F 1996. 100 Min
Regie: Lucas Belvaux,
Buch: Lucas Belvaux,
Musik: Riccardo Del Fra,
Kamera: Laurent Barés,
Schnitt: Danielle Anezin,
Darsteller: Ornella Muti, Jean-Pierre Léaud, Antoine Chappey, Tonie Marshall
Kinostart: 30/1/1998
"Zum Lachen" - wie bereits der Titel verrät, handelt es sich um eine Komödie. Und um eine der besten des derzeitigen französischen Kinos noch dazu.
Alice (Ornella Muti) ist als Staatsanwältin auf dem Karriereweg nach oben. Ihr Mann Nicholas (Jean-Pierre Léaud) hat auf seine eigene Karriere verzichtet und versorgt den Haushalt. Neben all dem Bügeln, Putzen und Kochen bleibt ihm allerdings noch genug Zeit für seine Medidationsübungen.
Alice hat neuerdings einen Liebhaber: den Radrennfahrer Gaspard (Antoine Chappey). Nicholas ist ahnungslos und mißachtet alle Warnsignale. Weder die ungewöhnliche Häufung "beruflicher" Termine seiner Frau noch ihr plötzlich entflammtes Interesse am Radsport erwecken seinen Argwohn.
Hätte Alices beste Freundin Juliette (Tonie Marshall) nicht eine gezielte Bemerkung fallenlassen, wäre er nie auf die Idee gekommen, seiner Frau nachzuspionieren und ihre wilden Umarmungen mit einem fremden Mann zu beobachten.
Nicholas steht unter Schock und versucht es zuerst einmal mit Selbstmord (noch nie ist wahrscheinlich ein Selbstmordversuch im Kino so komisch gescheitert). In den langen, einsamen Stunden danach feilt er an einem ausgeklügelten Racheplan. Seine Winkelzüge führen zu unüberbietbar komischen Verstrickungen, über die er mehr und mehr die Kontrolle verliert...
POUR RIRE ist eine blendend konstruierte und gespielte Groteske über Freundschaft und Verrat, Liebe und Eifersucht, unerfüllbare Versprechungen, Verzweiflung und Rachegelüste. Der Film gleitet bei aller Heiterkeit niemals ins Seichte oder Unverbindliche ab. Wie alle guten Komödien erzählt POUR RIRE eine im Grunde tragische Geschichte. Jede der drei Hauptfiguren vertraut zumindest einer der beiden anderen Personen mit geradezu sträflicher Naivität. Die psychischen Folgen des mißbrauchten Vertrauens geben den Figuren die nötige menschliche Tiefe und führen zugleich zu immer neuen komischen Verwicklungen. Die besondere Qualität des Drehbuchs liegt im Variantenreichtum, mit dem altbekannte Komödienmuster eine neue, unerwartete Wendung nehmen. Eine Geschichte von heute im Slapstick-Stil, ein selbstironischer Spiegel für den beziehungsgeplagten Zeitgenossen der neunziger Jahre. Ein Film, dessen Originalität und Intelligenz im Detail liegen.
"Zuerst wähnte ich, in diesem Film einen seriösen Feydeau zu sehen, tatsächlich habe ich einen fröhlichen Dostojewski gesehen." (Alain Riou, Nouvel Observateur)
"Ein außergewöhnlich gut gelungener Film. Schon das Drehbuch übertrifft das Niveau heutiger Komödien bei weitem..." (Cahier du Cinema)
"Ein sehr origineller Film, der von sympathischen und verführerischen Menschen getragen wird. Dennoch sind sie nicht nur liebenswürdig. Léaud als völlig aus der Fassung gebrachter Ehemann zum Beispiel trägt sein Geschick gelassen und dennoch immer leicht am Rand des Wahnsinns..." (Le Monde)
"Ein modernes Vaudevillestück, eine Fabel der Gegenwart, eine Komödie über die turbulenten Wirrungen des Liebeslebens. Ein unsicheres Boot, das sich auf dem Meer der Leidenschaften bewegt und prompt kentert. Die Schiffbrüchigen, Ehemann, Ehefrau und Liebhaber, die uns nur allzu ähnlich sind, laden uns ein, ihren Spuren zu folgen, um Freude und Schmerz mit ihnen zu teilen und um darüber zu schmunzeln und zu lachen." (Telérama)
"POUR RIRE ist eine Gefühlskomödie, weil wir von Gefühlen geleitet werden, ob es uns paßt oder nicht; sie sind jener Teil von uns, den wir am wenigsten beeinflussen können, unabhängig von jeglicher Vernunft . . . POUR RIRE ist eine Situationskomödie, weil Lustspiele seit jeher ihren Stoff aus dem größeren oder kleineren Malheur ihrer Figuren schöpfen. Das hat nicht nur mit Grausamkeit zu tun, denn wir lachen weniger über das Unglück selbst, sondern darüber, wie die Personen es meistern, oder darüber, wie es sich ankündigt. POUR RIRE ist vor allem auch eine menschliche Komödie (so hochtrabend das klingen mag). Die Personen sind zuweilen unehrlich, schlapp, feige, hinterhältig und scheinheilig - Menschen wie wir alle. Im Grunde lachen wir also über uns selbst." (Regisseur Lucas Belvaux)
"Ein Film, den ich sehr liebe. Es ist einfach großartig, wie all die vertrauten Register des Vaudeville gezogen werden und die Ereignisse trotzdem nie vorhersehbar sind. Hier ist es zum Beispiel der Ehemann, der sich im Schrank verstecken muß, und nicht der Liebhaber... Der ganze Film ist ungewöhnlich und ohne Beispiel. Ich habe nie an Truffaut gedacht oder an Chabrol. Ich habe eine Erzählweise gefunden, die eigenständig ist vom ersten bis zum letzten Ton." (Michel Ciment, Positif)
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