Auschwitz als Alibi
Kritik des bürgerlichen Antifaschismus

**Der Mythos des "antifaschistischen" bzw. "gerechten" Krieges
Oder: Der wirkliche Charakter des 2. Weltkrieges**

" ... es ist klar, dass die anvisierten Ziele bebaute Gelände und nicht, z.B., die Werften und Flugzeugfabriken zu sein haben ... Das muss klar gemacht werden, wenn es noch nicht verstanden sein sollte."
(Report des Chief of Air Staff Sir Charles Portal, 14. Februar 1942)

"Ich bin der Meinung, dass all diese deutschen Städte nicht die Gebeine eines einzigen Grenadiers wert sind."
General "Bomber" Harris

"Diese Mission besteht nicht darin, Kultur und Bildung über die Welt zu verbreiten, sondern Weizen und öl wegzunehmen."
Josef Goebbels

"Die Neuheit der totalitären Politik ergibt sich aus der Tatsache, dass die Nazis auf die ‚zivilisierten' europäischen Völker die Methoden ausgeweitet haben, die bisher den ‚Eingeborenen' und den ‚Wilden' vorbehalten waren, die ausserhalb der sogenannten Zivilisation lebten."
Karl Korsch

Frage: "Würde die Bestrafung aller Deutschen nicht eine unnötige Härte gegen Millionen von deutschen Kindern bedeuten, die doch in keiner Weise für die Verbrechen der Eltern verantwortlich sind?" Antwort von Major Lessner: "Natürlich wäre dies der Fall. Diese unschuldigen deutschen Kinder sind aber die potentiellen Soldaten des Dritten Weltkrieges, genau so wie die unschuldigen deutschen Kinder, die nach 1918 grossgezogen wurden, später in Hitlers Armee dienten, und zwar bemerkenswert gut."

"Das Proletariat soll für die Verteidigung der Demokratie mobilisiert werden, damit es nicht für seine eigenen sozialen Forderungen eintritt."
Bilan Nr. 13, Dez. 1934

"Es ist an der Zeit, zu begreifen, dass die Vergasungsanlagen von Auschwitz in der Atombombe ihre technische Perfektion gefunden haben ..."
Ulrike Meinhof in Konkret Nr. 7/8, 1964

Viele Fakten sprechen gegen den Mythos vom "antifaschistischen" Krieg:

* der Nationalismus auf allen Seiten (in der SU war z.B. vom "Grossen Vaterländischen Krieg" die Rede)
* die Vereinbarung über die Interessensphären am Ende des Krieges
* die fehlende Demokratie in den Kolonien und bei Verbündeten wie z.B. Portugal
* die Appeasement-Politik, die Nazi-Deutschland immer neue Gebiete zugestand
* die Zusammenarbeit zwischen den Nazis und dem Westen (Waffenlieferungen, etc.)
* der Hitler-Stalin-Pakt
* die Bombardierung der Zivilbevölkerung (als Beispiele seien hier Dresden und Hiroshima genannt)
* Churchills äusserungen zu Mussolini
* das fehlende Interesse der Alliierten an der Rettung von Juden

Daran, dass das Deutsche Reich den 2. ebenso wie den 1. Weltkrieg begann, gibt es keinen Zweifel. Ebensowenig wie daran, dass der deutsche Faschismus eine Unzahl an Verbrechen auf dem Gewissen hat. Zweifel gibt es allerdings an der Art der Darstellung des Krieges und der jeweiligen Beweggründe ihn zu führen.

Der 2. Weltkrieg wird uns heute als ein "gerechter" Krieg der westlichen Demokratien und der Sowjetunion gegen den barbarischen deutschen Faschismus und seine Verbündeten (v.a. Italien und Japan) dargestellt, in dem die alliierten Mächte keine eigen(nützig)en Interessen verfolgt hätten. Dieser Propaganda-Sichtweise ist ein Grossteil der Linken, die Antinationalen und ein Teil der leninistischen und antifaschistischen Gruppen eingeschlossen, mehr oder minder auf den Leim gegangen. Die historische Wahrheit, d.h. der Verlauf des 2. Weltkrieges und die Realität der alliierten Kriegspolitik, verbietet uns allerdings diese Sichtweise der Sieger des 2. Weltkrieges so unwidersprochen zu übernehmen.

