Zwischen gestern und heute: Kabul, Ende der sechziger Jahre erste Station auf dem Weg der Hippiegeneration - Mitte der neunziger Schauplatz eines verheerenden Bürgerkriegs. Was war, was ist, was blieb? Zu Wort kommt die Prominenz von damals, von Timothy Leary über Bommie Baumann und Johannes Schaaf bis Donovan: Wer sich an die 60ies erinnert war nicht dabei. Es war eine Party und alle waren stoned." (FALTER)
USA 1975 Regie: Martin Scorsese,
Buch: Paul Schrader,
Musik: Bernard Herrmann,
Kamera: Michael Chapman,
Schnitt: Marcia Lucas,
Darsteller: Robert De Niro (Travis Bickle), Peter Boyle (Wizard), Cybill Shepherd (Betsy), Jodie Foster (Iris), Harvey Keitel (Matthew ("Sport")), Martin Scorsese (Fahrgast), Steven Prince (Andy, der Waffenverkäufer), Diahnne Abbott (Süßwarenverkäuferin), Victor Argo (Melio) Kinostart: 18/7/1997
Ein einzelgängerischer Taxifahrer in New York, der von der Stadt und seinem Lebensmilieu zugleich fasziniert und abgestoßen wird, steigert sich in den missionarischen Wahn, etwas gegen die Flut von Schmutz und Niedrigkeit in der Großstadt unternehmen zu müssen. Schwer bewaffnet beginnt er einen tragischen Kreuzzug durch die nächtlichen Straßen. Mit kühler Eindringlichkeit und analytischer Präzision schildert der ungemein dichte Film die psychischen Deformationen seines Helden. Zugleich verdeutlicht er, daß der Ausbruch individueller Gewalt mit einem allgemeinen Klima latenter Brutalität und Abstumpfung korrespendiert. Ein Thriller, der intensive Wirklichkeitsbeobachtung mit den mythischen Qualitäten des traditionellen Genrefilms verbindet.
Cannes 1976, Großer Preis ("Goldene Palme")
Robert De Niro als erster filmischer Antiheld auf seinem Kreuzzug gegen Nutten, Drogen und Verbrechen am Schauplatz New York. Martin Scorseses erschreckend grandioses Psychogramm eines Amokläufers atmet kühle Präzision und latenten Wahnsinn. Das Meisterwerk aus dem Jahr 1975 ist jetzt mit Dolby-Sound und nagelneuen Kopien im Burg-Kino zu sehen. (KURIER)
USA 1997 Regie: Luis Llosa,
Buch: Hans Bauer, Jim Cash, Jack Epps Jr.,
Musik: Randy Edelman,
Kamera: Bill Butler,
Schnitt: Michael R. Miller,
Darsteller: Jennifer Lopez (Terri Flores), Ice Cube (Danny Rich), Jon Voight (Paul Sarone), Eric Stoltz (Dr. Steven Cale) Kinostart: 18/7/1997
"Eine Anaconda verfügt über Hitzesensoren. Ein warmer Körper ist für sie nicht schwer zu finden. Sie packt zu, umschlingt dich, hält dich fester als deine große Liebe, und du erhältst den Vorzug, das Brechen deiner Knochen zu hören, bevor ihr Druck deine Adern explodieren läßt. Dann verschlingt sie dich mit Haut und Haaren. Die Anaconda ist die perfekte Tötungsmaschine." (Paul Sarone, ANACONDA)
Eric Stoltz spielt den Anthropologen Steven Cale, der die Crew anheuert, um einen Dokumentarfilm über einen Indianerstamm zu drehen, der am Oberlauf des Amazonas, unberührt von jeglicher Zivilisation, Gerüchten zufolge lebt, bisher aber von niemanden wirklich gesehen wurde: Sie brechen auf, um diesen Film zu drehen, dann übernimmt das Schicksal das Kommando, und sie erleben ein viel größeres Abenteuer, als irgendeiner geplant hatte.
Diese zusammen-gewürfelte Gruppe aus unterschiedlichsten Charakteren wird gezwungen, miteinander auszukommen, sich untereinander zu helfen, um dieses Abenteuer zu überleben.
Cale hat auch eine komplizierte Beziehung zu Terri Flores (Jennifer Lopez), der Regisseurin des Dokumentarfilms. Terri ist zunächst nur eine Dokumentarfilmerin und keine Actionheldin. Es ist ihr erster großer Auftrag, und sie will ihn unbedingt erfolgreich zu Ende bringen. Dann beginnt einiges schiefzulaufen, und sie muß alles einsetzen, nur um zu überleben.
