Vorwort # 10

10 Ausgaben und immer noch kein Ende abzusehen ...

Das Fanzine Stalinorgel (SO) hat uns vor einiger Zeit interviewt. Hier nun unsere schlauen Antworten ...

SO: Was waren Oire Gründe ein Red-Skin Zine zu machen?

RT: Weißt du, wenn die Massenmedien ständig nur Lügen bringen über dich, viel über Lady Di oder Bill Clinton berichten und kaum etwas über dich, dein Leben und was dich wirklich interessiert und betrifft, dann mußt du einfach selbst Initiative ergreifen. Auch in der Skinheadszene waren und sind zu viele Fanzines einfach nur Spaß-fixiert oder ach-so-"unpolitisch" (aber reviewen Faschobands und hetzen gegen "Zecken") und viele Zeitungen der Linken sind stinkelangweilig, theoretisch, vergessen den Spaß oder schreiben Blödsinn über uns Skins. Also habe ich mich 1995 daran gemacht was eigenes zu machen und rauskam dabei das Revolution Times. Genau die richtige Mischung aus Spaß, Lifestyle und politischen Berichten. Und auf diese Mischung kommt es doch an, oder?

SO: Ihr seid eines der meistgehaßtesten Zines in Deutschland. Hattet Ihr schon wegen des RT Streß mit Faschos oder Bullen?

RT: Uns hat bisher nur ein alberner Brief von einem Fascho erreicht, den wir sogar kennen. Ansonsten wird in allen möglichen Nazikreisen und Zeitungen gegen uns gehetzt. Wir sind denen natürlich ein Dorn im Auge. Es gab auch schon körperliche Auseinandersetzungen auf Konzerten, weil unsereins gegen anwesende Nazis (mit kurzen und langen Haaren!) eingeschritten ist. In der Nazigazette "Hamburger Sturm" war ein netter Artikel über uns. Da wurde z.B. unter der Überschrift "Der Wolf im Schafspelz. Antifa-Kader wühlen in der Skinheadszene" gegen uns gehetzt und über uns berichtet. Es gab und gibt ständig Übergriffe von Nazis auf nicht- und antirassistische Skins. Es gab sogar von der Anti-Antifa einen Steckbrief mit den Fotos von linken Skins, auf dem dazu aufgerufen wurde, die Adressen, Aktivitäten, Arbeitsplätze, etc. der abgebildeten Kurzhaarigen in Erfahrung zu bringen. Aber davon liest man auch in linken Zeitungen nichts!

SO: Wie steht Ihr zu "Unpolitisch"?

RT: Wie willst du "unpolitisch" sein in einer Welt, in der du ständig von politischen Entscheidungen betroffen bist? Ob es nun der Bierpreis ist, der Stundenlohn oder die Kürzungen in der Bildungspolitik. Politik betrifft uns alle, egal ob sie uns interessiert oder nicht. Für mich gibt es nicht "unpolitisch". Entweder treiben die Leute ihre politischen Spielchen hinter dieser Fassade (hören also Nazibands wie Skrewdriver und keulen sich da einen drauf) oder sie haben einfach nicht den Mut Stellung zu beziehen. Zu viele saufen gerne mit allen. Aber gut Freund mit allen kannste gar nicht sein, denn irgendwann mußt du dich entscheiden! Einige meinen damit auch, daß sie nicht auf die Politik Bock haben (auf die personen- und parlamentsbezogene Scheißpolitik a la Bonn und Berlin kann ich auch scheißen!). Aber dann sollte man das eher "Gegen die Parteienpolitik!" nennen als "unpolitisch" (das Unwort dieser Tage!). Für mich gibt es nur politisch aktiv oder passiv. Ich persönlich habe mich für ersteres entschieden, weil ich mir nicht gefallen lassen werde, was die Regierung und die Unternehmer uns antun wollen. Geschenkt wird einem nichts. Bessere Zeiten kommen halt nicht automatisch wie der Tag nach der Nacht.

