RASH - Sinn und Zweck
RASH - um Marx' Willen, was bedeutet das? RASH steht für Red & Anarchist SkinHeads. RASH ist ein Zusammenschluß linker Skinheads, um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten. Jeder, der sich als solcher versteht, ist aufgerufen sich bei uns zu melden und sich zu beteiligen an diesem Fanzine, am Informationsaustausch, an unserer Aufklärungsarbeit, an der Organisierung von Nightern, Konzerten und Veranstaltungen unter geeignetem Motto,... Es geht uns nicht darum, die üblichen Streitereien in RASH fortzuführen, sondern wir berufen uns auf die Gemeinsamkeiten aller linken Skins und wollen unsere Interessen gemeinsam in der Skinheadszene und auch außerhalb wahrnehmen. RASH versteht sich als strömungsübergreifend und ist keiner Partei oder Organisation verpflichtet. Wir wollen gemeinsam aufklären und die gesamte linke und antifaschistische Bewegung, als deren Teil wir uns verstehen, stärken. Es gibt keine Vordenker oder Führer. Jede RASH - Ortsgruppe arbeitet selbständig und unter eigener Regie. Jeder hat seine eigene Meinung. Daß wir linke Skinheads sind und mit den Verhältnissen in der Szene und in der Gesellschaft nicht zufrieden sind, eint uns! Darüberhinaus arbeitet so mancher von uns in seiner eigenen Gruppe, Organisation oder Partei oder auch nicht. Nur ist eines klar: RASH hat nicht die oder die Meinung zu Gruppen oder Problemen. RASH versteht sich eher als Dachverband, der die Möglichkeit bietet, Informationen auszutauschen, Konzerte und Festivals zu organisieren, gemeinsam aufzuklären, zu mobilisieren, etc. In diesem Sinne, werdet aktiv, unterstützt RASH! CAUSE UNITY IS THE ONLY WAY TO WIN!!!
Die folgende Rede wurde anläßlich unseres Treffens am 01.05.1998 in Gießen vor rund 450 Teilnehmern gehalten.
Skins gegen Faschismus
und Kapital
1. Mai 1998 in Gießen
Wir haben heute am 1.Mai unser Treffen hier in Gießen. Heute wollen NPD und JN - wie sie es auch letztes Jahr schon versucht haben - in Leipzig aufmarschieren. Außerdem haben sie Aktionen z.B. auch für Berlin angesagt. Mancher wird nun fragen, warum wir dann nicht in Leipzig oder andernorts den Nazis direkt entgegentreten. Und wir meinen: Wir sind den Nazis in der Vergangenheit oft genug entgegengetreten, ob nun in Dresden, Lübeck, München oder Saalfeld. Wir werden es auch immer wieder tun, wenn es nötig sein sollte. Aber: Der 1.Mai ist unser Tag! Wir werden ihn auf unsere Art begehen, eigene Akzente mit Demo und Konzert setzen, eigene Positionen vertreten. Wir sind es leid ständig nur auf Aktionen der Nazis zu reagieren und ihnen hinterherzulaufen. Wie gesagt: das heißt nicht, daß wir die Nazis marschieren lassen wollen. Aber die Konsequenz aus 1997, wo wir den Nazis von Leipzig fast bis nach Hannoversch-Münden hinterhergefahren sind, ist, daß wir eigene Akzente setzen, agieren statt reagieren müssen, um die Nazis und andere rechte Ideologien zurückdrängen zu können!
Wir sind Skins. Wir sind keine Engel, aber bestimmt keine Nazis. Wir haben den Skinheadkult nicht für uns gepachtet. Ein Skin hat nicht die oder die Meinung, so wie es die Nazis immer schön hinbiegen wollen mit ihrem Mythos von Skins als Söldnern für' s 4.Reich. Aber wir sagen ganz klar: Wir sind Skins und wir sind ganz klar gegen Faschismus und Kapital.
