Horst Taitl:
"Veldpost"
Der Habsburger Kaiser Maximilian I. (1459 - 1519), der von
1493 bis 1519 regierte, unternahm 1496 zum Schutze der Herrschaft des Hauses
SFORZA in Mailand einen unglücklichen militärischen Feldzug nach Italien und
richtete eine militärische Kurierlinie zu Pferde von seiner Armee nach WORMS
ein.
Man kann also mit Überzeugung feststellen, dass Österreich unter dem Habsburger
Maximilian I. die ersten Ansätze einer Feldpost in Form dieser Kurierlinie
errichtete. Ein bezügliches Dokument liegt im Archiv der Landesregierung in
Innsbruck.
In der ersten Hälfte des 16. Jhs. wurden erstmalig in Schriftstücken das Wort "veldt
post" gebraucht und nur wenige Jahre später gab es die erste schriftliche
Erwähnung eines "Feldpost-Meisters".
Dieser Feldpost-Meister war Leiter des militärischen Kurierdienstes, er
überwachte den Dienst der Kuriere und teilte diese ein, er führte auch die
Abrechnungen.
In einem Schreiben vom 22. August 1496 ordnete der Kaiser an, dass die bereits
bestehende Postlinie von Innsbruck nach Worms aufzuheben sei und für seinen
Feldzug nach Italien von Worms über Lindau nach Chur einzuführen ist. Die
Weiterführung der Postlinie ab Chur sollte der Herzog von Mailand übernehmen.
Eine zweite Postlinie sollte von Feldkirch nach Innsbruck führen.
Feldpostbrief aus dem 30-jährigen Krieg
1618-1648
Zwischen 1508 und 1516, während der oberitalienischen
Feldzüge des Kaisers Maximilian I., sind die ersten Briefe aus dem Heerlager vor
PADUA bekannt, die an Frauen in Innsbruck gerichtet waren und von den
Militär-Kurieren mitgenommen wurden.
Zwischen 1525 - 1526 tobten Bauernaufstände in Schwaben und Franken, die sogar
auf die Salzburgischen Lande übergriffen.
Von den aufständischen Bauern im Salzburgischen wurde ein gewisses Postwesen
errichtet, zu diesem Zweck verblieb ein gewisser MARTIN ZOT als Hauptmann
in GASTEIN und besorgte von dort aus die Briefbeförderungen an die im "Feldt"
stehende Mannschaft.
Ein Feldpostmeister Hanns MÄLTL in Gröbming vermittelte die Korrespondenz des
Salzburger Erzbischofs mit seinem Feldhauptmann von TANNHAUSER und mit dem
Fürsten von DIETRICHSTEIN.
Aus der Zeit der Türkenkriege 1526 - 1532 sind die ersten aktenmäßigen
Bezeichnungen "post in veldt" und "veldtpostbot" bekannt. Fünf Abrechnungen des
Hofpostmeisters ANTON TASSIS aus dem Jahre 1528 bezeugen dies.
Aus dem Jahre 1544 stammt ein Brief der als "Feldbrief" bezeichnet ist und
über die Belagerung und Eroberung der Stadt LIGNY Bericht gibt. 1544 war der
erste der vier Kriege Kaiser Karl V. gegen Frankreich.
Am 15. Juni 1548 verordnete Kaiser Ferdinand I. die Errichtung einer Feldpost,
damit Briefe und Schreiben von und zu „Unseren Generalobristen ehest und eilends
zu befördern seien“.
Aus der Zeit des Türkenkrieges 1565 - 1566, als Sultan Suleiman versuchte gegen
Wien vorzurücken, stammt die erste Erwähnung der "Feldpost-Meister" im Dienste
der Regierung.
Am 11. März 1566 berichtete Matthias Pettauer als Feldpost-Meister über noch
ausstehende Zahlungen für die Legung von Feldposten.
Am 19. Februar 1565 schreibt der Trompeter Hanns TENNF in Tokay einen Feldbrief
über die Eroberung von Tokay (Steiermärkisches Landesarchiv).
Das Kriegsbudget für das Jahr 1573 enthält einen Betrag für die Errichtung einer
Feldpost und eines optischen Feldtelegraphen in der Krain, einer
Seitenverbindung der Postlinie GRAZ-LAIBACH zur Grenzfestung KARLSTADT.
1618 - 1648, im 30-jährigen Krieg bestand ein kaiserliches Feldpostwesen, dieses
ist mit vielen Belegen dokumentiert.
