REVOLUTION TIMES HOMEPAGE

Brigada Flores Magon

"Seid niemals mit etwas zufrieden!"

Brigada Flores Magon ist eine der neuen französischen Bands, die nicht nur sehr gute Musik spielen, sondern auch einen politischen Anspruch haben und diesen auch offen in der Skinheadszene vertreten. Benannt ist die Gruppe nach dem mexikanischen Anarchisten und Revolutionär Ricardo Flores Magon. Gespielt wird sauguter Oi!. Agressiv, politisch und melodisch! In Deutschland ist man bisher mit Stage Bottles und No Respect unterwegs gewesen.

RT steht für Revolution Times, BFM für Brigada Flores Magon

RT: Stellt mal eure Band vor!

BFM: Brigada Flores Magon hat eine lange Geschichte, wenn man die Hardcore-Vergangenheit (Mateo und Victor) beachtet. Die aktuelle Besetzung besteht seit 2 Jahren. Die Band wurde von einem Haufen Freunde gegründet, die alle Militante ein und der gleichen Organisation sind und die entschieden haben mit der Band auf einer weitergehenden politischen und musikalischen Basis weiterzumachen.

RT: Fühlt ihr euch als politische Band?

BFM: Selbstverständlich, der Name der Band ist nicht zufällig gewählt. Ricardo Flores Magon war ein mexikanischer Anarchist, der unserer Meinung nach eine bestimmte Konzeption der Revolution (radikal und von denen gemacht, die betroffen sind), aber auch eine bestimmte revolutionäre Ethik (er war einer der ersten, der die institutionellen Rückschläge der mexikanischen Revolution, die von den "Apparatschiks" begonnen worden waren, anprangerte. Er ist der Vater des Anti-Imperialismus und das brachte ihn 1922 im Gefängnis in den USA um). Ja, wir sind eine politisierte Band, aber wir sind keine Propagandaband.

RT: Was sind eure Einflüsse was die Musik und Politik betreffen?

BFM: Musikalisch gesehen sind wir eine klassische Band. Englische Oi! Bands, auch französische Oi! Bands und offensichtlich Punkbands sind Vorbilder, auch wenn die Mitglieder der Band ihre ganz speziellen Vorlieben haben (wie z.B. Psychobilly und Hardcore ...). An politischen Einflüssen: Mateo, Jean, Julien und Victor sind anarcho-syndikalistische Militante (libertäre Kommunisten). Raymonde ist eine individualistische Anarchistin.

RT: Was denkt ihr über euer Label MBR, auf dem eine Splitsingle mit Opcio K 95 veröffentlicht wurde?

BFM: Das Problem liegt prinzipiell beim Layout und dem Titel. Mike (MBR) hat uns zuerst erzählt, daß der Titel der EP "No Pasaran" lauten sollte und wir stimmten zu. Aber als herauskam, daß der Titel "International socialism E-P" ist und daß auf der Rückseite das Gesicht von Lenin drauf ist, die Flagge der UdSSR und so weiter ... Wir sind keine Marxisten-Leninisten und sind weit davon entfernt welche zu sein! Unser Logo enthält den roten und den schwarzen Stern der Selbstorganisation und auf der anderen Seite der Single ist das Gesicht des Popen der proletarischen Diktatur und des autoritären Kommunismus, das ist inkonsequent und unzusammenhängend. Wir haben mit Mike darüber gesprochen ... das ist alles.

RT: Mit welchen Bands habt ihr bisher gespielt?

BFM: Wir haben mit einer Menge interessanter Bands mit verschiedenen Standpunkten gespielt, wie z.B. französischen Bands wie L.V. 88, Oi! Bands wie Klasse Kriminale (Italien) oder Hara-Kiri (Frankreich). Wir haben auch mit Fermin Muguruza gespielt, als er mit D.U.T. gearbeitet hat. Wir haben auch mit Stage Bottles und No Respect aus Deutschland gespielt (Cheers lads!) oder mit Los Fastidios ... Unser bester Auftritt war in Deutschland mit verdammt vielen und richtig guten Leuten! Wir haben auch für verschiedene Organisationen wie die französische CNT oder antifaschistische Gruppen wie SCALP/Reflex gespielt.

