F 1997. 95 Min
Regie: Philippe Harel,
Buch: Eric Assous, Nelly Ryher, Philippe Harel,
Musik: Philippe Eidel,
Kamera: Gilles Henry,
Schnitt: Bénédicte Teiger,
Darsteller: Karin Viard (Cora), Géraldine Pailhas (Nadine), Benôit Poelvoorde (Eric), Vincent Elbaz (Mathieu), Philippe Harel (Louis), Louise Germaine (Jennifer)
Kinostart: 16/1/1998
Fünf Endzwanziger aus Paris verbringen ihren gemeinsamen Urlaub auf Korsika. Sie erwarten zwar unterschiedliche Dinge von ihrer gemeinsamen Bergtour unter der Leitung des Bergführers Eric (Benoit Poelvoorde), aber eines verbindet sie: Sie alle suchen nach der großen Liebe und dem richtigen Weg im Leben.
Eine an sich nette Geschichte von Stadtneurotikern in den Bergen, die aber Spannung vermissen läßt. Für Korsikafans dennoch sehenswert, da schöne Bilder der Insel gezeigt werden. (film.de)
Drei Männer und zwei Frauen, alle zwischen Mitte 20 und Mitte 30, marschieren durch die betörend schöne Berglandschaft Korsikas. Einer von ihnen ist der Bergführer Eric, der den anderen die Schönheiten und die Besonderheiten des Wanderns auf der beliebten Bergtour "Grande Route 20" vermitteln soll, die übrigen vier kommen aus Paris, mehr vor ihrem dortigen Leben flüchtend als wirklich offen für die Landschaft und die Besonderheiten und Herausforderungen des von ihnen gewählten Urlaubs. Nadine ist in Eric verliebt und hofft, daß dieser für sie Frau und Kind verläßt; daß Eric in ihr nur ein Liebesabenteuer sieht, das seinem Ego gut tut, erkennt sie erst viel zu spät. Cora hofft, den "Mann fürs Leben" zu finden; sie ist Immobilienkauffrau, Buddhistin und kann ihre Niederlage als Amateurschauspielerin in einer Inszenierung von Genets "Die Zofen" nicht vergessen. Mathieu ist eigentlich nur mit auf Tour, weil er hoffte, eine bestimmte Frau erobern zu können - die dann aber die Wandertour im letzten Moment abgesagt hat. Und der Buchtrödelhändler Louis flüchtet vor seiner komplizierten Beziehung mit einer eifersüchtigen Australierin, von der er sich trennen will, letztlich aber weder Kraft noch Mut dazu findet. Alle fünf unterwerfen sich den Anstrengungen der Bergtour, durchleben kleinere oder auch einige größere Krisen, die am Ende darin gipfeln, daß ausgerechnet Eric die Orientierung verliert, und sie sich verlaufen. Doch dann ist auch dieser Schock einer Nacht im Freien überwunden, und das "normale" Leben kann weitergehen - in den gewohnten Gleisen, aber doch mit der einen oder anderen neugestellten Weiche.
Mit einigen amüsanten, gelegentlich auch ironischen Tupfern fließt die Geschichte trotz aller Krisen eher unspektakulär, ja fast beiläufig dahin, und wären nicht die eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen im üppigen Scope-Format, könnte man sich angesichts der kleinen "Wirklichkeitserlebnisse" um Bewährung, Verantwortlichkeit und Liebessehnsucht durchaus an Eric Rohmer erinnert fühlen. Vorsichtig deuten sich einige metaphorische Bezüge zwischen Wandertour und Lebensphilosophie an, wenn der selbstgefällige Eric predigt, daß es das Wichtigste sei, den Rhythmus zu finden, oder auch daß der Wanderer haften, Kontakt zum Boden haben müsse. Doch sein Team blickt zunehmend weniger auf "den Weg", schleppt die Pariser Probleme durch die landschaftliche Schönheit und sucht verzweifelt "das Positive", das immer wieder aus den Augen gerät. Es ist der kleinen Geschichte durchaus angemessen, daß nichts "Sensationelles" passiert, vielmehr der Akzent auf dem nachvollziehbar Unspektakulären und Menschlichen liegt. Inszenatorisch ist dies nicht immer glücklich aufgelöst, verliert sich in manchem dramaturgischem Hänger oder bemüht allzu erzwungen Rückblenden, um die Handlung voranzutreiben. Und dennoch empfindet man Sympathie für die Geschichte, weil einem auf fast schon anrührende Weise die fünf (Lebens-)Wanderer ans Herz wachsen und man vieles von ihren Schwächen und Marotten nachvollziehen kann. (Horst Peter Koll, film-dienst)
