GB 1998. 124 Min.
Regie: Shekhar Kapur,
Buch: Michael Hirst,
Musik: David Hirschfelder,
Kamera: Remi Adefarasin,
Schnitt: Jill Bilcock,
Darsteller: Cate Blanchett (Elizabeth I.), Geoffrey Rush (Sir Francis Walsingham), Christopher Eccleston (Duke of Norfolk), Joseph Fiennes (Robert Dudley, Earl of Leicester), Richard Attenborough (Sir William Cecil), Fanny Ardant (Mary of Guise), Kathy Burke (Queen Mary Tudor), Eric Cantona (Monsieur de Foix), Vincent Cassel (Duc d'Anjou), John Gielgud (Papst)
Kinostart: 30/10/1998
Als Elizabeth I., illegitime Tochter Heinrich VIII., 1559 den englischen Königsthron besteigt, beendet sie die blutige Rekatholisierung ihrer Vorgängerin Mary I. und setzt die protestantische Konfession wieder ein. Unter ihrer Regentschaft erlebt das Land eine neue Blüte. Monumentaler "Historienthriller" modernen Zuschnitts, der das Elisabethanische Zeitalter verklärt, aber auch eine Geschichtslektion in Sachen Macht erteilt. Die opulent-verschwenderische Ausstattung, Kamera und Musik sowie ein beeindruckendes Schauspielerensemble ergeben ein gelungenes Gesamtkunstwerk.
England, 1554. Queen Mary I., eine machtbesessene Katholikin, herrscht über ein bankrottes, korruptes, von religiöser Instabilität und Hofintrigen zerfressenes Land ohne schlagkräftige Armee. Verheiratet mit einem Spanier, betreibt sie eine rigorose Politik der "Rekatholisierung". Protestantische Gegner werden bei lebendigem Leibe zur Belustigung und Abschreckung des Volkes auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Elizabeth, ihre jüngere und protestantische Halbschwester, eine illegitime Tochter Heinrich VIII., ist den zahllosen Günstlingen ein Dorn im Auge. Dem Tod im Tower entgeht sie nur knapp und wird schließlich mit 15 Jahren zur Nachfolgerin gekrönt. Noch ganz ihrer schwärmerischen Jugendliebe Robert Dudley verfallen, glaubt sie, ein unbekümmertes Privatleben führen zu können. Aber die Berater und der Ministerrat fordern, die persönlichen Interessen zurückzustellen, um die brennenden Probleme Britanniens zu lösen. Sir William Cecil, der engste und einflußreichste Ratgeber, mahnt zur baldigen Heirat mit einem mächtigen Repräsentanten aus dem europäischen Adel, um wieder Ruhe einkehren zu lassen. Mit der Zeit erkennt die junge Regentin, daß sie ihre wachsende Autorität mit geschickten Schachzügen gegen die religiösen Eiferer und starren Machtpositionen ausbauen muß - zu Hause und im europäischen Rahmen. Anfeindungen der Franzosen und Spanier, die um verführerische Allianzen nachsuchen, insgeheim aber stets auf ihren Vorteil und eine Schwächung Englands bedacht sind, weiß sie mit Hilfe ihres neuen Ratgebers, des Superspions Sir Francis Walsingham, in die richtigen Bahnen zu lenken. Eine gefährliche Verschwörung um den Duke von Norfolk und dessen Gefolgsleute gibt ihr die Möglichkeit zur Beseitigung jeglicher Opposition. Nur ihre große Liebe Dudley bleibt verschont - als Erinnerung an die latente Gefahr. Am Ende steht ein unanfechtbarer Triumph aus Machtwillen, taktischer Strategie und nationaler Einheit.
"Elizabeth" spielt in der großen Zeit der Tudors und schildert die strenge Regentschaft einer Königin, die im Bett starb. Die Frage, ob sie Jungfrau war, stand immer im Raum, da sie nie heiratete. Nach dem Verzicht auf ihre erste große Liebe, die später auch noch zum Verräter wurde, opfert Elizabeth ihre Privatsphäre ganz der Staatsräson. Einer immer wieder beschworenen Verheiratung entkommt sie durch die Metamorphose zur Ikone. Weiß geschminkt präsentiert sie sich dem versammelten Hofstaat und erklärt: "Ich bin mit England verheiratet." Sie ist intelligent, entschieden, unnahbar - und doch faszinierend. Die später als "Elisabethanisches Zeitalter" nostalgisch verklärte Epoche wird durch Filme wie diesen retrospektiv noch einmal überhöht. Der indische Regisseur Shekhar Kapur ("Bandit Queen", fd 31 251) stilisiert die Figur der Elizabeth zur "Eisernen Lady", so überaus drastisch, vital und rhythmisch legt er sein historisches Drama als wilden Thriller an. Als die Geschichte einer Frau, "die in Zeiten, als die Frauen nichts zählten, zwischen Liebe und Pflicht segeln mußte, und die Heirat verweigerte, um niemandem verpflichtet zu sein und allein regieren zu können", definiert die australische Hauptdarstellerin Cate Blanchett die Perspektive von "Elizabeth". Es ist in der Tat ein monumentaler Historienthriller mit modernem Zuschnitt, was vor allem an der Charakterzeichnung von Mary I, Mary of Guise - eine undankbare Rolle für Fanny Ardant - , dem Lustmolch Duc d'Anjou oder dem Meisterspion Walsingham sichtbar wird. Die opulent-verschwenderische Ausstattung, die Qualitäten von Kamera und Musik sowie eines beeindruckenden Schauspielerensembles ergeben ein gelungenes filmisches Gesamtergebnis. "Elizabeth" zelebriert unbewußt-bewußt eine Geschichtslektion in den Kathedralen der Macht. Bereits die in der Exposition mit einer rasanten Kamerafahrt auf die religiöse Diskussion einstimmende Scheiterhaufensequenz - Dreyers "Die Passion der Jeanne d'Arc" (fd 2 876) nachempfunden - führt den Zuschauer elegant und wie beiläufig an die nötigsten zeitgenössischen Informationen und politischen Zusammenhänge heran. So sind auch die Intrigen, das höfische Zeremoniell und die Rituale von einer populären, ja fast populistischen Durchschaubarkeit. Die königliche Heldin verklärt zur Märtyrerin, zur Heiligenfigur. Sie unterstützt am Ende das hehre Pathos das Loblied auf die englische Tudor-Dynastie, die Englands Glanz und Gloria ermöglichte - dank der Stärke und des persönlichen Verzichts einer Frau. Eine vergleichbare nationale Einigungsfigur zeichnete zuletzt Kenneth Branagh in "Henry V." (fd 28 627), indem er das hohe Lied auf die Geschlossenheit und den Willen zur Macht sang. (Josef Nagel, film-dienst)
Junge Prinzessin reift im patriarchalen England des 16. Jahrhunderts mit der loyalen Unterstützung eines schwulen Meisterspions zur rettenden Regierungskraft ihres moralisch, religiös, militärisch und finanziell bankrotten Reiches heran
Bereits vor ihrer Geburt sorgte Elizabeth für Aufruhr im Lande: Damit ihr Vater, König Heinrich VIII., eine neue Frau heiraten könne, die ihm bitteschön im Gegensatz zur alten einen männlichen Thronfolger schenke, löste er sich vom Vatikan und gründete eine eigene protestantische Kirche im englischen Königreich. Das Schicksal schenkte Heinrich VIII ein weiteres Mädchen, Elizabeth, welches aufgrund seines Geschlechts vom Hofe verstoßen, seine Mutter gar im berüchtigten Tower umgebracht wurde. Ein späterer Halbbruder überlebte seine kindliche Regentschaft nicht übermäßig lange und Elizabeths ältere Halbschwester, Mary I. (Kathy Burke), Tochter der verstoßenen ersten Frau des Vaters, zog in einen persönlichen Rachefeldzug: Sie führte nicht nur den Katholizismus wieder ein, sondern sie übergab die "ketzerischen" ProtestantInnen öffentlichen dem Scheiterhaufen. Gerne hätte sie auch ihre gehasste Halbschwester um einen Kopf gekürzt, doch im Angesicht des Krebstodes konnte sie sich zu der Blutsünde an ihrer eigenen Familie nicht durchringen.