SO: Was haltet Ihr von Punx & Skins united?

RT: Haben wir rein gar nix gegen. Voraussetzung ist für mich stets, daß ein gewisser Konsens, ein gewisses Bewußtsein vorhanden sein muß. Das ist für mich der Antirassismus. Und dann kommt natürlich noch die persönliche Sympathie oder Abneigung dazu. Prinzipiell kann ich mit jedem, ob nun Punk oder Skin auskommen, solange er diesem genügt. Aber Antirassismus ist für mich nicht nur ein Lippenbekenntnis. Es gibt nicht nur in der Punk- und Skinheadszene viele Menschen, die einfach nur dumm sind, die rechte Tendenzen haben, die nicht mehr als ihr nächstes Bier oder ihr nächster Joint interessiert. Es ist halt nicht jeder mit bunten oder kurzen Haaren mein Freund. Aber prinzipiell gilt für mich: Punx & Skins united against capitalist society!

SO: Skinhead als "Arbeiterklassenbewegung", ist das nicht irgendwo schon basis-sozialistisch?

RT: Sicher ist das irgendwie basis-sozialistsich. Skins & Oi! das waren und das sind die Wut und der Haß der Arbeiterklasse. Das ist Verachtung für die reichen Bonzen in Politik und Wirtschaft, die sich auf unsere Kosten in Deutschland und überall sonst eingerichtet haben. Oi!, das ist Musik von Kids von der Straße gemacht, gemacht für ihresgleichen, nicht wegen einer Chartkarriere, sondern aus Spaß an der Freude. Ich kenne viele Skins, die irgendwie politisch aktiv sind, ob nun in der Antifa, in der Gewerkschaft, in der PDS, der DKP oder sonstwo. Und recht viele haben bei den letzten Wahlen PDS gewählt. Auf jeder Demo sind wir vertreten. Wir hassen diese verlogene "Demokratie" wie all die Bonzenschweine, die wissen, daß der Kapitalismus nur für sie sozial ist, auch wenn sie von "sozialer Marktwirtschaft" und "sozialem Netz" faseln. Aber du darfst halt nicht alle Skins über einen Kamm scheren. Es gibt halt auch unter uns Kurzgeschorenen den Selbstständigen, den Sozialarbeiter, den Just-for-fun-Typen, den CDU-Wähler, den Alkoholiker oder das NPD-Mitglied. In anderen Ländern gibt es eine sehr große linke Skinheadszene. In Deutschland ist unsere Szene eher klein, aber es gibt sie und wir werden mehr. Immer wenn Menschen ihre Geschicke selbst in die Hände nehmen, ist das ein Stück Selbstverwaltung, eine Vorahnung dessen, was sein könnte, wenn es dieses korrupte System nicht mehr geben würde. Ein Hauch Freiheit sozusagen. Insofern ist unser Skinheadsein ein Stück davon - Breaking all the rules! SKINS FOR A SOCIAL CHANGE!!!

SO: Letzte Worte...

RT: Wer jetzt Lust bekommen haben sollte, kann mal für DM 5,- in Briefmarken unser Erzeugnis ordern und vielleicht merken dann mal einige, daß man Menschen nicht nach ihrem Aussehen, sondern nach ihren Taten und Gedanken beurteilen sollte. Das sei auch allen Möchtegern-Antifaschisten gesagt, die meinen lange Haare würden einen automatisch zum besseren und einzig wahren Antifaschisten machen. Ansonsten Grüße an alle, die wissen, wo sie stehen und die dem täglichen Terror standhalten. Und all den Idioten da draußen sei gesagt: Wir kriegen Oich alle und dann fressen wir Oich!!! Oi!, Prost & Rotfront! Red Devil

(aus Stalinorgel)

zurück zur Revolution Times Startseite       zur News&Specials-Seite