Es gab schon immer peinliche deutsche Verleihtitel, die sich mit voll dem Leben und wilden Herzen an potentiell junge, zeitgeistlechzende Zuschauergruppen anbiedern wollten. Richtig peinlich wird es aber, wenn dieser Titel einfach nicht stimmt. Denn zwei der fünf Wanderer (“Les Randonneurs“), die sich auf einem Rucksacktrip durch die Berglandschaft von Korsika befinden, haben die Hürde des Singledaseins doch schon übersprungen. Familienvater Eric und seine Geliebte Nadine versprechen sich von der Tour auf der “Grande Route 20“ ruhige, harmonische Schäferstündchen, die ihre noch etwas wacklige Beziehung auf einen festen Untergrund stellen sollen. Doch Wanderwege sind eben nicht immer geradlinig und rutschfest. Und der Rest der Truppe, Cora, Nadine und Louis, erleichtert mit seinen Wehweh- und Problemchen auch nicht gerade die Last auf auf dem Buckel. So passiert genau das, was man nur zu gut aus eigenen Urlaubserinnerungen kennt. Nicht jeder verträgt sich mit jedem. Manche vertragen sich ein bißchen zu gut. Und neben diesen “Vertragsschwierigkeiten“ zeichnen “Verlaufsereignisse“, Trägheitserscheinungen und versaute Überfälle weitere Hindernisse auf die scheinbar so übersichtliche Wanderkarte.
Was der Titel verspricht, hält der Film Gott sei Dank nicht. “Singles unterwegs“ entgeht geschickt den Klippen, die mit einer solchen Ferienclique und vorhersehbarer Pfadführung im Gepäck schon oft genug den peinlichen Absturz zur Folge hatte. Unter der Regie von dem bei uns noch relativ unbekannten Philippe Harel entstand ein charmanter Trekkerfilm, der neben dem Blick auf eine reizvolle, korsische Landschaft auch seine unverbrauchten Schauspielgesichter nicht im Regen stehen läßt. “Singles unterwegs“ zerrt seine Wanderer nicht mit dem Teleobjektiv vor die Kamera, sondern beobachtet unaufdringlich und mit Einfühlungsvermögen. Was den fünf Rucksacktouristen überlassen bleibt, ist ein kleiner, aber feiner Rest an Undurchschaubarkeit und Distanz. Nur so hält der Film auch für uns das Gleichgewicht zwischen komischen Etappen und melancholischen Momenten. Und nicht einmal der Soundtrack knallt uns Popsongs und Generation X-Noten um die Ohren, denn manchmal ist es wirklich mal wieder eine Erholung, den Kinosaal ohne WOM-Kaufrausch, aber mit einem schmunzelnden Gedanken an den letzten Urlaub zu verlassen. (© Peter Fröhlich, spielfilm.de)
Weitere Kritiken der IMDb
USA/LUX/F/GB 1997. 95 Min
Regie: Anthony Waller,
Buch: Tim Burns, Tom Stern, Anthony Waller,
Musik: Wilbert Hirsch,
Kamera: Egon Werdin,
Schnitt: Peter R. Adam,
Darsteller: Tom Everett Scott (Andy), Julie Delpy (Serafine), Vince Vieluf (Brad), Phil Buckman (Chris), Julie Bowen (Amy), Pierre Cosso (Claude), Tom Novembre (Inspektor Leduc)
Kinostart: 16/1/1998
Die US-Touristen Andy (Tom Everett Scott), Brad (Vince Vieluf) und Chris (Phil Buckman) treiben in Paris ihr Unwesen. Dabei müssen
sie sich nicht nur vor Polizisten und lasziven Frauen in Acht nehmen, sondern vielmehr auf eine Herde fieser Werwölfe achten. Nachdem
Brad zerfleischt wurde, geistert er nun als Zobie umher, Andy wird zum Werwolf und Chris soll als Opfer für einen Ritualmord herhalten -
schöne Aussichten. Gemeinsam mit der schönen Serafine versuchen sie ihrem Schicksal zu entkommen.
