Robson packt aus

Ein Ex-Konkwista 88-Mitglied über die polnische Nazi-Szene

Folgendes Interview stammt aus NIGDY WIECEJ # 3, einer Zeitung jüdischer Studenten in Polen. Der Befragte, Robson, hat sein Leben radikal geändert und hat sich von den alten Naziparolen verabschiedet. Er war Mitglied der polnischen Naziband KONKWISTA 88 und Mitbegründer einer "Arischen Überlebensfront" (AFP), die auch heute noch, nur unter anderem Namen fortbesteht. Heute meinen einige, er wäre Redskin. Das Interview, das insgesamt über 11 Seiten geht, drucken wir auszugsweise ab, weil es einige sehr interessante Einblicke in die Nazi- und Boneheadszene vermittelt. In dieser Ausgabe könnt ihr den ersten Teil lesen, der Rest des Interviews wird in der # 9 und # 10 folgen.

R steht für Robson, NW für NIGDY WIECEJ

NW: Wann bist du geboren? R: 15.03.1971. NW: Wann hast du zum ersten Mal Skinheads getroffen? R: Im Gymnasium. NW: Wie war das? R: Sie sind zur Schule gegangen wie ich. NW: Wann war das? R: Das war im Jahr 1986. NW: Kostyla? R: Kostyla (später Sänger der Naziband Legion) war der erste Skinhead in Wroclaw. NW: Wann bist du Skinhead geworden? R: Im Jahr 1988. NW: Wie bist du dazu gekommen, was hat dich inspiriert? R: Ich war damals einfach gegen alles. NW: Wieso bist du dann nicht einfach Punk geworden? R: Das war für mich damals einfach das Härteste gegen die kommunistische regierung. Hakenkreuze und solche Sachen wurden sehr streng verfolgt. NW: Wer waren die Freunde von dir, die Skinheads? R: Jarosz, Smolar und Adas (Sänger von Konkwista 88). NW: Wie hat dein erster Kontakt mit dieser Gang ausgesehen? R: Erstmals traf ich sie auf der Fahrt nach Robrege 1988 (Punkfestival 1988). NW: Damals sind auch ein paar Leute aus Wroclaw gefahren. R: Das stimmt, da habe ich auch Jasiu von der PWN (die PWN ist eine Boneheadorganisation in Polen) getroffen. Da auf dem Festival gab es eine sehr brutale Schlägerei. Mit uns sind auch noch Jarosz und Dominik aus La Dekzdroj (ein kleines Dorf) gefahren. NW: Wieviel Mann wart ihr? R: Aus ganz Polen 150 Skinheads. NW: Was ist mit den Schlägereien? R: Das waren keine Schlägereien, sondern eine echte Schlacht. NW: Die Opfer waren Punks. R: Das stimmt. NW: War das die erste Demonstration eurer Macht? R: Ich denke nein. 1988 war ich schon klassisch angezogen, nur die Haare waren ein bißchen länger. NW: Haben die Gruppen in Polen gute Kontakte untereinander gehabt? R: Ja, jeder kannte jeden, vom Sehen. NW: Woher gab es die ersten Kontakte? R: Auf Konzerten, auf der Straße begegnete und grüßte man sich. Damals gab es nicht so viele Skins. Dann waren alle eine Gruppe. Jeder hat sich mit jedem geschlagen, so war das Klima. NW: Einmal gab es in einer Zeitung einen Artikel über Glatzen. Die Zeitung hieß „Razen“ (Zusammen). R: Das war so um 1985 oder 1986. Diesen Artikel besitze ich noch heute. Der Artikel hieß „Das Trampeln der Stiefel, gebrochene Knochen, wir kommen, Skinheads“. NW: Wer war der erste in Wroclaw? Ich habe gehört, daß es am Anfang der 80iger schon ein paar Skins in Krzykach (ein Stadtteil von Wroclaw) gab. ...NW: Er war auch der erste Punk in Wroclaw. R: Aber auch der erste Skinhead. NW: Wie hat die Bewegung damals ausgesehen? R: Das war 100 % unpolitisch. Sie haben auch „Sieg Heil“ gerufen, aber das hatte gar nichts mit Politik zu tun. Es ging nur um Schlägereien und Partys. Sie haben auch Kumpels in Gdansk besucht und Konzerte. NW: Fußball. seid ihr auch zu „Slak Wroclaw“ (Fußballmannschaft aus Wroclaw) gegangen? R: Ich war nur einmal in meinem Leben im Stadion. ...NW: Wie hat der Kontakt zu Hooligans ausgesehen? R: Wir sind aufeinander zugegangen und haben uns getroffen und nicht mehr. Ich mochte die Hools nie, weil sie ganz schlecht angezogen