(5.3)Man beraubte sich ja auch auf dem Festland gegenseitig, und bis auf den heutigen Tag lebt man in vielen Teilen von Hellas nach der alten Sitte, bei den ozolischen Lokrern, Aitolern, Akarnanen und in dem übrigen Gebiet dort. Das Tragen von Waffen war diesen Festlandbewohnern von den alten Räuberzeiten her geblieben.
(6.3) Von den (Hellenen) waren die Athener die ersten, die die Waffen ablegten und, da sich die Lebensweise einmal gelockert hatte, üppigere und weichlichere Sitten annahmen. Und es ist noch nicht allzulange her, daß die älteren Leute unter den Begüterten hier aufgehört haben, in ihrer Verweichlichung leinene Unterkleider zu tragen und durch Einstecken goldener Spangen das Haupthaar zu einem Schopf aufzubinden. Daher war auch bei den älteren Leuten der Ionier wegen der Stammverwandtschaft für lange Zeit dies Tracht vorherrschend.
(6.4) Maßvolle und jetziger Art entsprechende Kleidung begannen zuerst die Lakedaimonier zu tragen, bei denen sich überhaupt die Reicheren mehr der Allgemeinheit gleichstellten.
(6.5) Sie entkleideten sich als erste bei den Leibesübungen, traten nackt auf und salbten ihre Körper beim Turnen mit Öl. In früheren Zeiten kämpften sogar bei den Olympischen Spielen die Wettkämpfer mit einem Schurz um die Scham, und es scih noch nicht viele Jahre vergangen, seit dies abgekommen ist. Auch bei einigen Barbarenstämmen, vor allem in Asien, werden heute noch Faust- und Ringkämpfe veranstaltet, und sie tun dies gegürtet.
(6.6) Man könnte noch viele andere Beweise anführen, daß die alten Hellenen in ihren Lebensgewohnheiten mit den heute lebenden Barbaren übereinstimmten.
Thukydides, Der Peloponesische Krieg (Polemos twn Peloponnhsiwn kai Athhnaiwn), Auswahl, übersetzt und herausgegeben von Helmuth Vretska, Reclam Stuttgart 1966.SCAN of LIB_I_CAP_V_VI from [The history of the Peloponnesian war, by Thucydides. By John J. Owen, buhr, Owen, John Jason, 1803-1869, ed. [Text] ] [MIRROR 53kB]