Im zweiten Teil nach "American Werwolf" ist die Handlung zwar etwas wirr geraten, der Film unterhält jedoch durch etliche
Deja-vu-Erlebnisse und gelungene Special Effects. (film.de)
Im Zuge der Renaissance, die der Horrorfilm seit dem kommerziellen Erfolg von "Scream - Schrei!" (fd 32 822) erlebt, findet nun plötzlich auch ein fast in Vergessenheit geratener Klassiker des Genres eine späte Fortsetzung. Dabei schien John Landis' parodistisch angehauchter "American Werewolf" (fd 23 458) für Sequels ohnehin prädestiniert zu sein, legte doch der Originaltitel ("An American Werewolf in London") eine Wiederauflage der Geschichte in weiteren Hauptstädten nahe. Doch erst jetzt, nach 16 Jahren, ist diese Idee in die Tat umgesetzt worden. Und natürlich ist es die für amerikanische Touristen immer noch attraktivste Stadt Europas, in die das Geschehen nun verlagert worden ist.
Die drei jungen Amerikaner Andy, Brad und Chris machen auf ihrer Rundreise durch Europa in Paris Station. Kaum in der Metropole angekommen, hat Andy nichts Besseres im Sinn, als sich sogleich für einen nächtlichen Bungee Sprung vom Eiffelturm zu rüsten. Dabei kommt ihm Serafine, eine Selbstmordkandidatin, in die Quere, deren Absichten er nur durch einen mangelhaft vorbereiteten Sprung vereiteln kann, bei dem er sich den Kopf stößt und bewußtlos wird. Während er im Krankenhaus wieder zu Kräften kommt, machen seine Freunde die junge Frau ausfindig. Sie läßt sich, wenn auch etwas widerwillig, zu einem Rendezvous mit Andy überreden, bittet ihn aber anschließend, von weiteren Treffen im eigenen Interesse abzusehen. Da das Trio sich jedoch nicht abschütteln läßt, kommt es bald hinter das dunkle Geheimnis Serafines: in der folgenden Vollmondnacht verwandelt sie sich in einen Werwolf und kann nicht verhindern, daß Andy von einer Gruppe anderer Werwölfe um den sinistren, amerikanische Touristen verachtenden Claude gebissen und Brad sogar getötet wird.
Zwar werden die männlichen Hauptfiguren als frischgebackene Collegeabsolventen eingeführt, doch Anthony Waller legt seinen Film zunächst wie eine harmlose Teenagerkomödie an. Er schreckt nicht einmal davor zurück, die Szene des ersten Rendezvous von Andy und Serafine durch einen langen Gag mit einem aufgeblasenen Kondom zu krönen. Dank der dick auftragenden und dennoch pointierten Inszenierung läßt sich aber zumindest den ersten, von handfestem Klamauk gekennzeichneten Minuten ein gewisser Charme nicht absprechen. Sobald die Werwölfe auf den Plan treten, kann von Charme jedoch keine Rede mehr sein. Und das liegt weniger am grotesken Äußeren dieser computergenerierten Kreaturen als vielmehr daran, daß komödiantische Passagen plötzlich kläglich scheitern, während die wüste Horrorfarce ihren Lauf nimmt. Den Werwolf-Szenen wiederum mangelt es ebenso an Übersichtlichkeit, wie der krude Plot insgesamt die Geradlinigkeit von Landis' Film schmerzlich vermissen läßt. Während einzelne Handlungselemente wie die zankenden "Untoten", die Andy nach seinem Werwolfbiß behelligen, fast unverändert aus dem ersten Teil übernommen worden sind, besitzen Neuerungen wie das Serum, mit dem die Verwandlung zum Werwolf gezielt herbeigeführt werden kann, eher den Charakter aberwitziger Kuriositäten. Ansatzweise gelungen ist allenfalls das sarkastische Spiel mit den Ressentiments der Pariser Werwölfe gegen amerikanische Touristen. Offensichtlich spekuliert der Film darauf, daß das jugendliche amerikanische Zielpublikum sich in diesen vulgären Europareisenden amüsiert wiedererkennt, die das Pariser Wahrzeichen für Extremsportarten mißbrauchen und nachts im volltrunkenen Zustand zielsicher zum Friedhof "Père Lachaise" finden, um am Grabe Jim Morrisons Sex zu haben. Ob allerdings tatsächlich irgendjemand die notwendige Selbstironie mitbringt, sich in den tumben Figuren dieses abstrusen Films wiederzuerkennen, darf bezweifelt werden. (Holger Römers, film-dienst)
Drei junge Amerikaner, Andy, (Tom Everett Scott), Brad (Vince Vieluf) und Chris (Phil Buckman), reisen quer durch Europa um sich mit bestehen von Mutproben und anbaggern von Mädchen gegenseitig zu übertreffen. In Paris angekommen will Andy einen Bungee-Sprung von der obersten Plattform des Eifelturmes wagen, aber es kommt etwas dazwischen: als das Trio es geschafft hat, nachts unerlaubterweise den Turm zu besteigen, treffen sie dort eine junge Frau (Julie Delpy), die ebenfalls vom Turm springen will, allerdings ohne Gummiseil und sonstige Hilfsmittel.
