Filmhaus Hasnerstraße - Filmkultur in Ottakring



In Österreich am 19. Dezember 1997 neu angelaufene Kinofilme


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JAMES BOND 007 - DER "MORGEN" STIRBT NIE (TOMORROW NEVER DIES)

GB 1997. 120 Min
Regie: , Buch: Bruce Feirstein, Musik: David Arnold, Kamera: Robert Elswit, Schnitt: Dominique Fortin, Michel Arcand, Darsteller: Pierce Brosnan (James Bond), Jonathan Pryce (Carver), Michelle Yeoh (Wai Lin), Teri Hatcher (Paris), Ricky Jay (Gupta)
Kinostart: 19/12/1997

Wie kaum eine andere Filmgattung sind die James-Bond-Filme in ein Spannungsfeld aus Konvention und Originalität eingebettet: Konvention, weil es gilt, die seit den 60er Jahren bestehenden Erwartungen an eine Tradition zu erfüllen, die sowohl die Struktur der Filme als auch die darin wiederkehrenden Motive betrifft, und Originalität, um den erneuten Gang in einen Bond-Film lohnenswert zu machen. Der Vorspann, der stets einem actiongeladenen Auftakt folgt, verbindet auch diesmal Alt und Neu auf besonders sinnfällige Weise. Weibliche Silhouetten, Ringblenden und das wichtigste Accessoir des Geheimagenten, die Pistole, sind unverzichtbar, dazu ertönt der Titelsong, mit dem sich in diesem Fall Sheryl Crow geschickt an die Fersen einer Shirley Bassey hängt. Verpackt ist das Ganze indes in moderne Computeranimation. Dazu kommen der Bauchladen des Geheimdienst-Tüftlers Q, der nach wie vor vom nunmehr 82jährigen Desmond Llewelyn gespielt wird, sowie der gerührte Cocktail, die geschmeichelten Frauen, der immergleiche Schluß und natürlich der Bösewicht, der die Welt beherrschen will.
All diesen Elementen einen zeitgemäßen Anstrich zu verschaffen, ist zunächst eine Herausvorderung an den Drehbuchautor, zumal schon lange keine Originalvorlagen des Autors Ian Fleming mehr zur Verfilmung vorliegen. Bruce Feirstein orientierte sich mit seinem Buch weitgehend an dem seit "James Bond - 007 jagt Dr. No" (fd 11 757) erprobten Muster, gab seinem Bösewicht - dem stets wichtigsten Posten eines jeden Bond-Films - aber ein zeitgenössisches Gesicht: Elliot Carver ist ein Medienmogul, dem die auflagenstärkste Zeitung der Welt gehört - der "Morgen", der nie stirbt - sowie diverse Sender. Sein Anliegen ist es, die chinesische Regierung abzusetzen, da sie sich gegen eine Öffnung des Fernsehmarktes wehrt, anschließend diesen Markt zu übernehmen und endgültig Herr über die Bilder zu sein. Dafür nimmt Carver einen Krieg Chinas mit England in Kauf, den er mit Hilfe einiger Desinformationen anzetteln will. Seine Waffe ist ein Stealth-Boot, eine für Radar unsichtbare schwimmende Festung, die von außen futuristisch-militärisch wirkt, von innen eher wie eine Nachrichtenzentrale. Dank Jonathan Pryces großartiger Darstellung bleibt die Figur Carvers eigenständig und fiktiv, aber die Verweise auf mediale Machtmonopolisten wie Bill Gates, Rupert Murdoch und Ted Turner sind offensichtlich.
Spätestens wenn Q seine neuesten Tötungsmethoden vorstellt, kommen Markennamen ins Spiel. Diesmal ist es ein bayerischer Automobilhersteller, der den gewohnten Austin Martin zum Zweitauto degradiert. Selbst als sich Bond ein Motorrad zu Flucht stiehlt, wählt er diese Marke. Product Placement ist eine Bond-Tradition, eine andere ist die großzügige Auswahl von Schauplätzen, die zumeist den gängigen Klischees entsprechend ausgestattet sind. Der Bösewicht ist hier ein Engländer, aber seine Handlanger sind Deutsche, die Zentrale seines Imperiums steht in Hamburg. Die Stadt selbst wird kühl-neutral dargestellt, aber die dort ansässigen Profis unter Carvers Leitung kennzeichnet ein Hang zum medizinisch veredelten Mengele-Sadismus, und unter ihnen gibt es natürlich auch einen blonden Hünen: Götz Otto. Ein weiterer Schauplatz ist Vietnam (Drehort war Thailand), das offensichtlich nur aus Rikschas und Holzhütten besteht, von denen im Film einige Dutzend zu Bruch gehen. Dies ist ein Hauptmangel des Films: Es wird geschossen, geprügelt, gerast und zerstört, was die Stuntcrew, das Materialbudget und der Computer hergeben. Es wirkt wie eine Ironie der Produktionszwänge, daß ein James-Bond-Film, dem von sich aus bereits reichlich Handlungs-Muster vorgegeben sind und der mit diesen erneut auch ironisch spielt, andererseits der zunehmenden Konfektionierung im Action-Genre unterliegt, die gewaltfreie Szenen nur als Verschnaufpausen zuläßt. Hinzu kommt, daß Roger Spottiswoode fälschlicherweise seinen eigenen Bildern nicht traut und sie einem atemlosen Schnitt unterordnet. Trotz seiner Erfahrungen im Actiongenre sowie als Cutter (unter anderem für Sam Peckinpah) wirkt der Schnittrhythmus gerade in manchen Actionsequenzen völlig unkontrolliert. In Sekundenbruchteilen jagt da eine Einstellung die nächste, andere wirken zu lang. Zwar gelingen Spottiswoode einige durchaus bemerkenswerte Spannungsmomente, aber ausgerechnet wenn Pierce Brosnan als Geheimagent inszeniert werden soll, gehen dem Regisseur zuweilen die Ideen aus. Sein James Bond hat einfach keinen Glanz, so sehr sich Brosnan auch bemüht, und so geschickt das Drehbuch seine Dialoge mit Ironie und Zweideutigkeiten anreichert. Gerade der spezielle Charme des Spielerischen ist es aber, der die James-Bond-Filme von den konventionellen Action-Reißern unterscheidet. Darauf hätte man hier mehr Augenmerk legen sollen. (Oliver Rahayel, film-dienst