Der 10. August 1672 ist als der Geburtstag des österreichischen Feldpost-Amtes
anzusehen: an diesem Tag ordnete der Kaiser in einem Hofdekret an den
Obrist-Hofpostmeister CARL Graf von PAAR an, dass dem Grafen von MONTECUCCOLI
zwei Kuriere und ein "Postamts-Offizier" mitzugeben sei. Dieser
Postamts-Offizier mit seinem Schreiber entsprach nicht mehr dem bisherigen
"Feldpost-Meister", vielmehr war mit diesem Postamts-Offizier ein erstes
Feldpostamt errichtet worden, dem die Kuriere nun die militärische Post
übergaben, damit diese sortiert und an die verschiedenen Militärstellen
weitergegeben wird. Die direkte Postvermittlung an das Hauptquartier wurde mit
dieser Einrichtung und Einteilung beendet.
In den Türkenkriegen 1671 - 1679 und 1683 - 1699 wurden Feldpostlinien
eingerichtet, die von Österreich über Ungarn zum Heerlager durchgeführt werden
sollten. Ungarn weigerte sich allerdings österreichische Feldpostlinien auf
ungarischem Gebiet zu dulden, daher wurde die Feldpostlinie nur bis zur
österreichisch-ungarischen Grenze gezogen und von dort aus mit den bestehenden
Postkursen (Kutschen) weiter befördert. Nach der Befreiung der Stadt Wien im
Jahre 1683 verlagerten sich die militärischen Operationen wieder in den
ungarischen Raum. Nun sah man von der ungarischen Kammer die Unzulänglichkeit
der Postbeförderung auf ihrem Gebiet ein und es wurden Errichtungen von
Postämtern auf ungarischem Gebiet zugestimmt, wobei auch reine Feldpostlinien
wie
z.B. COPEINITZ nach POZEGA eingeführt wurden.
Mit kaiserlichem Dekret vom 30. April 1691 wurde der Erbland-Generalpostmeister
CARL JOSEPH Graf PAAR mit der Errichtung der Feldpost-Verbindung von
Inner-Österreich nach Ungarn und in Ungarn selbst beauftragt.
Somit war ein rascher und geordneter Feldpostdienst gegeben.
Das erste Feldpostamt wurde also am 10. August 1672 errichtet und dem Grafen
MONTECUCCOLI bei seiner Abreise nach Eger mitgegeben.
Vergleichsweise wurde das erste Feldpostamt in Preußen erst 1716 im
vorpommerschen Krieg errichtet, in Frankreich für die Mitte des 17. Jhs. am
Oberrhein kämpfenden Armeen.
An gewissen Tagen wurden Briefe der Soldaten eingesammelt und zu den regulären
französischen Postämter befördert. Dies war zwar ein sogenannter Kurierdienst,
ist aber von Feldpostlinien oder gar Feldpostämtern weit entfernt. Diese
französische Soldatenpost benötigte fast immer Wochen bis zur Auslieferung am
Bestimmungsort.
Der Polnische Thronfolgekrieg dauerte von 1733 bis 1735. Bei den Truppen des
Prinzen Eugen von Savoyen (1663 - 1736) am Ober-Rhein befand sich das
Kaiserliche Hof- und Feldpostamt. In einem Brief an seinen Kaiser schrieb Prinz
Eugen am 24. 5. 1735, dass es nach wie vor zu Differenzen zwischen der Feldpost
und der Reichspost käme. In diesem Brief wird auch erstmalig erwähnt, dass die
an- und abgehende Post einer Überwachung unterlag. Diese Zensur wurde in
Österreich/Ungarn bis 1918 (und später) beibehalten.
Im österreichischen Erbfolgekrieg 1740 - 1748, der mit dem Frieden zu Aachen
endete, trat Österreich einen Teil der italienischen Besitzungen an Spanien, und
Schlesien an Preußen, ab. Maria Theresia wurde als Kaiserin anerkannt. In diesem
Krieg wurde erstmalig ein österreichischer Truppenstempel verwendet. Es
existieren mehrere Belege (Briefe) mit dem Kreisstempel "AA" = "Armée
Autrichienne".
Aus dem Siebenjährigen Krieg 1756 - 1763 sind keine Feldpostbelege bekannt, wohl
aber ein Gemälde des Malers CANALETTO (Kunsthistorisches Museum Wien), welches
den Kurier Graf Kinsky zeigt, der vor dem Schloss vorfährt und der Kaiserin
Maria Theresia die Nachricht vom Siege bei KUNERSDORF überbringt.
Dem Kurier geben vier Feldpostmeister und zwanzig blasende Postillione das
Geleit.