Trotz aller Versuche die Frau von ihrem Selbstmord abzubringen springt sie. Andy, der sich das Seil bereits an seinen Beinen befestigt hatte, überlegt nicht lange und springt hinterher - und schafft es tatsächlich die Frau zu erreichen und sie vor einem harten Aufschlag zu bewahren.
Leider verschwindet die Frau ohne sich zu bedanken, und Andys erster Gedanke als er im Krankenhaus zu sich kommt (der Eifelturm war wohl doch etwas zu hart für seinen Schädel...) ist es, diese Frau zu finden. Mit Hilfe des Abschiedsbriefes, den Brad und Chris in der Nähe des Turmes finden, bekommen die Drei den Namen und die Adresse des Mädchens heraus: sie heißt Serafine und wohnt in einem großen Haus. Leider begegnet sie ihrem Lebensretter bei dessen unerwartetem Besuch sehr abweisend, aber nach ein paar Minuten schafft er es doch, ein Date mit ihr zu arrangieren.
Was die Amerikaner jedoch nicht ahnen: die Französin ist nicht so ganz menschlisch sondern bekommt bei Vollmond massig Haare. Und auch auf der Party, auf die ein Mitbewohner Serafines die Jungs eingeladen hat, hat mehr mit Essen auf Rädern als mit einer fröhlichen Feier zu tun. Von einem Moment auf den anderen sind sie dann nur noch auf der Flucht vor wilden Bestien, Skinheads (so sehen die Werwölfe bei Neumond aus) und der Polizei, und selbstverständlisch werden es nicht alle schaffen zu entkommen.
Zum Jahresanfang wieder mal ein Horrorfilm. Im Moment scheint es eine ganze Welle dieser Filme zu geben, nachdem uns in den letzten Monaten bereits Filme wie Scream oder Event Horizon das Fürchten lehren wollten. Bei "An American Werewolf in Paris" gibt es aber mehr als nur reine Schockeffekte: der Film ist gleichzeitig auch eine Komödie. Und, was man wirklich nicht von allen Filmen dieser Richtung behaupten kann: die Mischung zwischen Horror- und Comedyanteilen ist ausgewogen. Teilweise leidet der Film zwar etwas unter üblichen Klischees, so war es eigentlich von Anfang an klar, daß einer der Jugendlichen das Ende nicht erleben wird, alles in allem ist er aber durchaus sehenswert. (heinz-online)
Einst machte sich John Landis einen schaurigen Spaß mit jungen Amerikanern, die sich in britischen Sümpfen einen Werwolf-Virus holten: "An American Werewolf in London". Nun durfte der Regisseur vom extrem packenden Thriller "Stumme Zeugin" an den Stoff: Anthony Waller.
Diesmal wollen sich drei US-Touristen gedankenlos in Paris amüsieren. Die Stadt ist Station ihrer "Dare Devil Tour" und Andy (Tom Everett Scott) will mit einem Bungeesprung vom Eiffelturm mächtig Punkte aufholen. Beim Sturzflug fängt er ganz nebenbei eine schöne junge Frau kurz vor deren Selbstmordaufprall ab. Andy ist ab sofort der Französin verfallen, reagiert nicht auf Abwehrversuche, bemerkt auch keine Herzen in Gefrierbeutel und besonders blutige Hände. Klar: Serafine (Julie Delpy) ist Werwölfin, wehrt sich aber heftig dagegen, nachts naschen zu gehen. Ihr Bruder Claude (Pierre Cosso) hingegen spielt Leitwolf einer Horde von Lederjacken und Glatzköpfen, die mit Vorliebe Vollmond-Parties für Touristen schmeißen - das Fleisch bitte schön blutig....
Für die Liebenden und ihre langsam lebendig verwesenden Freunde gibt es nur eine, ziemlich unwahrscheinliche Rettung. Andy muß den Werwolf töten, der ihn gebissen und damit angesteckt hat. Zeit genug also für viel albernes und blutiges Vergnügen. Denn "American Werwolf in Paris" ist hauptsächlich ein Spaß - bis zum Slapstick. Nur einige Details der Geschichte sorgen dafür, daß sich einem die Nackenhaare sträuben. Wie wäre es mit dem zarten, anämischen Wesen, das liebevoll den Vater pflegt, den sie einige Nächte zuvor selbst nachts anknabberte?
