Auf ihre gebaute und geformte Umgebung haben die Finnen schon immer großen Wert gelegt. Architektur und Design haben handwerklich und künstlerisch einen hohen Standard. Das ist beachtlich, denn Finnland blickt auf eine relativ kurze Tradition zurück, verglichen mit den europäischen "Kulturnationen" Frankreich, Italien oder Deutschland. Die Namen der frühesten Baumeister sind unbekannt. Ihre kleinen, massiven Grausteinkirchen - die ältesten aus dem 12. Jahrhundert - besitzen oftmals noch mittelalterliche Kalkmalereien, die eine eigenwillige Übernahme der christlichen Bildprogramme aus Mitteleuropa bezeugen. Zur Zeit der Gotik löst der Backstein die klobigen Feldsteine als zentrales Baumaterial ab. Mit der Kathedrale von Turku (um 1230 gegründet, 60 Jahre später geweiht) erhielt Finnland sein Nationalheiligtum.
Die finnische Botschaft in Washington
Schlösser wie die Burg Olavinlinna in Savonlinna sowie die Burg von Turku sind Überreste der kriegerischen Epochen, als Schweden seine Provinz gegen östliche Interessen verteidigen mußte. Neuzeitliche finnische Architektur setzte erst ein, als Helsinki als neue Hauptstadt (nach 1809) einen repräsentativen Stadtkern erhalten sollte. In Stil und Denkweise des Klassizismus errichtete der deutschstämmige Architekt Carl Ludwig Engel um 1830 ein einzigartiges Ensemble mit dem Dom als Mittelpunkt.
Die Finlandia-Halle in Helsinki
Das goldene Zeitalter der finnischen Kunst sind die Jahrzehnte zwischen 1880 und 1910, als Architekten, Maler und Kunsthandwerker im Zeichen der Nationalromantik eine eigene Formensprache entwickelten.
Dass Architekten sich auch dem Design alltäglicher Gebrauchsgegenstände zuwenden, hat in Finnland Tradition. Bestes Beispiel: das Paar Elissa und Alvar Aalto, das nicht nur zu Weltstars der funktionalistischen Bauweise wurde, sondern auch Stühle, Tische und Lampen von zeitloser Schönheit konstruierte. In Jyväskylä, dem Geburtsort Alvar Aaltos, gibt es ein eigenes Museum für sie.
Finnische Architekten wie Raili und Reima Pietilä (Kaleva-Kirche und Bibliothek in Tampere, Dipoli in Espoo) und Juha Leiviskä (Gemeindezentrum Myyrmäki, Deutsche Botschaft Helsinki) erhielten höchste Auszeichnungen.