Eben noch mit einer Locke bereits auf dem Schafott, wird die Prinzessin Elizabeth (Cate Blanchett) 25-jährig zur Königin von England gekrönt.
Einen schlechteren Zeitpunkt hätte sich die junge Frau dafür nicht aussuchen können. Der Pabst will sie ausradiert sehen, Spanien und Frankreich klopfen an der Tür zum Königreich an, die schottische Kriegskönigin Mary of Guise (Fanny Ardant) zieht ihre Truppen zur englischen Grenzlinie heran, Elizabeths Staatskasse ist pleite, die Armee am Rande ihrer Existenz, der mächtigste und reichste Mann des Landes, der Duke of Norfolk (Christopher Eccleston) pflastert über Blut und Leichen seinen intriganten Weg zur Thronbesteigung und der englische Hofstaat samt eng vertrauten Berater Sir William Cecil (Richard Attenborough) hält eine Frau für nicht fähig, Königin eines Imperiums zu spielen. Mit ungebrochener Impertinenz steuern die Machthaber zu Hofe Elizabeth von einem Ehehafen in den nächsten, auf dass es bald einen männlichen Erben gebe.
Doch zunächst ist Elizabeths Herz ihrer Jugendliebe Robert Dudley (Joseph Fiennes) verschrieben. Das Land will sie vereinigen und unabhängig vom europäischen Ausland festigen. Vor allem will sie möglichst in hohem Alter eines natürlichen Todes sterben und bis dahin auch politisch überleben. Um diese Ziele zu erreichen, muss sie dem Patriarchat das Modell einer ehelosen Frauenregentschaft vorleben. Für dieses Unterfangen sind ihre Feinde weit, ihre loyalen Untergebenen dünn gesäht, und die Jahre der imminenten Angst vor Komplotten und Tod sind noch nicht vorbei...
Elizabeth behandelt nur einen Teil der Twen-Jahre der titelspendenden Monarchin. Allein diese reichen vollkommen aus zu verdeutlichen, woher der in Elizabeths Regentschaft geborene Shakespeare seine gräuslich-intriganten Ideen verliehen bekam.
Der Blick von außen verleiht dem britischen Kostümfilm den nötig gewordenen Bruch mit eingefahrenen Erzählstrukturen und Klischeecharakteren. Der Mut zum Risiko basierte bei Co-Produzent Tim Bevan (als "schöner Mann" in einer kleinen Rolle zu sehen) allerdings auf gut durchdachtem Kalkül. Auch wenn ihn der Regisseur Shekar Kapur für verrückt hielt, als er ihm den Auftrag erteilte, den Historien-Thriller in Szene zu setzen. Zwar hatte der Inder pakistanischer Herkunft noch nie einen englischsprachigen Film gedreht, feierte in seinem Heimatland allerdings seit seinem Debüt ungebrochene Erfolge und vermochte mit dem 1994 entstandenen feministischen Bandit Queen internationales Aufsehen zu erregen.
Die Australierin Cate Blanchett hatte auf der Bühne bereits für Furore gesorgt, als sie den Rekord aufstellte, im selben Jahr den Preis für die beste Newcomerin als auch den Preis für die beste Hauptrolle abzuräumen. Die Kinopräsenz der Schauspielerin aus Oscar und Lucinda dürfte dem ProduzentInnenteam zum Zeitpunkt des Castings allerdings nur aus deren Leinwanddebüt bekannt gewesen sein, der an der Kinokasse abgestürzten möchtegern-feministischen Kriegsgefangenen-Schnulze Paradise Road. Souverän stellt sie in Elizabeth nun endgültig ihre Weltklassequalitäten unter Beweis. Die Fähigkeit, gerade in ihrer Verletzlichkeit Stärke zu vermitteln, macht aus ihr geradezu eine Idealbesetzung für die Rolle der hart geprüften Herrscherin.
Geoffrey Rush, ebenfalls Australier, in der Rolle des loyalen schwulen Meisterspions Sir Francis Walsingham, kann sich vermutlich glücklich schätzen, dass sein unmittelbar zuvor abgedrehter Zum Teufel mit der Seele zum Besetzungstermin noch nicht fertiggestellt worden war. In dieser Farce mimte er einen frivol-diabolischen Multisexuellen mit einer Neckischheit, die jedem realen Bisexuellen, Schwulen oder sonstwie queeren Mann vor uneingeschränktem Authenzitätsmangel schmerzhaft das Zahnfleisch zusammenziehen lässt. Aber auch hier bewiesen die FilmemacherInnen ein glückliches Händchen. Mit Kapur im Regiestuhl gibt es eben nicht mehr nur "die Schwulenrolle", sondern eine variationsreiche Bandbreite wie bei den Heteros auch.
Mit Elizabeth ist die Seltenheit gelungen, die Film-Vokabel "ungewöhnlich" dennoch mit "zugänglich" und "spannend" in Einklang zu bringen. Auch wenn diese historische Verarbeitung zwangsläufig sehr unterschiedlich bei seinem Publikum ankommen mag, den Status eines Klassikers wird ihm niemand mehr nehmen können.
Queer Watchlion
Es gibt nicht viele Filme, die einen noch lange nach Filmgenuss beschäftigen. Diejenigen, die eine KritikerIn gar herausfordern, tendieren so etwa gegen Null. Elizabeth hat nun dafür gesorgt, dass es ganz gewiss bei einer Kommazahl bleibt. Besonders die breit angelegten feministischen und schwulen Aspekte des Filmes haben sich zumindest bei mir ersteinmal ein paar Wochen setzen müssen, bevor eine Kritik überhaupt möglich war. Das liegt vor allem daran, dass Kapur sich klischeenahe Elemente vornahm und sie methodisch individualisierte, somit eine Aufdröselung der Botschaften ad absurdum führt.
So muss klar unterschieden werden, wie der Film gestaltet wurde, davon, welche, möglicherweise abweichende, gar konträre Botschaften er einem generellen Pulbikum unfreiwillig vermitteln mag. Das Interessante daran ist, dass Kapur besonders mit den diversen Schwulenbildern so ungewohnt umgeht, dass erst zukünftige Filmprojekte zeigen werden, ob, bzw. welchen Einfluss Elizabeth diesbezüglich auf die Filmgeschichte ausüben wird.
Schwarzweißmalerei wird gerade mit den zahlreichen Schwulenrollen zum Fremdwort erklärt. Oberflächlich betrachtet bedient sich Kapur alter wie neuer schwuler Filmmarotten. Dann allerdings fügt er die konträrsten zu einer neuen Charaktereinheit zusammen und hebt damit völlig neue, eigenständige Leinwandschwule aus der Taufe. Mit anderen Worten, Schwule sind endlich gleichberechtigte Charaktere (im Gegensatz zu den 90er gutgemeinten aber nicht weniger klischeehaft politisch korrekten), ohne so zu sein, wie alle anderen (Heteros) auch.
