"An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist." Karl Marx und Friedrich Engels, "Kommunistisches Manifest"
Diese Bewegung ist keine (proletarische) Klassenbewegung. Sie ist (klein)bürgerlich und idealistisch. Sie erkennt die Institutionen und Verantwortungsträger der bürgerlichen Gesellschaft an und hinterfragt nicht ihre Funktion. Stattdessen favorisiert sie diese auch bei der Lösung der Probleme und möchte einen idealen Zustand entweder bewahren oder wieder herstellen. Indem sie die schönfärberische Sprache der Herrschenden übernehmen, deren Worthülsen sie mit Leben füllen wollen, bekennen sie sich dazu, dass sie enttäuschte Staatsbürger sind, die ihrer Obrigkeit ihre Lügen geglaubt haben, und sich und andere nun selbst täuschen. Deshalb ist in den Flugblättern und Reden, auf den Transparenten und in den Gesprächen so oft die Rede von "Demokratie", "Fairness" oder "Gerechtigkeit". Nur haben diese ganzen Floskeln nichts mit dem wirklichen Leben im Kapitalismus gemeinsam, sie entstammen dem Reich der Ideologie und der Existenz der herrschenden Klasse. So spricht der ATTACler Borchert allen Ernstes davon: "Auch die Marktwirtschaft wächst auf der Gleichheit". Wie gesagt: Für die bürgerliche Klasse ist die Freiheit verwirklicht, unsere Freiheit ist nur dadurch zu erreichen, dass ihre Freiheit durch uns aufgehoben wird. Das lasse man sich auf der Zunge zergehen und vergleiche es mit der sozialen Wirklichkeit des verniedlichend "Marktwirtschaft" genannten Kapitalismus.
Diese Bewegung ist eine typische kleinbürgerliche, politische linke Bewegung. Nicht "links" im Sinne einer auf die Befreiung der Menschen von den kapitalistischen Verhältnissen ausgerichteten Bewegung. Aber "links" insofern, als der Grossteil der Linken seinen Frieden mit dem System geschlossen hat und bis heute in Form des Parteikommunismus staatskapitalistische (Staatseigentum an den Produktionsmitteln) oder in Form des Anarchismus privatkapitalistische Lösungen (kleine Kooperativen, kleine kapitalistische Betriebe) favorisiert. Beide "Lösungen" bedeuten keine Abschaffung oder Überwindung der kapitalistischen Barbarei (so "zivilisiert" sie auch auftreten mag), sondern lediglich ihre Modifizierung. Um es einmal kurz auszudrücken: Die Bewegung ist nicht eine für die Befreiung der Menschen von Zwängen und Ausbeutung, sie ist eine Bewegung für mehr Staat und geregelte Ausbeutung, einen gebändigten Kapitalismus, also die Modifizierung der Zwänge und kapitalistischen Verhältnisse, statt ihrer Abschaffung und Aufhebung.
Ihre Kritik ist zahm: nicht gegen die Ausbeutung, aber geregelt muss sie schon sein! Aber eine Bewegung, die zahm ist, wie will die andere "zähmen"? Nicht ohne Grund lassen die Herrschenden die Zahmsten der Zahmen mitdiskutieren.
Die AGB ist wie der Antifaschismus, die Anti-AKW-Bewegung oder all die anderen Ein-Punkt-Bewegungen eine Bewegung für die Demokratie, für den Staat und zur Rettung des Kapitalismus und der Illusionen in ihn. Sie verklärt, schürt oder belebt Illusionen in ihn und die Demokratie und den Staat wieder. Objektiv gesehen ist sie eine kleinbürgerliche Bewegung, unabhängig davon, wie sie sich selbst sieht und wie radikal (in Form und Forderungen) sie sich zu geben vermag.
Dieser Widerstand muss von einem Widerstand gegen die "Globalisierung" und den "Neoliberalismus" zu einem Widerstand gegen den Kapitalismus mit seiner Lohnarbeit, seinem Staat, dem Profit und der Warenproduktion werden. Dabei wird der Widerstand in den Betrieben wichtiger sein als die jetzigen Proteste anlässlich irgendwelcher Politiker-Konferenzen, egal wie umfangreich oder gewalttätig sie auch sein mögen. Die Vernichtung der kapitalistischen Herrschaft und die Neuorganisation der Gesellschaft wird nicht auf einer Ethik oder Moral beruhen, sondern auf den schon vorhandenen materiellen Möglichkeiten und auf den materiellen Notwendigkeiten des Klassenkampfes. Alles an Technologie und Wissen ist schon vorhanden, nur verhindern es die sozialen und Machtstrukturen, d.h. die Interessen der herrschenden Klasse der Kapitalisten, daraus Nutzen für alle und nicht bloss für ein nicht existentes "Gemeinwohl" (d.h. im Klartext für die herrschende Klasse) zu ziehen. Diese Aufgabe obliegt den Arbeitern und Arbeiterinnen, welche im Klassenkampf und dem Aufbau einer neuen, d.h. kommunistischen, Gesellschaft ihre Existenz als Klasse wie die aller Klassen aufheben werden. Wir wollen keine andere Welt ausser einer kommunistischen!