waren, ein bißchen türkischen Stil: dreckige, weiße Socken und Pullis und ich habe nichts gegen Türken...Ich mochte nie ihren Stil. Außerdem haben sie stets billigen Wein getrunken, haben nur über Weiber geredet und wer wann auf’ s Maul bekommen hatte und nichts mehr. ...NW: Ihr habt die Punks verprügelt. Gab es auch den Fall, daß euch Punks verprügelt haben? R: Ich glaube nicht. Ich habe in Popowice gewohnt (Stadtteil von Wroclaw) und dort gab es keine Punks. NW: Du sagtest, daß du auch Probleme mit Heavy Metal Fans hattest. R: Ja, aber das war sehr schnell geklärt. Wir sind zu zweit gekommen und haben Ordnung geschaffen...Irgendwann sind 3-4 Skins in meiner Gegend aufgetaucht. Aber heute haben sie nichts mehr mit der Szene zu tun, alle sind ausgestiegen. NW: Bist du einverstanden mit der Behauptung, daß die Skins das Gegenstück zu den Punks waren? R: Nein, das hat ganz anders ausgesehen. Nach dem Artikel in „Razem“ sind viele Punks umgestiegen. Skinhead hat sie mehr fasziniert als Punk zu sein. ...NW: Wie hat euer Kontakt zur Polizei ausgesehen? R: 1989 hatte ich auf eine Mauer an der Straße Legnickiej „Kommunisten raus“, „Skinheads“, „Polen“ und solche Sachen geschrieben. Am nächsten Tag gab es viele Verhaftungen und Verhöre, wer das geschrieben hatte. ...R: ...Smolar, Siudy und Adas haben einmal gezeigt, wer sie sind. Sie haben einen Zigeuner von hinten mit einem Messer in den Rücken gestochen. Das war 1986 oder 1987. Das war an diesem Tag, als bei Adas eine Party war. Sie sind vor das Hochhaus gegangen und als ein Zigeuner vorbeikam, wollten sie ihn töten. Der Zigeuner hat zwei Stiche abbekommen. Die Polizei hat sie abgeholt. Das war eine sehr große Affäre. In der Wanne haben die beiden „Sieg Heil“ gerufen und waren dabei sehr besoffen. ...NW: Wann ist Siudy drogensüchtig geworden? R: So um 1989. Ich glaube vielleicht auch früher, genau wie Soltys (Bonehead). ...Robson erzählt nun etwas über drogenabhängige Boneheads, über ihre Kontakte zu Nazis in ganz Europa (z.B. Italien) und daß sie Kontakte z.B. auch zum Ku Klux Klan hatten. Er erzählt auch von einer Organisation namens „Nationaler Durchbruch“. ...NW: Wie haben die Skins ausgesehen? R: Also rumänische Stiefel (Martens gab es nicht zu kaufen), Jeans, Jeansjacke. NW: Und die Schnürsenkel? R: Wroclaw und Gdansk haben weiße Schnürsenkel getragen. Nach ein paar Jahren haben wir alle schwarze Senkel getragen. NW: Wann ist das Naziimage aufgetaucht? R: Am Anfang meinte die Hälfte der Gang, daß sie deutsch seien, und hat die Polen verprügelt. Ich sagte, daß ich Pole bin und kein Deutscher. Sie haben nur gelacht und mich böse angeguckt. Das war auf einem Konzert. NW: Und wie war es untereinander? R: Untereinander gab es keine Schlägerei. Danach änderte Smolar seine Meinung und ist zu der Ansicht gekommen, daß er Pole ist. Aber er mag die Deutschen. Nach dem Artikel in „Razem“ mußte man einfach „Sieg Heil“ und „Heil Hitler“ rufen. Damals war das noch Provokation. Wenn jemand „Sieg Heil“ gerufen hat, war das Blödsinn. Irgendwann danach haben wir angefangen uns mit der Politik zu beschäftigen. Der Smolar war sehr negativ in Bezug auf die Parteien eingestellt, er war einfach ein Nazi. Irgendwann hat Smolar dann in Wroclaw die PWN (PWN ist eine Nazipartei) gegründet. Das war um 1991. NW: Und die ersten Auslandskontakte? R: Die ersten gab es mit der Tschechei. Ich weiß, daß Jarosz sehr oft in der Tschechei und Deutschland war. Das waren kleine Kontakte. Heutzutage haben Nazis Kontakte in ganz Europa. Es ging nur um Naziskins, bei den Kontakten handelte es sich hauptsächlich um Musik und Konzerte und nicht mehr. ...NW: Gab es in Polen in den 80igern andere Skinheads? R: Generell nicht, eigentlich waren alle rechts! NW: Z.B. Sosnowiec. Dort soll es von Anfang an traditionelle Skins gegeben haben? R: In Sosnowiec hat Honor (Naziband) ein Konzert gespielt und das TV hat das aufgenommen. Es ist daraus ein Film entstanden unter dem Titel „Oi!