Allein dass die männliche Hauptrolle in einem nicht-schwulen, nicht-komödiantischen Film schwul ist, hebt Elizabeth auf einen Sockel des besonderen Homo-Interesses. Dieser Sir Francis Walsingham vereinigt zwar so unschöne wie altbekannte Stigmata auf sich wie Intriganz, mörderische Kaltblütigkeit, Unfähigkeit zur Liebe, statt derer die Inanspruchnahme der Dienste von Strichern und eine Vorliebe für hübsch anzusehende Jünglinge in seinen politischen Diensten. Andererseits erfüllt er das Liebhaben-Modell der 90er Filmjahre. Nicht nur bietet er eine unermesslich breite Schulter für eine Frau allein in der gefährlichen Männerwelt, nein, Walsingham ist gar der einzig loyale Untertan, auf den die Königin stets zählen kann. Damit übertrifft Walsingham gar den Geliebten Elizabeths. Ebenso neu und brisant ist, dass Robert Dudley hier nicht als böser Charakter oder Langweiler dargestellt wird. Er ist gleichwertig wichtig und sympathisch, eben nur gelegentlich fehlgeleitet. Letztendlich verliert also ein "normaler" Hetero gegenüber einem Schwulen, und außer an dieser analysierenden Stelle in Queer View wird darum nicht einmal großes Aufsehen gemacht. So nutzt Walsingham seine finsteren Eigenschaften um der Sache des Guten und Gerechten zu dienen. Und das Publikum ist heidenfroh, dass es genau diesen Menschen am Hofe und im Film gibt.
Achtung: Im folgenden Absatz wird eine kleine Überraschung zur Mitte des Filmes vorweggenommen.
Eine zentrale Nebenrolle verkörpert Vincent Cassel (Hass, Dobermann) als französischer Thronanwärter Duc d'Anjou, der aus politischem Interesse um die Hand Elizabeths anhält. Im Privaten allerdings vergnügt er sich nur mit Männern, schlüpft sogar ausgesprochen gerne in den einen oder anderen Rüschenfummel. Cassel hat sich erfolgreich angestrengt diese Rolle überzeugend und selbstbewusst rüberzubringen. Auch wenn die "Enttarnungsszene" auf Lacher angelegt ist, so schmunzelt ein schwules Publikum im Gegensatz zu den allermeisten ähnlichen Szenen anderer Filme glückselig mit. Die Reaktion Elizabeths strahlt gegensätzliche Botschaften aus. Keineswegs ist die Veranlagung d'Anjous ein größeres Problem für sie, auch wenn sie in den ersten Sekunden etwas irritiert ist. Andererseits setzt Blanchett ein leicht amüsiertes Gesicht auf. In Anbetracht des offensichtlich scheinheiligen Heiratsaufgebotes und ihrer aufkeimenden Schadenfreude, dass sie einen Bewerber um den Ehering von der Liste erfolgreich streichen kann, freuen wir uns als Publikum natürlich mit ihr. In diesem Lächeln schwingt allerdings auch ein wenig innere Belustigung über die Tunte mit. Es bleibt der jeweiligen ZuschauerIn überlassen, wie gutgemeint aber latent homophob oder eher mitlachend dies zu werten sei. Unser Queer Watchlion plädiert für Freispruch, da er sich selbst gelegentlich weitaus deutlicher über Heteros im Kino amüsiert, als sich hier die Royal Queen über die Drag Queen nur möglicherweise dazu verleiten lässt. Gestatten wir also großzügig einmal Gleichberechtigung für alle. Interessant, dass von allen potenziellen Ehebettanwärtern ein Schwuler seinen Weg in das Drehbuch fand. Längst wurden nicht alle realen Bewerber im Film erwähnt, und die restlichen kaum auf die Leinwand gelassen. Bisher waren wir gewohnt, dass ein Schwuler lediglich als komischer Höhepunkt einer längeren Anreihung herhalten muss.
Selbst die Mini-Rolle eines Strichers verblüfft mit gegensätzlichen Charaktereigenschaften. Zunächst will er Walsingham mit einem Messer ans Leder, im nächsten Moment ist er die Personifizierung der heiligen Unschuld.
Obwohl Elizabeth kein Schwulenfilm ist, zählt er aufgrund seiner neuen Weichenlegung zu einem der wichtigsten Filme schwulen Interesses des Jahres 1998.
Der feministische Standpunkt ist nicht weniger diskussionswert. Elizabeth wird als Vorkämpferin gegen das Patriarchat gefeiert. Ob die Entscheidung, eine Jungfrauenkönigin zu bleiben, ein harter Preis für die eigene Sexualität ist oder eine Erlösung, wird die Gemüter zu unterschiedlichen Bewertungen driften lassen. Die letzte Aussage des Films jedenfalls verkauft ihre Härte und Emotionslosigkeit nach dem Überstehen der ersten chaotischen Regierungszeit als unbezwingbare Stärke. (quer-view)
"Elizabeth"- Die Effekte der Macht. Das Historiendrama handelt von der Unvereinbarkeit von Liebe und Raison. Und ist damit sehr modern.
Wer kennt sie nicht, die Entscheidung zwischen Privatleben und Job? Und wer hat noch keine Abstriche gemacht? Doch die Effekte der Macht wirken noch viel heftiger auf eine Regentin Englands in der Mitte des XVI. Jahrhunderts: Die Staatskassen sind leer, und das Land wird nach der Gründung der anglikanischen Kirche von religiösen Auseinandersetzungen heimgesucht. Von der Staatsraison und ihren Auswirkungen auf die intimen Lebensbereiche der Herrscherin erzählt das Historiendrama "Elizabeth" in erstaunlich formaler Geschlossenheit.
Der Regisseur hat mit "Bandit Queen" schon einmal eine streitbare Frau portraitiert - fand jedoch für die indische Banditin nur nervöse und chaotische Bilder. Mit "Elizabeth" hat sich Shekhar Kapur eine stilistische Strenge auferlegt, die dem Thema entgegenkommt. Wie ein Berichterstatter löst er die Rituale dieser Gesellschaft in Vogelperspektiven auf. Zeitlupen, Unschärfen und die mit Schleiern verhängten Schlafgemächer spielen dagegen immer wieder auf das Liebesleben der jungen Königin an. - Das gleicht dem Vorbild: Josef von Sternbergs Zarinnen-Portrait "Die scharlachrote Kaiserin". Erst als privates und öffentliches Leben zusammenfallen, fallen auch die ästhetischen Gegensätze.
Wie Marlene Dietrich als Katharina II. sieht sich auch Cate Blanchett als Elizabeth einer Verschwörung nach der anderen ausgesetzt. Anders als die scharlachrote Kaiserin setzt Elizabeth aber nicht ihre erotische Anziehungskraft ein, sondern ihre Unantastbarkeit. Sie wird zur virgin queen.
Weil es ihr verwehrt ist, den Mann, den sie liebt, zu heiraten, lehnt sie jede politisch motivierte Verbandelung ab. Ihre Herrschaft weiß Elizabeth - auch hier ein moderner Machtmensch - mit Hilfe des von Sir Francis Walsingham (Geoffrey Rush) gut organisierten Geheimdiensts und einer geschickten Imagepolitik zu sichern. "I'm married to England," erwidert sie dem Hofstaat. Mit ihrem kahlrasierten Schädel unter der Perücke und den zur Maske erstarrten Gesichtszügen wird Elizabeth zum quasi-religiösen Surrogat der Jungfrau Maria, die dem Volk mit dem Zurückdrängen des Katholizismus genommen wurde. Die junge Frau wird eine Ikone: Sie verkörpert den Staat und die Effekte der Macht, die ein Gleichgewicht zwischen Privatem und Öffentlichem verhindern. Elizabeth ist ein sehr moderner Mensch. (SPIEGEL ONLINE 44/1998)
Weitere Kritiken der IMDb, offizielle Site: PolyGram
USA 1998. 86 Min.
Regie: Steve Miner,
Buch: Robert Zappia, Matt Greenberg, Kevin Williamson,
Musik: Marco Beltrami, John Carpenter, John Ottman,
Kamera: Daryn Okada,
Schnitt: Patrick Lussier,
Darsteller: Jamie Lee Curtis (Laurie Strode/Keri Tate), Adam Arkin (Will), Josh Hartnett (John), Michelle Williams (Molly), Adam Hann-Byrd (Charlie), Jodi Lynn
O'Keefe (Sarah), Janet Leigh (Norma)
Kinostart: 30/10/1998
Zwanzig Jahre nach seinem Ausbruch aus der Psychiatrie verfolgt Michael Myers erneut sein Opfer Laurie Strode am Halloween-Abend. In einer weitgehend
verlassenen Schule stellt sich die Mutter dem manischen Killer und besiegt ihn in blutigen und als "endgültig" angelegten Kämpfen. Die siebte Fortsetzung des
Halloween-Horrors läßt frische Ideen vermissen, die bessere Filme des Genres mittlerweile auszeichnen. Auch in der Kategorie Spannung ist der dünne Aufguß
mangelhaft.
