News: Sie sind vor fünf Monaten in Ihre dritte Heimat Australien abgedüst. Seitdem hat man nichts mehr von Ihnen gehört. Sind Sie in down under verschollen?
Muster: Nein, überhaupt nicht. Ich habe hier alle Hände voll zu tun. Meistens in meinem Haus, wo immer irgendwas anliegt. Bei 36 Hektar Grund allerdings kein Wunder. Dann muss ich meine Kontakte zu Europa aufrechterhalten. Sowohl privater als auch geschäftlicher Natur. Und schließlich habe ich auch irrsinnig viele Freunde hier in Australien. Da tut sich immer etwas.
News: Wer zählt am fünften Kontinent zu Ihrem Freundeskreis?
Muster: Hauptsächlich Aussies. Entweder Zugereiste oder solche, die schon hier geboren sind. Jedenfalls keine Promis. Das interessiert auch niemanden. Hier werden alle gleich behandelt, und jedem ist im Prinzip egal, was du machst.
News: Sind Sie inzwischen mit den australischen Lebensgewohnheiten schon vertraut?
Muster: Gewisse Redewendungen gewöhnt man sich automatisch an, wenn man länger in Australien lebt: Statt servus heißt's hier eben good day, mate, und ohne ein Bier kommt man in down under sowieso nicht weit.
News: Beim Trinken und Essen kasteien Sie sich also nicht mehr?
Muster: Ich esse, was mir schmeckt. Aber weil es sehr heiß ist, ist das zumeist leichte Kost. Die Gefahr, dass man in Australien auf einen Schweinsbraten stößt, ist sowieso eher gering. Aber gegen ein Barbecue hab ich natürlich nichts einzuwenden.
News: Österreichische Tageszeitungen haben ja nach Ihrem Besuch des Tennisturniers in Melbourne genüsslich berichtet, Sie hätten zehn Kilo zugelegt ...
Muster: Also im Gegensatz zu manchen Journalisten tue ich mich schwer, zehn Kilo per Augenmaß durch das Gewand einzuschätzen. Ich habe keinen Waschbrettbauch mehr, aber von zehn Kilo ist keine Rede.
News: Ziehen Sie noch ein tägliches Trainingsprogramm durch?
Muster: Ich mache jeden Tag das, was mir Spaß macht. Und wenn ich einen halben Tag am Surfbrett stehe, reicht das. Jeder Tag ist anders: laufen, Fußball, Tennis mit Freunden.
News: Wie fühlen Sie sich als Hobby-Tennisspieler?
Muster: Gut, es ist kein Zwang mehr da. Ich spiele nur noch alle zwei Wochen.
News: Verlieren Sie noch Gedanken an Tennis als Job?
Muster: Momentan nicht. Ich schau mir zwar ein paar Resultate im Internet und Matches, die mich interessieren, im Fernsehen an, aber ich habe nicht mehr den richtigen Bezug zum Tennis. Ich bin jetzt ein Zuschauer aus der Ferne.
News: Und wie beurteilt der Zuschauer Muster das Comeback von Andre Agassi?
Muster: Das ist eine ganz tolle Leistung. Es ist unbestritten, dass er das Talent hat, noch immer ganz vorne mitzuspielen. Bei ihm hängt es nur davon ab, ob er will oder nicht. Trotzdem: Den Schalter wieder umzulegen und zu sagen, ich pack's jetzt wieder, ist sehr bewundernswert.
News: Könnten auch Sie den Schalter wieder umlegen?
Muster: Keine Ahnung. Der Agassi hat nur zwei, drei Monate den Schlendrian einreißen lassen. Er war also nur kurz weg vom Fenster. Ich weiß gar nicht, ob ich im Computer noch geführt werde. Wie auch immer, es macht einen Riesenunterschied, ob du mit null Punkten oder als Nummer 140 wieder anfängt.
News: Was macht der Geschäftsmann Muster?
Muster: Ich habe meinen Muster-Fonds laufen, ich betreibe mein Investment-Banking in Richtung Immobilien, und ich mache Werbung für das MAS-Magnetfeldsystem.
News: Was macht Ihr Hobby Hubschrauber-Fliegen?
Muster: Der Heli ist ganz schön im Einsatz, weil ich gerade in der Berufspiloten-Ausbildung stecke.
News: Wie lange wollen Sie in Australien bleiben?
Muster: Bis Ostern. Dann fliege ich wieder nach Monte Carlo, wo zeitgerecht der Umbau meiner Wohnung fertig wird.
News: Verfolgen Sie noch was in Österreich passiert? Haben Sie die Aufregung um Schwarz-Blau in der Regierung mitbekommen?
Muster: Ja, natürlich. Es war auch hier ein Thema in den Medien, allerdings eher klein. Außerdem habe ich eine Ausländer-Wahlkarte. Aber zum Thema nur so viel: Ich will niemanden kritisieren, bevor ich seine Arbeit nicht taxieren kann. Und letztlich gibt es ja die Chance, in vier Jahren wieder alles zu ändern, indem man zur Wahlurne schreitet.
Thomas Muster
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