Blame the bosses, not the blacks!
Ein Lebensweg
So 1992 rum kam ich zur Skinheadszene durch die alten Onkelz, Endstufe, Skrewdriver, Brutal Attack, Skullhead, White Noise und weitere Bands aus dieser Ecke. So war ich zu dieser Zeit ein regelmäßiger Besteller bei Rock O Rama (ROR) und der Crop sowie die Skinheadmontur war für mich eher ein politisches Statement als moderne SA. So besuchte ich hin und wieder Veranstaltungen der FAP und anderer solcher lustigen Vereine und ging auf der anderen Seite auch gerne auf Fascho- und Oi!-Konzerte. Das mit den Oi!-Konzerten kam aber erst ab 1994. Überzeugt von der Richtigkeit für die weiße Rasse zu kämpfen, legte ich mir auch viel Literatur aus dem Ausland zu. So z.B. Standardwerke von Hitlers "Mein Kampf", Strasser, usw.. So war ich ziemlich begeistert vom weißen Klassenkampf gegen das Weltjudentum und die Kapitalisten. Allerdings gab es damals vieles, was mich stutzig machte: Die NS-Parteien gaben sich meist antikapitalistisch, doch erhielten sie finanzielle Geldspritzen aus gut situierten Kreisen. Für mich war das ein Widerspruch, daß Teile der Bourgeoisie uns unterstützen. Ich war Mitglied in einigen Vereinigungen wie z.B. der Deutschen Liga für Volk und Heimat (DLVH), auf deren Veranstaltungen sehr viele Spießbürger waren, für die Skins nur Idioten waren. So hörte ich sehr oft das berühmte Kühnen-Zitat: "Niemand kann behaupten, er sei von einem Neonazi, der FAP-Mitglied ist, verletzt worden oder er hätte durch ihn Schaden erlitten. Allerdings verteidigen wir uns selbst, um keine Prügel zu beziehen. Die Bösen sind die Skinheads, die sind verrückt und dumm. Sie denken nicht mit den Köpfen, sondern mit dem Bauch. Sie können zwar gute Soldaten sein, aber keine brauchbaren Menschen. Uns nützen sie gar nichts. Wir werden sie nicht bei uns aufnehmen. Sie schaden, was die gemacht haben, wird uns zugeschrieben." Selbst von vielen Skins kriegte ich zu hören, daß nach der weißen Revolution der Skinkult seinen Zweck erfüllt habe. Sollte das etwa der soviel gepriesene Way of Life sein? Ich konnte oftmals solchen Statements gar nicht glauben und kam mir einfach verarscht vor. Von vielen stillosen Gestalten mit Pisspotthaarschnitt, Adi-Schnauzbart, Gürtel- und Hosenträger-Kombinationen, Hosen in den Stiefeln-Trägern und faschistische Metalassis wie Saccara, usw. waren mir schon immer ein Dorn im Auge. Gerade die Tuntenband Saccara und weitere langhaarige Lederhosenträger waren für mich immer ein Greuel. Aber da wurde halt alles akzeptiert, solange die Einstellung stimmte. Auf rechten Konzerten lernte ich auch viele Leute kennen, wovon viele keine fremdsprachige Skinheadmusik hörten, weil' s nicht deutsch war oder sie die Texte nicht verstanden. So kriegte ich bei einem rechten Konzert in den neuen Bundesländern schonmal Streß wegen eines Skrewdiver-T-Shirts. Für diese Leute waren Skrewdriver Kanacken-Oi! Die meisten Leute waren mir echt zu blöd. Als dann auch noch Gewerkschaftler unter dem Motto "Weiße Arbeiter brauchen keine Gewerkschaft!" angegriffen wurden, fing ich komplett an, am Klassenbewußtsein der Leute zu zweifeln. Denn ohne Gewerkschaften haben die Unternehmer keinen Widerstand. Außerdem stand ich Hitler sowieso skeptisch gegenüber: Zwar wurde in "Mein Kampf" und in der Weimarer Republik viel um die Arbeiter geworben seitens der NSDAP, aber nachdem die NSDAP an der Macht war, wurden die Gewerkschaften verboten und die Deutsche Arbeitsfront (DAF) gegründet. In dieser "Gewerkschaft" waren Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam. Wie sollten sich da die Arbeiter gegen Ungerechtigkeiten seitens der Kapitalisten wehren? Wenn die NSDAP wirklich so antikapitalistisch war, wieso wurde sie dann von den Kapitalisten finanziell und ideell unterstützt? Was war mit den Arbeitern, die beim Straßenbau den halben Lohn erhielten? Wenn sich ein Arbeiter dagegen wehrte, daß die Regierung zwei Arbeiter zum Lohn von einem arbeiten ließ, wurde er als vermeintlicher Gewerkschafter oder Kommunist ins Zuchthaus gesteckt. Nach 1933 fühlte sich wohl kaum noch ein Arbeiter ernsthaft von der NSDAP vertreten. Die Arbeiter wurden noch mehr ausgebeutet