"Halloween" ist als eine der populären Horrorserien - zusammen mit "Nightmare" und "Freitag, der 13." - in die Jahre gekommen. Genauer gesagt, ins 20ste: "H20" ist als "Age Twenty", also "Alter: Zwanzig", auszusprechen. Zwanzig Jahre und sechs Kinofilm-Folgen nach den ersten Messerstichen des erwachsenen Michael Myers führt das Serienopfer Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) unter neuem Namen als Keri Tate ein Internat. Wieder steht Halloween mit angsteinflößenden Verkleidungen und wilden Feiern bevor. Während fast alle Schüler die Gebäude verlassen, verabreden sich zwei Pärchen zu einer heimlichen Party. Unter ihnen befindet sich auch Lauries 17jähriger Sohn John, der stark unter den Ängsten seiner Mutter leidet. Die Vergangenheit hat aus Laurie eine tablettenabhängige und alkoholgefährdete Kundin der Psychiatrie gemacht. Aus den Unterlagen des verstorbenen Dr. Loomis (der Tod des Loomis-Darstellers Donald Pleasance erforderte diese Konstruktion) hat inzwischen auch Michael Myers die neue Identität seines alten Opfers erfahren und sich reflexartig auf seinen mörderischen Weg gemacht. Der Wärter am Schultor wird wegen Nachlässigkeit und erotischen Lyrik-Ambitionen ebenso abgestraft wie die Teenager bei ihren heimlichen sexuellen Versuchen. Nachdem klar ist, wer in dem abgeschlossenen Gebäude nächtlich sein Unwesen treibt, faßt die schreckhafte Laurie den Entschluß, "sich dem Monster zu stellen". Einige Verfolgungen, Schußwechsel, blutige Messerstechereien und Prügelszenen später besiegt Laurie ihren Verfolger auf so drastische Weise, daß es den Autoren von Fortsetzungen schwer fallen wird, Myers wiederzubeleben.
Carpenters "Halloween - Die Nacht des Grauens" (fd 22 083) aus dem Jahre 1978 stellte einen bemerkenswerten Moment der Filmgeschichte dar: Konsequente Horror-Spannung und ein kaum zu stoppender Mörder, der in den kommenden Folgen eine übersinnliche Aura bekam, sorgten für den enormen Kassenerfolg der Low-Budget-Produktion. Aus dem bis dahin randständigen "Teen Slasher"-Genre erwuchs eine unübersichtliche Reihe vermummter und vernarbter Kino-Serienmörder. "Halloween: H20" überspringt weitgehend die schwachen fünf Fortsetzungen. Im Gegensatz zum selbstreflexiven Serienhöhepunkt "Freddy's New Nightmare" (fd 31 161) ist den Autoren bis auf humorloses Drauflosstechen nichts Neues eingefallen. Innovation heißt hier, ein Messer als Mordwaffe durch einen Schlittschuh zu ersetzten. Die Produktionsfirma Dimension Films, die mit "Scream" (fd 32 822) einen postmodernen Horrorspaß lancierte, scheint in vielen Nachfolgern das Genre auf besonders banale Weise auszuschlachten. Die Serientäter von Dimension Films haben "Halloween" radikal auf seine Grundprinzipien - Bedrohung, Verfolgung und Erlösung - reduziert. Kaum relevante Einführungen, kein abmildernder Ausklang. Statt Variation der Regeln erfolgt nur schematisiertes "Abstechen" - auf einem aufwendigen Produktionsniveau, das keine Experimente zuläßt. Der Subtext von ungehörigen Teenagern, deren heimlicher Sex brutal und blutig bestraft wird, ist Standard. Selbst Laurie, die moralische Aufsichtsperson einer Bildungsanstalt, muß sich als unverheiratete Vierzigerin noch diskret mit einem Lehrerkollegen treffen und sich danach zwangsläufig dem "Eindringen" der Messerstiche erwehren. Auch die alte Syntheziser-Melodie von John Carpenter wurde aufgegriffen: Diese simple Notenschleife erweist sich als das eindringlichste Element des nur mäßig spannenden Films. Das mordende Wesen Myers, im Abspann "The Shape" genannt, bleibt im wahrsten Sinne des Wortes blaß. Steve Miner, dessen Regiekarriere neben "Warlock - Satans Sohn" (fd 27 908) und "Forever Young" (fd 30 136) von Fortsetzungen ("Freitag, der 13." Teil 2 und 3, fd 25 447 u. fd 24 004) und Remakes ("Daddy Cool", fd 30 736) bestimmt ist, liefert reizloses Handwerk. Insgesamt fällt "Halloween H20" weit hinter die zuletzt gesehenen Verfeinerungen des Genres zurück. Nicht einmal die Steigerung der Spannung mit nur angetäuschten Schreckmomenten wird besonders effektiv angewandt, ganz zu schweigen von selbstreflexiven Elementen. Bis kurz vor Schluß: Dann zeigt wenigstens die Hauptfigur Laurie, daß sie aus den bisherigen Folgen etwas gelernt hat. Mit einer erstaunlichen Kompromißlosigkeit beendet sie in überraschend schneller Folge die mehreren Leben des unmenschlichen Killers. (Günter H. Jekubzik, film-dienst)
Als Halloween seine Unschuld verlor. Mit "Halloween H20" hat Horror Regisseur Steve Miner die sechste Fortsetzung von John Carpenters Klassiker gedreht.
Die Nacht des 31. Oktober gehört den Dämonen. Die Fernsehsender strahlen zahlreiche Horrorfilme aus , die Fenster und Veranden in den amerikanischen Vororten sind mit Skeletten und ausgehöhlten Kürbissen dekoriert, in die seltsame Fratzen geschnitten werden. Vampire, Werwölfe und andere Wesen der Dunkelheit treiben ihr Unwesen. Kurzum: "Halloween" gehört zu den beliebtesten amerikanischen Volksfesten, doch wieder einmal hat vor 20 Jahren die Filmbranche an einem nationalen Heiligtum der USA gekratzt. Zwei Jahrzehnte ist es her, daß John Carpenter mit seiner speziellen Version von "Halloween" einen Horror-Klassiker in die Welt gesetzt hat, durch den das Feiern seine Unschuld verlor.
Wir erinnern uns: In der Nacht vom 30. zum 31. Oktober, also in der "Nacht des Grauens", so der Untertitel aus dem Jahr 1978, bricht ein gewisser Michael Myers aus jenem Sanatorium aus, in das er wegen einer schrecklichen Mordtat im Jahr 1963 eingeliefert wurde. Ziel der Reise: seine Heimatstadt Haddonfield in Illinois, insbesonders aber das Haus, in dem seine damals 17jährige Schwester Laurie Strode wohnt. Sie soll das nächste Opfer sein, eine Tat, die im letzten Moment auf blutrünstige Weise verhindert werden kann. Doch Michael Myers ist nicht tot und so darf er auch zwanzig Jahre danach erneut auf der Leinwand sein Unwesen treiben. Laurie Strode heißt nun Keri Tate, was ihr auch nicht viel nutzt, denn unweigerlich zieht der psychopathische Bruder eine Blutspur bis nach Kalifornien, wo sich Laurie als Schuldirektorin eine neue Existenz unter falscher Identität aufgebaut hat. Jedoch nicht falsch genug.