“. Das haben die Typen aus Sosnowiec organisiert. NW: In dem Film redet ein Typ aus Sosnowiec. R: Ja, eine Mischung aus Punk und Rasta. NW: Er meint, daß es in Sosnowiec keine Nazis gibt. R: Was hat er mit Skinheads zu tun? Die Leute haben vergessen, daß Skinhead auch ein bestimmtes Aussehen bedeutet. Das Outfit ist sehr wichtig. Ein Lebensstil. Auch politische Einstellung, unpolitisch, kommunistisch, anarchistisch, Nazi, sexuelle Neigung, z.B. Gayskin ist private Sache. Ein Skinhead muß auch aussehen wie ein Skinhead. Man kann Punk sein ohne Iro sein. Das ist nicht Pflicht, daß Punks Iros haben müssen. Als Skinhead kann man nicht lange Haare haben und Sandalen tragen. Sowas geht nicht. Das ist wichtig, das vergessen viele in Polen. NW: Wer Bestimmt das, daß das so ist? R: Das hat sich in den 60igern selbst so in England entwickelt. In England ist die Kleidung billig und das ist Kleidung wie jede andere. Nur in Polen ist die so teuer. Dr. Martens sind ganz normale Schuhe in England. Nur bei uns sind sie so teuer, jeder in England trägt Dr. Martens. NW: Aus Sosnowiec kam das erste Skinzine raus. R: Ja, „Faina Gazeta“. Ich hatte eine Nummer davon. Ich kenne keines, das in Polen früher gemacht wurde. Ich habe es 1988 auf dem „Robrege“-Konzert bekommen. NW: Was stand in dem Zine drin? R: Alles mögliche, von Red London bis hin zu rechten Bands. NW: So ein Mischmasch. R: Ja, da waren Artikel drin, daß ein Skinhead ein Linker, ein Rechter oder unpolitisch sein kann. Der Typ, der das Zine rausbrachte, war selbst unpolitisch und meinte, daß dies der beste Weg sei. NW: Wie war deine Einstellung dazu? R: Also, das Interview mit Kortatu haben sie aus „QQRYQ“ # 10 (ein Punkzine) geklaut. Da war auch ein Interview über die Oi! Bewegung drin. Witzig, das haben sie auch aus dem Punkzine geklaut. Da stand geschrieben, daß Oi! Bands wie 4Skins und Blitz nichts mit Nazis zu tun haben und mit Skrewdriver auch nichts. NW: Gab es auch noch andere Fanzines? R: Lange Zeit hab’ ich keine Fanzines bekommen. Irgendwann habe ich „Legion“ bekommen, aus Bydgoszcza. Echte Scheiße. Das war ein Punkzine, das von 12jährigen gemacht wurde...Der Autor hat später angefangen das „Skinhead Polski“ zu machen. Was er jetzt macht, weiß ich nicht. ...NW: Ich habe gehört, daß sich im Jahr 1991 5 Glatzen getroffen haben und jeder war anderer politischer Ansicht. Einer war Nazi, einer Sozialist und wer weiß was... R: Es war ebenso wie du sagtest. Jeder hatte seinen eigenen Kopf und wollte sein eigenes Ding machen...Eine der ersten Bands in Polen waren Honor. NW: Wann war das? R: Es ist schwer zu sagen, so um 1989. Die ersten waren die BTM aus Krakow (Band vom Macher des Carry on Oi!). ...NW: Es gab Streß in Robrege und Sexbomba (polnische Punkband, die Texte wie „Mädels, liebt doch die Kahlköpfe“ oder „Jeder ist ein bißchen Hitler“. Damals meinte jeder Sexbomba sei eine Skinheadband.) hatte alle gebeten Ruhe zu bewahren. R: Ich habe vorne gestanden und habe die Texte gehört. Der Sänger von Sexbomba hatte gesagt: „Endlich habt ihr gelernt die Glatzen zu schlagen!“ ...NW: Weißt du mehr über die Band Ramzes and The Hooligans? R: Diese Band war komisch gewesen. Sie hatte einen Text: „Ein Pole kann nur in Polen leben.