Der Zusammenhalt der Gruppe erreicht einen Wendepunkt, als sie einen am Ufer des Stroms gestrandeten Mann auflesen. Sein Name ist Paul Sarone, und die Crewmitglieder reagieren unterschiedlich auf ihn. Kameramann Danny (gespielt von Film- und Musikstar Ice Cube) argwöhnt sofort, daß Sarone Ärger bedeutet. Sarone ist ein Fremder. Und ein hochgenommener Daumen am Straßenrand oder in einem Boot am Amazonas steht immer noch für einen Anhalter. Mit seinem Charme wickelt er jeden ein. Er kann fischen, kochen, kennt sich am Fluß aus, aber Danny kann er nicht täuschen.
Die wahre Schlange in diesem Film ist Sarone (Jon Voight), brutale, zwielichtig, der mit seiner fanatischen Jagd nach der riesigen Anaconda als ein ein Symbol des Bösen sich und die Filmcrew in ein Reich des Terrors treibt.
Nachdem die Gruppe einen Damm in die Luft jagt und eine Spur der Zerstörung zurückläßt - miteingeschlossen der Nester von Hunderten von jungen Schlangen, regenen diese auf die Gruppe herunter. Das ökologische Gleichgewicht ist durcheinander gebracht, und danach beginnen sich die Dinge negativ zu entwickeln... (Verleihprogramm)
Über die heurigen Sommerspektakel aus Hollywood ist das Urteil schon gesprochen. Sie sind stupid und megaloman, haben dürftige Geschichten und avancierte Technik. Sie wollen überwältigen, aber vermögen nicht zu fesseln. Geschenkt. Auftritt Anaconda, ein Dschungel-abenteuer von Luis Llosa, als Kunstwerk belanglos, aber als Blockbuster fast erfreulich.
Die Geschichte ist so alt wie der Forscherdrang des weißen Mannes. Ein Team von Dokumentarfilmern fährt einen Fluß aufwärts, mitten hinein in das Herz der Finsternis. Das Boot ist multikulturell besetzt: Eine hispanische Frau (Jennifer Lopez), ein schwarzer Kameramann (Gangsta-Rapper Ice Cube), ein Yankee (Owen Wilson, bisher nur in dem wunderbar verschrobenen Bottle Rocket aufgefallen). Dazu Chargen, die von Beginn an zum Tode verurteilt sind, und ein lederner Schurke, der alle Macken dieser Welt gepachtet hat: Jon Voight, die Menschenschlange.
Der Dschungel birgt zwei Geheimnisse: Ein böses Wesen und ein gutes Volk. Im Mythos muß das gute Volk immer das böse Wesen verehren, so will es das wilde Denken, das die Weißen nicht begreifen. Das böse Wesen, eine Riesenschlange, hat das dritte Auge, ein Kameraobjektiv, durch das wir immer wieder aus der Schlangenperspektive auf die ahnungslosen Opfer blicken – ein filmisches Mittel, das hier haarscharf an der Grenze des Unheimlichen zum Dämlichen eingesetzt wird, aber genau an dieser Grenze funktioniert der ganze Film, und gar nicht übel.
Geschichten dieser Art haben, wie der Dschungel, ihre eigenen Gesetze. Zuerst stirbt ein Statist, dann macht das Abenteuer einmal Pause zugunsten des Zwischenmenschlichen. Ohnehin muß die Anaconda sparsam eingesetzt werden, ist sie doch reine Tricktechnik: Latex mit einer Software ergibt eine Kreatur aus den B-Movie-Untiefen der Filmgeschichte, die aber einige herrliche Stunts absolviert und zuletzt Voight in ein Schleimmonster verwandelt.
Den Todesstoß versetzt ihr Ice Cube. Er versenkt sie mit einem innigen "Bitch!" (der einzige ausdrücklich selbstironische Witz, den sich der Film gestattet) in das trübe Gewässer, aus dem jederzeit ein Sequel auftauchen könnte. Anaconda ist ein Schundfilm, den man sich gönnen kann. Jetzt im Kino. (Bert Rebhandl, 22/7/1997)
Der Anthropologe Steven Cale bricht mit einem Filmteam per Schiff in das Amazonasgebiet auf, um eine Dokumentation über einen unerforschten Indianerstamm zu drehen. Unterwegs lesen sie den Schlangenjäger Paul Sarone auf, dessen Boot mitten im Urwald den Dienst quittiert hat. Seine Anwesenheit erweist sich als äußerst hilfreich, denn er bewahrt Cale nach einem Insektenstich vor dem sicheren Erstickungstod. Trotzdem muß der Forscher umgehend in ein Krankenhaus. Sarone behauptet, eine Abkürzung zu kennen und übernimmt nach und nach das Kommando auf dem Schiff. Aber die Route, die er vorgeschlagen hat, führt die Expedition immer tiefer in den Dschungel - bis Sarone gefunden hat, wonach er die ganze Zeit gesucht hatte: eine riesige Anaconda. Von da an gibt sich Sarone keine Mühe mehr, seinen Fanatismus im Zaum zu halten. Um die Schlange zu fangen, ist er sogar bereit, den Verlust von Menschenleben in Kauf zu nehmen. Für die Mitglieder der Filmcrew beginnt ein Kampf an zwei Fronten. Sie müssen sich nicht nur gegen den bewaffneten Sarone zur Wehr setzen, sondern auch gegen die monströse Anaconda.