RT: Was für Unterschiede und Differenzen seht ihr zwischen Trotzkisten, Stalinisten, etc. und wie steht ihr dazu?

BFM: Wie gesagt, wir sind libertäre Kommunisten, das bedeutet, daß wir den Kommunismus im Sinne der Selbstbestimmung verstehen (d.h., daß die Arbeiter die Produktionsmittel selbst übernehmen), in einer Art direkter Demokratie, das bedeutet, wir wollen eine selbstorganisierte Gesellschaft mit gemeinsamer Verantwortung. Wir denken nicht, daß die Partei weiß, was gut für uns ist und schon gar nicht, daß die Partei immer Recht hat. Scheiß darauf! Für uns ist der fundamentale Unterschied zwischen Stalin und Trotzki, daß Trotzki weltweit das tun wollte, was Stalin nur in der Sowjetunion getan hat...nein Danke! Der beste Weg den Kapitalismus zu bekämpfen ist es sein Herz anzugreifen, was die ökonomische Organisation ist. Revolutionäre Gewerkschaftsarbeit zielt darauf ab bis zum Kern der Maschine vorzudringen, um das Maximum davon zu erlangen, gerade das Ganze für die Arbeiter. Das endgültige Ziel ist eine gleiche Neuverteilung der produzierten Waren. Von Waren, die sich in den Händen einer kleinen Minderheit von Ausbeutern (Bossen, Aktionären, etc.).

Wir denken, daß die Einheit in der Aktion heute sehr wichtig ist. Die Entfremdung der Massen ist so groß, daß wir so oft zusammen arbeiten müssen wie möglich, aber ohne zu versuchen auszusöhnen, wo es keine Aussöhnung geben kann (z.B. was Spanien angeht, als die Stalinisten den Libertären in den Rücken gefallen sind und sie von hinten erschossen haben!). Einheit ja, aber nicht um jeden Preis, wir vergessen nie!

RT: Einige von euch sind ja in der CNT organisiert.

BFM: Vier von uns sind in der französischen CNT organisiert, und wir können sowohl die Interessen der Band als auch die unserer Organisation ohne Probleme auseinanderhalten. Wir haben Konzerte als Unterstützung für die CNT gegeben und unsere Texte beinhalten eine Menge Ideen, die in Beziehung mit der CNT stehen. RASH Paris versucht eine Art Politisierung innerhalb der Skinheadszene herbeizuführen. Zuviele Skins folgen einer Mode, ob nun in Form von Kleidung oder Ideen. Wie kann einer für sich beanspruchen sich auf seine Wurzeln in der Arbeiterklasse zu beziehen und hat nicht das Bewußtsein der sozialen Logik, d.h. weiß nicht, wer ihn ausbeutet.

RT: Was ist mit RASH Paris?

BFM: Brigada Flores und RASH Paris sind zwei verschiedene Dinge. RASH Paris wurde im letzten April gegründet. Das Ziel ist es Raum für linke Ideen in der Punk/Oi! Bewegung zu schaffen. Sie haben ihr eigenes Fanzine und eine Gruppe von Leuten, die motiviert sind einiges klar zu machen. Wenn ihr Kontakt mit ihnen aufnehmen wollt, könnt ihr euch an folgende e-mail-Adresse wenden: rashparis@hotmail.com. Aber es stimmt auch, daß Mitglieder unserer Band bei RASH mit dabei sind.

RT: Ihr habt auf dem UZ-Pressefest gespielt. Die UZ (Unsere Zeit) ist die Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), dem Pendant der Französischen Kommunistischen Partei (FKP). Ihr seid ja, wie ihr betont habt, Anarcho-Syndikalisten und libertäre Kommunisten und steht Organisationen wie der FKP mehr als kritisch gegenüber. Wie steht ihr dazu und mit welchem Gefühl habt ihr dort gespielt?