“ Dieser Text war gegen Emigranten gerichtet. Ein paar Monate später ist der Sänger Ramzes nach Deutschland ausgewandert, wo er heute noch lebt. Sie hatten auch einen Text namens „Weiße Nacht“. Schwer zu sagen, was sie sagen wollten. ...Robson berichtet im folgenden von einem ehemaligen (?) Nazi, der sowohl zu Nazi- und Punkkonzerten fährt, LPs und CDs auf Plattenbörsen verkauft und ein Fanzine namens Kolomir (Keltenkreuz) macht. Dieser Nazi, mit Namen Urko, „war bei No Remorse und er war auch bei Red London. Er war in Frankreich und hat in einem Interview geschrieben, daß es zuviele farbige Kanacken auf den Straßen Europas gebe. Er interessiert sich für junge Subkulturen. Früher war er rechter Skin gewesen, aber jetzt interessiert ihn alles. Aber man ändert sich nicht so einfach...Im Carry on Oi! habe ich gelesen, daß Combat 84 und Brutal Combat Oi! Bands sind, aber sie sind ganz rechts. Das war die erste oder zweite Nummer von Carry on Oi!. Dieses Fanzine soll unpolitisch sein, aber drin waren auch ein paar Nazibands. Es gab auch was zu Red London zu lesen. Der Herausgeber Bogdan schrieb „Wir sind für ein großes ostarisches Reich“. NW: Sie haben jetzt ein Label und haben Ramzes rausgebracht. R: Ja und man kommt auf einige Gedanken. ...NW: Ähnlich ist es mit dem Herausgeber des Kolomir. R: Jetzt ist das ein musikorientiertes Fanzines, aber wieso hat der Macher den Namen des Zines beibehalten? ...R: Für mich ist es totaler Quatsch unpolitisch zu sein. NW: Du selbst hast aber gesagt, daß es heute Leute gibt, die meinen unpolitisch zu sein? R: Ich habe gesagt, daß ich nicht das Wort „unpolitisch“ verwende, gegen Politik zu sein oder auf alle Parteien zu scheißen ist was anderes. Ich scheiße auf alle Parteien, weil ich meine eigene Meinung habe. So kann ich die Realität beurteilen und was um mich herum passiert. Das ist schon politisch. Ich glaube „unpolitisch“ gibt es nicht. Das heißt, daß du alles machen kannst. So kannst du „Sieg Heil“ rufen, einen Schwarzen verprügeln, aber du bist kein Rassist, das ist unpolitisch. Ich kann jedem auf’ s Maul hauen und das ist O.K., weil ich unpolitisch bin. ...NW: Hast du oft Punks getroffen und verprügelt? R: Nicht oft. Wenn ich einen gesehen habe, bin ich hinterher und er ist weggelaufen. Ich wollte nur die Macht zeigen, ich wollte nur erschrecken. Töten wollte ich niemanden, obwohl er ein Feind des Volkes ist. ...Robson berichtet davon, daß viele polnische Boneheads, auch aus seinem ehemaligen Freundeskreis früher Punks waren, dies aber stets abstritten. Ähnlich ging es doch Ian Stuart. ...NW: Am 24.02.1990 gab es eine Demo gab es eine Demo von afrikanischen Studenten und ihr habt diese Demo angegriffen. ...R: So was gab es nicht. Ein Tag vorher auf einem Heavy Metal Konzert im Klub „Indeks“ gab es eine Schlägerei und in der Zeitung hatte jemand den Aufruf zur Demo für die Befreiung Nelson Mandelas gefunden. No Remorse haben ein Stück über Nelson Mandela. Sie haben gesungen über das, was in Südafrika los war. Damals hat man sehr viel über Demokratie in Polen geredet. Die Demo der schwarzen Studenten ist friedlich abgelaufen. Plötzlich sind wir aufgetaucht. Wir haben Parolen gebracht z.B. „Polen“...und die Studenten haben uns beschimpft...Also Lewy (ein Bonehead) ist zu einem schwarzen Studenten gegangen und hat ihm das Mandela-Transparent geklaut und das Bild zertreten. So hat es angefangen. Borowa hat ein Messer in den Hals bekommen und Skinol (ein alter Bonehead) hat einen Schlagring ins Gesicht bekommen. NW: Von wem? R: Von den Schwarzen. Sie hatten auch eine Art Security. Es waren 150 Schwarze und wir waren 15. Die Bullen kamen und ich bin weggelaufen. NW: Später kam das vor Gericht. ...NW: Nach der Schlägerei hattet ihr Schiß? R: Nur so viel das TV war da und sie haben das alles aufgenommen Und dann wollte keiner erwischt werden. Es gab zuviel Zeugen, überall gab es Bullen. Wir wollten sie nur beschimpfen...