Dem Deutschen Reich waren vor Kriegsbeginn am 1. September 1939 etliche Zugeständnisse von den späteren Alliierten des 2. Weltkrieges gemacht worden, die eindeutig auch gegen das von ihnen später auf den Thron der heiligen Unantastbarkeit gehobenen Völkerrechts verstiessen (gemeint sind die Appeasement-Politik und der Hitler-Stalin-Pakt; beides hatte dem Deutschen Reich territoriale Zugewinne gebracht: das Saarland, österreich und das Sudetenland; vergessen sei auch nicht die geduldete Besetzung des Rheinlandes, die Wiederaufrüstung und der Aufbau der Luftwaffe unter Duldung der SU, wo übungsflüge stattfanden). Von dieser Beschwichtigungspolitik hatte sich v.a. Grossbritannien eine Atempause erhofft, um selbst aufrüsten zu können. Erst 1939, als der deutsche Imperialismus die englischen und französischen Interessen bedrohte, entdeckten diese wahrhaften "Verteidiger der Menschenrechte" die Verbrechen der deutschen und italienischen Faschisten (1935 hatte Italien bereits unter Einsatz von Giftgas Abessinien erobert). Die Sowjetunion, welche später zurecht die Gier des deutschen Imperialismus anprangerte, bewies durch den Abschluss des Hitler-Stalin-Paktes und die Besetzung eines Teils Polens, dass sie sich endgültig von ihren antiimperialistischen Grundsätzen und vom proletarischen Internationalismus verabschiedet hatte und versuchte im Konzert der (europäischen) imperialistischen Mächte mitzuspielen.

Die Rolle des "Antifaschismus" war in allen Ländern die gleiche: Die jeweiligen nationalen Bourgeoisien versuchten die antifaschistischen überzeugungen und Gefühle der internationalen Arbeiterklasse zu instrumentalisieren, indem sie wie z.B. auch die britische Regierung ihren Krieg zur Verteidigung des Empires und ihrer Profite als Krieg für Demokratie, Freiheit, Menschenrechte, Selbstbestimmungsrecht und ähnliche hehre Ziele ausgaben. Der Sieg im Wüstenkrieg brachte somit nicht die Demokratie nach ägypten und Libyen, sondern neue diktatorische Marionettenregierungen. Die britischen Kolonien waren ebenso rücksichtsloser Ausbeutung, brutaler Repression und üblem kolonialem Herrenmenschen-Rassismus ausgesetzt.

Die sozialdemokratischen und auch die Agenturen Moskaus äfften nur ihre jeweiligen nationalen kapitalistischen Herren, entsprechend den Interessen der bürgerlichen "Vaterländer", nach. Unter dem Vorwand der "Volksfront" wurde das Proletariat den Interessen der Bourgeoisie unterstellt. Wenn wir mit Trotzki auch sonst nicht in vielen Punkten konform gehen, so hat er doch zu Recht den Charakter der "Volksfront" folgendermassen beschrieben: "'Volksfront' ist nichts anderes als ein neuer Name für dieselbe alte Politik, deren Kern in der Klassenkollaboration liegt, in einer Koalition zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie." Diese opportunistische und klassenversöhnlerische Politik wurde übrigens von den KPen auch nach dem Ende des 2. Weltkrieges beibehalten. So beteiligten sich die italienische und die französische KP an Koalitionsregierungen, womit sie vor der Politik des Wiederaufbaus eines bürgerlichen Staates und einer kapitalistischen Wirtschaft kapitulierten. Auch in Deutschland sprachen einige Antifaschisten von einem "antifaschistischen Grundkonsens" und die KPD beteiligte sich regional - auch im Westen - an Koalitionsregierungen. Der Volksfront wurde auch in Spanien der Klassenkampf untergeordnet. Indem die angeblichen Kommunisten ihre revolutionäre Phrasen und den proletarischen Internationalismus gegen eine Politik der Vaterlandsverteidigung eintauschten, sprachen sie sich offen gegen die Befreiung der Arbeiterklasse und der armen Massen in der "3. Welt" aus, deren Schicksal sie dem der "Demokratien" unterordneten. So vergossen Millionen Proletarier ihr Blut nicht für ihre Befreiung, sondern für die Aufrechterhaltung der kapitalistischen Barbarei, die Erhaltung der Kolonien und die Profite.

