RENDEZVOUS MIT EINEM ENGEL (THE BISHOP'S WIFE / THE PREACHER'S WIFE)
KOMÖDIE, USA 1996 Regie: Penny Marshall,
Darsteller: Denzel Washington (Engel), Whitney Houston (Julia) Kinostart: 17/1/1997
Whitney Houston spielt Julia, die wunderschöne Frau eines desillusionierten Seelsorgers, dessen berufliche Probleme seine Ehe in Gefahr bringen. Wie vom Himmel geschickt, taucht ein Engel auf, um die vernachlässigte Gattin zu umgarnen und dadurch den Ehemann eifersüchtig zu machen. Der Plan scheint zu funktionieren, aber dann wird es kompliziert: Julia und der Engel haben sich wirklich ineinander verliebt. (Verleihprogramm)
Whitney Houston erhält in "Rendezvous mit einem Engel" Hilfe aus dem Himmel. Schwarzes Konsenskino für die ganze Familie.
Produzenten und Verleiher greifen traditionell gerne auf erfolgreiche Filmvorlagen zurück: Von TV-Wirtschaftswunderdramen à la Bernd Eichinger bis zur Übersetzung von Animationsfilm in Realfilm (demnächst: 101 Dalmatiner) reichen die Möglichkeiten. Penny Marshalls Rendezvous mit einem Engel erweitert jetzt das Repertoire um eine neue Spielart. Ihr Werk (Originaltitel: The Preacher's Wife) ist ein Remake des Henry-Koster-Films The Bishop's Wife aus dem Jahr 1947.
Mit einem rein afro-amerikanischen Ensemble wird bei Marshall nun noch einmal heile Welt nachinszeniert. Passender Mitarbeit hat man sich zuvor versichert: Whitney Houston, schmeichelweich wie immer, ist als Frau des Reverend zu sehen (und ausgiebig zu hören). Den Engel, den 1947 Cary Grant mit himmlischem Leben erfüllte, spielt nun Denzel Washington. Unverdrossen lächelnd soll er Reverend Henry Biggs (Courtney B. Vance) helfen, seiner kleinen, armen Gemeinde treu zu bleiben. Statt dem Prediger aber auf den Fersen zu bleiben, konzentriert sich der Engel auf dessen Ehefrau.
Das ist braver und keuscher inszeniert, als es das Kino der vierziger Jahre verlangt hätte. Jenen Menschen, die Marshall hier zeigt, würde ein 70er-Jahre-"Blaxploitation"-Gangsterfilm wie Shaft oder Superfly nur Schauder über den Rücken jagen. Recht so, denn hier dreht sich ja auch alles um Imagepflege. Nach Bodyguard und Warten auf Mr. Right versucht Whitney Houston abermals, ihr Pop-Kapital in ein Filmdrama hineinzuretten, das nur leider ganz andere Ansprüche stellt als das Showbusiness.
Weil die Produzenten das wissen und ihr die Verantwortung für einen Film nicht alleine aufbürden wollen, umgibt man sie mit Stars oder Ensembles, die allfällige Schwächen abfedern sollen. Nach Warten auf Mr. Right ist dieses Konzept nun abermals gescheitert.
Mit den drei Zentren der berechenbaren Story (Ehemann, Houston, Engel) kommt die Regisseurin nicht zurecht. Vielleicht auch, weil Whitney Houston, deren schauspielerische Ausdrucksfähigkeit sehr limitiert ist, ständig Gesangseinlagen zugestanden wurden, die wohl nur hartgesottene Fans erfreuen werden. Wenigstens da aber ist sie in ihrem Element. Kein Wunder: Ihr Handwerk hat sie als Gospelsängerin in der Baptistenkirche von Newark, New Jersey gelernt. Wenn das nicht paßt... (Robert Weixelbaumer, DIE PRESSE)
Die unsinnigsten Weihnachtsfilme sind jene, die im Sommer oder nach Weihnachten anlaufen. Dazu gehört dieses Engerl-Bengerl-Spiel, bei dem man wahrlich alle Sünden abbüßt. Ein Engel (Denzel Washington) schneit vom Himmel herunter. "Warum mußte er ausgerechnet zu uns kommen?" fragt der Sohn des Dorfpredigers. Das fragen wir uns auch. Der Himmelsbote soll den zerrütteten Glauben des Predigers und dessen angeknackste Ehe ins rechte Lot bringen. Doch die Art, wie er seine Wundertüte ausschüttet, gleicht eher einer Kasperliade mit miesen Zaubertricks - und keiner Erleuchtung. Glauben läßt uns dieser Gemütsdurchfall rein gar nichts. Außer, daß es sich hier um eine vereselte Ochsenkomödie handelt. Ärgerlich ist, daß der Engel im Armani-Dreß missioniert.
