Eine österreichische Filmkomödie, die sich sehen lassen kann.
Ein vergammelter Student wird von einem kleinen Gauner "aufgelesen" und zum
"Geschäftspartner" erzogen. Die beiden versuchen den "ganz großen Coup" zu landen
und müssen erkennen, daß man sie hereingelegt hat. Worauf sie ihrerseits wieder
versuchen andere hereinzulegen. "Unterwelt auf wienerisch". Schwungvoll,
einfallsreich, witzig und auch ein bißerl wehmütig. Sehr gut inszeniert und
gespielt. (L.CH. - Wr. Zeitung)
GB 1996 Regie: Stephen Frears,
Buch: Roddy Doyle nach seinem gleichnamigen Roman,
Musik: Eric Clapton, Richard Hartley,
Kamera: Oliver Stapleton,
Schnitt: Mick Audsley,
Darsteller: Colm Meaney (Larry), Donal O'Kelly (Bimbo), Ger Ryan (Maggie), Caroline Rothwell
(Mary), Neili Conroy (Diane), Ruaidhri Conroy (Kevin), Brendan O'Carroll (Weslie), Stuart
Dunne (Sam), Jack Lynch (Cancer), Laurie Morton (Maggie's Mutter), Marie Mullen (Vera),
Jon Kenny (Gerry McCarthy), Moses Rowen (Glenn), Linda McGovern, Eoin Chaney, Frank
O'Sullivan, Jill Doyle, Barbara Berginm Charlotte Bradley, Ronan Wilmot, Stanley
Townsend, Sheila Flitton, Alan King, Bernie Downes, Martin Dunne, Tommy O'Neill, Eilish
Moore, Paul Raynor Kinostart: 11/10/1996
Bimbo hat keinen Job mehr. Was soll er mit all der Freizeit anfangen? Larry - schon seit
Jahren arbeitslos - weiß es: saufen und fernsehen. Aber das ist Bimbo zu wenig. Als ganz
Dublin im Fußball-Fieber liegt, kauft er sich eine rollende Imbißbude. Berufsarbeitsloser
Larry wird sein Partner. Zuerst läuft alles wie am Schnürchen. Doch dann... (Verleihprogramm)
USA 1996 Regie: Ben Stiller,
Buch: Lou Holtz jr.,
Musik: John Ottman,
Kamera: Robert Brinkman,
Schnitt: Steven Weisberg,
Darsteller: Jim Carrey (Chip Douglas), Matthew Broderick (Steven Kovacs),
Leslie Mann (Robin Harris), Jack Black (Rick), George Segal (Earl Kovacs), Diane
Baker (Mrs. Kovacs), Ben Stiller (Sam Sweet), Harry O'Reilly (Hal), Misa Koprova
(Heather), Eric Roberts, Janeane Garofalo, Andy Dick Kinostart: 11/10/1996
The Cable Guy müßte zu den herausragenden Ereignissen der modernen Hollywoodkomödie gezählt werden, gäbe es irgendwo einen mildtätigen Saboteur, der verunglückte Filme in der Mitte auseinander hackt, um nur ihren jeweils ersten Teil am Tatort zurückzulassen - und ihren zweiten unauffindbar zu machen. Das Fragment von Cable Guy, das man dann fände, hätte - gute 45 Minuten lang - ein Instant-Klassiker des kommerziellen Films sein können: eine apokalyptische Fußnote zur Geschichte des amerikanischen Slapstick. Kinogänger finden das neue Starvehikel für Hollywoods teuersten Komödianten, Jim Carrey, leider in einer anderen Fassung vor: abendfüllend, uneben, appetithemmend gemixt aus Comedy, Thriller und Melodram.
In Amerika, das sieht man hier sehr klar, glaubt man nicht an die Komödie: Man weiß, daß Gags im Kino Geld bringen, aber ohne melodramatischen Mehrwert, ohne das billige Signal von "Tiefe", wagt sich kaum ein Studio noch an ungemischte Lustspiele. In The Cable Guy ist dieses Problem virulent: Jim Carrey, Grimasseur von Tex Averys Gnaden und Hardcore-Version Jerry Lewis', gibt einen TV-Servicetechniker, der in Matthew Brodericks neue Wohnung gerufen wird. 50 Dollar Schwarzgeld - und die Farce rollt: Der bestochene Carrey soll eine zusätzliche Leitung legen, die alle Kanäle, Cable und Pay TV, verbotenerweise zugänglich macht.
Der eigenartige Carrey tut's, nicht allerdings ohne etwas dafür zu wollen: Er beginnt, sich in Brodericks Leben zu drängen, macht unerwünschte Besuche zu unguten Zeiten und versorgt den neuen Freund mit unliebsamen Überraschungen. Ben Stiller, dem Regisseur von Cable Guy, gelingen da, vor dem selbstzerstörerischen Abgleiten des Films in die forcierten thrills, Szenen von monumentaler Bizarrerie: wie Carrey einen Karaoke-Abend mit einer wahnwitzigen Interpretation von Jefferson Airplanes "Somebody to Love" krönt; wie er als Star einer Rittershow in einem Restaurant Broderick Angst lehrt; wie er gepeinigten Mitmenschen ein hochpeinliches Gesellschaftsspiel namens porno password aufzwingt - all das gehört, ohne Zweifel, zu den großen absurden Momenten der neuen US-Komödie.