Über die Auseinadersetzung bei einem Konzert der polnischen Punkband Armia erfährt man: R: Ja, wir haben uns verabredet, daß wir auf das Konzert fahren. Es gab eine Schlägerei auf dem Platz vor dem Konzert. Ein paar Minuten totales Chaos und dann ab. Wir hatten Schiß vor den Bullen. Als jemand uns vor den anrückenden Bullen warnte, sind wir abgezogen. Eine Gruppe Punks hat uns verfolgt. 3-4 von uns sind dann auf die Punks los. Mareczek und ich waren dabei und auch Struba glaube ich. Er hatte die Punks beschimpft, so daß sie abhauten. Wäre der Rest der Punks, etwa 20-30 Meter entfernt, auf uns losgegangen, hätten wir bestimmt auch was abbekommen...Das war eine Schlacht, angefangen von uns. Erstmal rein da, Chaos machen und abhauen. Das haben wir gemacht, aus Angst vor den Bullen. ...R: Sie (organisierte Nazis um Tejkowski, zu ergleichen mit Schönhuber) haben Konkwista 88 einen Brief geschickt und haben sich verabredet. Das sind Fanatiker...Tejkowski nicht, zwei Typen von ihm waren da und meinten wir sollten Unterschriften für Tejkowski sammeln und das taten wir dann auch...So um 1990/91 sind wir mit dem Auto rumgefahren. Eigentlich wollten wir das nicht, waren aber auf die Reaktion gespannt. Wir haben von Tejkowskis Leuten auch Flugblätter und Briefe bekommen. So hat der Kontakt angefangen. Tejkowski ist komisch, erzählt nur Blödsinn, danach hat das Smolar mitgekriegt und das hat ihm gefallen. ...NW: Seit wann gibt es Konkwista 88? R: Seit wann 1990, das erste Konzert gab es 1991. NW: Du warst der Leiter/Manager der Band gewesen. R: Das bin ich gewesen. NW: Du hast auch die Texte geschrieben? R: So zum Teil. NW: Konkwista durfte keine Texte über Polen singen, abgesehen von dir. R: Ich weiß nicht genau. Die Texte über Polen waren anders als all die nationalistischen Sachen, über die ich gelacht habe. „Großes Polen“, solche Worte gab es bei unseren Texten nicht. Was heißt schon „Großes Polen“, was für eine Bedeutung hat das? Ich habe versucht es links zu schreiben. Ich habe bei den Nazis was linkes gesucht, in der Bewegung haben viele wie auch ich gesucht. In den 30igern. Aber so was geht nicht. So ein linkes Image, das ist ein blinder und kurzer Weg . Von draußen sieht das stark aus, von innen ist das anders. NW: Was ist mit der Band Legion (polnische Ultrafaschoband)? R: Legion ist eine sehr „polnische“ Band. NW: Seit wann gibt es Legion? R: Seit der Zeit, wo Konkwista 88 entstand. ...R: Im Jahr 1988 haben wir (Robson und Kostyla, Sänger von Legion) zusammen die Sommerferien verbracht. Ihn hatte die nationale Politik sehr interessiert sowie die ONR (eine der FAP ähnliche Organisation) und das hatte mich nicht interessiert. NW: Er singt heute bei Legion. ...NW: Wann kam die neue Skinheadwelle? R: Das war eine Mode. Nach der Gründung einiger Bands und dann ist das zur Mode geworden. Das war eine große Entwicklung. NW: Und das Schlagen war auch modern. R: Alles hat mit der Kleidung angefangen, du siehst die Mode und dann bist du innner Gang. R: Dieses Interview war ganz interessant gewesen. Nachdem was die Skins in der Swidnickes Straße veranstaltet hatten, erzählte jemand, daß die Jungs Recht hatten, den Negern was auf’ s Maul zu geben. NW: Dann kam Tejkowski wieder und mit ihm Smolar und dann entstand die PWN und dann auch „Arische Überlebensfront“. R: Das war die Antwort auf die PWN. NW: Wer hat sich das ausgedacht? R: Diesen Namen hatte ich mir ausgedacht, weil wir was gemeinsam haben wollten mit den Leuten von Blood & Honour. Wir dachten, wir müßten einen Namen haben. Sie wollten sich „Weiße Front“ nennen, aber das hatte mir nicht gefallen. Und die Abkürzung „AFP“ kam mir in den Kopf. das hatte ich schon mal gehört, „Agence France Press“. Das erste Flugblatt der AFP war dafür, alle aus den Naziparteien auszutreten. Es gab eine ganz komische Situation in Zgorzelec. Dort gab es eine antideutsche Demo (1992). Tejkowski hatte die Jungs auf die Stadt losgeschickt, aber er selbst ist im Bahnhof geblieben. Wir und der Sänger von Storm 68 (Naziband) sind zum Bahnhof gegangen und haben angefangen Tejkowski zu beschimpfen. Er hatte uns Flugblätter gegeben, aber wir haben sie gleich ihm ins Gesicht geworfen. Danach sind wir von ihm weggegangen, sind auf einen Tisch gestiegen und haben gerufen „Glaubt keinem Politiker! Sie wollen euch nur ausnutzen!