und der Widerstand seitens der Arbeiter war gering. Denn wer wollte schon ins Zuchthaus oder ins KZ und die Familie alleine lassen? (Selbst in der zeit des 3.Reiches gab es durchaus streiks in Betrieben. darüber gibt es einen sehr interessanten Beitrag in der Zeitung 1999! - Anmerk. der Tipper) Und die Leute, die es vielleicht ernst meinten mit den Arbeitern wie Röhm, Strasser, wurden umgebracht oder mußten fliehen (hierzu gibt es einige sehr gute Bücher, z.B. "Die Strasser Legende", erschienen in der Edition Ost, die aufzeigen, welches verlogene Spiel die Brüder Strasser spielten, die sich zwar "sozialistisch" gaben, aber dennoch nur eine andere Fraktion des deutschen Faschismus darstellten). Außerdem ist es kein Geheimnis gewesen, daß im italienischen Faschismus die Bonzen Mussolini unterstützten und auch im spanischen Faschismus war der einzige Nutznießer die Bourgeoisie. Also kein Wunder, daß gut situierte Kreise auch heute weltweit die Faschisten unterstützen. Denn solange die Arbeiter unter sich zerstritten sind, der französische Arbeiter gegen den deutschen Arbeiter, die englische Arbeiterklasse gegen die schottische und selbst die Arbeiter im eigenen Lande gegen die zuwandernden, usw. kann der Kapitalist sich beruhigt zurücklehnen und braucht nicht um seine Macht zu fürchten, ganz nach dem römischen Prinzip "Teile und herrsche!". Denn wer ist denn der Nutznießer, wenn sich die Arbeiter gegenseitig auf die Fresse schlagen? Doch nur der Kapitalist. Und der Kapitalist schürt die Uneinigkeit der Arbeiter, wo es geht. So wird Standort gegen Standort ausgespielt, "Wir Arbeiter von VW" oder "Wir Arbeiter von Ford", usw. Gestreikt wird meist allein (und das ist im Interesse der Kapitalisten, die den Flächentarifvertrag zugunsten von Haustarifvertägen zerschlagen wollen!) wie es der Streik der Bergleute 1997 im Ruhrgebiet gezeigt hat. Wo sind da die Bergleute aus Sachsen, Ibbenbühren, etc. gewesen? Immerhin sollten sie für die gemeinsamen Interessen kämpfen. Aber die Unternehmer erzählen gern Geschichten, daß wir alle im selben Boot sitzen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Seit wann haben beide dieselben Interessen? Oder wer ist Schuld, wenn russische Arbeiter für weniger Lohn arbeiten? Doch nur der Unternehmer, der die Leute einstellt und die durch die Gewerkschaften erkämpften Tariflöhne aushöhlt und unterwandert. In wessen Interesse liegt das wohl? Doch eher im Interesse der Unternehmer. So bezeichnet Henkel, Arbeitgeberpräsident, solche Brüche der Tariflöhne wie im Osten Deutschlands geschehen als vorbildlich! dabei kann die einzige Forderung jedes klassenbewußten Arbeiters nur die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit sein! Diese und weitere Widersprüche weckten in mir Zweifel an dem nationalen Sozialismus. Ich war und bin von Herzen Sozialist und mir ist klar, daß Sozialismus in einem Land nicht allein existieren kann. Wenn sich irgendwo die Arbeiter erheben und die Kapitalisten enteignen würden und den Sozialismus einführen würden, würden die ausländischen Kapitalisten ihre Armeen schicken oder Wirtschaftsblockaden verhängen, wie sie z.Zt. auch beim sozialistischen (? - der Tipper!) Kuba verhängt sind, um den Arbeiteraufstand zu brechen. Denn immerhin sollten die Arbeiter nicht auf die Idee kommen, sich im eigenen Land zu erheben. Dann erschien auch die deutschsprachige Ausgabe von George Marshalls "Spirit of 69". Beim Lesen des Buches mußte ich viele meiner Ansichten über den Skinheadkult revidieren und auch Farin und Seidels Buch "Skinheads" gaben mir sehr zu denken und danach hatte ich das Gefühl, daß ich als Skinhead versuchte, etwas darzustellen, was verkehrt war. Hatte ich vorher mit den Widersprüchen des Faschismus, auch genannt Anarcho-Kapitalismus, zu kämpfen, so biß sich mein Klassenbewußtsein, Skinhead und Faschismus total. Nach vielen Gesprächen mit guten freunden, Lesen sozialistischer Literatur wie Marx, Lenin, usw. erkannte ich für mich, daß ich mit einem Gastarbeiter nichteuropäischer Herkunft mehr gemeinsam habe als mit den Spießbürgern der rechten wie z.B. Dr. Frey (Millionär, Miethai, Zeitungs- und Buchverleger