Die Gemütskrisen sind so lapidar, daß man sich ernsthaft fragt: Haben die keine anderen Sorgen? Der Gottesbote setzt zudem ein so schmieriges Grinsen auf, daß man darauf glatt ausrutschen könnte. Erst führt er die abtrünnigen Schäfchen heim, später nimmt er die entzückende Whitney Houston ins Gebet und flirtet mit ihr auf Teufel komm raus. Doch diese Eva bleibt tugendhaft - und sie singt ihm etwas. Mit ihren Glöckchenarien verbucht sie in dem biederen Liebesgeplänkel die einzigen Bonuspunkte. Obwohl die Songs keinesfalls über ohrwurmige "Bodyguard"-Klasse verfügen. Wer früher geht, hat nichts versäumt. Denn das Ende dieses höllischen Unfugs ist so gewiß wie das Amen im Gebet. (Monika Vanecek, KURIER)
CAN 1996 Regie: Bruce McDonald,
Buch: Noel S. Baker, nach Michael Turner,
Musik: Shaun Tozer,
Kamera: Danny Nowak,
Schnitt: Reginald Harkemia,
Darsteller: Hugh Dillon (Joe Dick), Keith Callum Rennie (Billy Tallent), John Pyper-Ferguson (John Oxenberger), Bernie Coulson (Pipefitter) Kinostart: 17/1/1997
Joe, Billy, John und Pipe waren "Hard Core Logo", die erfolgreichste Punkband der 80er. Die letzten Jahre haben sie aber nur noch die Zeit totgeschlagen. Als sie bei einem Benefizkonzert noch einmal alle auftreten und einen großartigen Triumph feiern können, beschließen sie, ein letztes Mal auf Tournee zu gehen. (Verleihprogramm)
Dem Andenken des Punk widmet sich ein energischer neuer Film aus Kanada: "Hard Core Logo" glänzt, ab heute im Kino, als smarte Fälschung eines Dokumentarfilms.
Rauh ist das Leben on the road: Eine Punkband, davon erzählt dieser Film, kommt in Vancouver, nach langer Trennung und allen internen Spannungen zum Trotz, wieder zusammen, um eine neue Tournee durch das triste Westkanada in Angriff zu nehmen. Jede Nacht ein Auftritt in irgendeinem überhitzten Club: ein Leben aus dummen Journalistenfragen und sinnlosen Handgreiflichkeiten, ein Leben zwischen routiniertem Zynismus und der verblassenden Ehre, Teil dieser antisozialen Bewegung, die man Punk nennt, zu sein. Die Vergangenheit, der man noch einmal nahe sein wollte, ist verloren. Paradise lost.
Die Kamera ist überall dabei in Hard Core Logo, auf der Bühne und dahinter, im Tourbus, beim Kampftrinken und bei den endlosen Band-Diskussionen, die immer wieder um dasselbe kreisen: um die verlorene Ehre des Punk und um die Unmöglichkeit, mit jenem Kompromiß zu leben, zu dem man längst selbst geworden ist. Ein Dokumentarfilm über Rockmusik und die Arbeit daran, eine rockumentary, die die Lügen und die Mechanismen der Industrie gerade auch dort lokalisiert, wo die Pop-Utopisten diese nie vermuten wollten: in der Subkultur.
Ein Dokumentarfilm? Alles falsch: Bruce McDonald, mit Arbeiten wie Roadkill (1989) oder Highway 61 (1991) seit jeher subkulturell umtriebig, stellt in Hard Core Logo - einer der seit ein paar Jahren beliebten fake documentaries - die Oberflächen des Dokumentarischen künstlich nach, imitiert die Sprache des schnellen Beobachtens im Kino.
Regisseur McDonald weiß das improvisationsfreudige Spiel seiner Akteure einzusetzen: Hard Core Logo ist virtuos gespielt, vor allem von Bandleader Hugh Dillon sowie einer gespenstischen Nebenerscheinung namens Julian Richings. Und Joey Ramone, Alien des Punk, der Meister der alten dreiakkordigen Hirnschaden-Serenade, kreuzt einmal, sehr kurz nur, den Weg des Films.
Der Wert von Hard Core Logo liegt prinzipiell in der Liebe zum Detail: Wie hier Bandnamen, Slogans und Plattentitel ("Think Global Act Stoopid") ganz nebenbei miterfunden werden und dabei dennoch - wie die Bilder und die Dialoge - stets den korrekten Ton treffen, das ist schon erstaunlich. Und McDonalds Inszenierung verfährt im besten Wortsinn traditionell, altmodisch fast: mit MTVs fashionablen Verkippungen und Geschwindigkeitsüberdrehungen hat dieser Mann nichts im Sinn. Viel eher scheint die Ästhetik an Penelope Spheeris' (echtem) Punk-Dokument The Decline of Western Civilization (1981) orientiert zu sein.
Ein Problem, das dieser Film allerdings mit sich herumträgt, bleibt die Tatsache, daß weder Drehbuch noch Regie substantiell Neues zum Thema anzubieten haben: Der Haß, der Dreck, die Drogen, die Verausgabung auf der Bühne und die Selbstvernichtung, die nicht erst seit Sid Vicious zum Standard-Accessoire des Punk gehört, das alles taucht auch hier auf. Die Theoretiker des Punk, von John Savage bis zu Greil Marcus, haben dieses besondere Terrain tatsächlich längst sehr genau vermessen: alles schon gesagt, vielleicht.