“. NW: Wer hat die AFP in Wroclaw gemacht? R: Hauptsächlich Konkwista 88. Die älteren Glatzen wollten mit der Politik gar nichts zu tun haben. Für die Hälfte der jungen war das eine Alternative zur PWN. NW: Das war 1991...Es gab also eine Aufteilung auf zwei Parteien. ...NW: Wer hat die PWN gemacht außer Smolar? R: Der Boss war Smolar und ihn gibt es noch heute da. Er ist ein Führer und er hat keine Angst. Er ist oben und alle anderen sieht er als Untertanen. Er kann sehr gut manipulieren. Entweder sie machen, was er sagt oder sie können gehen. Es gibt verschiedene Typen in der PWN. Ich kenne sogar einen Schwulen, der in der PWN war, aber ausgetreten ist. ...R: Ja, es gab AFP-Gruppen, die eine Antwort auf Blood & Honour waren, so eine Art Kopie. Übertragen auf polnische Verhältnisse, mit Nazipropaganda, totaler Wahnsinn. Z.B. gab es ein Hitler-Fest. Das war eine Party in Katowice mit Konzert, Spaß und Saufen in einer kleinen Kneipe. Als morgens die Leute zur Kirche gegangen sind, sind welche mit einer Hakenkreuzfahne , geklaut aus dem Theater, rumgerannt. NW: In manchen Städten waren die AFP-Gruppen ernst. R: Manche haben das ernst genommen und sind in Trainingslager gefahren, haben Schlägereien mitgemacht und haben auch Flugblätter verteilt. Dafür haben sie die Bullen verhaftet Danach haben sie uns um finanzielle Hilfe gebeten. ...NW: Habt ihr Infos über Punks gesammelt? R: Nein, mich hat nur die Anti-Nazi-Front interessiert. NW: Von wem wußtest du was? R: Ich habe versucht rauszufinden, wer da hintersteckt. Ich habe von vorne angefangen und ich wußte schnell, wer Milkast und wer Wardaga sind. Es gab auf den Flugblättern von anarchistischen Gruppen namens „Kropotkin“ zwei Adressen. Dort stand auch ein Name Piotr Zuk. Und der andere Typ hieß Mateusz. Dort gab es eine Telefonnummer. Wir haben ihn einmal von zu Hause geholt. Eine Bekannte hat ihn ganz einfach angerufen. Sie meinte, daß sie sich mit ihm treffen wolle und daß er nett sei. Und er ist gekommen und hat auf sie gewartet. Wir sind gekommen und haben ihn gefragt, ob er auf eine Bekannte wartet. ER hat zweimal mit dem Stiefel bekommen und ist abgehauen. NW: Hattest du das Ziel Infos über die Antifa zu sammeln und wolltest du diese Infos irgendwie nutzen? R: Weißt du, ich war auf alles vorbereitet, von Briefbomben bis alles mögliche. ...Im folgenden erzählt Robson, wie die Nationale Front und Solidarnosc gemeinsame Sache gemacht haben, eine gemeinsame Demo und sie sich in den Räumen von Solidarnosc getroffen haben...Robson erzählt davon, wie einige der Nazis aussteigen, andere Drogen konsumieren, wieder andere sich eine Existenz als Tätowierer aufbauen oder sich als durchgeknallte Arschlöcher entpuppen und einfach auf Mädchen mit Stiefeln eintreten. NW: Und jetzt die wichtigste Frage: Wann hast du aufgehört? Wieso? Was ist in deinem Kopf vorgegangen? Du hast auch den Aufnäher von Blood & Honour abgerissen Sein Tattoo (einen SS-Totenkopf, Fahne und 88 für Heil Hitler) hat er übertätowieren lassen. NW: Der Moment mußte kommen... R: Ich habe angefangen mich schlecht zu fühlen. Ich mußte das abmachen. Irgendwie ist mir der Gedanke gekommen nach so vielen Jahren, daß ich gar nichts mit dem Nationalismus zu tun habe. Das hatte ich schon früher