinen eigenen Weg. Normalerweise hilft er in der Stoff-fabrik die Faden einzufarben. Er hat sich sehr um das Licht gekummert.

Kadek Putra

Ein aufgeweckter Junge ohne lange Schulausbildung. Er kam half, zog ein, errichtete den Grundbau unserer Ausstellung und verschwand, taucht aber immer wieder auf, wenn Neues entsteht, hilft dabei.

Komang Sukerta

Sechzehn Jahre alt. Wir gaben ihr den deutschen Namen "Kuechenchef". Es ist erstaunlich, mit welcher Gelassenheit sie einer Unzahl Gasten gegenubersteht und sie mit Essen versorgt. Ohne Komang ware wir verloren gewesen. Ebebenfalls eine Tochter unseres Pa Kota's

Ida Bagus Winu

Er gehort zu der hochsten religiosen Kaste hier im dorf und sein Haus ist sehr respektiert. Er widmet sich mit Leidenschaft der Kunst und der Philosophie und ist uns eine unermudliche Quelle an Information.

Ida Bagus Mardewa

Er ist der Sohn von Pa Winu. Er wird das Haus und die Funktion von seinem Vater ubernehmen mussen. Er ist uns ein Freund der uns sehr bei Organisationen hilft.

Pa Kota,

Schreiner und Flotenspieler. Ebenfalls ein Einzelganger. Er kommt , seit er am Arthouse mitgebaut hat, jeden Tag hierher. Er ist mir wie ein Vater. Als es mir hier sehr schlecht ging, machte er mir Mut, nicht aufzugeben.

Es versteht sich von selbst, das ausser den erwahnten Arbeiten alles Andere auch gemeinsam erstellt wurde.

Ich mochte mich dafur nochmals bedanken. Manuel

Manuel

24. Mai 92

Nun wird es doch noch 'international', unser 'Workshop-Festival'. Junko Suzuki, eine japanische Kunstlerin hat sich entschlossen eine Installation auf dem Reisfeld zu errichten, - eine Art Mondkalender. In Yukari, Kazuko und Aki findet sie Partner und ein kleines japanisches Team entsteht.

Ich sehe mich um... Vier ostdeutsche Kunstler arbeiteten an Skulpturen, ein Team von drei balinesischen Freunden zusammen mit mir bauten etwas, nun haben wir ein kleines Team von Japan. Nun war die kleine Vierergruppe von Jakarta aufgefordert einen Beitrag zu unserem Fest zu leisten.

OM SANTI SANTI SANTI OM - Selamat jalan - Bye - Auf Wiedersehen

Das Fest ist zu Ende. Es waren doch erstaunlicherweise mehr als dreissig Gaste hier, die sich in irgendeiner Form kunstlerisch betatigt haben. Es waren Freunde von Thailand, Deutschland, Amerika und Japan hier die alle, auf uns und unser Dorf einen guten bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

Wir haben allen Schwierigkeiten erwidernd unsere Gedanken zu Ende gedacht. Wir respektierten diese fur Indonesien so sensitive Wahlzeit und die damit verbundenen Angste. Wir haben uns nicht den politischem Druck gebeugt, haben aber auch nicht rebelliert. Wir haben dieses Festival begonnen und wir wollten gewinnen um zu zeigen das wir existierten. Wir sind am Strand in Masceti gewesen, da wir bis dorthin gedacht haben und da wir dort erwartet werden. Wir konnten nicht dorthin gehen da wir zu dieser Zeit noch nicht stark genug waren. Aber wie mir ein alter balinesischer Freund erklart, -es ist das Wichtigste das wir bis dorthin denken. Auch wenn wir nur ein paar Meter in die Richtung des Strandes laufen, und unsere Skulpturen verbrennen, der Wind und das Wsser wird uns zu dem Ort am Meer bringen zu dem wir wollten. Morgen werden wir die Skulpturen der deutschen Freunde uber die Mauer hieven und sie auf dem Reisfeld verbrennen. die Asche werden wir in den Fluss werfen und der Wind und das Wasser werden sie zum Strand bringen.

Anders unsere, die balinesischen Skulpturen. Unser kleiner 'Kunst- Tempel' wird stehen bleiben. Wir werden ihn am Leben erhalten bis wir damit zum Strand wandern konnen. Wir haben eine kleine Zeremonie fur ihn abgehalten, haben ihn sozusagen eingeweiht und wir werden alle vierzehn Tage wenn das Land und das Haus mit Gaben bedacht wird ebenfalls mit einbeziehen. Auf diese Weise wird diese Philosophie der DASA NAMA KERTA die zu diesem Zeitpunkt, 'nicht gesehen werden darf', weiterhin, weithin sichtbar sein. Wir geben den Menschen, die uns hier besuchen die Gelegenheit die Frage nach dem Sinn dieses Festivals weiterhin zu stellen. Ein Jahr spater wird es wider eine Zeremonie in Maceti geben. Werden wir stark genug sein dorthin zu kommen um unsere Arbeit dorthin zu tragen ?

Wir werden sehen.

Nochmals einen herzlichen Dank an alle Beteiligten besonders an Reinhardt Zabka. seine Ruhe und Gelassenheit, seine Geduld und sein Talent mit den Kindern hier im Dorf haben uns gerettet.

Wir waren nicht alleine. Wenn man bedenkt das wir nun alle hier seit Monaten auf einen Fuhrer warten, der sich bis heute nicht gezeigt hat, dann haben wir erstaunlich viel erreicht. Wir haben in Selbstver-antwortlichkeit, jeder fur seinen Bereich bewiesen das es eine demokratische und freie Arbeitsweise zwischen den Menschen geben kann. Sicher war dies mit Problemen verbinden, warum auch nicht. Vom 'Schmerz kommt Hoffnung'.

Wir hoffen das dieses Fest den Beteiligten ein wichtige Erfahrung war, wir hoffen das unser Dorf und die die uns geholfen haben einen Schritt weiter denken, wir hoffen das wir in ein paar Jahren wieder Freunde finden die ein solches Workshop- Festival hier in Bali mit uns wagen.

OM SANTI SANTI SANTI OM

Danke schon

Manuel Lutgenhorst und Reinhardt Zabka

27. Mai 92

Drei Parteien, ein Prasident

Millionen von Wahlwerbezetteln,

wenn drei fehlen, dann merkt es jeder.

Es wurde uns geraten die gefundenen drei Werbezettel fur die drei Parteien mit den Symbolen

Stern, Kuh, Baum

nicht in das Programmheft zu kopieren.

Fragen:

...und wenn wir sie etwas kaputt machen - tidak

...und wenn wir sie irgendwo reinkleben - tidak

...und wenn wir sie verkleinern - tidak

...und wir einen Liebesbrief draufschreiben - tidak

...und wenn wir die Symbole ausschneiden - tidak

back to resumee…


If you want to read in ENGLISH

 


BBB - Festival 1992

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