James Bond (Pierce Brosnan) hat mal wieder alle Hände voll zu tun. Nachdem der smarte Geheimagent mit der Kennnummer 007 einen Waffenhändlerring ausgehoben hat, ein paar Explosionen überlebt hat und schliesslich noch sein Flugzeug von einem Kriegsschiff abgeschossen wurde, hat er noch lange nicht die Nase voll - denn jetzt fängt der Film eigentlich erst richtig an. Bond hat den Auftrag, den Medienmogul Elliot Carver (Jonathan Pryce) zu stoppen. Der ist mit seiner zunehmenden (Medien-)Macht - unter anderem die Tageszeit “Morgen” mit einer Auflage von 100 Millionen Exemplaren pro Tag - zunehmend ein Dorn im Auge vieler Politiker. Bonds Fährt führt anfangs nach Hamburg, wo er mit seinem aufgerüstetem BMW die halbe Innenstadt plattwaltzt. Danach gibt es natürlich noch ein paar Romanzen mit einer Hand voll Damen und der grosse Showdown findet schliesslich auf Carvers Riesenschiff im chinesieschen Meer statt... (Expresso-Online.com)

Irgendwo am Kyberpass; ein Flohmarkt der besonderen Art. Hier treffen sich internationale Waffenschieber, um die neusten illegalen Spielzeuge zu begutachten. Im Hintergrund auch James Bond (Pierce Brosnan). Er macht dem verbotenen Treiben natürlich schnell ein Ende. Zurück bleiben nur noch Trümmer.
Wieder in London wird er von M (Judi Dench) mit seinem neuen Auftrag konfrontiert. Er soll den Medienmogul Elliot Carver (Jonathan Price) überprüfen, der im Verdacht steht, mittels seines Nachrichtenimperiums internationale Konflikte zu provozieren. Zu diesem Zweck reist Bond nach Hamburg, um sich auf einer Party mit selbigem zu treffen. Kaum am Flughafen Hamburg angekommen, läuft er Q (Desmond Llewelyn) in die Arme, der ihn mit allerlei neuen Spielzeugen ausstattet, darunter auch mit einem nagelneuen BMW 750.
Auf der Party begegnet Bond auch seiner alten Flamme wieder, Carvers Frau Paris (Teri Hatcher), die er im Verlauf der Handlung selbstverständlich eingehend in der Horizontalen trifft. Auch auf der Party: Eine chinesische Agentin namens Wai Lin (Michelle Yeoh), mit der er sich im Verlauf der Jagd auf seine Feinde sogar verbünden muss.
Bond stellt sofort eigene Nachforschungen an, die erwartungsgemäß damit enden, dass viele Feinde ihr Leben gelassen haben, einige Verwüstungen angerichtet wurden und auch der nagelneue BMW einiges abbekommen hat. Armer Q! Nachdem Hamburg seinen Besuch halbwegs überstanden hat, begibt 007 sich nach Vietnam, um dort endgültig Carver den Garaus zu machen...
"Bond, ... den Rest kennen Sie ja !" So meldet sich der Superagent des ausgehenden Jahrhunderts zurück. Und genau genommen trifft dieser Spruch auch auf Der "MORGEN" stirbt nie zu, denn wir sehen eigentlich nicht viel neues. Gigantische pyrotechnische Effekte, furiose Stunts und keine nennenswerte Handlung.
Somit wäre der Film nicht besser als die letzten Bonds, wäre da nicht der klitztekleine Faktor Spaß. Selten hat ein Film soviel Spaß gemacht wie dieser Bond. Die erste Hälfte des Films ist ein Feuerwerk an phantastischen Einfällen der Drehbuchautoren, die man nur begeistert verfolgen kann: Sinnlos, aber herrlich. Ganz besonders die Szenen, die in Hamburg spielen sind richtig gut.