BFM: Ja, wir sind uns des Parodox bewußt, das darin liegt, daß wir für die DKP und SDAJ gespielt haben, aber wir sind keine sektiererische oder dogmatische Band. Außerdem wie sollen wir unsere Ideen weiterverbreiten, wenn wir nicht überall hingehen (sogar zu Stalinisten)?. Wir hatten dort interessante Diskussionen mit Militanten. Wir denken, daß es gut war dort zu sein.

RT: Einer von euch, Julien, war ja in den 80igern Mitglied bei den berühmt-berüchtigten Red Warriors. Wie war das damals?

BFM: Julien: 1984-85, als ich ein 15/16-jähriger kleiner Punk war, waren die Skinheads in Paris fast alle Nazis. Wir sagten uns "Stop!" und wurden "Red" Skins als Opposition zu den Nazis und mit einigen Freunden entschieden wir uns, die Straße zurückzuerobern und das war, was wir taten. Heute haben die früheren Boneheads die Szene verlassen oder haben ihre Ansichten geändert. Die neuen Skinheads sind weniger und weniger Nazis. Wir können also behaupten, daß wir die erste Schlacht gewonnen haben, aber nicht den Krieg.

RT: Wie sieht es mit der französischen linken Szene aus?

BFM: Die Untergrundszene, die linke Szene ist tot! Die "unabhängigen" Labels sind Unterabteilungen der großen Majors. Es gibt auch weniger Plätze für Konzerte als früher. Ohne eine Szene gibt es keine Bands und ohne Bands gibt es kein Publikum... Der Fakt, daß die Regierung aus Sozialisten/ Kommunisten/ Grünen besteht, hat daran nichts geändert. Sie setzen die ultra-liberale Politik, die vor ihnen schon die Rechten betrieben haben, fort und vervollkommnen sie. Was nicht kommerziell ist, muß verschwinden: Klubs, Vereine, besetzte Häuser, etc.

RT: Was ist mit Batskin und JNR?

BFM: Batskin ist ein Dickhead. Sein Name Ayoub erklärt nur zu gut, wo seine Wurzeln sind. Er ist ein Türke. Er würde der erste sein, der ins Lager käme, wenn die weiße Herrenmenschen-Polizei, für die er kämpft, an die Macht käme. Er ist einer von den geistig Kranken, die ihre sadistischen Züge durch politische Ideen zu rechtfertigen versuchen. Politisch gesehen verkörpert er nichts und das weiß er auch ... Er ist ein Arschgesicht!

RT: Wie sieht es mit Konzerten in Frankreich aus, gibt es da mal Ärger mit Nazis?

BFM: Wir spielen ziemlich gerne in Städten wie Bordeaux und Toulouse, nicht wegen der Boneheads (sie kommen nicht zu unseren Konzerten und wenn wissen wir sie willkommen zu heißen ...), sondern weil die Stimmung besser, das Publikum größer ist und Konzerte dort eher gewürdigt werden, weil es dort nicht allzu viele Konzerte gibt.

RT: Wie sind die Beziehungen zu anderen Skinheadfraktionen?

BFM: Die Beziehungen sind sehr kompliziert. Wir haben viele Freunde, die Trojan oder SHARP Skins sind, aber in Frankreich sind diese Tendenzen offen unpolitisch, so daß einige von ihnen uns mögen, andere nicht.

RT: Letzte wichtige Worte!?!

BFM: Seid niemals mit etwas zufrieden, versucht mehr zu schaffen und laßt nicht andere für euch entscheiden. Es gibt nur eine herrschende Klasse, weil es beherrschte Menschen gibt. Stay rude, Danke für alles. Oi! Oi! Oi!

(aus Revolution Times # 11)

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