Der Film beginnt mit einer Art Prolog, in dem man Zeuge des Schicksals eines anonymen Schlangenjägers wird. Sein Boot wird von einem unsichtbaren Gegner angegriffen und ist kurz davor zu zerbersten, als er auf den Mast flüchtet und sich erschießt. Die Anaconda bekommt man in dieser Szene kein einziges Mal zu Gesicht. Allein die Panik in den Augen des Mannes verrät ihre furchteinflößende Größe. Die Taktik, die konkrete Bebilderung des Schreckens der Fantasie des Betrachters zu überlassen, hält Luis Llosa nicht lange durch. Das Animatronics-Modell der Riesenschlange hat schon relativ früh im Film den ersten Auftritt. Daß Llosa es nicht bei Andeutungen belassen will, wäre nicht weiter von Bedeutung, wenn es den Effekt-Spezialisten gelungen wäre, die Illusion einer Anaconda von abenteuerlichen Ausmaßen überzeugend zu gestalten. Doch die Tricktechnik ist deutlich als solche zu erkennen, was nicht unbedingt zur Steigerung der Spannung beiträgt. Filme über monströse Ausgeburten der Tierwelt haben im Horror-Kino eine lange Tradition, derer sich die Autoren des Films offenbar bewußt waren. Im Grunde ist der Plot von "Anaconda" nämlich eine Mischung aus "Der weiße Hai" (fd 19 584) und "Der Schrecken vom Amazonas" (fd 3716). Doch Llosas Film kann mit keinem konkurrieren, da er weder Steven Spielberg noch Jack Arnold konsequent kopiert. In "Der weiße Hai" liegt der Akzent auf den Personen. Das Porträt der drei Männer, die den Kampf mit dem Ungeheuer aufnehmen, ist die Triebfeder der Handlung. In "Anaconda" hingegen steht die Titelkreatur selbst im Mittelpunkt, während der Besatzung des Bootes wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird: Jon Voight darf seine Rolle als gewissenloser Schlangenjäger genüßlich überziehen, während Ice Cube, Jennifer Lopez und der Rest des Ensembles von Drehbuch und Regie im Stich gelassen werden. Keiner der Protagonisten entwickelt individuelles Profil, so daß ihr Überlebenskampf den Zuschauer relativ kalt läßt. Nun zeichnet sich "Der Schrecken vom Amazonas" auch nicht gerade durch differenzierte Charakterstudien aus. Doch Jack Arnold hat es verstanden, die mythische Dimension des Geschehens zu inszenieren, während Llosa es nicht wagt, den Bereich des wissenschaftlich Erklärbaren zu verlassen. Er deutet zwar eine übernatürliche Ebene an, indem er Sagen der Indianer zitiert, denen zufolge die Riesenschlangen Gottheiten darstellen. Letztlich aber läßt er solche Anspielungen ins leere laufen und reduziert die Mächte der Natur auf eine mit physischer Gewalt bezwingbare Bedrohung. Die Chance, das Publikum jenseits kurzfristiger Thrills nachhaltig zu verunsichern, wird vertan. Nur wer sich von Anfang an auf ein anspruchsloses Spektakel einstellt und über manchen mißlungenen Effekt hinwegsehen kann, dem werden zumindest einige unterhaltsame Anaconda-Attacken geboten. (filmdienst, René Claßen)
"Anaconda" : das JahresGroßfilmereignis in Naturkunde und Simulationstechnologie - ein ermüdendes Affenspektakel.
Während die Welt gespannt auf Steven Spielbergs neue Dinos wartet, ist deren Vorhut schon eingetroffen: Ein Vieh, so groß, daß es in keine Kameratotale paßt - und so stark, daß es Menschen zerquetscht, bevor es sie im Stück hinunterschlingt. Tatsächlich bringt es die Anakonda - als größtes noch existierendes Reptil - auf stattliche zehn Meter Länge, und ihre Kraft würde ausreichen, einem lebendigen Ochsen die Knochen zu brechen. Aber so wie jedes dumme Gerücht einen wahren Kern aufweist, kann man - wie der exil-peruanische Regisseur Luis Llosa in Anaconda - aus solcherlei Fakten und Möglichkeiten grausliche Fiktionen spinnen.