Hier sei gleich noch eine kleine Szene verraten, die in der deutschen Synchronfassung nicht rüberkommt: Bond kommt in Hamburg am Flughafen zur Autovermietung, wird von der Dame am Counter in deutsch begrüßt und sagt dann: "Mein Büro hat ein Auto für mich reserviert" (in bestem Deutsch, Brüller im Kino garantiert).
Also, wenn möglich, den Film in der Originalfassung sehen.
In der zweiten Hälfte (in der die Handlung sich nach Vietnam verlagert) flacht der Film etwas ab, so als seien die genialen Ideen etwas ausgegangen und man müsste wieder Bond-Standartware zeigen. Das Finale des Films ist dann sogar sehr konventionell geraten.
Aber das mindert nicht die Qualität des Films, zumal mit der Figur des Medienmoguls Carver eindeutig auf existierende Personen angespielt wurde, die mit ihrer Medienmacht vielleicht wirklich ein solches Szenario inszenieren könnten. Damit gewinnt der Film erstmals etwas Realitätsbezug, der den früheren Bonds abging.
Über die DarstellerInnen lässt sich nicht meckern. Pierce Brosnan ist zwar kein begnadeter Schauspieler, aber er ist für die Titelfigur die ideale Wahl. Jonathan Price ist ein herrlich fieser Bösewicht, und Michelle Yeoh als Bonds weiblicher Sidekick beweist, dass Bondgirls mehr können, als nur die Matratze unter Bond auszufüllen. Dafür kann man aber bedenkenlos Teri Hatcher unter den Tisch fallen lassen (nach dem Motto "Sieht schön aus und wärmt das Bett an").
Alles in allem ist Der "MORGEN" stirbt nie der beste Bond seit langem; für Bondfans ein absolutes Muss, aber auch für die normale KinogängerIn sehr zu empfehlen. (Queer View)

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WIEDER ALLEIN ZU HAUS (HOME ALLONE III)

USA 1997. Ca. 95 Min
Regie: Raja Gosnell, Buch: John Hughes, Musik: Nick Glennie-Smith, Kamera: Julio Macat, Schnitt: Bruce Green, Malcolm Campbell, David Rennie, Darsteller: Alex D. Linz (Alex), Olek Krupa (Beaupre), Rya Kihlstedt (Alice), Lenny von Dohlen (Jernigan), David Thornton (Unger), Haviland Morris (Karen)
Kinostart: 19/12/1997

Diesmal sind es die Windpocken, die den kleinen Kevin (Alex Linz) zu Hause halten. Eine Gruppe von Gangstern kommt ihm auf die Spur, weil sie einen speziellen Computerchip bei ihm suchen. Dieser ist für die nationale Sicherheit wichtig und war auf dem Flughafen in einer Tasche, in der er versteckt war, vertauscht worden. Nun ist er bei einer älteren Dame aus der Nachbarschaft von Kevin. Doch die Gangster rechnen nicht mit dem kleinen Racker, der neben den bekannten Verteidigungsstrategien auch noch ein paar neue Tricks auf Lager hat.
Eigentlich alles beim alten, nur der Hauptdarsteller wurde aus Altersgründen (er ist jetzt ein Jugendlicher) und sicherlich auch aus überzogenen Gehaltforderungen ausgetauscht. Der Nachfolger von Macaulay Culkin ist der kleine Alex Linz, der bereits in "Tage wie dieser..." als zukünftiger Kinderstar auffiel. (film.de)