Gerade in Sachen Spannung aber zeigt Anthony Waller wenig Biß. Nur in abgeschlossenen Räumen überzeugt seine Inszenierung. Vor allem wenn die amerikanischen Touris in den Katakomben unter verfallenen Pariser Kirchen herumirren und man hinter jeder Ecke die Attacke eines Werwolfs vermutet. Ansonsten wirkt "American Werwolf in Paris" stellenweise billig (was so ein Horrorspaß vom Genre her auch sein darf), die Handlung verliert einige Fäden. Wallers Kamera spielt ein wenig herum, zeigt die Perspektive von Wölfen und "Wolfen" und beweist, daß der junge Regisseur eigentlich gut mit den reicheren Mitteln einer großen Produktion umgehen kann.
Der Engländer Waller (geb. 1959) experimentierte schon als Zehnjähriger mit einer Super-8-Kamera herum und wurde 1978 als jüngster Student in die National Film School aufgenommen. In Deutschland verrichtete er kleine TV-Jobs, etwa bei der Popshow "Formel Eins". Seit 1986 hat er auch über 100 Werbespots gedreht. Mit seinem jetzigen Produzenten Richard Claus kompilierte er die Schlüsselloch-Anthologie "Als die Liebe laufen lernte - 2.Teil". Mit dem Thriller um eine stumme Maskenbildnerin "Stumme Zeugin" gelang Waller der Durchbruch.
Neben den recht unbekannten Mitspielern überrascht Julie Delpy mit schön einfachem, gar nicht abgehobenem Spiel. Die digital erzeugten Werwölfe sind nicht Fisch, nicht Fleisch. Sie protzen einerseits deutlich erkennbar mit ihrem schrecklichen Aussehen, wirken aber im restlichen Bild deplaziert und funktionieren so nicht richtig. Wie schön waren da doch die zurückhaltenden Masken in "Wolf"! (Günter H. Jekubzik, FILMtabs)
Ein blutiger Scherzartikel unter falschem Vollmond. Der "American Werewolf" treibt nun, ungebeten, in Paris sein Unwesen.
Eine blasse junge Frau, nachts, ganz oben am Eiffelturm. Ihre Tränen glitzern noch im kalten Mondlicht, dann springt sie von der Brüstung. Gut, daß der beherzte junge Amerikaner, am Bungee-Seil hängend, sogleich hinterher hechtet, um die Suizide abzufangen. So kommen sie im schönen Paris zusammen, die Helden dieses Films: Julie Delpy, die ätherische Französin, und Tom Everett Scott, der unbedarfte US-Tourist. Aber das ist kein Liebesfilm: Und wo der bubble-gum- Horror zuschlägt, wächst neben computer-generierten Werwölfen und lustigen Untoten eben kein Gras mehr.
Der britische Werbefilmer Anthony Waller hat, nach der leeren Suspense-Stilübung Mute Witness (1994), einen populären Film an sich genommen - und mit ihm schlicht die Stadt gewechselt. Aus John Landis' Horrorlustspiel An American Werewolf in London (1981) hat Waller nun, wenig originell, An American Werewolf in Paris gemacht.
Delpy, der französische Wolf, verbreitet die Seuche, die über diesen Film hereinbricht: Der Wolfsbiß, das will die Tradition, macht das Opfer, sofern es überlebt, zum Werwolf. Von dieser Prämisse - und von einer Reihe blutsverwandter, gedanklich eher schlichter Ideen - versucht der Film zu leben: Eine französische Werwolf-Gang mit krausen Rassenreinheits-Theorien, lädt amerikanische Touristen zum Rock'n'Roll-Massaker, während Delpy und Scott, in Liebe, ihrem gräßlichen Schicksal zu entkommen suchen. Wallers Kino beschränkt sich auf die naheliegenden Exzesse, auf schlechte Witze, die man mit Schrecken immer schon kommen sieht, auf Spannungs-Montagen, denen das jeweils Billigste gerade gut genug ist. Julie trinkt morgens, gähnend noch, frischgepreßten Blutsaft; die frisch Zerrissenen streiten offenen Fleisches kleinlich auf der Straße, wie das auch die Erdenbürger tun; und wenn die verfluchten Menschen im Dunkel zum Untier mutieren, erkennt man, daß das, was man im Kino stolz effects nennt, auch nicht immer so besonders special sein muß.