gewußt, aber so einfach war das nicht. Ganz lange habe ich mich schon für Rap Musik interessiert und irgendwann hat mich der schwarze Rassismus irritiert. Das man dagegen kämpfen muß, aber lange war ich kein Nazi gewesen. Der schwarze Rap hatte mich interessiert und dort gab es Rassisten und ich war gegen sie gewesen. Ich bin dazu gekommen, weil sie Rassisten sind und ich mache das gleiche und ich bin auch gegen mich. Irgendwie ist das nicht in Ordnung. Und so ist das Gefühl aufgetaucht, so mußte ein ganzes Jahr umgehen und ich mußte mir klar werden. NW: Das war im Jahr 1993? R: 1992/93. Dann hatte ich viel nachgedacht. NW: Ja und die Punks haben mehr THC konsumiert als die Skins. R: Das war nicht der Hauptgrund gewesen. Glaub’ mir, das erste Haschisch hat der Czeski besorgt. Er hat selber geraucht. NW: Wieso bist du auf die andere Seite gegangen und wieso konntest du so gut aussteigen? R: Weil ich so fühlte, ich habe mich immer als Linker gefühlt. Auch als ich noch Hakenkreuze trug, fühlte ich mich als links. Zuerst habe ich mich als „Nationalsozialist“ und später als „weißer Sozialist“ bezeichnet. Ich habe solche Worte wie „Revolutionismus“ und „weißer Internationalismus“ benutzt. NW: Auf der linken Seite der Barrikade? R: Ja, auf der linken Seite der Barrikade. Ich kannte einfach die Geschichte nicht nur aus den Büchern, ich habe mich ganz doll interessiert. Ich habe sehr viel über den „linken“ Flügel der NSDAP gewußt und über die Fraktion der Brüder Strasser. Sie haben auch eine Organisation gegründet, die „Schwarze Front“ und die SA-Männer haben zusammen mit den Kommunisten gestreikt. Ich habe auch in einer Zeitschrift gelesen, daß in den Betrieben die Kommunisten mit den Nazis zusammengearbeitet haben. Die Arbeiter in der Fabrik haben gemeinsam gestreikt, einer war in der SA, der andere Kommunist. Das war einfach der „Hammer“. Sie haben einfach gestreikt, weil sie mehr Lohn forderten. NW: Hattest du ein schlechtes Gewissen, daß du die Seiten gewechselt hast? R: Ich hab’ kein schlechtes Gewissen gehabt. Was ich fühle, das will ich auch machen. Ich bemühe mich nicht mich selbst zu belügen. Ich habe Probleme mit den alten Kollegen. Ich hatte mal so einen Fall, da habe ich in der Kneipe gesessen und sie sind gekommen. Sie wollten mich rausholen und umbringen. Mir war das ganz peinlich und ich habe mich komisch gefühlt, daß sie sich so verhalten haben. Wir kannten uns doch so viele Jahre. Sie haben es nicht geschafft mich rauszuholen. Ich habe mit ihnen ein Wortgefecht gehabt und sie haben mich in Ruhe gelassen. Das waren Skinol, David und noch ein paar andere gewesen. NW: Wie hast du zur anderen Seite, zu deinen Ex-Feinden gefunden? R: Weißt du, was die Leute angeht, ich habe sie früher getroffen. Die Leute, zu denen ich Kontakte hatte, das waren diejenigen, welche ich geschlagen habe. Es gab kein „früher treffen“, aber Streß. Ich bin mit Daniel und Drzaga zusammen rumgelaufen und habe nie drüber nachgedacht. ...NW: Robson, bist du ein Redskin? R: Ich bin ein linker Skin. Ich bin einfach ein Linker. Ich will das mal so allgemein halten und keine konkreten Worte verwenden. z.B. Sozialist oder Kommunist ist eine konkrete Bezeichnung. NW: In gewissem Sinne machst du weiter, was du früher schon getan hast. R: In gewissem Sinne ja. Aber ich bin kein Rassist mehr. NW: Und jetzt bist du sicher in deinem Denken? R: Ich habe so einiges Glück gehabt. In Europa oder der USA sind viele Schwarze Verbrecher, aber in den USA besitzen die Schwarzen mehr Intelligenz als die Polen bei uns im Lande. Einige Polen sind Rassisten und meinen, daß die Schwarzen schlechter sind als sie...Ich habe mich auch für Anthropologie interessiert. In einem Buch stand, daß die Schwarzen einen kleineren