Wochenendspass

Ein wirklich gelungenes Wochenende

Am 22. Februar sollten No Respect im heimischen Göttinger JuZi spielen und so entschloß man sich diesem Ereignis beizuwohnen und diese Chance sogleich dazu zu nutzen einander einmal besser kennenzulernen. Freitag hätte ich zwar arbeiten müssen, allerdings bescherte mir eine Grippe ein langes Wochenende, so daß ich recht früh gen Süden fahren konnte, wo ich denn nach 2 ½ Stunden Fahrt am Freitag Nachmittag ankam und ohne großes Rumgesuche die Bleibe der Göttinger Stadtmusikanten fand. Die ersten paar Bierchen wurden geleert und irgendwann holten der Chris und ich den Zwerg Proll vom Bahnhof ab. Danach genoß man die Kochkünste von Gitarrero Stevie (lecker Pfannkuchen mit Champignonsauce!) und es folgte ein Kneipenabend wie er besser nicht hätte sein können. Bei mir wirkte jedes Bier gleich dreifach aufgrund der eingenommenen Antibiotika und des mich heimsuchenden Fiebers. Im "Schroeder" sollte 'ne 6Ties Party sein mit reichlich Soul und Ska, allerdings bot uns der Lümmel, der meinte uns den DJ machen zu müssen, ziemlich viel Beat, dagegen nur sehr wenig Soul und keinen Ska. Dennoch vergnügte man sich mit König Alkohol und so manchem Lümmel, der sich hier aufgrund abendlicher Langeweile eingefunden hatte. Der Zwerg Proll war wieder recht aufgedreht, so daß er einen Streifenlümmel anmachen mußte (diese Geschichte führen wir hier aber nicht weiter aus, weil sie 1. nicht jugendfrei und 2. für den Zwerg Proll doch etwas zu peinlich sein dürfte!). Irgendwann wankte unsereins noch zu einer Party, wo man den Meister der schrägen Lache, Torge, traf. Dieser Herr versteht es andere durch seine Lache zu amüsieren, denn er scheint beim Lachen Luft zu schlucken, so daß geradezu wiehernde Geräusche entstehen. Nach einiger Zeit torkelte unsereins sturztrunken gen Nachtlager. Am Samstag Morgen lähmte dann der dicke Fieberkopf meine Bewegungsabläufe. Als das Aufstehen möglich war, trieb' s Zwerg Proll in die stadtbekannte Pizzeria "Anadolou", wo dieser sich labte und ich nahezu auf der Theke lag.
Der vorabendliche Biergenuß trieb so seinen Schabernack mit mir, so daß ich mich einiger Luft entledigte, was einen Vater mit seinem Sohn doch sehr empörte und den etwa sechsjährigen Sohnemann dazu anregte sich moralisch anständig zu gebären. Seinen Lippen entfuhr ein "Das ist ja die Höhe!", was mich strafend treffen sollte, mich allerdings sehr belustigte und dazu brachte meine Lebensgeschichte zu erzählen. Von der Geburt über meinen sozialen Abstieg bis zu der Kreatur, die ich nun darstellte: undiszipliniert, ohne Manieren und Moral. Tja, wo ist Deutschlands Jugend bloß hingeraten?
Man kann sagen, daß Göttingen ein nettes, kleines Städtelein ist. Allerdings scheint dort ein recht komischer Menschenschlag zu hausen. Als ich am Samstag in einem Kaufhaus einige ältere Damen um Hilfe bei der Suche nach Zahnbürsten bat, bekam unsereins gar sonderliche Antworten (von den Blicken gar zu schweigen!) wie "Ich bin Rentnerin. Ich bin krank." Dies trieb mir riesige Fragezeichen auf die Stirn und als wir dann aus Versehen eine Zahnbürste, die eigentlich nur als Ausstellungsstück gedacht war, kaufen wollten, verwirtte das die Verkäuferin und vergnügte mich alten Suffkopf ungemein.
Auch schien die Krankheit des Jahres hier schon voll zugeschlagen zu haben. Mindestens jeder zweite Mensch auf der Straße hatte den grauenhaften BSE-Blick drauf (verdrehte Augen, irrer Blick, ein "Muh!" auf den Lippen). Das entlarvt meiner Meinung nach den bisherigen Umgang mit BSE als antibritische Kampagne, die wiedermal, wie so viele Kampagnen der Regierung von den Problemen daheim ablenken soll (aber was für ein weiser Spruch eines anscheinend schwer an BSE erkrankten Burschen stand da im Göttinger JuZI auf Klo "Was kümmert uns BSE vom Rind, wenn die Kids united sind!")! Die einzige Ausnahme scheinen da nur die Leute von No Respect und ihr Umfeld zu sein.
Samstag Abend waren wir dann so gegen 19 Uhr ausgeschlafen und machten uns fertig für' s Konzert. Beim JuZi angekommen, mußten wir feststellen, daß das JuZi recht klein, aber fein ist. Fein aufgrund eines recht gemischten Publikums und saubilliger Bierpreise (DM 3,- für 0,5 Krombacher!). Frau Doktor, die aus Wiesbaden kommen, spielten mittelmäßigen Ska, der so manchen anregte, das Tanzbein zu schwingen. Der Zwerg Proll suchte Zuneigung bei den Boxen, die er im Vollsuff ständig umarmte (armer notgeiler Knilch!) und die später so bedrohlich schwankten, daß Stevie aufpassen mußte nicht erschlagen zu werden. Am Schluß spielten sie noch was gegen "Unpolitische". Dann enterten No Respect die Bühne und legten los mit vielen für mich bisher unbekannten Stücken. Die Stücke von ihrem Demotape "Statements" wurden besonders von uns abgefeiert. Chris meinte frecherweise mir eine Coverversion von Sex Pistols (wie ich die hasse!) zu widmen. Gecovert wurden u.a. auch Upstarts und Redskins mit "16 Tons" ( da kam Laune auf!).
Am Sonntag Morgen kam es zum kulturellen Höhepunkt dieses Wochenendes und man gab sich der Übertragung der Bravo-Otto-Verleihung auf RTL2 hin, was aufgrund exzellenter Music Acts wie Kellys und genialster Moderation durch Uns Bravo-TV "Jasy" ein wirklicher Genuß war. Dann erzählte noch so' n Bubi vonner Boygroup, daß er mal Glatze tragen mußte. Das sei grausam gewesen, denn da wäre im Winter die Kopfhaut immer so leicht aufgeplatzt. Tja, was für niedliche Burschis. In meinen fast vier Jahren mit Dauerglatze ist mir so' n Schwachsinn noch nie untergekommen! Leider ging auch dieses Wochenende wieder viel zu schnell vorbei, aber es ist eines von jenen, von denen man behaupten kann, es war ein gelungenes. Ach ja, im Mai wird dann das erste Album von No Respect auf CD (bei Nasty Vinyl/ Bad Taste Rec.) rauskommen. Das ganze soll dann auch noch als LP erscheinen. Beste Grüße an alle, mit denen wir Spaß hatten (also: Chris, Sauer, Stevie & Rest von No Respect, Carsten, Torge & Freundin, Cornelius & Christiane & Rest).
Zum Schluß Oich allen noch ein kräftiges Lümmel Oi! Oi! Oi! Der Lümmel höchstpersönlich

(aus Revolution Times # 6)

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