Das Schauspiel des Films pendelt sich grundsätzlich auf Beverly-Hills-90210- Niveau ein: Kino für Teenager, aufblasbares Entertainment mit Prater-Geisterbahn-Appeal. Oder auch: From Dusk Till Dawn minus verbliebenes Resthirn. Und der falsche Vollmond leuchtet, bleich an den Filmstudio-Himmel gepinselt, über all den schwachen Sinn - und den echten Schrecken, der in der Gedanken- und Geschichtslosigkeit des postmodernen Horrorkinos liegt. (Stefan Grissemann, DIE PRESSE, 17/1/1998)
"American Werwolf in Paris" - Mit dem Wolf geheult
Der Gruselfilm hat den Klassiker von 1981 nach Frankreich versetzt und ihn recht uninispiriert imitiert. Dem Zielpublikum der Teenies dürfte das egal sein, denn Julie Delpie ist ein schöner Wolf im Schafspelz.
Ein Trio amerikanischer College-Absolventen gönnt sich eine Reise nach Paris. Aber nicht, um bildungshungrig Denkmäler der Alten Welt zu bestaunen - sondern um auch an historischer Stätte dem amerikanischen Way of Life zu frönen.
Ein mitternächtlicher Bungee-Sprung vom Eiffelturm steht auf dem Programm. Andy (Tom Everett Scott) rüstet sich mit lässiger Routine, und nichts verläuft nach Plan. Im freien Fall kommt es zur Begegnung mit der engelsgleichen Serafine (Julie Delpie). Die junge Französin ist auf derselben Strecke unterwegs, allerdings ohne sicherndes Seil um die schlanken Fesseln. Sie will ihrem Leben das ultimative Ende setzen.
Mit zupackendem Eifer verhindert Andy das Schlimmste. Sanft setzt er das Mädchen am Boden ab, bevor ihn der Rückschwung wieder in den Pariser Nachthimmel und auf Kollisionskurs mit Gustave Eiffels Stahlträgerkonstruktion entführt. Nur ein Schuh bleibt ihm von dem märchenhaften Aschenputtel. Genug, um in der Millionen-Metropole nach überstandener Kopfverletzung unverzüglich ihre Fährte aufzunehmen.
Nach diesem wahrlich furiosen Auftakt gerät Anthony Wallers Horrorklamotte in vertrautes Fahrwasser. Er versucht sich an einem verfrühten Remake von John Landis' Klassiker "American Werwolf". Serafine gehört zu einem Rudel von Werwölfen, das in Vollmondnächten vorzugsweise amerikanischen Touristen nachstellt. Im Freitod hoffte sie ihrem Schicksal zu entfliehen. Jetzt steht sie vor dem Problem, ihren Lebensretter sowohl vor ihrer eigenen blutrünstigen Leidenschaft, als auch dem erbarmungslosen Zugriff ihres Leitwolfs Claude zu schützen.
Die Geschichte ist sehr eng - zum Teil bis in die Verknüpfung der Nebenhandlungen - an John Landis' Vorbild angelehnt. Nicht einmal die Animations- und Tricktechnik scheint auf dem neuesten Stand. Die Vierbeiner wirken anatomielos und allzu künstlich, obwohl ihr mörderisches Treiben dem Film wichtige Spannungsimpulse geben sollte. Pluspunkte sammelt dagegen das Darstellerteam. Tom Everett Scott verstrahlt sein sonniges Gemüt - auch wenn man seiner Liaison mit der todestrunkenen, bläßlichen Julie Delpie über die 90 Kinominuten hinaus keine Zukunft einräumen würde.
