"Welche Perspektive hat die Anti-Globalisierungsbewegung? Eine notwendige Kritik"

VII.1 Aktionismus

Momentan ist die Bewegung wieder sehr aus den Medien verschwunden, weil es keine grossen Aktionen anlässlich von Treffen der Eliten der Welt gegeben hat. So geht es den Anti-WTO-Aktivisten so wie den antifaschistischen Aktivisten, die auch nur dann wirklich Aufmerksamkeit für ihre Arbeit erhalten, wenn ihr Anliegen - oft dank der Medien - in aller Munde ist. So unterliegen diese Bewegungen stets einem Auf und Ab und sind nicht zuletzt Teil eines medialen Spektakels. Viele Aktivisten handeln getreu dem Motto "Lieber das falsche tun als gar nichts" und untermalen zum einen ihr mangelndes Vertrauen darin, dass sich die betroffenen Menschen selbst wehren können und werden (alles andere ist gut gemeintes Stellvertretertum, aber eben dennoch Stellvertretertum: denn man schreitet stellvertretend für die unterdrückte Menschheit zur Tat), zum anderen ihre eigene Ungeduld (handeln, bevor es "zu spät ist") und ihr Bedürfnis, die Existenzberechtigung ihrer Gruppe zu unterstreichen.

Es ist aber klar, dass durch diesen Aktionismus nichts grundlegend geändert wird. Meist verpuffen die Proteste oder Aktionen oder man verbleibt im Szenesumpf. So wird der "globale Widerstand", den es nicht gibt, wenigstens ersatzweise inszeniert und von Anarchisten und Autonomen der Militanz in den üblichen Ritualen gehuldigt. Dabei sind die ziellose Militanz und der Reformismus nur zwei Seiten der Perspektivlosigkeit, die von den verschiedenen Gruppen praktiziert und zur Perspektive erklärt werden.

Bei vielen jüngeren Aktivisten tritt oft Frustration und Resignation an die Stelle des anfänglichen Enthusiasmus. Teile der Linken versuchen krampfhaft den Verwesungsgeruch des stinkenden Leichnams, den die Linke grösstenteils darstellt, durch Aktionismus oder hippe Themen zu überlagern. Gruppen, die gestern noch gegen Nazis mobilisierten, kümmern sich heute um das Thema "Globalisierung" als neues Aufgabenfeld. Das ändert allerdings oft nichts an der fehlenden Wirkung und der relativen Einflusslosigkeit linker Gruppen. Diese Bewegung hat wie die Linke keine Möglichkeit auf die Gesellschaft verändernd einzuwirken. Das wird nur eine soziale Bewegung können, welche möglicherweise aus den Kämpfen und Widersprüchen des Alltags entstehen wird.

Das Ergebnis auch dieser wie der vorhergehender Bewegungen wird am Ende die Leute resigniert zurücklassen, weil die versprochenen grossen und erfolgreichen Kämpfe oder die Revolution, d.h. der erwünschte Erfolg, ausgeblieben sind. Man denke nur an die Märchen von "Linksruck", die bei nahezu jeder Bewegung und jeder Studentenregung gleich ein neues 68 sehen und allen Ernstes von ATTAC als der "wichtigsten Entwicklung für Revolutionäre in Deutschland" sprechen ...

Wenn man uns fragen würde: "Was ist eure Alternative - lieber nichts zu tun?", so würden wir wahrscheinlich antworten: Ja, bevor wir das falsche tun bzw. nur etwas tun, um der Aktion willen. Aber 1. wäre es für die AGB nötig theoretisch klar zu werden, politische Klarheit zu erlangen und ihre vorhandenen Illusionen zu überwinden statt die eigenen beizubehalten und bei anderen welche zu schüren. 2. Wäre es wichtig statt Kämpfe zu inszenieren und Klasse zu spielen (über Mobilisierungen), an wirklichen Kämpfen und Widersprüchen anzuknüpfen. Denn es sind die wirklichen Kämpfe, die Veränderungen bewirken werden können, nicht Überzeugungsarbeit. Solche Kämpfe lassen sich aber nicht am grünen Tisch planen, sondern entstehen aufgrund der vorhandenen Widersprüche und Konflikte dieser Gesellschaft. Darüber wie über ihre Aufgaben in solchen Kämpfen sollten sich Revolutionäre klar werden.

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