Und es gibt eine lange antirassistische und linke Tradition in der Skinheadszene. Darauf sind wir stolz und aus dieser Tradition können wir unsere Kraft ziehen. So gab es schon in den frühen 80igern Commie und Labour Skins, die in der KP, Trotzkistengruppen oder der Labourparty waren. In Hamburg gab' s in den 80igern eine Gruppe anarchistischer Black Skins. Skinhead, das war in den 60igern eine Bewegung gegen die sozialen Verhältnisse und gegen die Autoritäten in England. Viele Skins bekannten sich zu ihrer Herkunft aus der Arbeiterklasse und hatten nur Verachtung übrig für all die reichen Bastarde, Snobs und hippiemäßigen Studenten. Allein das ist schon politischer und linker Ansatzpunkt genug für uns (auch wenn sich die Mehrheit sicherlich nicht als "links" verstand!), die wir uns dieser "guten" Tradition verschrieben haben. Sicher, heute ist Skinhead eine Art Pseudonym für Faschist. Aber das hat seine Ursprünge und Geschichte. In den 70igern brachten die National Front und das British Movement rassistische Ideen in die Skinszene und instrumentalisierten den Haß und die Wut vieler. Hinzu kam, daß gerade eine einwanderefeindliche Regierungskampagne lief. Ähnlich wie es im Deutschland der Jahre 1992/93 war. Und dadurch angezogen kleideten sich viele Faschisten im Skin-Outfit, wie heute auch noch. Darauf gab es Reaktionen wie "Skins against the nazis" Ende der 70iger, Redskins Anfang der 80iger oder SHARP Ende der 80iger. Texte wie "Solidarity" von den Angelic Upstarts, "Rebels with a cause" von Last Resort, "One law for them" von den 4Skins oder "Power and the glory" von den Cockney Rejects zeugen von dem nicht gerade "unpolitischen" Gehalt der Szene und der Bands, die aus Skins bestanden oder von Skins gehört wurden und noch immer gehört werden. Viele der Kiddiefaschos gerade im Osten haben doch noch nie was von diesen Bands gehört! Aber gegen Skins, die keine Nazis sind, keine rechten Tendenzen haben, kein Bock auf Politik haben und einfach nur ihr Skinhead-Ding haben, haben wir auch nichts.
Erinnert sei auch an so großartige Bands wie Banda Bassotti, Kortatu, Newtown Neurotics, Red Alert, Red London, Redskins und viele andere, die sich unserem Way of life verschrieben hatten und haben. Erinnert sei an Zines wie das italienische Reds, das französische Resistance oder das spanische Resistencia Skinhead, die davon zeugen, daß wir trotz aller Steine, die uns von Seiten des Staates, der Kapitalisten und Nazis in den Weg gelegt werden, weiter unseren Weg gehen, auch wenn er steinig sein mag.
Im Gegensatz zu Deutschland, wo wir Redskins eine Minderheit darstellen, sind in anderen Ländern lebendige Szenen entstanden. Und diese wachsen. So z.B. in Italien, wo mehrere sozialistische Skinheadbands (z.B. Aut Aut, Erode oder Banda Bassotti), Skinheadfanzines (z.B. Skin and Red und Reds) und Labels (z.B. Gridalo Forte) existieren. Oder in Spanien, wo fast in jeder Stadt Redskins leben und wo es mehrere Bands wie Suburban Rebels und Pilseners gibt.
Um zu zeigen, daß wir den Skinheadkult nicht irgendwelchen "unpolitischen" Deppen, irgendwelchen Modedaffen oder irgendwelchen kahlrasierten Nazihohlköpfen überlassen werden, sind wir hier heute zusammengekommen.
Unser Way of life ist einfach zu geil, um ihn irgendwelchen rechten Hohlköpfen zu überlassen!
Skinhead ist im Gegenteil zu den Lügen so mancher "Linker", Märchenonkels in den Medien, bezahlter Lügenauftischer in der Politik oder auch im Gegenteil zu dem Wunsch der Rechten kein "rassisch bewußter Lebensstil". Dafür sind neben SHARPs und wirklich unpolitischen Skins auch wir roten und anarchistischen Glatzen der beste Beweis!
Daß wir so manchem ein Dorn im Auge sind, ist uns klar. Viele wünschen uns den Tod, aber wir werden noch skanken, wenn die Blood & Honour Driving School längst vergessen sein wird und höchstens die Erinnerung dem einen oder anderen Eingeweihten ein müdes Lächeln über die Lippen treibt.
Was mich etwas enttäuscht hat, war das Verhalten so mancher "Linker": So hat z.B. der Infoladen Frankfurt die ihm zugesandten Plakate für den 1.Mai in Gießen nicht aufgehängt. Sie hätten keine erhalten, die zugesandten Flugis wären alle verteilt. Gibt es da etwa immer noch Berührungsängste? Ist man ein besserer Antifaschist, nur weil man kein Skin ist oder lange Haare hat?
