Der Falschparker

Liebe Freunde,

wie Sie ja wissen, bin ich ein besonders guter Mensch. Daß das nicht nur ein Spruch ist, können Sie ja an meinen bisherigen Erlebnissen sehen. Mein heutiger Erlebnisbericht wird Ihnen zeigen, wie Sie als guter Mensch auch den kleinen Ungerechtigkeiten des Lebens entgegenwirken können.

Als ich heute früh rausging, um zu überprüfen, ob in meiner Wohngegend auch niemand falsch parkt - dies tue ich etwa 2x in der Woche - mußte ich einen entsetzlichen Verstoß gegen die STVO registrieren. Jemand hatte sein Auto quer auf den Bürgersteig gestellt, so daß die redlichen Fußgänger auf die Straßte treten mußten, um das Hindernis zu passieren. Ich war empört und mein Blutdruck stieg sicher ins unermeßliche. Da meine Wohnung nicht weit entfernt war, rief ich, so laut ich konnte, nach meinem Neffen.

Dieser kam ans Fenster und fragte, was denn los sei. "Ruf schnell die Polizei - hier parkt jemand falsch!", rief ich ihm zu. Leider hatte aber anscheinend nicht nur mein Neffe das gehört, denn nach einigen Minuten kam der Fahrer des Autos angehastet. Völlig außer Puste fragte er mich, ob ich nichts besseres zu tun habe. "Nein", erwiderte ich.

Nun drückte er mich zur Seite, ging an die Fahrertür des Wagens und wollte einsteigen. Das war versuchte Fahrerflucht! Also stellte ich mich so hinter sein Auto, daß er nicht auf die Straße losfahren konnte. Er hupte und wurde immer wütender. Ich grinste ihn weise und erhaben an. Dann drehte er seinen Wagen so, daß er auf dem Bürgersteig davonfahren konnte. Was er jedoch nicht bemerkte, war die Tatsache, daß die Polizei inzwischen eingetroffen war. Das Polizeiauto raste los und fing den böswilligen Autofahrer ab, als dieser auf die Straße einfahren wollte.

Er konnte sich nun so einiges an Schelte abholen, und ich stand stolz und erhaben daneben. Wieder einmal hatte ich jemandem gezeigt, daß es ohne Rücksichtnahme nicht geht in unserer Gesellschaft. Zur Belohnung kaufte ich meinem Neffen und mir eine Streuselschnecke, und beim romantischen Licht meiner schönen Energiesparlampe schnabulierten wir diese genüßlich weg, während wir uns ausmalten, was der Verkehrs-Rüpel wohl hinblättern müsse.