Mario Stari
Besonderheiten, Probedrucke und Abarten
In Österreich ist dieses Thema immer noch mit einem bitteren Beigeschmack behaftet, weil die weitläufige Meinung vertreten ist, dass es sich dabei um Makulatur bzw. gestohlene Ware handelt, die mit der Philatelie nichts zu tun hat.
Mittlerweile ist es jedoch so, dass im Leitfaden zum Reglement für Traditionelle Philatelie, herausgegeben vom Verband der Österr. Philatelistenvereine, dieses Material sehr wohl für den Aufbau einer Österreichsammlung dienen kann.
Gerade im benachbarten Ausland, z.B. Schweiz, haben Probedrucke und Besonderheiten seit jeher eine besondere Bedeutung. Dies zeigt ein Inserat der Fa. Zumstein aus dem Jahre 1990.
Schon im Jahre 1927 sind unter anderem in dem Buch „Die Postmarken von Österreich, Ing. Edwin Müller“ den Besonderheiten z.B. Probedrucken, geschnittenen Marken, Makulatur usw. spezielle Kapitel gewidmet worden.
Im Handbuch von Dr. Ferchenbauer sind all diese Marken ebenso aufgelistet, leider nur bis 1918, weil Dr. Ferchenbauer sein Spezialhandbuch mit diesem Jahr beendet.
Leider ist bis heute kein Fachbuch auf dem Markt, welches die Zeit von 1918 bis heut so spezialisiert behandelt. Es gibt sehr wohl einige Bücher, die Spezialitäten behandeln, jedoch leider nur sehr ungenau und unvollständig, das beste Beispiel ist der ANK.
Weil gerade solche Literatur fehlt, entstanden und entstehen Arbeitsgemeinschaften, die sich mit besonderen Themen der Philatelie befassen, wie z.B. in der Klassik eine Vielzahl von Argen: Klambauer, Hader, Plattenfehlerkatalog Gindl, Lokalausgaben Schwerpunkt Wien und Graz von Herrn Sturzeis, Kriegsgefangenenpost von Horst Taitl und noch viele weitere.
Jeder will sich mit seinem Spezialgebiet vom Normalsammler abheben. Gerade in den letzten Jahren zeigt sich dies auch bei den Österreichsammlern der Zweiten Republik und auch früher. Auch der Handel, speziell die Auktionshäuser tragen diesem Umstand Rechnung, indem sie immer mehr Besonderheiten auf ihren Bildtafeln abbilden. Dies zeigt sich auch in der Preisentwicklung.
Ein Beispiel:
1 Pfennig, 1. Wiener Aushilfsausgabe mit kopfstehendem Aufdruck, Druckprobe 97 Stück bekannt, in ANK erwähnt mit Preis (EUR 7.250,—), im Michel mit der Michelnummer A III katalogisiert.
ANK 1991 - öS 20.000,-, ANK 1994 - öS 55.000,-, ANK 2002/2003 - EUR 7.250,—
Rauch-Auktion Wien vom 23.5.2002 ein Zuschlag von EUR 8.400,-
Die normale Standardware stagniert, was jedoch nicht heißen soll, dass es sich nicht wieder zum Besseren ändern kann. Tatsache ist, dass ausgefallene Ware sehr gesucht ist, schwierig zu bekommen ist und im Preis stabil bleibt oder teurer wird.