Wallers Humor ist entschiedener als der von Landis auf einen Zuschauerkreis im Teenie-Alter zugeschnitten. Der avisierten Zielgruppe dürfte der unvorteilhafte Vergleich mit einem 16 Jahre alten Kultfilm nicht in den Sinn kommen und ihrem Vergnügen keinen Abbruch tun. Wehmütige Erinnerungen an einen unvergeßlichen Kinoabend anno '81 bringen den Verantwortlichen allenfalls Abzüge in der filmgeschichtlichen Wertung. Aber über die wird nicht an der Kinokasse entschieden. (Manfred Müller, SPIEGEL ONLINE 3/1998)
Weitere Kritiken der IMDb
USA 1997. 96 Min
Regie: Paul Anderson,
Buch: Philip Eisner,
Musik: Michael Kamen,
Kamera: Adrian Biddle,
Schnitt: Martin Hunter,
Darsteller: Laurence Fishburne (Captain Miller), Sam Neill (Dr. William Weir), Kathleen Quinlan (Peters), Joely Richardson (Starck), Richard T. Jones (Cooper), Jack Noseworthy (Justin)
Kinostart: 16/1/1991
Vor sieben Jahren ist das Raumschiff Event Horizon verschwunden. Es war im Jahr 2040 aufgebrochen, nicht nur um die Grenzen des bekannten Universums zu erforschen, sondern auch, um als erstes von Menschenhand konstruiertes Flugobjekt die als unüberwindbar geltende Mauer der Lichtgeschwindigkeit zu überwinden. Der Versuch "glückte", und Event Horizon verschwand spurlos. Dr. William Weir, der Konstrukteur des Schiffes, ist durch die Katastrophe ein anderer Mensch geworden: Das Glück hat ihn verlassen, unerklärliche Albträume plagen ihn. Da kommt die Nachricht, auf die keiner mehr zu hoffen wagte: ein Notruf von der Event Horizon, die regungslos in der Nähe Neptuns treibt. Weir okkupiert kurzerhand das Rettungsschiff Lewis & Clark, das gerade auf dem Weg zurück zur Erde ist, um Überlebende zu suchen. Die Mannschaft ist alles andere als erfreut, besonders als sie mehr über die mysteriösen Umstände ihres Auftrags erfährt und den mit Schreien und unmenschlichen Geräuschen überlagerten Notruf abhört. Bei der Event Horizon angekommen, zeigt ihnen die Expedition ins Innere des Schiffes ein Bild des Grauens: es scheint ein Gemetzel gegeben zu haben, das niemand überlebt hat. Unerklärliche Dinge ziehen immer mehr Expeditionsteilnehmer in ihren halluzinären Bann. Ist es der Teufel möglicherweise?
So originell sich die Geschichte im ersten Augenblick anhört, so schnell wird deutlich, daß das Drehbuch die entscheidende Schwäche dieses Science-Fiction-Horror-Thrillers ist. Der Autor hatte viele gute Ideen, die er aber nicht zu einem harmonischen und stringenten Ganzen zusammenfügt. Wie Trümmer schweben die Handlungsteile durchs filmische All, und dem Zuschauer wird das kaum Mögliche abverlangt, sie assoziativ zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzufügen. Wie Grabräuberei mutet die mosaikhafte Handlung an, wobei man Eisner zugute halten muß, daß er die Zitate aus berühmten Science-Fiction-Vorgängern von "2001" über "Alien" bis "Blade Runner" durchaus kenntlich macht, so daß man die aufs Äußerliche bedachte "Huldigung" nicht weiter übelnimmt. Dem Regisseur gelingt es zudem, der mythologischen, mit einigen eher aufdringlichen christlichen Versatzstücken versehenenen Horror-Story einige atemberaubende Bilder abzuringen, nicht zuletzt dank dem Kameramann Adrian Biddle ("Aliens", "Thelma und Louise"), der die Ereignisse virtuos zum Albtraum verdichtet. Letztlich kann man dem Film alles Mögliche vorwerfen: seine wirre Handlung, Plagiatentum, allzu spekulative Effekte. Dabei ist er aber überraschend mutig, indem er sich gegen eine althergebrachte Hollywood-Konvention sträubt: in kaum einem anderen amerikanischen Genrefilm der letzten Zeit wird derart wüst und unbarmherzig mit den Hauptfiguren umgegangen. (Jörg Gerle, film-dienst)
Ein Holländer fliegt in das schwarze Loch
Jedes Ereignis hat einen Horizont, nur ein schwarzes Loch hat zwei: Den einen können die Menschen sehen, der andere wird von der anderen Seite aus gezogen, vom Unvordenklichen, von der Antimaterie, von Spuk und Spinnerei des Science-fiction-Genres. Event Horizon von Paul Anderson spielt an dieser Grenze von Hüben und Drüben, konkret spielt es aber natürlich an einem Ort, in einem Raumschiff, wie sich ja auch Shining in einem Hotel zutrug und doch wieder nicht.
Der Plot ist zugleich der Schwachpunkt dieses in den britischen Pinewood-Studios gedrehten, bewußt altmodisch aussehenden Weltraum-Horrorfilms: Ein Rettungsschiff begibt sich an die Grenze des Sonnensystems. Ein Raumschiff, die verloren geglaubte Event Horizon, ist aus dem Hyperraum zurückgekehrt.
Sieben Jahre hatte man keine Spur von ihr. Die Besatzung ist tot, aber das Schiff scheint zu leben. Ein verrückter Wissenschafter (Sam Neill) und der Kapitän (Laurence Fishburne), der einen sehr kühlen Kopf bewahrt, wagen sich in die Kraftkammer, strecken dort den Zeitmuskel und werden zu Hampelmännern einer Macht, die Jodie Foster in Contact ganz ähnlich, aber viel freundlicher und kitschiger erfuhr.