The Cable Guy ist ein zutiefst schizophrener Film, er zerfällt in Anekdoten, reibt sich auf zwischen virtuoser Aggressionskomik und trivialer Marktschreierei, unfähig, einen Ton länger als drei, vier Minuten zu halten. Darin entspricht er allerdings der Aufmerksamkeitsspanne der MTV-Generation - und sehr genau auch der Kunstfigur, die Carrey seit Ace Ventura (1993) selbst entworfen hat: ein großer Fünfjähriger mit akuter Egomanie und zwanzigmal zuviel Energie im Leib - ein liebenswerter Triebtäter, der unerträglichste unter den genialen funny men Amerikas. Carrey, das ist längst nicht mehr der bloß zurückgebliebene Yankee in Dumm & dümmer: Carrey betreibt, spätestens seit The Cable Guy und deutlich wilder als Wesensverwandte wie Steve Martin oder Bill Murray, die Pathologie des Komischen im Kino.
(Stefan Grissemann, DIE PRESSE, 10/10/1996)
KOMÖDIE, USA 1996 Regie: Ron Shelton,
Buch: John Norville, Ron Shelton,
Musik: William Ross,
Darsteller: Kevin Costner (Roy 'Tin Cup' McAvoy), Rene Russo (Dr. Molly
Griswold), Cheech Marin (Romeo Posar), Don Johnson (David Simms), Linda Hart
(Doreen), Dennis Burkley (Earl), Lou Myers(Clint), Rex Linn (Dewey), Richard
Lineback (Curt), Mickey Jones (Turk), Michael Milhoan (Boone), George Perez
(Jose) Kinostart: 11/10/1996
Verstepptes Gras im Nirgendwo. Rostige Tafeln, die die Weiten von geschlagenen Golfbällen mehr verhöhnen als anzeigen. Dazwischen Gürteltiere, erratische Wesen von höchst charmantem Aussehen, deren Verhalten kaum Aufschluß über irgendwelche Intentionen gibt. So beginnt Ron Sheltons jüngster Film Tin Cup und die Texas Tornados singen dazu "A little bit is better than nada" – wenig ist besser als nix. Selten hat in letzter Zeit ein Vorspann prononcierter das verdichtet, was den weiteren Verlauf eines Filmes ausmachen wird.
Ein Nationalsport, heruntergeräumt auf wenige Essenzen: Dort wo Kevin Costner als Titelheld Golf-Unterricht erteilt, gibt es mehr heruntergekommene Caddys als noble Platz-Mieter. Selbst eine Psychiaterin (Rene Russo), die bei ihm Stunden nimmt, war früher im Speditionsgewerbe tätig. Aber Witz hat sie, wie schon der erste Dialog zwischen den beiden beweist, und man möchte sich bereits nach den ersten fünf Minuten zurücklehnen und ewig drinbleiben in dieser fabelhaften Land- und Liebesgeschichte.
Seit Eastwoods A Perfect World hatte Costner keine derart gute Rolle mehr: Ein laxes, verkanntes Talent spielt er mit genau jenem kleinen Anflug von Heroismus, der Sportstars aus großer Entfernung so reizvoll macht. Und in den Nahaufnahmen liefern er und Nebendarsteller wie Don Johnson (als fieser Konkurrent) oder Cheech Marin (als bester Freund) eine private Gelassenheit, in der Tin Cup erst richtig zu atmen beginnt.
Wie alle amerikanischen Sportfilme handelt natürlich auch dieser irgendwann einmal von Stunden der Bewährung. Natürlich kommt es am Ende zu einem entscheidenden Wettbewerb. In diesem Fall ist es das US Open, das wichtigste nationale Golfturnier, bei dem Costner mythische Qualität beweisen, sein eigentliches Können unter Beweis stellen darf.
Anders aber als etwa beim Baseball, oder Basketball, wo immer irgendwie Teamgeist den Einzelnen erdrückt, ermöglicht das Golfspiel der Geschichte durchwegs eine Fokussierung auf individuelle Entwicklungen. Lange Zeit ist der Sport nur ein Hintergrund für Konflikte, die eher in Büros und Clubhäusern abgehandelt werden. Und dann, als Sportgeschichte geschrieben wird, macht der Film schmunzeln über die exzentrischen Requisiten, um die sich ganze TV-Direktübertragungen zu hysterischen Fanalen steigern.
Kleine Bälle fliegen da durch einen graublauen Himmel, nicht verfolgbar von der Kamera. Männer mit Handschuhen blicken ihnen angespannt nach, während andere ihnen die Taschen tragen. Bäume oder Latrinen werden zu unüberwindlichen Hindernissen auf dem Weg zum nächsten Loch. Und so ist Tin Cup wie jeder gute Sportfilm nicht zuletzt auch ein Porträt der Leistungsgesellschaft: lächerliche Anstrengungen wachsen sich aus zu ergreifenden Siegen und Niederlagen; und danach hat, wer Glück hat, jemanden, an den er sich abends anlehnen kann. Was für ein absurder Trost: "A little bit is better than nada." (Claus Philipp, DER STANDRARD, 10/10/1996)