und Boss der DVU), die gut situierten Mitglieder der DLVH und weitere solcher Leute bei der FAP, NF, usw.. Denn diese Bonzen vertreten mit Sicherheit nicht die Interessen der Arbeiterklasse! Sie vertreten eher die Interessen der Bourgeoisie (oder sind Bestandteil der Bourgeoisie wie Dr. Frey - der Tipper). So weiß ich, daß gute Kontakte zu Teilen der FDP (Partei der Besserverdienenden), Junge Union bestanden. Also die kapitalistischen Parteien in Zusammenarbeit mit den angeblichen Antikapitalisten nationalistischer Färbung. Heute weiß ich, daß die Grenzen nicht zwischen nicht zwischen den Völkern verlaufen, sondern zwischen arm und reich, Arbeitnehmer und Arbeitgeber, Proletariat und Bourgeoisie! Da für mich die Skinheadbewegung immer die Elite der Arbeiterklasse darstellte, auch als ich darin die moderne SA vermutete, sind der Skinheadkult und die Arbeiterinteressen untrennbar miteinander verbunden. Wenn man sich die klassenbewußten Texte von Bands wie z.B. Angelic Upstarts ("Solidarity" und "2000000 Voices"), Red London, Red Alert, Cock Sparrer, usw. anschaut, da frage ich mich, wo ist denn bei den Faschobands so' n Klassenbewußtsein zu finden? Skullhead z.B. versuchten sich mal mit "Blame the bosses", wo es im Refrain heißt "Blame the bosses, not the blacks", allerdings singen sie da gegen Kapitalismus und Kommunismus, ein Widerspruch an sich, da der sogenannte 3.Weg des Faschismus sich als historisch falsch gezeigt hat. Aber ich bin sicher, daß sich Skullhead niemals mit Marx auseinander gesetzt haben. Wenn man versucht über etwas zu reden bzw. über etwas zu singen, wovon man eh keine Ahnung hat, kann auch nichts Gescheites dabei herauskommen. Auch Skrewdriver haben sich in ihren alten Stücken klassenbewußt gegeben wie z.B. bei "Mr. Nine to Five" oder auch "Streetfight", heutzutage zumeist nur als antikommunistische Lieder bekannt. Allerdings sind die Texte eine Betrachtung wert, so heißt es in der Version 1977 veröffentlicht bei ROR unter dem Albumtitel "The Early Years": "...pushing to the drug styles..., ...it' s calle for someones blood", später wurde aus "drug styles" "rich scum" und aus "someones blood" "capitalist blood". Später als Ian Stuart unter dem Einfluß der faschistischen NF stand, wurde aus "drug styles" "red scum" und aus "someones blood" "commie blood", aber Skrewdriver waren auch mal' ne Punkband mit Stachelhaaren, Lederjacke, usw. Aber Ian Stuart hat das immer abgestritten. Wer allerdings alte Skrewdriver-Singles wie z.B. "Antisocial" sein eigen nennt, kann sich lustige Ian Stuart-Bilder angucken, wo er noch ein Punk war. So kann man sich ändern. Nun bin ich seit 4 Jahren ein klassenbewußter Skinhead, der nicht auf die Lügen der Faschisten hereinfällt. Denn sie sind es, die den Skinkult zerstören. Wer greift denn Bands wie z.B. Business in London (von Hammerskins angegriffen) an und schüchtert Konzertveranstalter, Fanzinemacher, Oi! und Skabands ein? Ich denke mal damit ist der Vorwurf von "linken Szenespaltern!" entkräftet, oder hat jemand von Euch schon gehört, daß SHARPs oder Redskins Oi! oder Skakonzerte stürmen?Und nun zum Abschluß die zwei lustigsten Legenden der Faschos über die Entstehung: 1.Skrewdriver waren nie Punks und haben den Skinheadkult als weiße Jugendbewegung in den 80igern erfunden. Vorherige Oi! und Skaveröffentlichungen (abgesehen davon, daß Ska eh Negermusik ist) sind Fälschungen des Weltjudentums, um die weiße Jugend vom Rassenkampf abzuhalten.
2. Mussolini war der erste Skinhead von wegen Glatze. Da fällt mir ein, hatte Lenin nicht auch 'ne Glatze? Für die italienischen Faschisten ist sicherlich die Kahlköpfigkeit Kaiser Neros ein wichtiger Faktor. Und wenn die deutschen Faschisten die Ostgebiete fordern, haben dann die italienischen Kameraden nicht ein verdammt göttliches Recht auf Italien in den Grenzen von 4 vor Christi Geburt?
Skinheads, kämpft für Eure Klasse und nicht für die Interessen der Kapitalisten, die ihre Interessen nach der Sicherung der Ressourcen in nationale Interessen umdichten, und Euch mit Rasse und Nation zu ködern versuchen! Proletarier aller Länder vereinigt Euch!
Lupo
(aus Revolution Times # 8)