Leider gab es Befürchtungen von einigen, dieses Treffen werde von irgendjemandem dominiert oder mißbraucht. Das ist nicht der Fall und wäre auch nicht in unserem Sinne! Wer wo Mitglied ist bzw. mitmacht, das ist jedem seine Privatsache! Dies ist unser Treffen. Wir freuen uns, daß wir Unterstützung aus breiten Kreisen bekommen haben, aber dennoch bleibt es unser Tag und jeder von uns hat die Möglichkeit ihn mitzubestimmen!
Mit Red & Anarchist Skinheads (RASH) wollen einige von uns eine wirkliche revolutionäre Alternative zu den pseudorevolutionären Phrasen der Boneheads schaffen!
RASH ist der Versuch alle linken Skins zu vereinen, die Kommunikation zu verbessern und so effizienter rechte Tendenzen zurückzudrängen. Da RASH in vielen Ländern vertreten ist, ist dies auch international möglich.
Zur Aufgabe haben wir uns gesetzt rechte Tendenzen zu bekämpfen und die fortschrittliche Tradition der Skinheadszene fortzusetzen. Skinheads waren keine "racists from day one" und wir sind auch keine "politischen Soldaten". Auf die "political correctness" so mancher teetrinkender "linker" Intellektueller und Spinner scheißen wir ebenso wie auf das gesamte kapitalistische System mit all seinen Steigbügelhaltern und all seiner Heuchelei und Ausbeutung! Wir ziehen unsere Boots an, um ihre Mauer der Lüge einzutreten und um ihr System in einen Scherbenhaufen zu verwandeln.
Wer meint, Skins seien alles Nazis, Politik sei eh nur was für Studenten und Berufspolitiker und Klassenkampf sei längst nicht mehr modern, der irrt und dem müssen wir entgegnen:
Wir setzen den Lügen und dem Klassenkampf von oben unseren Haß, unseren Stolz und unsere Wut entgegen und tragen sie auf die Straße
Wir sind hier in Gießen zusammengekommen, um den 1.Mai als Kampftag der Arbeiterklasse mit Demo, Konzert, Party, Niter und allem was dazugehört zu begehen, zu feiern, Leute kennenzulernen und um zu zeigen: Wir machen da nicht mit, halten nicht still und fungieren nicht als Vorzeigerassisten der Nation und Journaille, beziehen klar Stellung gegen die kapitalistischen Verhältnisse und für andere, selbstbestimmte Verhältnisse.
In Zeiten wie diesen ist es wichtiger denn je sich zu widersetzen, sich zu vernetzen, ...
Wir geben nicht den passiven Prügelknaben der Nation. Ist von Rassismus die Rede, sind auch meist von uns die Rede.
So "unmodern" es klingen mag: Ja, wir sind klassenbewußt. Ja, wir sind politisch. Ja, wir sind Skins. Wir zeigen den Mittelklassekids, den Nazis, den Bossen und daß Politik auch Spaß machen kann und daß Skinhead für uns weit ab von jeglichem Sieg Heil-Gewixe abläuft. Laßt uns gemeinsam auf die Straße gehen und zeigen, daß wir uns nicht kleinkriegen lassen und den Kult nicht dem Nazipack überlassen werden!
Sind das nicht Gründe genug, gemeinsam den 1.Mai hier in Gießen als Internationalisten, Arbeiter und Skinheads zu begehen? Wir meinen ja!
Solidarische Grüße gehen an alle unsere Freunde, die heute hier sind und an alle, die gerne hier wären, dies aber nicht sein können, weil das nötige "Kleingeld" fehlt oder sie im Knast sitzen wie der Genosse Thomas Meyer-Falk, dem man die Aushändigung des neuesten Revolution Times unter dem Vorwand verweigert, daß "erkennbare Hakenkreuze" zu sehen seien!
Ein Zine wie das Revolution Times, RASH und unser diesjähriges Treffen hier in Gießen sind erst Anfänge. Es ist nun an uns, uns in diesen Zeiten verstärkt zu vernetzen, eigene Aktionen zu starten, das Gesicht der Szene mitzubestimmen, rechte Tendenzen zurückzudrängen und uns gemeinsam zu organisieren!
Der etablierten Politik und den Bonzen ein kräftiges: FUCK OFF!!!
Und Euch Boneheads ein lautes: SEE YOU IN VALHALLA!!! Our time will come! Oi!, Prost & Rotfront!
RASH ist auch international im Internet vertreten:
Red & Anarchist Skinheads International Network
Resistencia Skinhead Zine and RASH Madrid
Kontaktadresse: Revolution Times, Postlagernd, 23501 Lübeck, Deutschland.