
Auszug aus dem Bericht einer 2-wöchigen Tour
über die Carretera Austral, der chilenischen, ungeteerten
Verlängerung der Panamericana, und einziger Weg Richtung Süden:

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...Am nächsten Morgen, inzwischen Samstag, schafften wir es einigermassen,
unseren Zeitplan einzuhalten, und um 10.30 kamen wir problemlos und rechtzeitig
an die Fähre. Dort lernten wir gleich 4 Argentinier kennen, Alberto, Pepe,
Hugo und Fernando, die mit einem Kleinbus unterwegs waren, worin sie auch 3
Motorräder mitführten, mit allem Drum und Dran, Ersatzteile,
Schutzanzüge usw. Sie hatten noch eine größere Strecke vor als
wir, allerdings in kürzerer Zeit.
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Die Überfahrt dauerte etwa eine halbe Stunde, wir verabschiedeten uns
vorübergehend, da wir uns ja an der zweiten Fähre um 15.00 wieder
treffen würden.
Kurz davor kamen wir noch an die vorerst letzte Tankstelle, füllten die
Tanks nochmal ganz voll, auch die Ersatzflaschen liessen wir nun dort
füllen. Und glücklicherweise gab es dort auch Öl für unsere
beiden Maschinen, sonst hätte es schon ziemlich schlecht ausgesehen. Klaus
sollte seinen Ölstand täglich prüfen, daher machte ich mir schon
etwas Sorgen. Wer weiss, wann wir wieder welches bekommen würden, so abseits
der Zivilisation, aber nun hatten wir ja alles, was wir brauchten.
Gerade rechtzeitig kamen wir an die 2. Fähre, mit der es vorbeiging an ein
paar kleinen Inseln, dann durch den Kanal hinaus auf´s offene Meer, bevor
es wieder hineinging in den Fjord Reñihue, wo wir nach etwa
5-stündiger Fahrt so gegen 20:00 in Caleta Gonzalo ankamen. Dort selber gab
es nur viel zu teure Cabañas (Ferienhütten) und einen weder für
den Bus der Argentinier, noch für die Motorräder zugänglichen
Campingplatz. Unsere neuen Bekannten wollten sich daher einen geeigneten Platz
einfach an der Straße suchen, irgendwo, wo es auch etwas Wasser gäbe,
und boten uns an, sich ihnen anzuschließen.
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Wir fanden einen solchen Platz kurz vor einer Brücke, die über einen
Bach ging, Wasser gab es also schon mal. Und es war an der Stelle breit genug, um
deren Auto und unser Zelt hinzustellen, ohne dass wir den zwar sowieso
spärlichen Verkehr, die ganze Zeit bis zur Abfahrt am nächsten Morgen
kamen insgesamt ein LKW und ein Auto vorbei, behindern würden. Nachdem alle 5
Motorräder auch sicher abgestellt und mit Ketten abgeschlossen waren (man
weiss ja nie), begannen die Vorbereitungen für´s Abendessen. Die
Argentinier wollten grillen, und aus dem Auto kam nach und nach so alles hervor,
was man so braucht: Tisch und Stühle, Lampe, Grill, Holz zum Feuermachen, und
alles mögliche an Essen. Ich meinte irgendwann, dass sie mehr dabei
hätten, als ich zuhause im Kühlschrank hätte.
Wir genossen alle den netten Abend, das Essen am Feuer unter dem sternklaren Himmel
an der einsamen Carretera. Wir beschwerten uns über den 'extremen'
Verkehr, die Argentinier zeigten uns die Formation des grossen Bären und das
Kreuz des Südens am Sternenhimmel. Noch romantischer wurde es, als sie
schließlich tatsächlich auch noch eine Gitarre hervorholten und anfingen
zu singen. So lauschten wir gebannt den argentinischen Volksliedern, die sie uns
vortrugen, bis es schließlich doch Zeit für´s Bett wurde.
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Am Sonntag Morgen ging alles recht schnell. Wir wuschen uns am Fluss, das Wasser
war zwar schon kalt, aber gar nicht so eisig wie ich erwartet hatte. Inzwischen war
schon Kaffee gekocht, und wir frühstückten eilig im Stehen. Noch kurz
Abwaschen und Zusammenpacken, Verabschieden von unseren neu gewonnenen Freunden
(mit denen ich übrigens immer noch per e-mail und ICQ in Kontakt bin), und dann
ging´s los.
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Ich war schon ziemlich nervös, mir machte der holprige und steinige Zustand der
schmalen 'Straße' immer noch Sorgen, aber ich hielt mich wacker. Es ging
über Stock und Stein, die Piste führte landeinwärts durch Täler
mit Urwäldern, teilweise steilen Anstiegen, und wilden Gebirgslandschaften.
Links von uns konnten wir den alles dominierenden 2400m hohen Vulkangipfel des
Michinmavida erkennen. Über rauhe Schotterpiste ging´s wieder runter ans
Meer, und zum Mittagessen kamen wir in Chaiten an.
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Mit vollen Tanks und vollem Magen machten wir uns frisch gestärkt wieder auf den
Weg, vorbei an tollen Ausblicken auf schneebedeckte Gipfel und auch auf einen
Gletscher, vorbei an einem vor ca. 10 Jahren notgelandeten Propellerflugzeug, das nur
noch aus Cockpit und Rumpf besteht und zum Wohnhaus umgewandelt wurde. Wenig
später erreichten wir relativ früh schon die Naturthermen El Amarillo.
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Wir schauten uns das dort an, man führte uns herum, es ging über Holzstege,
die über dampfende Bäche führten vorbei an den einzelnen Becken mit
dem unterschiedlich heissen Wasser. Es sah alles wirklich einladend aus, und so
beschlossen wir, dazubleiben und freuten uns schon darauf, es uns nachts in den Becken
richtig gemütlich zu machen. Als wir aber nach einer kurzen Siesta wieder
aufwachten, merkten wir, dass es regnete. So ließen wir das mit dem Baden leider
bleiben, obwohl angeblich hier selbst der patagonische Regen zum Genuss wird, wenn man
im dampfenden Wasser sitzt und es rundherum wie aus Kübeln schüttet. Ich
schlief jedenfalls ziemlich unruhig, immer wieder auf den Regen horchend, der ab und
zu nachzulassen schien, aber immer wieder anfing...
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...und wen interessiert wie´s weiterging, der kann sich per
e-mail
melden.
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