"I don't want a holiday in the sun", spuckte dereinst Johnny Rotten, Vorstand der bahnbrechenden Sex Pistols, seinen Zuschauern entgegen: So ähnlich gebärdet sich auch Hard Core Logo - das Leben in der Selbstentäußerung ist eben keine Vergnügungsfahrt. Daß es in diesem Film daher zu einem letzten drastischen Moment des Zorns kommen muß, verdeutlicht ein wenig das Dilemma, in dem sich Hard Core Logo - zwischen Klischee und Neudefinition, zwischen Alltag und Kinomelodram - aufreibt. (Stefan Grissemann, DIE PRESSE)
Die vier Mitglieder der legendären kanadischen Punk-Band "Hard Core Logo" kommen einige Jahre nach Auflösung zusammen, um bei einer Benefizveranstaltung gemeinsam aufzutreten. Das Publikum tobt, alle haben Spaß, und das Vorhaben des Frontmannes, noch einmal fünf Konzerte lang zu touren, wird in die Tat umgesetzt.
Diese Tour wird vom Filmemacher Bruce McDonald (Roadkill; Highway61) begleitet und aufgezeichnet. Wie es sich nun für ein ordentliches Rockumentary gehört, wechseln dabei fortwährend die Stilebenen und die materiellen Träger: Aktuelles Tourgeschehen, altes Film- und Fotomaterial, forciert inszenierte Selbstdarstellungen, Auftritte, wie sie schöner nicht filmisch umgesetzt sein könnten – Busfahren, Biertrinken, Sinnieren, Musizieren und viele andere schöne Aktivitäten in Farbe und Schwarz-Weiß, mit viel Wackeln, Rauschen und grobem Korn.
Weil Hard Core Logo nicht fürs Fernsehen, sondern fürs Kino gemacht ist, kann er sich bei all dem natürlich Zeit nehmen und neben den kleinen Geschichten, die er gekonnt lanciert, ausgiebig ein Lebensgefühl affirmieren: Männer beim Herumalbern und sich Anstinken ("Mr. Rockstar No More"), Streit suchen und kriegen bis zur Schlägerei auf der Bühne.
Die Band, die Gruppendynamik, die schundige Oberfläche, die feinen Unterschiede, die einzelnen Bereichen zugedacht werden (eher improvisierte Backstage-Einblicke, pathetisch zur Zeitlupe gedehnte große Momente etc.) wirken täuschend echt.
Dabei ist Hard Core Logo kein "wirklicher" Dokumentarfilm, sondern eine äußerst gut getarnte Fiktion, dargeboten von Schauspielern, voll mit Betrügereien. Das Spektrum reicht von manipulativer Berechnung (auf der die Reunion basiert), über beharrliche Verklärung (von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) bis zur strafbaren Handlung (der angeblich invalide Punkveteran, dem das Benefiz gilt, erfreut sich bester Gesundheit) und zum handfesten Skandal, bei
dem der Regisseur ein wenig mitintrigiert.
Man kann Hard Core Logo auch als eine unterhaltsam verdichtete, anthropologische Studie über Männer, die nicht erwachsen werden wollen, rezipieren und daran seine Freude haben. Bis aufs Ende, das sich dann leider doch noch ein wirkliches Drama leistet, hält der Film jedenfalls, was er verspricht, und beweist, daß eine Fälschung doch reale Qualitäten hat: "If you can't do a documentary, fake one." (Isabella Reicher, DER STANDARD, 20/1/1997)
"Alien/Nation": Eine Art Anthologie zu Politik und Laufbild
Das Prinzip von Anthologien, die zu gewissen Problemstellungen ("Mein Körper", "Reiselust") kurze Auftragstexte versammeln, ist schon aus dem Literaturbetrieb leidvoll bekannt. Meist beeinträchtigen die Themenvorgabe und das Zeilenlimit beträchtlich die Kreativität. Nicht selten sind in derartigen Sammelbändchen lediglich Statements zu lesen, nach denen man nur weiß, daß dem betreffenden Autor auch dazu etwas eingefallen ist.
Im Bereich des Kinos ist dieses Phänomen bis dato vor allem durch Cannes-Rollen "bester Werbefilme" bekannt. Jetzt lappt es, leider, auch in den Avantgarde-Bereich über: Der Wiener Verein Sixpack Film etwa klagte zuletzt einen Mangel an dezidiert politischen Arbeiten ein, und will in Hinkunft Kompilationen zusammenstellen, die von einer Jury aus eingesandtem Material ausgewählt wurden.
Alien/Nation ist nun die erste Auswahl solcher "filmischer Statements", die auf eine international versandte Einladung hin eintrudelten. Wie die Produktionsdaten verraten, handelt es sich bei den meisten Beiträgen um Spenden, die schon längere Zeit in irgendwelchen Schreibtischen herumlagen. Daß sie dort besser geblieben wären, wünscht man sich sehr bald: Ödeste Video-Assoziationen zum Unrecht dieser Welt, banal witzelnde Zeichentrick-Cartoons, plakative Performance-Clips lassen sich bestenfalls in kleinen Dosen verdauen.