Gehirnumfang haben als die Weißen. Aber die Gelben haben einen größeren Gehirnumfang als die Weißen. NW: Aber das bedeutet überhaupt nichts. R: Eben, es bedeutet gar nichts. NW: Bereust du manche Sachen, die du gemacht hast? R: Ob ich bereue? Das war alles eine wichtige Erfahrung...Das war eine Erfahrung, die mir eine Perspektive gegeben hat auf manche Sachen. Z.B. kann ich jetzt gut diskutieren mit Rassisten oder Rechten. Ich kann sie mit ihren Argumenten fertig machen, weil ich weiß, was sie denken. NW: Wie hat es ausgesehen, die alten Kontakte loszuwerden? Wie lief es mit den alten Kollegen? R: Ich habe mich einfach nicht mehr mit ihnen getroffen und irgendwann hatten sie auch keinen Bock mehr mich zu grüßen. Mich hat das auch nicht traurig gestimmt, obwohl sie mir damals geholfen hatten. als wir noch Kumpels waren. Manche von denen haben auch nicht den Feind in mir gesehen. NW: Hast du noch Kontakte mit den Leuten? R: Nein...mit niemandem!...Nein, wir stehen auf dem Kriegspfad. Nach der Ska-Party besonders...Sie sind auf die Party gekommen und haben gesagt: „Wir können das nicht zulassen, daß sich der Kommunismus in Polen weiter entwickelt!“ ...NW: Meinst du, daß der Rest der AFP sich mit der PWN vereinigen wird? R: Ja, das glaube ich. Das wird passieren, das hat schon vor ein paar Jahren angefangen, sie werden sich vereinigen. So werden beide Gruppen untergehen und sie sind auch langsam älter geworden. Sie wollen sich nicht mehr untereinander schlagen. Sie trinken lieber einen Wodka zusammen und sie erinnern sich an die Vergangenheit, an das Ende der 80iger. Ein solches Klima herrscht heute bei denen. NW: Wie siehst du die Chance der NOP in Wroclaw? R: Ich sehe eine Chance für sie. Weißt du wieso? Weil sie haben schon die Ausweise und die Organisation und die PWN hat das nicht. Die PWN ist zum Mythos geworden und hat ein paar Parolen, aber die NOP hat Ausweise, treffen sich in einem Lokal und dort gibt es eine konkrete Alternative für Normalos- Das wundert mich nicht ein bißchen, weil es dort Skins gibt, die Katholiken sind. Das ist für mich schon ein Widerspruch in sich selbst! NW: Am Ende erzähle uns mal was interessantes über eine Person. R: Da gibt es eine interessante Geschichte. Über einen Typ von der Skrewdriver Security, eine sehr bekannte Person in Bonehead-Kreisen, Nicky Crane. Am Anfang war er in der Security der National Front gewesen und beim White Noise Club. Später war er Hauptführer bei der Security von Blood & Honour. Auf dem Cover der LP „Strength through Oi!“ war er auch drauf. Da ist er durch Zufall raufgekommen. NW: Diese LP ist absolut nicht faschistisch! R: Sie ist nicht faschistisch. Aber er ist drauf. Irgendwann hat sich seinem Kopf ein Wandel vollzogen. Er ist noch zu Nazitreffen gegangen, hatte aber für sich entdeckt, daß er lieber Jungs mag. Er wurde einer der Mitbegründer des Gay Skinhead Movement und vor einiger Zeit ist er an Aids gestorben. NW: Er hat eine gar nicht so schlechte Karriere gemacht. R: Jemand hat mir erzählt, daß über ihn ein Artikel in Searchlight war. Er ist ein ganz harter Typ gewesen, hatte auf dem ganzen Hals ein Tattoo, ist auf Versammlungen von Blood & Honour gegangen, hat Reden gehalten für schöne Jungs. Heutzutage ist für die Engländer ein Skinhead ein Schwuler. Heutzutage ist es sehr populär bei Schwulen ein Skin zu sein. Ich habe auf MTV einen Bericht über eine Party gesehen. Es war eine Gay Party, auf der eine Band gespielt hat. Typen mit Glatze, Jeans, Doc Martens, Fred Perry und Hosenträgern. Das war eine Rockband und später haben sie Techno gemacht und die Schwulen haben dazu getanzt. NW: Danke für das Interview.

(aus Revolution Times # 8 und # 9)

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