Anaconda erzählt vom Unwesen eines Monsters, durch das ein Grüppchen wackerer Forscher und Dokumentarfilmer an seiner fröhlichen Dschungeltour gehindert wird. Daß dieses Tier nicht nur Schlange, sondern in seiner Hauptfunktion Monster ist, erkennt man zunächst an seiner Abwesenheit: Alle reden über das geheimnisvolle Tier, und fortwährend stößt man auf die Spuren seiner Untaten, kriegt es aber die längste Zeit nicht zu Gesicht. So richtig monströs aber wird die Anakonda dadurch, daß sie den Zuseher immer wieder ihre hinterlistige Beobachterperspektive leiht und (ganz wie der Mensch) aus Spaß an der Freud' tötet.
All die dramaturgischen und synthetischen Stimulantien des Films genügen aber letztlich nicht, um die Tücken der Amazonas-Fauna zur abendfüllenden Bedrohung aufzublasen oder die lachhaft hysterischen Schlangentänze der Abenteurer als glaubhaft zu inszenieren. Also muß ein menschliches Monster dazu: ein kundiger Schlangenfänger, der die kleine Amazonas-Reisegesellschaft als eine Art Köder benutzt, um eine lebendige Anakonda ins Netz zu kriegen. Jon Voight gibt sich alle Mühe, um aus dieser Figur eine billige Karikatur (Typ: verrohter Zyniker) zu machen - und damit die passende Negativfolie für die proper geschminkten Damen und sensiblen Herren der Crew zu bilden.
Nachdem der Bösewicht also von der Bildfläche verschwindet und die Schlange nach ihrem neunten Leben einen lauten Tod stirbt, wird der überlebende Rest des Teams noch mit dem Blick auf die Schönheiten der Wildnis belohnt.
Darunter ein paar Eingeborene, die das friedliche Gegenstück zum handlungstragenden Exotikum des Films abgeben. Eben so, wie man es sich von aufgeregten Erzählungen über den Urlaub im fernen Ausland erwartet: "Die Einheimischen waren ja sooo lieb. Aber, ich sag euch, Schlangen gab's da - so groß wie das Ungeheuer von Loch Ness." (Robert Weixelbaumer, DIE PRESSE, 18/7/1997 )
"Anakondas sind die wildesten und gemeinsten Bestien auf Erden." Das ist deutlich. Ein simpler Satz im Vorspann, und man freut sich gleich doppelt aufs große Würgen. Aber seit wann sind Schlangen gemein? Wild und hungrig ja, aber so richtig hinterfotzig? In Trash-Movies wie diesem ist natürliches Verhalten von Reptilien völlig wurscht. Hier genügt es nicht, daß der Schlangen-Schlingel ausschließlich gemein ist.
Die zehn Meter lange Wurst ist zudem oberfies und rachsüchtig. Sie sabbert (das ist biologisch gesehen neu) und müßte bei ihrem Heißhunger eigentlich schon den ganzen Dschungel leergefressen haben. Nur: von Angst und Horror keine Rede. Der Killer mit der großen Klappe fühlt sich von einem TV-Team provoziert, das mit einem Boot auf dem Amazonas herumgurkt. Dabei schnellt die Schlange so oft durchs Bild, daß man mit ihr fast schon per du ist. Weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen. Und wie Tierterror ausgeht, ist sowieso von Beginn an klar: Dreiviertel der Besatzung enden als Schlangenfraß, der traurige Rest verarbeitet die Anakonda zum Beautycase. Drollig ist, daß Eric Stoltz als Leading Man eingeführt wird und sich bereits nach wenigen Minuten verabschiedet. Er schluckt eine Killerwespe und macht für den Rest des Filmes ein Nickerchen im Koma. Hauptfigur ist also der wildgewordene Gartenschlauch, der alles viel zu persönlich nimmt und züngelnd auf die Eröffnung des Buffets wartet. Mit dem lächerlichen Riesenreptil jedoch legt sich der Film gleich selbst die Schlinge um den Hals.
Dieses Dummy kann niemand ernsthaft ernst nehmen. Die überflüssigen Schauspieler reißen die Story auch nicht aus dem Sumpf. Einziger Bonus: Sie sehen im nassen Leiberl ziemlich gut aus. Doch streckenweise wird der Film so peinlich, daß man an eine Verarschung denkt.
Vor allem, wenn die Anakonda so manches Häppchen wieder herausrülpst, um sich frischeres Fleisch einzuverleiben. Grauenhaft (langweilig) wird's für jene, die mit dem Schwachsinn gar nichts anfangen können. Doch wer den unfreiwilligen Humor goutiert, wird wie die Leinwandhelden schnell in Atemnot kommen. Vom vielen Lachen. (KURIER)