Paul Anderson und seine Produktionsdesigner bauen die Event Horizon als fliegenden Holländer des interstellaren Zeitalters. Die Klabautermänner verbergen sich hinter frühindustriell anmutendem Metallgestänge (ähnlich wie in Alien IV), und das schwarze Loch erweist sich ganz klassisch als Medusenauge. Vergangenheit und Zukunft falten sich zusammen, das kostet Spannung. Event Horizon ist eher ein Spezialfall für Freunde des Genres. Jetzt im Kino. (Bert Rebhandl, DER STANDARD, 19/1/1998)
Schwerverkehr im All: Fliegender Holländer mit Schwarzen Löchern. "Event Horizon": Ein neuer, elegant ausgestatteter Science-fiction-Horrorfilm zermalmt den Ansatz einer interessanten Idee unter der Last seiner eigenen, kläglichen Genre-Zitate.
In den unendlichen Weiten des Weltalls stößt die menschliche Vorstellungskraft an ihre Grenzen. Wie war das noch mit den "Schwarzen Löchern"? Überschreitung des Ereignishorizonts, die Verwandlung von Materie in Antimaterie, Umkehrung des Zeitpfeils... oder so ähnlich. In ebendiesem Oder-so-Ähnlich-Bereich siedelt Regisseur Paul Anderson das Science-Fiction-Horrorszenario des Films Event Horizon an. Eigens zum Zweck der Überschreitung des Ereignishorizonts gebaut, wird ein Raumschiff namens "Event Horizon" zum unkontrollierbaren Schauplatz absonderlicher Ereignisse. Gleich zu Beginn des Films erklärt der Erfinder der "Event Horizon" - Dr. William Weir (Sam Neill) - einer Raumschiff-Crew, was es mit der genannten Überschreitung auf sich hat. Die an sich überaus space -kundigen Leute (und mit ihnen der aufmerksame Zuseher) verstehen zunächst dennoch nur Bahnhof. Aber das macht nichts, weil sie später ja alles mit eigenen Augen sehen - dann aber leider noch weniger verstehen werden.
Nachdem sie über Funk einen geheimnisvollen Hilferuf empfangen hat, soll die wackere Crew unter Leitung von Captain Miller (Lawrence Fishburne) die "Event Horizon" aufsuchen. Das riesige Raumschiff ist inzwischen eine Art fliegender Holländer, auf dem es irgendwie jenseitig zugeht. Obwohl es auf dem ganzen Schiff keine Lebenden mehr gibt, scheint es von einer unheimlichen Macht kontrolliert zu werden: Durch die "Event Horizon" stöbernd, werden Millers Leute von Wahnvorstellungen gepackt und von Menschen bedroht, die eigentlich längst tot sind.
Schuld an diesen Vorkommnissen ist das von Dr. Weir gebaute Herzstück des Raumschiffs: ein sogenannter "Gravitationskern", den man als künstliches Schwarzes Loch bezeichnen könnte. Hinter diesem Kern lauert, so schlicht wie einfach, "das Dunkle" - oder (wie Dr. Weir das später so anschaulich nennt) die "Dimension des absoluten Chaos und der absoluten Gewalt".
Weil diese Erklärung für das vollmundig beschworene Jenseits des Ereignishorizonts nun aber tatsächlich Nonsens ist, tut Anderson sein Bestes, um die variantenreiche Inszenierung von Chaos und Gewalt zum Selbstzweck zu machen. Dabei plündert er - quer durch die Genres - Motive, die im populären Gedächtnis unter den Rubriken Science-fiction, Horror oder Splatter deponiert sind. Das damit angezettelte Spiel mit Erwartungen mag der Spannungskonstruktion noch bis zu einem gewissen Grad dienlich sein. Dem Szenario allerdings bricht Anderson damit schon bald das Rückgrat, bis am Ende gar nichts mehr zusammenpaßt und man sich allenfalls noch über ein paar hübsch animierte Explosionen freuen kann. Daß die Idee des furcheinflößenden "Dunklen", um die Event Horizon ständig kreist und schließlich in einem kläglichen Akt konzeptioneller Hilflosigkeit personalisiert wird, ist wie ein Gnadenschuß, den sich der lahmer werdende Film irgendwann selbst verabreicht. Für einen klassischen Zweikampf-Showdown zwischen Neill und Fishburn hätte man keine Schwarzen Löcher bemühen müssen. (Robert Buchschwenter, DIE PRESSE, 17/1/1998)
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