Archiv links- und rätekommunistischer Texte
"Wenn der Sozialismus die Entfaltung der autonomen Tätigkeit der Massen ist und wenn die Ziele dieser Tätigkeit und ihre Formen nur aus der Erfahrung hervorgehen können, die die Arbeiter selber mit der Ausbeutung und Unterdrückung haben, kann es weder darum gehen, ihnen ein ‚sozialistisches Bewusstsein', das durch eine Theorie hergestellt wurde, einzuimpfen, noch darum, dass man an ihre Stelle tritt, wenn es um die Führung der Revolution oder den Aufbau des Sozialismus geht." (S. 18)
"... zu wissen, oder zu wissen glauben, dass das Proletariat zu einer Anschauung von der Revolution und vom Sozialismus gelangen musste, die es nur aus sich selbst hervorholen konnte, und trotzdem nicht die Hände in den Schoss zu legen." (S. 19)
"Wenn der Sozialismus die kollektive Verwaltung der Produktion und des sozialen Lebens durch die Arbeiter ist, und wenn diese Idee nicht der Traum eines Philosophen, sondern ein Geschichtsprojekt ist, dann muss sie sich in dem befinden, was schon ihre Wurzel ist. Und was könnte diese anderes sein als der Wunsch und die Fähigkeit der Menschen, diesem Vorhaben Leben zu geben? Nicht nur ist ausgeschlossen, dass das sozialistische Bewusstsein dem Proletariat ‚von aussen gebracht' wird, wie es Kautsky und Lenin behaupteten, es müssen sich vielmehr schon Keime im Proletariat bilden, und da dieses genetisch nicht etwa eine neue Art Lebewesen ist, kann das nur das Resultat seiner Erfahrung mit der Arbeit und dem Leben im Kapitalismus sein. Diese Erfahrung konnte nicht ... einfach nur politisch sein; sie müsste ganz umfassend sein und es in die Lage versetzen, Fabrik und Wirtschaft zu verwalten, aber auch und vor allem neue Lebensformen in allen Bereichen schaffen. Die Idee, dass die Revolution notwendigerweise die Gesamtheit der bestehenden Kultur infragestellen müsse, war sicherlich nicht neu; doch sie war eigentlich eine abstrakte Phrase geblieben. Es war die Rede davon, die bestehende Technik in den Dienst des Sozialismus zu stellen - ohne zu sehen, dass diese Technik von A bis Z die materielle Verkörperung der kapitalistischen Welt war; man forderte mehr Erziehung für mehr Menschen - oder die ganze Erziehung für alle, ohne dabei zu sehen (oder gerade im Fall der Stalinisten, weil man das sah), dass das allerorts mehjr Kapitalismus bedeutete, wobei diese Erziehung in ihren Methoden, ihrem Inhalt und ihrer Form, bis hin in ihre Existenz und einschliesslich dieser ihrer Existenz als abgetrenntes Gebiet, das Produkt von tausenden von Jahren der Ausbeutung, bis zu ihrem höchsten Ausdruck durch den Kapitalismus gebracht wird. Es wurde so räsonniert, als gäbe es in den sozialen Angelegenheiten, und sogar in beliebig vielen anderen, eine für sich bestehende Rationalität - ohne dabei zu sehen, dass man nur die kapitalistische ‚Rationalität' wieder aufnahm und damit in der Welt befangen blieb, die zu bekämpfen man vorgab. ...; und dass die Infragestellung der kapitalistischen Verhältnisse und ihrer ‚Rationalität' im Bereich der Arbeit und der Macht untrennbar war von ihrer Infragestellung in den Bereichen der Familie und der Saexualität, der Erziehung und der Kultur oder des Alltagslebens." (aus "Die Aufhebung der kapitalistischen Welt und der Inhalt des Sozialismus")
Diese Reihe von Auszügen und Zitaten wird fortgesetzt