Naturgemäß produzierten vor allem österreichische Filmemacher gewissermaßen in Augenkontakt mit Sixpack etwas zum gegebenen Anlaß. Mitunter ist hier auch die Stellungnahme mit einem gewissen formalen Anspruch verknüpft.
Gustav Deutsch beschränkt sich in Mariage Blanc, einer Heiratsannonce für einen Marokkaner, auf einen Satz in mehreren Sprachen und ein Gesicht vor den jeweiligen Landesflaggen. Kurt Krens Snapshots von Touristen vor dem Wiener Johann-Strauß-Denkmal sind tatsächlich Einzelbilder aus einem Fotoapparat, in deren rasender Bewegung das Monument beinahe unheimlich zu pulsieren beginnt.
Und Dietmar Brehm leistet sich eine sehr kalkulierte Frechheit. Unter dem Titel Alarm ergeben die Notrufnummern von Polizei, Rettung und Feuerwehr in Addition die Zahl 399. Na und? Es ist wie ein böser Kommentar zu Milchmädchenrechnungen, wie sie im Rest der Rolle immer wieder präsentiert werden – etwa, wenn mittlerweile zum x-ten Mal ein Found-Footage-Ausschnitt mit Paula Wessely aus Heimkehr leicht verfremdet "kritisiert" wird.
Vielleicht ist es für Filmemacher oder für Wissenschafter interessant, einmal zu sichten, was international an politischen Kurzfilmen produziert wird. Ob so viele Platitüden aber wirklich eine eigene Filmrolle lohnen, ist eine andere Frage. (Claus Philipp, DER STANDARD, 16/1/1997)
USA 1996 Regie: Edward Zwick,
Buch: Patrick Sheane Duncan,
Musik: James Horner,
Kamera: Roger Deakins,
Schnitt: Steven Rosenblum,
Darsteller: Denzel Washington (Lt. Col. Nathaniel Serling), Meg Ryan (Capt. Karen Walden), Lou Diamond Phillips (Monfriez), Michael Moriarty (Gen. Hershberg), Matt Damon (Ilario), Bronson Pinchot (Bruno), Seth Gilliam (Altameyer), Regina Taylor (Meredith), Zeljko Ivanek (General's Aide), Scott Glenn (Tony Gartner) Kinostart: 17/1/1997
Denzel Washington als Golfkriegs-Veteran auf Vergangenheits- Aufarbeitungs-Tournee: ein amerikanisches Nachkriegs-Melodram.
Allem Anschein nach war es kurz und schmerzlos: Es genügen ein paar verschwommene Videoclips, um die Erinnerung des Zuschauers an jene bangen Abende vor dem Fernsehgerät zu wecken. Der Golfkrieg: Die USA waren wieder einmal dabei, die Ordnung in der Welt wiederherzustellen, und CNN berichtete live - allerdings mit sehr abstrakten Bildern - vom nahöstlichen Kriegsschauplatz.
Fünf Jahre nach dieser scheinbar so "sauberen" Operation beschließt ein Hollywood-Team, daß es nun Zeit für ein bißchen kollektive Gedächtnisauffrischung wäre - und macht einen Film über Mut und Gedächtnis.
Man gibt dem Film den schönen Titel Mut zur Wahrheit, zeigt ein bißchen Golfkrieg - bestehend aus attraktiv gestalteter Action und einem Vorspann mit besagtem CNN-Video-Schrott - und läßt Menschen ihre ganz persönlichen Kriegsgeschichten ins rechte Lot biegen.
Es geht in diesem Film um nichts weniger Weltbewegendes als um die Frage, ob die im Krieg gefallene Captain Karen Walden (Meg Ryan) ein Feigling war - oder ob sie sich eine posthume Ehrenmedaille ehrlich verdient hat. Und es geht darum, herauszufinden, welche der widersprüchlichen, von Waldens Ex-Kameraden erzählten Geschehensvarianten die richtige ist.
Frei nach Kurosawas irritierender Erzählkonstruktion in Rashomon inszeniert Regisseur Edward Zwick (Legenden der Leidenschaft) von jeder Version einen fiktiven Sichtungsbeleg - und schickt den aufrechten Lt. Col. Serling (Denzel Washington) auf die Suche nach der wahren Geschichte. Das trifft sich insofern gut, als der Lt. Col. selbst ein Kriegstrauma (er trägt die Schuld am Tod eines Teamkameraden) zu verarbeiten hat - und so gleich alle offenen Veteranen-Seelenwunden auf einmal verarztet werden können.
Freilich läßt einem die Inszenierung dieser an sich spannenden Geschichts-Recherche recht bald die Füße einschlafen: Weit mehr Zeit nämlich als auf den auszuleuchtenden Kriegsschauplätzen verbringt die Kamera auf Denzel Washingtons nachdenklicher Miene. Was das (durch diesen Film repräsentierte) Gedächtnis der Golfkriegs-Veteranen quält, sind keine toten irakischen Zivilisten oder die Frage, ob dieser Krieg nicht vielleicht doch ein historischer Blödsinn gewesen sein könnte.