Um die Kontinuität der Figuren zu wahren, hat Regisseur Steve Miner Jamie Lee Curtis, die bei Carpenter 1978 ihren ersten großen Filmauftritt hatte, erneut gewinnen können. Immer noch leidet sie an den Ereignissen von damals und die Furcht ist mehr als berechtigt. Trotz aller Bemühungen um Stimmungsmache à la Carpenter wird aus der Fortsetzung ein mehr oder weniger verkrampftes Imitat des Originals, wo die Figuren kaum weiterentwickelt wurden und die Legitimation der Geschichte in banalen psychologischen Erklärungen gegeben wird. Wie schon bei Carpenter bleibt das Motiv des Tötens völlig im dunkeln. Der Mörder, der mit seiner weißen Maske den beliebten Kürbisfiguren ähnelt, kann so ohne großen Erklärungsbedarf Schockeffekte am laufenden Band produzieren. Fast wie ein Fetisch saust das riesige Küchenmesser permanent durch das Bild, gut ausgeleuchtet blinkt es als untrügliches Symbol der Gefahr von der Leinwand.
Erinnerungen nicht nur an Carpenter, sondern auch an die berühmte Dusch-Szene aus Hitchcocks "Psycho" werden wach, ein Film den auch Steve Miner gut in Erinnerung hat: "Als ich noch ziemlich jung war, nahm mich meine Mutter ins Kino zu diesem Hitchcock-Klassiker mit, nach der Dusch-Szene war ich aber so geschockt, daß ich den Rest des Films draußen vor der Tür verbrachte. Erst als ich selbst begann, Horrorfilme zu machen, habe ich mir 'Psycho' wieder einmal angesehen."
Nicht daß Steve Miner handwerklich keine atmosphärische Spannung zu inszenieren wüßte, doch bleibt die allzu strenge Bindung an Carpenters Original ein unausweichliches Faktum der Berechenbarkeit und damit ein Hemmschuh für wirklichen Grusel. Spätestens nach einer halben Stunde ahnt man allzu genau, wie die Sache enden wird. Wenn Jamie Lee Curtis letztlich selbst Hand, oder besser: die Axt anlegt, dann bedeutet dies noch lange nicht die endgültige Erlösung. Schon mehrmals ist der scheinbar unsterbliche Myers erneut zum Leben erweckt worden und mit diesem dramaturgischen Trick haben sich die Produzenten die Option auf so viele Fortsetzungen wie möglich offen gehalten. Insgesamt sechs Mal mußte Michael Myers bisher wiederauferstehen, um dem Drang parasitärer Genre-Plagiate Genüge zu tun.
Letztlich versagt die Mutlosigkeit Steve Miner genau das, was John Carpenter so sehr auszeichnete, nämlich die Fähigkeit, durch Risikobereitschaft und Experimentierfreudigkeit einen unverwechselbaren und damit persönlichen Stil in das Genre zu bringen, Innovationen zu setzen, auf die man glaubwürdig aufbauen könnte. So wird man in Zukunft vielleicht noch so manches Remake zu John Carpenter, wohl aber keines zu Steve Miner sehen. (ORF)
Happy Birthday, Horror! Vor genau 20 Jahren durfte Jamie Lee Curtis im ersten "Halloween"-Film schreien, was ihre Lungen hergaben (und das war allerhand), und sicherte sich damit den Ehrentitel der ersten und bis heute unerreichten "Scream Queen". Weil das Genre derzeit wieder Zuschauer lockt, mußte eine Fortsetzung des Kreisch-Klassikers her. Jamie Lee ist älter und reifer und spielt eine erfolgreiche, wenngleich flattrige Alkoholikerin mit einem Teenager-Sohn, die nur darauf wartet, daß ihr durchgeknallter Killer-Bruder Michael zu Halloween wieder vor der Tür steht. Tut er dann auch. Regisseur Steve Miner richtet das obligatorische Blutbad effizient und mit viel Sinn für die Traditionen an, und Miss Curtis darf beweisen, daß sie noch genauso laut schreien kann wie eh und je. (DER SPIEGEL 44/1998)
Nachdem Michael Myers sich zwei Jahrzehnte lang auf andere Verwandte und Mitmenschen konzentriert hat, fließt es wie eine Erleuchtung durch seine Venen, dass seine Schwester Laurie noch am Leben sein muss - schließlich war es nicht er, der es vermochte, sie höchstpersönlich ins Jenseits zu befördern. Und richtig, die traumatisierte Laurie Strode täuschte ihren nur Tod vor, um den Messern und anderen scharfen und spitzen Gegenständen ihres psychopathischen Bruders zu entkommen. Nun wacht sie in einem kalifornischen Nest wie eine Bärin über ihre Brut - denn es ist wieder einmal Halloween, und Sohnemann mag sich mit seinen 17 Jahren so gar nicht an die Regeln einer Mutter halten. Erneut heißt es am 31. Oktober: Haltet euch fern von Laurie Strode, denn Michael Myers ist nicht weit!
Jubiläum, Kevin Williams - Hype und Jamie Lee Curtis' höchstpersönliche Rückkehr lassen den achten Teil der Slasher-Saga mit Spannung erwarten, nachdem der deutsche Verleih schamerrötet nicht einmal gewagt hatte, die vorangegangene Blutfolge der Presse vorzustellen. Nun, die Fangemeinde wird nicht enttäuscht. Der Handlungsstrang mag zwar an sich nicht überschwenglich innotiv sein und Kevin Williams entwickelt langsam aber sicher seinen eigenen Stil, um gewisse Ähnlichkeiten in seinen Werken positiv zu umschreiben, dafür ist Halloween wieder spannend geworden und die kill interests müssen nicht dumm handeln, oder zumindest nicht grundlos dumm, um dahingemetzelt zu werden. Blut und Gore-Freaks mögen vielleicht ein wenig die Einstellungen der unmittelbaren Verbindungsmomente von Klingen und Fleisch vermissen, das ernsthaftere Spielen mit dem Genre als etwa in Williams' Sream-Serie sorgt dagegen für schauriges Vergnügen. Und nicht zuletzt versetzt der gewachsene Charakter der Laurie zu einer halben Ripley in die höchsten Töne der Ekstase.
Ach ja,... haltet Ausschau nach einem Cameo von Janet Leigh. Obwohl sie in 60 Filmen mitgespielt hat, stand sie seit 13 Jahren nicht mehr vor der Kamera. Horrorfans mögen sich an sie erinnern aus keinen geringeren Filmen als Psycho und The Fog – Nebel des Grauens, dessen Credits sie sich bereits 1980 mit ihrer Tochter Jamie Lee Curtis teilte, dem zweiten Kinofilm der einstigen Horrorqueen nach Halloween. (quer-view)
Weitere Kritiken der IMDb,
offizielle Sites: Dimension Films , Official H20 site, HALLOWEEN: The Website of Michael Myers
USA 1998. 119 Min.
Regie: Bobby und Peter Farrelly,
Buch: Peter Decter, John J. Strauss, Bobby und Peter Farrelly,
Musik: Johnathan Richman,
Kamera: Mark Irwin,
Schnitt: Christopher Greenbury,
Darsteller: Cameron Diaz (Mary), Matt Dillon (Healy), Ben Stiller (Ted), Lee Evans (Tucker), Chris Elliot (Dom), Lin Shaye (Magda), Jeffrey Tambor (Sully), Jonathan Richman (Sänger), Tommy Larkins (Drummer)
Kinostart: 30/10/1998
Einmal verknallt - für immer "verrückt nach Mary". Der Komödienhit des Jahres zeigt, was man mit Reißverschlüssen alles so einklemmen kann und was eingegipste Hunde mit Angelhaken in der Backe zu tun haben. Ted ist durch einen Unfall gehandicapt und heuert den Detektiven Healy an, damit dieser herausfindet, was aus seiner Angebeteten Mary geworden ist. Doch dieser verknallt sich prompt in sie und berichtet Ted dafür, daß sie sich in eine übergewichtige Schreckschraube verwandelt hat. Ted ist die Sache nicht geheuer.
