Auschwitz als Alibi
Kritik des bürgerlichen Antifaschismus
**Another day in paradise
oder: Ohne Nazis wird alles gut?**
Überall ist die Rede davon, dass dem "menschenverachtenden" Denken und Handeln der Nazis entgegengetreten werden müsse, dass es nicht geduldet werden dürfe. Was aber ist mit der menschenverachtenden Flüchtlings- und Ausländerpolitik, welche die Menschen nach dem Massstab der Verwertung für die kapitalistische Wirtschaft in gern gesehene Investoren, qualifizierte Arbeitskräfte und Fachleute auf der einen und arme Habenichtse auf der anderen Seite selektiert? Was ist mit der Politik, welche den illegalen Waffenhandel unterbinden will, aber nichts am legalen Handel auszusetzen hat? Was ist mit dem Bombardement Rest-Jugoslawiens? Was ist mit der Behandlung von Armen und Bedürftigen in Ämtern und ihre Denunzierung als "Sozialschmarotzer" in diesem Land? Was ist mit der Behandlung von Mietern durch Vermieter, die mit Immobilien spekulieren? Was ist mit der hohen Arbeitslosigkeit, während die Industrie fordert, die Wochen- und Lebensarbeitszeit zu erhöhen? Was ist mit der täglichen Maloche und dem grauen Alltagstrott, den wir leid sind? Kurz gesagt: Das Gedankengut und Handeln der Nazis ist ein Teil der menschenverachtenden Realität des Lebens im und unterm Kapitalismus. Das dürfen wir gerade als Kommunisten nicht vergessen. Das Gerede der Politiker und Kapitalisten erscheint vor dem Hintergrund des Alltags, des normalen Kapitalismus als Heuchelei, welche ebenso alltäglicher Bestandteil ihrer ganzen Politik, ihres ganzen Lebens, ihrer Arbeit, ihrer Freizeit, etc. ist.
Damals wie heute offenbart der "Antifaschismus" seine integrierende Wirkung, indem er die Nation zusammenschweisst und unter seinem Banner vereinigt wie dies auch der Faschismus zu bewerkstelligen versucht(e). Von den sozialen Verhältnissen, von der sozialen Ebene wird abstrahiert und darin gleichen sich Faschismus und Antifaschismus. Diese "Volksfront" der "Antifaschisten" tut heute wie damals ihre Dienste im Interesse des Kapitals. Sie sammelt die Menschen für die gemeinsame Sache, belebt den Mythos vom "Gemeinwohl" wieder und legitimiert automatisch die Politik der "Demokraten" und des "demokratischen" Kapitals (Vielleicht werden die Herren und Damen "Demokraten" demnächst versuchen ihrer "Demokratie" und ihrem bürgerlichen Wahlzirkus, der immer mehr Anhänger an das Lager der Nichtwähler verliert, eine neue Legitimation zu geben bzw. neues Leben einzuhauchen, indem sie die Wahl einer "demokratischen" Partei als Mittel um eine "rechte" Regierung zu verhindern anpreisen.). Der "Antifaschismus" und der Verweis auf die "Greuel" der Nazis lassen die rassistische Abschiebe-, Ausländer- und Flüchtlingspolitik (Abschirmung Deutschlands besonders an seiner Ostgrenze, Tod an der Ostgrenze oder durch die Umstände der Abschiebung, rassistische Polizeiübergriffe wie während des Hamburger Polizeiskandals bekannt geworden, menschenunwürdige Unterbringung, Lebensmittelgutscheine, Aufenthaltsbeschränkungen, Einschränkung der politischen Betätigung, Ausländerrecht, Überwachung, Abschiebeknäste, Streichung von Sozialhilfe für ausreisepflichtige Flüchtlinge, teilweise Arbeitsverbot für Flüchtlinge, etc.), den Angriffskrieg gegen Jugoslawien, den Sozialabbau, die Korruption und Vetternwirtschaft, die tägliche Ausbeutung, Erniedrigung und Lohnarbeit, kurz den kapitalistischen Normalzustand mit all seinen Verbrechen und seiner "Realpolitik" vergessen, denn diese sind ja "demokratisch" legitimiert. Heute eint der staatliche "Antifaschismus" die Menschen in der Sorge, die "Umtriebe" der Nazi-Schläger könnten ihre Arbeitsplätze gefährden, die ja in einem kausalen Zusammenhang zum Image des Wirtschaftsstandortes stehen. Auch hier greift ein gewisser Nationalismus. Im Vergleich zum Faschismus, seinen Verbrechen und seinen Zielen soll der "antifaschistische" bzw. "demokratische" Kapitalismus wie ein Waisenknabe wirken.
Es ist die Logik des kleineren Übels, die uns unseren Alltag erträglich erscheinen und machen soll. Solange wir Arbeit haben, geht es "uns" ja noch gut im Verhältnis zu den Arbeitslosen. Solange wir in Frieden leben, können wir ja glücklich sein, dass wir keinen Krieg haben. Solange wir noch keine Nazis an der Macht haben, geht es "uns" ja noch gut. Im Verhältnis zu den Ossis haben wir ja etwas mehr in der Lohntüte. Oder: Im Verhältnis zu den Menschen in der 3. Welt, die tagtäglich mit Armut, Hunger und Krieg leben müssen, geht es "uns" ja noch sehr gut. Bei den Wahlen ist es für viele von uns lange kein Geheimnis mehr, dass es für den, der überhaupt noch zur Wahl geht, nur noch um die Wahl des kleineren Übels geht. Einst war es die SPD, dann die Grünen, heute die PDS (?). ... Diese Logik, der jede Verhältnismässigkeit fehlt, soll uns unseren Alltag vor dem Hintergrund der Arbeitslosigkeit, des Krieges, der Nazi-Verbrechen, etc., also vor dem Hintergrund des grösseren oder besser gesagt sichtbareren und barbarischeren Übels erträglich(er) und seine Unannehmlichkeiten und Verbrechen vergessen machen. Irgendwie lässt es sich halt doch aushalten und arrangieren und schon ist man integriert und macht das Spiel mit - nach ihren Regeln.
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