Vielmehr geht es bei dieser Art von Geschichts-Aufarbeitung um den Mut, sich so richtig schrankenlos im Selbstmitleid über seine persönliche Leidensgeschichte wälzen zu dürfen: Da hat man doch nach bestem Gewissen in einem Krieg mitgewirkt, der zwar gerecht, aber weit härter war als die zu Hause vor dem Bildschirm vermutet haben, und jetzt muß man auch noch um seine Ehrenmedaillen streiten. Weil's wahr ist. (Robert Buchschwenter, DIE PRESSE)
Ein Schwarzer und eine Frau stimmen in diesem ordensbrustgeschwellten Grübeldrama das Hohelied der Soldatenehre an; die Mißklänge sind beabsichtigt, bevor der Choral mit getragenem Wohllaut ausklingt. Weil es hierzulande weder weibliche noch schwarze Landesverteidiger gibt, bleibt das Interesse auf den reinen Thrillerplot fixiert. Der quirlt in gegeneinanderrotierenden Rückblenden zwei Fälle von Schuld und Sühne, Feigheit und Heldentum auf, und das mit der aufreizenden Trägheit des Ventilators einer karibi- schen Nachtbar. Als überwältigend mediengeil stellt sich der Pressesprecher die rührende Zeremonie vor. Wie die kleine Tochter die Tapferkeitsmedaille aus der Hand des Präsidenten entgegennimmt, welche ihrer kriegsgefallenen Mutter posthum verliehen wurde. Als erster Frau der USA. Mami war nämlich Heli-Pilotin im Golfkrieg und starb angeblich den Heldentod.
Aber die Werbestrategen im Weißen Haus müssen sich gedulden. Zweifel an der Ordenstauglichkeit der Frau tauchen auf. Die Untersuchung leitet ein Oberst, der selbst vom Gewissen gepeinigt wird. Er kann es sich nicht verzeihen, daß er bei einer Panzerschlacht versehentlich seinen Waffenkameraden und Freund getötet hat. Deshalb verbeißt er sich in den Fall, als gelte es, einen Mord aufzuklären. Belogen, beschimpft, betrogen, findet er eine schockierende Wahrheit. Spekulation, ehrenvolle Absichten und Heroismus liefern einander eine psychologische Sandkastenschlacht, wie man sie linientreuer nicht einmal den Strategen des Pentagons zutrauen würde. Also, ohne Treuseelchen Meg Ryan und ohne Denzel Washingtons Selbstquälerblick wäre dieser Thriller in Uniform wahrscheinlich ein Blindgänger. (Rudi John, KURIER)
DAS TAGEBUCH DES VERFÜHRERS (JOURNAL DU SEDUCTEUR)
F 1995 Regie: Danièle Dubroux,
Buch: Danièle Dubroux,
Kamera: Laurent Machuel,
Schnitt: Jean-Francois Naudon,
Darsteller: Chiara Mastroianni, Melvil Poupaud, Hubert Saint Macary, Jean Pierre Léaud, Micheline Presle Kinostart: 17/1/1997
Jean-Pierre Léaud spielt in "Das Tagebuch des Verführers" einen militanten Romantiker. Eine französische Komödie für nachdenkliche Menschen.
Wenn das Kino den Menschen ein guter Lehrer sein will, dann muß es auch dies beantworten können: Ist der Verführer nach Plan erfolgreicher? Oder sind es Männer wie Don Juan, die unwiderstehlich sind, weil sie gar nicht verführen wollen? Und wie steht es mit Verlockung, Manipulation, Liebreiz im späten 20. Jahrhundert?
Die französische Regisseurin Danièle Dubroux, vormals Filmkritikerin, hat sich mit Das Tagebuch des Verführers auf solche Fragen eingelassen: Ihre Antwort ist ein Aufklärungsfilm, der in bester französischer Kino- (und Aufklärungs-)Tradition Intelligenz und Witz vereint. Schon deshalb braucht man sich vor der intellektuellen Unterfütterung des Stoffes nicht zu fürchten: Immerhin hat der dänische Philosoph Sören Kierkegaard die Inspiration geliefert. Sein "Tagebuch des Verführers", eine verschmitzte Abhandlung, stellt Typen der Verführung gegenüber, die für Kierkegaard stets mehr waren: nämlich Weisen der ästhetischen und moralischen Existenz in der Welt.
Nun sollte man in diesem Film keine Entscheidung für die eine oder die andere Haltung erwarten. Dubroux' Arbeit ist eine seriöse Komödie, die allerhand Typen der seduction versammelt, um nach dem Geheimnis jeder Verführung zu fragen. Zu deren Bezugspunkt wird im Film immer wieder die junge Claire (Chiara Mastroianni). Mit ihrer Mutter (Regisseurin Dubroux) lebt sie in einem Appartement, in das sich auch ihr Bekannter (Mathieu Amalric) eingenistet hat. Vergeblich versucht er, Claires Liebe mit Strategie, Logik und Kierkegaard zu gewinnen. Sein Glück, daß sich wenigstens die Mutter erbarmt und ihn ins Bett zieht. Der geborene Verführer, auch in Claires Augen, ist dagegen der Philosophiestudent Grégoire. Mit seiner Großmutter lebt er in einer düsteren Wohnung und hat selbst so manches dunkle Geheimnis.