Eine wunderbare Cameron Diaz (nach "Die Hochzeit meines besten Freundes") begeistert rundum und wird spätestens nach diesem Film den Status "Traumfrau der 90er" erhalten. Der Film der Farrelly-Brothers ("Dumm und Dümmer") reiht Brüller an Brüller und ist der Komödienhit des Jahres (in Amerika 150 Millionen Dollar eingespielt).(film.de)
13 Jahre, nachdem ein College-Absolvent das erste "Date" mit seiner Angebeteten durch ein groteskes Mißgeschick vermasselt hat, beauftragt er einen Detektiv,
ihren Aufenthaltsort herauszufinden. Dieser aber verliebt sich ebenfalls in die junge Frau und setzt alles daran, sie für sich zu gewinnen. "Postmoderne" romantische
Komödie, die typische Komik-Situationen durch eine Reihe grober Geschmacklosigkeiten auf eine extreme Spitze treibt und dabei auch vor zynischen Späßen auf
Kosten von Minderheiten nicht zurückschreckt.
Peter und Bobby Farrelly sind momentan die "bad boys" Hollywoods: zwei ausgekochte Überzeugungstäter, die mit einer Mischung aus eingängigen Stoffen und provozierenden Tabuverletzungen ihren Platz im Mainstream-Kino gefunden haben. Nach der erfolgreichen Klamotte "Dumm und dümmer" (fd 31 275) und der Bowling-Farce "Kingpin" (fd 32 232) wenden sie ihre Methode gezielter Tiefschläge nun auf das Sujet der romantischen Komödie an. Mitte der 80er Jahre verliebt sich ein unbeholfener College-Schüler in die titelgebende Schulschönheit, die sich weder von seiner altmodischen Topffrisur noch dem gigantischen Drahtverhau in seinem Mund täuschen läßt: Ted hat das Herz auf dem rechten Fleck - aber leider seine Männlichkeit gerade dann in den Reißverschluß seiner Hosenfalle eingezwickt, als sie zum Abschlußball wollen. 13 Jahre nach diesem schmerzhaften Mißgeschick, das von der Nachbarschaft bis zur Feuerwehr eine ganze Armada von Helfern mobilisierte, raubt ihm die sehnsüchtige Erinnerung an Mary noch immer die Lebensfreude. Ein Freund überredet ihn schließlich, die Verlorene durch einen Privatdetektiv suchen zu lassen. Der spürt Mary in Florida auf, verfällt aber selbst ihren Reizen und setzt alles daran, Ted aus dem Spiel und sich in selbiges zu bringen. Nicht zimperlich bei der Wahl seiner Methoden, spioniert er Marys geheimste Wünsche aus und verwandelt sich - ohne Kosten und Blessuren zu scheuen - in ihre Idealvorstellung von einem Mann. Inzwischen dämmert es aber dem Auftraggeber, daß er getäuscht wurde. Er macht sich auf den Weg in den Süden, der von Homosexuellen, prügelsüchtigen Polizisten und einem Serienkiller gepflastert ist. Dort hat sein Rivale zwischenzeitlich ebenso listig wie erfolgreich das Terrain sondiert, wobei er neben vielen anderen Schwierigkeiten auf einen weiteren Liebessüchtigen traf: Tucker, einen scheinbar gehbehinderten Architekten, der ein simpler Pizzabote war, bis ihm Mary begegnete. Es soll nicht der letzte sein.
Es fällt nicht schwer, sich über die unzähligen Geschmacklosigkeiten dieser pubertären Komödie aufzuregen. Zungenküsse mit einer Promenadenmischung, die wenig später mit einer Überdosis ins Jenseits befördert, reanimiert und nach einem Sprung aus dem Fenster als lebende Gipsfigur ausgestellt wird, sind so wenig jedermanns Sache wie Sperma im Haar oder gnadenlose Scherze auf Kosten von Minderheiten. In der Empörung aber wird zum einen leicht das nüchterne Kalkül des publikumsträchtigen Skandals verkannt, das mit der öffentlichen Resonanz als Werbeträger rechnet. Läßt man die Aufregung um die zynischen Spitzen und die je nach persönlichem Gusto als unzumutbar empfundenen Entgleisungen beiseite, entpuppt sich der Film als typisch postmodernes Produkt, in dem mit den Mitteln der Übertreibung und Karikierung die Regeln des Genres dekonstruiert - und zugleich goutiert werden. Die anarchischen Späße eines W. C. Fields waren zu ihrer Zeit wahrscheinlich nicht weniger anstößig, nur daß die Infantilisierung bestimmter kultureller Bereiche seither gewaltig fortgeschritten ist. In gewissem Sinn treiben die Farrelly-Brüder typische Komik-Sujets nur auf eine groteske Spitze, wenn sie alltägliche Mißgeschicke und Wunschfantasien bis jenseits des Schmerzpunkt eskalieren lassen. Daß sie dabei die Regeln des Anstandes und der "guten Sitten" grob verletzen, zählt ebenso zum Konstruktionsprinzip wie die Kunst, durch die Wahl geeigneter Darsteller und inszenatorischer Mittel die Balance zu wahren, um das Publikum nicht vorzeitig aus dem Kino zu treiben. In "Verrückt nach Mary" sind dies Ben Stiller, dem man den einfältigen Liebesnarr gerne glaubt, und vor allem Cameron Diaz, die mit ihrer fröhlichen Natürlichkeit die Eindimensionalität ihrer Rolle überspielt. Daß der romantische Teil des mitunter arg holpernden Drehbuchs funktioniert, liegt am eingängigen Titelsong, mit dem Jonathan Richman als eine Art Bänkelsänger den Film nicht nur eröffnet, sondern zusammen mit seinem Perkussionisten Tommy Larkins auch von Episode zu Episode mit fortlaufend kommentiert. Den Anschlag auf die romantische Komödie (vgl. fd 18/98, S. 40) wird diese ebenso überleben wie alle anderen Genres, die in den Fleischwolf der Dekonstruktivisten geraten sind, weil sich auf Dauer mit der Manie kleinkindlicher Funktionserkundigung jene Bedürfnisse nicht befrieden lassen, auf die das Kino immer geantwortet hat: auf echte Gefühle und die Imagination einer befreiten Existenz im Reich der Fantasie. (Josef Lederle, film-dienst)
Komödie der Kläglichkeit. Mit "Verrückt nach Mary" erneuern die Farrelly-Brüder den Kinohumor abseits des gesellschaftlich Korrekten
Muß in einem Film über die Liebe immer Geschmack gewahrt sein? Und wenn ja, warum immer der gute? Ist nicht die wahre Liebe selbst, in all ihren praktischen Details, gerade so beschaffen wie das, was bürgerlicher Wohlanstand eine "Geschmacklosigkeit" zu nennen pflegt? Der Mann mit der Gitarre und der mit der Trommel, die diesen Film begleiten wie zwei Moritatensänger aus dem Mittelalter, sind sich in dieser Ansicht einig: "True love is not nice", zwei, drei, "true love is not civilized."
In den Bildern von Verrückt nach Mary landet die Liebe diesseits ihrer üblichen Vergeistigung durch die Kulturindustrie noch immer voller Charme, doch ohne jede Scham. Sie trägt doppelreihige Zahnspangen oder Pusteln im Gesicht; sie verheddert sich in einem Hosenreißverschluß und wird mit Haargel verwechselt; sie lügt, betrügt, verkleidet sich, um an ihr Ziel zu kommen. Sie ist die Energie, der nichts zu peinlich ist.