Unter Hollywoods Großverdienern ist John Hughes der "unbekannte Bekannte" geblieben. Während ein Film "Kevin - Allein zu Haus" (fd 28 708) in der Liste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten einen imponierenden neunten Platz einnimmt, ist Hughes das Gegenteil eines glamourösen Großmoguls. Seine Familienfilme sind ebenso familiär in ihrer Entstehung wie in ihrem Sujet. In Zeiten explodierender Budgets entdeckte Hughes die Unscheinbarkeit als Stil. Seine ersten Filme entstanden aus der Liebe zu den Nebengattungen der Hollywood-Produktion: zum Teenagerfilm und zu einer ganz speziellen Sorte von unverfänglichen Familienfilmen. Dies ist die Art Kino, die Walt Disney um 1960 als Nebenprodukt seiner Fernseharbeit etablierte, ebenso konflikt- wie zeitlose Studioproduktionen von verläßlichem Standard. Heute, nach unzähligen Fernsehausstrahlungen, überrascht noch immer, wie ernst diese damals von der Kritik wenig beachteten Filme das Unterhaltungsbedürfnis ihres jungen Publikums genommen haben. Die ersten beiden "Kevin"-Filme von John Hughes destillierten aus Disneys Filmen ein Element des Slapstick, das man seinerzeit bereits in seiner unerschütterlichen Anziehungskraft auf Kinder wiederentdeckt hatte. Hughes' Talent liegt in der Rückbesinnung auf die unartifizielle Form dieser Komik: Hal Roachs wohlgetimete Running-Gag-Dramaturgien und die unschuldige Schadenfreude der Dick-und-Doof-Filme. Schon die Kinderzeit des Kinos, dies sollte man nicht vergessen, ist auch eine Zeit der Kinder gewesen.
Kevin heißt nun Alex: Der Achtjährige, der wegen Windpocken zu Hause bleiben muß, erhält von seiner Nachbarin ein ferngesteuertes Spielzeugauto, das eine alte Dame in der Nachbarschaft durch eine Taschenverwechslung erhalten hatte. Was jedoch niemand weiß: Im Innern des kleinen Flitzers steckt ein Mikrochip mit Militärtechnologie, den einige Gangster an die kommunistische Regierung Nordkoreas veräußern wollen. Da sie das Gefährt noch immer im Nachbarhaus vermuten, begehen sie einige Einbrüche, was den aufmerksamen Alex zweimal dazu animiert, die Polizei zu benachrichtigen. Natürlich glaubt man ihm nicht, und als die Gangster gar den wertvollen Besitz bei ihm lokalisieren, ist er obendrein noch allein zu Haus. Nach einer langen Verfolgungsjagd, bei der Alex von zu Hause aus virtuos die Fernsteuerung des Autos handhabt, setzen die Bösewichter alles daran, ins Haus zu gelangen. Der geübte Bastler Alex aber ist gerüstet: Gartenstühle sind behend elektrisch verdrahtet, Treppen werden angesägt und Schiebefenster in böse Fallen verwandelt.
Zwar sind die Gauner nicht mehr die tumben Tölpel der Kinderliteratur à la "Pippi Langstrumpf" wie in den beiden ersten Teilen, sondern versierte High-Tech-Profis, doch Hughes reduzierte das Gewalt-Level sichtlich. Die kindliche Schadenfreude kommt dabei jedoch nicht minder auf ihre Kosten. Wahre Lachsalven wird es in den Kindervostellung geben, wenn die Schurken im - wie immer bei Hughes - schier endlosen Finale weit mehr als ihr Fett bekommen. Erwachsene freilich leiden nicht nur auf der Leinwand. Hatten die früheren Teile nicht nur im hinreißenden Hauptdarsteller Macaulay Culkin einen unersetzlichen Trumpf, sondern auch eine liebevolle Zeichnung der Atmosphäre zu bieten, so ist dies eine denkbar bescheiden ausgefallene, merklich kleinere Produktion. Keiner der endlosen Späße überrascht wirklich, und es ist zu befürchten, daß viele Eltern versucht sein könnten, einen pädagogischen Grundsatz einmal außer Kraft zu setzen, um sich davon zu stehlen. Die Folge: Kinder - allein im Kino. (Daniel Kothenschulte, film-dienst

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