Dazu kommen: Jean-Pierre Léaud als wahnsinniger Verführer; Hubert Saint Macary als unglücklicher Psychoanalytiker (Hubert Saint Macary), dem widerfährt, was keinem Analytiker widerfahren darf: Er verliebt sich in seine Klientin. Mit viel Buñuelschem Humor erzählt Dubroux so auch anspielungsreich davon, wie das Unbewußte der Menschen gegen sie selbst arbeitet. Verführungs- und Analysearbeit liegen in Das Tagebuch des Verführers eben nahe beieinander.
Dazu paßt auch Dubroux' Bericht, daß der Film selbst Effekt eines gescheiterten Verführungsversuches sei. Von einem Mann aufgefordert, doch Kierkegaard für das Kino zu adaptieren, entdeckte Dubroux, daß der Auftraggeber einer ganzen Reihe von Frauen den selben Vorschlag gemacht hatte. So habe sie den Spieß umgedreht - und den Verführer bei seiner Arbeit beobachtet. Der Film ist das schöne Ergebnis dieser Gegenstrategie. (Robert Weixelbaumer, DIE PRESSE)
Liebe und Manipulation. Zuneigung als Resultat einer Versuchsanordnung: Es ist ein trauriges Spiel, daß der junge Student Sebastién (Mathieu Amalric) treibt, um die von ihm verehrte Claire (Chiara Mastroianni) zu verführen. Er belagert sie, er schwatzt auf sie ein, er nervt, er gibt sich als schutzbedürftiger Neurotiker in der Nachfolge Woody Allens – und wird letztlich doch nur von Claires Mutter wahrgenommen.
Was hilft schon die Lektüre von Freud und Lacan als Lebensratgeber und Trickkiste, wenn die Angehimmelte selbst Psychologie studiert, gleichzeitig aber eine Romantikerin wie aus dem 19. Jahrhundert ist: Um so ein Mädchen zu verführen, schrieb einst Kierkegaard, müsse man ihm Bücher geben. Mit jedem Buch könne man seine Gedanken beeinflussen. Bezeichnenderweise ist es Kierkegaards Tagebuch des Verführers, der in Danièle Dubrouxs gleichnamigem Spielfilm auf einer Parkbank liegen bleibt – und so die Protagonistin zu einem Jüngling führt, dem sie tatsächlich verfällt: Auch Grégoire (Melvil Poupaud) ist ein Verstellungskünstler. Seine Tricks und Lügen sind aber nur Abschottungsversuche, während er unter höchst merkwürdigen Umständen sehr exzentrischen Beschäftigungen nachgeht.
Wie beseitigt man beispielsweise eine Leiche, während man eine vollgeräumte Großbürgerwohnung mit seiner (nur scheinbar senilen) Großmutter teilen muß und gleichzeitig von einem sinistren Nachbarn fortwährend überwacht wird? Claire läßt sich von einer dunklen Romantik gefangennehmen. Die Dramatik der Ereignisse wird zwar zunehmend theatralisch, doch durch die Augen einer Verliebten gerät ja selbst das trivialste Straßenpflaster zur Zauberbühne. Und am Ende verfällt sogar ein ausgewiesener Rationalist, ein vormals souveräner Psychoanalytiker der "dunklen Kraft" des Begehrens, unbeholfen und tragikomisch.
In der Leichtfüßigkeit und in der Waghalsigkeit, mit der Danièle Dubroux ihre philosophische Komödie über alle Absurditäten hinweg inszeniert, hat Das Tagebuch des Verführers wenig mit Kierkegaards Text gemein, der ja mehr ein ästhetischer Traktat ist über diverse Finten und Fallen, mit denen man eine flüchtige Schönheit fangen könnte.
In Dubroux' Film kann man dagegen zuallererst selbst erleben, wie Verführung funktionieren muß, angesichts jugendlicher Spielfreude der Akteure, in kunstfertigster Galanterie in den Dialogen wie auch in den weniger wortlastigen Passagen, kurz: in der Fähigkeit, das Naheliegende mit dem durchdacht Artifiziellen zu vereinen. Oft ist man an Arbeiten von Eric Rohmer erinnert, in denen ja auch größte Unglaubwürdigkeiten wie nebenher plausibel gemacht werden – und gleichzeitig die klügsten Sätze vor allem zu einer generellen Anmut beitragen.
Der wahre Verführer muß ein gewisses Geheimnis bewahren. Und er muß zuallererst eines erahnen lassen, behauptet Dubroux: Passion. Deswegen scheitern letztlich auch die jungen Rationalisten in diesem Film, die sich weniger ihre vermeintlich großen Gefühle und Sehnsüchte lediglich sezieren, anstatt wirkliche Emotionen auszuleben.
Und weniger auf gewiefte kulturhistorische Zitate als vielmehr auf wirkliche Bewegung vor der Kamera vertraut deshalb völlig zu Recht auch die Inszenierung.