Dem schüchternen High-School-Abgänger Ted (Ben Stiller) kommt diese Liebeseigenschaft im Sommer 1983 sehr gelegen. Wie sonst läßt sich erklären, daß die allseits verehrte und begehrte Schulprinzessin Mary (Cameron Diaz) gerade ihn, den Prinzen der Peinlichkeit, zu ihrem Abschlußfestbegleiter kürt? Wenn nicht die Sache mit dem Reißverschluß im denkbar falschen Augenblick geschehen wäre, hätte die Liebe zwischen Ted und Mary wohl rasch ihren endgültigen Hafen angesteuert. So aber heißt es warten: 15 fruchtlose Therapiejahre lang, bis Ted - und dieser Film mit ihm - sich für ein klares Ziel entscheidet: diejenige wiederzufinden, deren Verlust ihm nichts als Qual und 5000 schlaflose Nächte bereitet hat.
Unglücklicherweise (aber zum eindeutigen Vorteil der Komödie) stellt sich heraus, daß nicht nur Ted, sondern vier weitere Freier ganz verrückt nach Mary sind - darunter auch Pat Healy (Matt Dillon), jener schmierige Privatdetektiv, den Ted gutgläubig auf Marys Spur gehetzt hat. Wie sie einander überbieten in ihren schmutzigen Tricks und Liebesbeweisen und wie dabei die konkurrierenden Darsteller ihrerseits die Rampensau entfesseln, das macht schon einen guten Teil der Freude aus. Was diesen Film jedoch himmelhoch über gängige Formen der Kinokomödie hebt, ist die erstmalige Verbindung eines glaubwürdig romantischen Erzählgerüsts mit extrem körperlichen, unverschämten sight gags: befreiende Bilder des Menschen, der beim Begehren auf seine Physis, auf die materiellen Umstände der Minne zurückgeworfen wird.
Viermal verlassen die Regisseure Peter und Bobby Farrelly mit ihrem Hardcore-Slapstick die allgemeine Übereinkunft darüber, was im Normalkino zeigbar ist - und viermal bringt die herzensgute Mary den Film wieder auf den Boden zurück. Es ist ein schöner, märchenhafter Film, weil er vorführt, wie eine schöne, märchenhafte Frau das scheinbar Häßliche, Ekelerregende ganz selbstverständlich annimmt. Mit dieser Kombination von Anarchie, Vorstellungskraft und parzivalesken Heldenfiguren haben sich die Farrelly-Brüder schon nach drei Filmen als wichtige auteurs der Filmkomödiengeschichte etabliert. Ihr Debüt Dumb and Dumber (mit Jim Carrey) galt noch als Überraschungsei (und wurde wie ein Film von Carrey rezipiert). Kingpin, eine wundersame Komiktragödie über Bowling, Amish People und das amerikanische Subproletariat, geriet zum Kassenflop, doch erste Kritikerstimmen sahen darin bereits eine deutliche Verschärfung der schöpferischen Ziele. Der kommerzielle und popkünstlerische Welterfolg von Verrückt nach Mary löst nun mehr alle optimistischen Annahmen über den Status der beiden Regisseure ein.
Auch wenn es einem oberflächlichen Blick durchaus so erscheinen mag, sind diese Filme weder besserwisserisch-studentisch noch misogyn noch regressiv (wie ein Großteil des gegenwärtigen Filmhumors, der auf ein junges, weißes Männerpublikum abzielt). Statt dessen erneuern die Farrellys - wie Jerry Lewis & Frank Tashlin in den fünfziger oder John Waters in den siebziger Jahren - eine äußerst fragile Kinogattung: die Komödie der Kläglichkeit und sozialen Inkompetenz. Sie setzen Krankheit, Armut, Behinderung und sexuellen Eigensinn als legitime Humorstoffe ein - für eine erweiterte Idee von "Menschlichkeit", die ausnahmsweise nicht der Selbstberuhigung, sondern der Aufklärung dient. Uns soll nichts Schlimmeres passieren im Kino als die herzhafte Herabwürdigung jeglicher Maßstäbe für ein geglücktes Leben. (Alexander Horwath/DIE ZEIT 1998 Nr. 45)
Alle lieben Cameron Diaz - und deshalb darf sie in einer Komödie ganz tief unter die Gürtellinie greifen.
Ein Ejakulat ist für sich betrachtet keine aufregende Sache. Es würde in keinem Seifenspender weiter auffallen, und wer an seiner Gewinnung weder beteiligt noch dabei zugegen war, könnte es sich, in Verkennung seiner wahren Natur, wohl auch einmal versehentlich als Gel in die Haare schmieren. So dürfte es einen intendierten Zweck sogar erfüllen und dem arglosen Anwender das Haupthaar sträuben. Nicht der Rede wert also. Was daran dennoch komisch ist, saukomisch sogar, davon handelt die unmanierliche Komödie der Gebrüder Farrelly.
Mary (Cameron Diaz) ist ein ausgesprochener Schuß. Wenn sie auf dem Fahrrad in der Highschool vorfährt, löst das mittelschwere Turbulenzen aus. Dem einen treibt es vor Aufregung die Kretze ins Gesicht, der nächste stürzt sich für sie in aussichtslose Handgreiflichkeiten. Dabei ist sie ein so fürsorglicher, sozialer und bescheidener Charakter, fern jeder Hybris und Borniertheit.
Ansonsten hätte Ted (Ben Stiller) wohl auch nie gewagt, mit seiner pfundschweren Zahnklammer im Gebiß auch nur ein Wort an sie zu richten. Die Courage wird belohnt. Er darf die Angebetete zum Abschlußball führen. Nur müssen tut er vorher noch, und prompt verklemmt er sich beim Wasserlassen die Anatomie im Reißverschluß seines Hosenschlitzes. Statt mit Mary auf der Tanzdiele landet er auf der Pritsche eines Notarztwagens.
Nach diesem einprägsamen Muster setzt sich die Geschichte fort, Matt Dillon kommt ins Spiel, und alle sittsamen Ansätze einer romantischen Komödie werden über einen frivolen Leisten gezogen. Im Stil von Moritatensängern leiten ein Trommler und ein Gitarrenspieler (Jonathan Richman) von Szene zu Szene und zerlegen den Plot in eine Nummernrevue, bevor auch nur der Verdacht aufkommt, das Drehbuch habe mehr als derbe Gags zu transportieren oder sei am Ende um so spießige Attribute wie Stimmigkeit und Sinn bemüht.
Hier geht es ums Ablachen, um blanken, subversiven Witz. Ein verklemmtes Genital, ein Angelhaken zwischen Kiefer und Oberlippe, Schleimhautkontakte zwischen Mensch und Hund, das ist der brachiale, treffsichere Anarcho-Humor, mit dem die Farrelly-Brüder schon in Werken wie "Dumm und Dümmer" oder "Kingpin" auf ihr Publikum losgingen. Auch "Verrückt nach Mary" schreckt vor keiner Tabuzone zurück und behauptete damit über Wochen die Spitze der US-Kinocharts.
Wer als durchschnittlicher Mitteleuropäer mit Monty Python, Django Edwards oder auch nur Dieter Hallervorden aufgewachsen ist, wird gelegentlich nur milde belächeln, was in den prüden Staaten noch ein befreiendes Lachen auslöst. - Aber wenn bei Cameron Diaz in der Fönwelle landet, was sonst schlimmstenfalls in die Hose geht, dann ist das einfach komisch. Saukomisch. (Manfred Müller, SPIEGEL ONLINE 44/1998)
Es sollte der schönste Abend im Leben von Ted (Ben Stiller) und Mary (Cameron Diaz, Die Hochzeit Meines Besten Freundes) werden, doch es wurde ein Desaster. Mit viel Mühe hatte er es geschafft, mit ihr, die der Traum jedes Jungen der Schule war, eine Verabredung zum Abschlußball zu bekommen, aber das ging ziemlich in die Hose - wegen einer Hose, die ihm eines seiner männlichsten Körperteile einklemmte.
