Maria, Nikotin abhängig und seit 6.6.96 clean.

Wie ist dieses Wunder passiert?
In meiner ca. 30-jährigen Raucherzeit habe ich viele Versuche unternommen mit dem
Rauchen aufzuhören. Alle scheiterten daran, daß ich immer wieder versucht habe "NUR
EINE" zu rauchen. "NUR EINE" war immer zu wenig und der nächste Rückfall
vorprogrammiert, denn dann war ja sowieso alles wieder egal. Auch meine
Gesundheitsprobleme mit meiner Lunge (chronische Bronchitis seit Kindheit)
und mein Wissen über die Schädlichkeit des Rauchens haben mir nicht geholfen clean zu
bleiben. Zum Schluß hatte ich 3 – 4 schwere Infekte (Lungenentzündungen,
Rippenfellentzündungen) pro Jahr, Erstickungsanfälle, Atemnot und eine ständige chronische
Bronchitis. Weiters kamen hinzu Energiemangel, Kopfschmerzen keine Konzentration,
Wadenkrämpfe und andere Probleme.
Jedesmal wenn ich von der Klinik oder nach einem Kuraufenthalt clean nach Hause kam,
nahm ich mir fest vor, diesmal schaffe ich es aber. Ich hatte nie Probleme in der Klinik
oder auf Kuraufenthalten nicht zu rauchen, obwohl überall die Gelegenheit vorhanden
war und es immer genügend Raucher gab. Dort ging es.

Nur mit meinem Willen habe ich bei dieser Sucht nichts erreicht.
Dann 1995 war ich in San Diego. Ich hatte gerade wieder einmal eine
kurze cleane Phase und fühlte mich sehr wohl. Ich sprach viel mit
Freunden über das Rauchen. Über meine Schwierigkeiten gesundheitlicher Art ,
aber vor allem von meinen ewigen Rückfällen.
Liebevolle amerikanische Freunde versorgten mich mit Literatur von Nicotine Anonymous
und rieten mir auch zur Gründung einer Gruppe, damit ich clean bleiben könnte.
Warum brauche ich das, ich bin doch clean, fühle mich so wohl und habe doch auch
die Literatur. Dieses mal schaffe ich es sicher. Freunde, die mit dem Rauchen aufhören
wollten, versorgte ich darauf mit Kopien, von meiner Literatur.
Es kam natürlich wieder anders.
Wann ich wieder voll drinnen war, weiß ich nicht genau. Perfekte Verdrängung und
der Horror der Abhängigkeit begannen wieder von neuem. Sucht ist progressiv,
nicht kontrollierbar, sondern sie kontrolliert.
Oftmals ausprobiert und immer verloren. Jeder Entzug war anders, aber es
wurde immer schwerer.
Dann fragte mich Wolfgang, ob wir es gemeinsam versuchen wollen.
Gegenseitige Unterstützung und Motivation. Sein Vorschlag war der 6.6.96 "schönes Datum"
und außerdem 4 Tage frei. Mein Vorschlag war 7.7.97 wäre auch ein schönes Datum wurde aber
abgelehnt.
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt auf einer Seite den Wunsch aufzuhören, aber auf der anderen
Seite einen Horror und Angst vor dem nächsten Entzug. Ich konnte mir zu dem Zeitpunkt
einfach nicht vorstellen auf meinen "emotionalen Schnuller" zu verzichten. Eines war mir klar, alleine
schaffe ich es sicher nicht. Wenn, dann ist die einzige Chance ein gemeinsamer Versuch.
Dann kam dieser ominöse 6.6.96 heran.
Am 5.6.96 um ca. 21:45 rauchte ich meine bis jetzt letzte Zigarette. Sie war die letzte
im Paket. Vernichten konnte ich Zigaretten immer nur durch rauchen. Ab 6.6.96 lernte ich
anders mit Suchtdruck und Entzugserscheinungen umzugehen. Nicht kämpfen und kontrollieren
wollen, sonder hinnehmen und akzeptieren, daß ich das starke Bedürfnis (Suchtdruck) habe zu
rauchen, aber die freie Entscheidung es heute (jetzt) nicht zu tun.
Der Suchtdruck ist kürzer als ich immer angenommen habe. "Nur heute (in akuten Krisen nur jetzt)
will ich nicht rauchen" war hier eine große Hilfe. Die körperlichen Entzugserscheinungen waren
zwar lästig, gingen aber bald vorbei.
Da ich Nikotin benutzte um Gefühle zu dämpfen, mußte ich lernen "ohne
meinen Schnuller" damit umzugehen. Alltagssituationen wie telefonieren, Kaffee trinken, U-Bahn warten....
mußten ohne rauchen frisch trainiert werden. Es war und ist nicht immer leicht Aber es wird immer leichter.
Geholfen hat mir: Nicht alleine zu sein, Erfahrung, Kraft und Hoffnung zu teilen, motiviert zu werden
durch den Entzug zu gehen. In der Gruppe mit Gleichgesinnten hat es funktioniert.
Ich durfte clean werden und bis heute bleiben.
Heute bin ich glücklich mich eingelassen zu haben auf einen neuen Versuch aufzuhören und
auch auf die Reaktivierung der Wiener NICA - Gruppe.
Dank der Freunde hat es von Anfang an funktioniert. Ich bin dankbar meiner Höheren Macht und
meinen Freunden, daß sie immer da waren und sind.

Maria

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