Chiara Mastroianni gelingt es etwa mühelos, in einer sehr natürlich anmutenden Zurückhaltung vergessen zu machen, daß hier die Tochter von Marcello Mastroianni und Catherine Deneuve agiert. Allein die Kluft zwischen Vertrauensseligkeit in ihrem Blick und der unsteten Nervosität von Melvil Poupaud, der zuletzt schon in Rohmers Sommer brillierte, macht Das Tagebuch des Verführers zum Erlebnis. Neidisch könnte man werden auf das französische Filmschaffen, das gegenwärtig größte Talente nur so aus dem Ärmel schüttelt. (Claus Philipp, DER STANDARD, 17/1/1997)
Aus einem philosophischen Text Sören Kierkegaards machte Danièle Dubroux einen intelligenten Film über moderne existentielle Probleme wie Einsamkeit, Todessehnsucht und sonstige Neurosen.
Als Vorlage für ein Filmdrehbuch ist Sören Kierkegaards Text "Tagebuch des Verführers" ebenso ungeeignet wie als praktische Anleitung. Im Tagebuch hält ein junger Mann minuziös die Schritte fest, mit denen er ein Mädchen verführt. Regisseurin Danièle Dubroux macht aus dem philosophischen Gedankenspiel über eine ästhetische Bewältigung des Lebens einen intelligenten Film, einen Krimi, ein verzauberndes Märchen.
Kierkegaards Text ist im Film wie im Leben als Titel bekannter denn der Inhalt. Auch Studentin Claire (Chiara Mastroianni) möchte das Buch erst nicht lesen, sondern nur dem Besitzer, dem Philosophie-Studenten Grégoire, zurückgeben. Doch bald gerät sie in den Bann des Mannes, der mit diesem Buch Frauen verführt. Von der Liebe beflügelt, geraten die Figuren in Abhängigkeit und Schuld, die Geschichte verfängt sich in einem Geflecht von teils mysteriösen, teils grotesken Ereignissen, von verdrängter Sexualität, Verbrechen und Wahnsinn. Das Schönste an Danièle Dubrouxs Filmstück aber ist, daß sie uns daran erinnert, den Reiz des Verführens nicht im Akt, sondern im Weg dorthin zu sehen. (SPIEGEL ONLINE 41/1997)
Willst du junge Mädchen verführen, schenke ihnen Bücher, philosophierte einst Kierkegaard. Um das Machtspiel der Liebe, obsessive Erotik und den Raub der Unschuld dreht sich diese schwarzgetränkte Krimikomödie. Der neurotische Sonderling Gregoire experimentiert gern und lockt die junge Claire (Chiara Matroianni) so lange mit Kierkegaard-Traktaten, bis sie ihm in den Schoß fällt. Zwischen Gefühlsgängelei und subtilem Verführungsraffinement findet sich dann noch eine Leiche im Kühlschrank. Hochprozentiger Zynismus erquickt mit Humor vom Feinsten. (Monika Vanecek, KURIER)
DER GEIST UND DIE DUNKELHEIT (GHOST AND THE DARKNESS)
USA 1996 Regie: Stephen Hopkins,
Buch: William Goldman,
Musik: Jerry Goldsmith,
Kamera: Vilmos Zsigmond,
Schnitt: Robert Brown, Steve Mirkovich,
Darsteller: Michael Douglas (Charles Remington), Val Kilmer (Col. John Henry Patterson), Tom Wilkinson (John Beaumont), John Kani (Samuel), Bernard Hill (Dr. Hawthorne), Brian McCardie (Angus Starling), Henry Cele (Mahina), Om Puri (Abdullah), Emily Mortimer (Helena Patterson) Kinostart: 17/1/1997
(...) gleichzeitig epischer Afrika-Trip und Ausflug in längst vergangen geglaubte Gefilde des archaischen Mann-als-Jäger-Abenteuer-Films, der einen Hemingway stolz machen würde. Stephen Hopkins' grandioser Suspense-Actioner beruht auf einer wahren Begebenheit im ausgehenden 19. Jahrhundert, als zwei Löwen 130 Menschen töteten, bis sie von zwei unerschrockenen Jägern - hier dargestellt von Val Kilmer und Michael Douglas - zur Strecke gebracht werden konnten. (...) (Blickpunkt: Film 44/96)
Alles schon einmal dagewesen. Der Spruch "Affe tot, Klappe zu, Film aus" stammt aus den Anfangszeiten des Kintopps. Jetzt kehrt er, optisch bombastisch aufgemotzt, aus Hollywood zurück. Nur, daß es nicht um Affen geht, sondern um Löwen. Zwei besonders bestialische Bestien, die mit Vorliebe Menschen verzehren, treiben irgendwo in Afrika ihr Unwesen. Die Einheimischen schaffen es zwar, den Viechern Namen zu geben (erraten: "Der Geist" und "Die Dunkelheit"), doch sie zu erlegen übersteigt ihre Fähigkeit. Da müssen, so will es der Film, schon weiße Spezialisten her. Im Hollywood-Fundus wurde man immerhin in der allerobersten Etage fündig. Michael Douglas und Val Kilmer konnten der Versuchung auf ein hochbezahltes Afrika-Abenteuer nicht widerstehen. Allerdings ist das Resultat des Unterfangens eher ihrem Bankkonto als ihrem Renommee förderlich.