Heute, 13 Jahre danach, muß Ted immer noch an seine ehemalige Flamme denken. Sie ist kurz nach dem Schulabschluß von Rhode Island nach Florida gezogen, und die beiden haben sich nie mehr gesehen. Endlich schafft Teds bester Freund Dom (Chris Elliott, Und Täglich Grüßt Das Murmeltier) es, ihn einen Detektiv anheuern zu lassen, der herausfinden soll, wo Mary lebt, und ob sie verheiratet ist. Dieser Privatschnüffler Pat Healy (Matt Dillon, Wild Things) scheint nicht eben der seriöseste Vertreter seiner Zunft zu sein, für diesen Auftrag sollte er aber gerade noch gut genug sein.
Healy findet erstaunliches heraus: Mary lebt immer noch in Florida und ist weder verheiratet, noch hat sie eine Beziehung. Eigentlich sind das gute Nachrichten - wenn der Bote sie auch so überbringen würde. Dummerweise hat aber auch er gefallen an der immer noch sehr attraktiven Frau gefunden, und erzählt seinem Auftraggeber alles, nur nicht die Wahrheit. Wenige Tage später kündigt er seinen Job und zieht um nach Florida, denn auch er ist jetzt "verrückt nach Mary"
Trotz all dieser schrecklichen Dinge, die der Detektiv Ted über Mary erzählt hat - sie soll zwar nicht verheiratet sein, aber mehrere Kinder von diversen Männern haben und so weiter - rafft er sein bißchen Mut zusammen und fährt ebenfalls in Marys neuen Wohnort, um sie zu treffen. Wer wird aber am Ende das Herz der attraktiven Frau gewinnen: Ted oder Pat? Letzterer hat alleine schon technisch einen gehörigen Vorsprung...
In den Vereinigten Staaten war "Verrückt nach Mary" ein unerwartet großer Erfolg und schaffte sogar den Sprung auf Platz eins der Kinocharts. Auch wenn der Film hier und da einmal Richtung Klamauk abrutscht und gefährlich nahe an der Grenze des guten Geschmacks ist, so ist er doch ein amüsantes Vergnügen im Stile einer romantischen, stellenweise etwas abgedrehten Komödie, die entfernt an "Wayne's World" erinnert. Eine besondere Erwähnung haben die beiden Musiker verdient, die nicht nur für die musikalische Untermalung des Filmes sorgen, sondern auch ins Bild und die Handlung eingebunden werden. (heinz-online)
Die beiden ersten Filme der Farrelly-Brüder, »Dumm und Dümmer« und »Kingpin«, waren geschmacklos, obszön und absolut peinlich (Was aber nicht heißen soll, daß zumindest der erste schlecht war) Diese Attribute passen ohne Zweifel auch auf ihr drittes Werk, »Verrückt nach Mary«, jedoch wird dieses noch durch Romantik erweitert.
Zu Beginn schwelgen wir mit Ted in Erinnerungen an seine High School-Zeit. Wir schreiben das Jahr 1985 und befinden uns in einer typischen amerikanischen Kleinstadt. Ted hat das unglaubliche Glück, seine Angebetete Mary auf dem abendlichen Abschlußball auszuführen. Nachdem Mary mit ihrem Freund Schluß gemacht hat, findet sie Gefallen an Ted, denn der hatte sich zuvor für ihren geistig behinderten Bruder eingesetzt. Alles scheint perfekt, bis sich Ted entschließt, noch kurz die Toilette aufzusuchen. Der darauf folgende superpeinliche Unfall ruiniert all seine Chancen bei Mary.
Mittlerweile ist aus Ted ein erfolgreicher Schriftsteller geworden, doch er konnte seine Jugendliebe nie vergessen. Auf den Ratschlag seines besten Freundes engagiert er den schmierigen Privatdetektiv Pat Healy, damit dieser Mary ausfindig machen sollen. Pat findet sie auch, doch auch er verliebt sich in sie. Ted, der seine Zweifel an der Seriosität des Ermittlers hat, macht sich auch auf den Weg nach Florida...
Einer der besten Aspekte an »Verrückt nach Mary« ist, daß der Film neben den vielen Holzhammergags auch eine romantische Ader vorzuweisen hat. Doch seinen großen Erfolg in Staaten (schon über $150 Mio. Einnahmen!) hat er nicht alleine seinem pubertären Niveau, das sich meistens unter der Gürtellinie befindet, zu verdanken. Obwohl das im prüden Amerika bestimmt kein unwesentlicher Erfolgsfaktor war, überzeugt vor allem die perfekte Rollenbesetzung. Während Ben Stiller der große Sympathieträger ist, sieht man Matt Dillon richtig an, wie er seine für ihn ungewöhnliche Rolle als billigen und leicht trotteligen Schnüffler genießt. Allerdings sollte man seine Erwartungen auch nicht zu hoch ansetzten, denn der Film verzettelt sich leicht in seinen absolut beabsichtigten Provokationen. (Sneak Review - Der Kinokult im Saarland)
Mary (Cameron Diaz) war, ist und bleibt die Liebe seines Lebens. Im seinem Abschlußjahr 1985 wollte Ted (Ben Stiller) mit ihr zum Ball gehen klemmte sich jedoch sein bestes Stück auf der Toilette im Reizverschluß ein - das war's dann!
Satte 13 Jahre später ist Ted immer noch verknallt und engagiert den schmierigen Pat (Matt Dillon), um sie ausfindig zu machen. Da jedoch die gute Mary immer noch nicht ganz, wohl eher gar nicht ohne ist, verliebt auch er sich. Selbstverständlich macht er sich vorher noch kundig, welchen Mann sie denn nun begehrt und wird zu eben einem solchen. Als der anscheinend abgewimmelte Ted dann jedoch auch noch auftaucht wird das Chaos perfekt und alle sind verrückt nach Mary.
Es gibt Filme, die sind zwar witzig, aber dann auch eigentlich wieder nicht. Ich rede hier vom Gradwandel zwischen gutem Witz und peinlichem Klamauk, dem Spiel einen Gag auszureizen, ohne den Bogen zu überspannen.
Daß die Farrelly-Brüder dieses Spiel lieben, haben sie mit "Dumm und Dümmer" und "Kingpin" bewiesen, der Beweis, daß sie es beherrschen steht noch aus. "Verrückt nach Mary" ist zwar sicherlich im Vergleich zu den Vorgängern ein Hechtsprung nach vorne, aber leider driftet auch dieser Film zu oft ins Kitschige, peinlich überzogene ab und macht viel von dem, was er an anderen Stellen gewinnt, wieder wett.
Die Besetzung stimmt - da kann man nicht meckern! Cameron Diaz, der man anscheinend endlich angemerkt hat, daß sie außer ihren Kurven auch noch Talent zu bieten hat, macht es dem Zuschauer leicht, das Treiben der Männer nachzuvollziehen. Auch Ben Stiller kann mit seiner Mimik dem trotteligen Ted ein kaum zu übertreffendes Maß an Sympathie einhauchen. Vor allem jedoch Matt Dillon ist eine Überraschung. Hat er in "Wild Things" seiner Rolle noch nicht das Wasser reichen können, so scheint ihm der Ausgleich in Form des schmierigen Schleimscheißers richtig gut getan zu haben. Lediglich Lee Evans, der von allen die wenigsten Slapstickeinlagen hat, von allen jedoch auch das dazu mit Abstand größte Talent besitzt, geht im Gegensatz zu Dillon in seiner Rolle gar nicht auf.
Der angesprochene Slapstick ist dann auch das größte Problem des Films. Hat dieser auf der einen Seite gute und herzzerreißende Situationskomik zu bieten, so serviert er auf der anderen jedoch auch ausreichend Platz für banalen Schwachsinn auf Leslie-Nielsen-Basis.
Vielleicht wäre das alles noch zu verkraften und zu entschuldigen, wenn der Film das und nur das wäre, doch da er ständig zwischen guter Liebeskomödie und billigem Witz hin und her springt, macht er es dem Zuschauer nicht gerade einfach sich mit dem Film voll und ganz anzufreunden. Wer Niveau erwartet, ist ganz sicher im falschen Film - im Richtigen, ist jedoch wohl kaum jemand. (Schröders kleine Filmseiten)
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