Denn der Film, der mit Macht und Mühe Rahmenhandlungen erfindet (es geht um die Konstruktion einer wichtigen Eisenbahnbrücke, irgendwann im 19. Jahrhundert), will in Wahrheit nur das eine: zeigen, wie die Löwen sterben. Und der Zuschauer verläßt einigermaßen verwundert das Kino: Was soll's? Der Film von Stephen Hopkins ist eine buntbemalte Platitüde, die nur mit Geisterbahn-Effekten schrecken kann. Ein belangloses Nichts, bei dem man sich wundert, wieviel Geld und Talent aufgewendet wurde. Denn auch hinter den Kulissen sind Berühmtheiten tätig. Kamera: Oscar-Preisträger Vilmos Zsigmond. Das Drehbuch stammt vom ebenfalls Oscar-geehrten William Goldman ("Die Unbestechlichen"), der hier eine seiner schwächsten Arbeiten ablieferte. (Gunther Baumann, KURIER)
LIEBE UND ANDERE KATASTROPHEN (LOVE AND OTHER CATASTOPHES)
AUS 1996 Regie: Emma-Kate Croghan,
Buch: Yael Bergman, Bandis Croghan,
Musik: Oleh Witer,
Kamera: Justin Brickle,
Schnitt: Ken Sallows,
Darsteller: Matt Day (Michael), Matthew Dyktynski (Ari), Alice Garner (Alice), Frances O'Connor (Mia), Radha Mitchell (Danni), Suzi Dougherty (Savita), Kim Gyngell (Prof. Leach), Suzanne Dowling (Dr. Russell), Paul Harris (Prof. Novak), Adrian Martin Kinostart: 17/1/1997
Auf dem Campus leben fünf australische Studenten ihre kleinen Kümmernisse und Liebeleien aus, versuchen zwischendurch auch mal zu studieren. Das Beziehungskarussel dreht sich munter, bis sich nach einem langen und aufregenden Tag alles in Wohlgefallen auflöst. Ein teilweise unterhaltendes Studenten-Movie über WG-, Beziehungs- und Studienstress mit einigen flotten Sprüchen. Aber am Ende erschöpft sich die Story in aufgebauschten Banalitäten. (M.K.)
Manchmal genügt schon ein Wort wie "Calamity Jane", um ein Leben in andere Bahnen zu lenken. Zumindest im Kino, wenn dort übers Kino geredet wird. "Calamity Jane": Der Doris-Day-Film ist ein erklärter Liebling der Studentin Alice, die davon träumt, mit einem Mann zu leben, der nicht nur den Alltag und das Bett, sondern auch den Filmgeschmack mit ihr teilt. Und wie das Leben so spielt, findet sie nach etlichen Wirrungen den Richtigen. Einen scheuen, attraktiven Verehrer namens Matt, der im richtigen Moment kundtut, ebenfalls Doris Day zu lieben. Ob Doris Day diese prächtige australische Produktion gustieren würde, sei aber dahingestellt.
Denn von der Prüderie des Fünfziger-Jahre-Stars ist der Film Lichtjahre entfernt. Porträtiert werden Twens an einer Uni, die nicht nur ihren Studien nachgehen, sondern auch ihren Gelüsten. Ob es da um die Liebe zwischen den Frauen, zwischen Mann und Frau oder um jene Variante geht, die mit Geld aufgewogen wird, ist egal - Hauptsache, man lebt sich aus. Und man ist bereit, die seelischen Konsequenzen zu tragen. Denn bekanntlich ist das Liebesglück ein Zwilling des Unglücks. (Gunther Baumann, KURIER)
STIRB NICHT OHNE MIR ZU SAGEN; WOHIN DU GEHST (NO TE MUERAS SIN DECIRME ADONDE VAS)
ARGENTINIEN 1995 Regie: Eliseo Subiela,
Buch: Eliseo Subiela,
Musik: Pedro Aznar,
Kamera: Hugo Colace,
Schnitt: Marcela Saenz,
Darsteller: Mariana Arias, Dario Grandinetti, Oscar Martinez, Monica Galán, Tincho Zabala, Leonardo Sbaraglia, James Murray, Ricardo Fassan, Sandra Sandrini, Sandra Ballesteros, Manuel Cruz Kinostart: 17/1/1997
Der Filmvorführer Leopolda hat eine Maschine erfunden, mit der er seine Träume visualisieren kann. Er träumt von einer Frau, die ihm immer wieder als Geist erscheint. Nur er kann sie sehen - sie wird real, ohne materiell zu sein. Der Film ist eine spannend und sehr witzig inszenierte, raffinierte Spekulation über den Zusammenhang von Kino und Psyche. Eine technisch perfekte Produktion von hohem internationalem Standard. (Zoom, 4/96)
Trauerarbeit und Trennungsschmerz: Ein Erfinder ruft mit seiner Traummaschine die verstorbene Frau aus dem Geisterreich zurück. Klingt sehr okkult, ist jedoch in Wahrheit eine bittersüße, poetische Reise ins Reich der Übersinne. Argentiniens Top-Regisseur Eliseo Subiela hat für sein subtiles Gefühlsbouquet aus Absurdität und Melodramatik genau jene Worte und Bilder gefunden, die mitten ins Herz treffen. (KURIER)