Unter dem Motto des "Antifaschismus" wurden die seltsamsten Bünde geschlossen. So verzichteten im 2. Weltkrieg die "kommunistischen" Parteien auf ihren internationalistischen (Klassen-)Standpunkt und stützten so den Kapitalismus statt ihn zu stürzen und bereiteten somit dem Faschismus den Weg. Diese Aufgabe der Klasseninteressen erfolgte nach der Logik des kleineren übels. So wurde das Niedermetzeln der Arbeiter im Namen der heiligen Allianz abgesegnet. Ein Bündnis mit dem einen oder anderen Block, mit der einen oder anderen nationalen Bourgeoisie, um den militärischen Sieg der einen oder anderen kapitalistischen Diktatur, d.h. Herrschaft, durchzusetzen, wurden eingegangen. Bezahlen durften auf allen Seiten mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit die Arbeiter.

Der "Antifaschismus" der Alliierten rechtfertigte die Verbrechen eines imperialistischen Krieges zwischen imperialistischen Ländern, die sich als Konkurrenten (diese Konkurrenten unterschieden sich zwar in der Form, nicht aber in ihrem imperialistischen Wesen) mit dem Gegensatz "Faschismus-Antifaschismus" ein Alibi und ihrer jeweiligen Bevölkerung eine griffige Motivation gegeben hatten (erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Kolonialpolitik der meisten "Demokratien", die den 2. Weltkrieg zwar als Kreuzzug für Demokratie ausgaben, aber den Menschen in den Kolonien weder Unabhängigkeit noch eine formale "Demokratie" zugestanden). Der Krieg war die Fortsetzung der imperialistischen Rivalitäten mit anderen Mitteln. Hinter dieser Motivation traten dann die Klasseninteressen zurück, obwohl es sowohl in den faschistischen als auch in den antifaschistischen Ländern jede Menge Streiks und Protestaktionen der Arbeiter gegen den Krieg und die verstärkte Ausbeutung gegeben hatte (so etwa die Streikwellen in Italien ab 1940 oder auch die weitgehend unbekannten Streiks im faschistischen Deutschland).

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Im folgenden möchten wir noch einige Beispiele anführen, welche die Rolle des klassenneutralen "Antifaschismus" während des 2. Weltkrieges verdeutlichen:

Nicht nur deutsche, sondern auch amerikanische Kapitalisten unterstützten die NSDAP. Grosse US-amerikanische Konzerne wie Ford, General Motors, General Electric, Standard Oil, Texaco, International Harvester, ITT und IBM hatten in den 20ern 1,5 Milliarden US-$ in Deutschland investiert und die meisten von ihnen kooperierten auch während des Krieges mit den Nazis - nicht wenige nutzten auch die Zwangsarbeit der Arbeitssklaven der KZs. Henry und Edsel Ford, Ireene du Pont, die GM-Bosse James Mooney, William Knudsen und Alfred Sloan, Chareles Wilson und Philip Reed von General Electric, der IBM-Gründer James Watson, Standard Oils Walter Teagle und James Farish, ITTs Sosthenes Behn, der öl-Milliardär J. Paul Getty und der Patriarch der Kennedy-Familie, Joseph Kennedy, waren unter den vielen US-amerikanischen "Kapitänen der Industrie", welche offen Hitler unterstützten.

Die britische und amerikanische Schwerindustrie half Deutschland bei der Wiederaufrüstung und die Nazis erhielten etwa Spenden von Ford oder General Motors. Selbst nachdem die USA Deutschland den Krieg erklärt hatte, erhielt Deutschland noch öl via Italien und amerikanische Baumwolle via Schweiz. Bereits General Franco hatte Ende der 30er kostenlos öl von Texaco und 12.000 Autos von Ford und GM erhalten, ebenso wie offene Unterstützung durch Deutschland und Italien. Auch die Bank of England gab dem Nazi-Regime grosszügige Kredite, welche als "eine Investition gegen den Bolschewismus" gerechtfertigt wurden. Der Ausspruch des Chefs des britischen Rüstungskonzerns Vickers Ltd. verdeutlicht, dass die englische Industrie mit Wissen der Regierung den (späteren?) Konkurrenten aufbauten und mit Waffen versorgten: "Wir tun nichts ohne die Zustimmung unserer eigenen Regierung." Dass der spätere "Antifaschismus" der englischen Regierung blosse Taktik war, um den Krieg gegen Deutschland zu rechtfertigen und die englische Arbeiterklasse für ihn zu mobilisieren, verdeutlichen einige Worte des selbst ernannten "Menschenfreundes" Churchill, die dieser in einem Lob Mussolinis am 20. Januar 1927 in Rom von sich gab: "Ich bin sicher, wäre ich ein Italiener gewesen, so wäre ich mit ganzem Herzen vom Anfang bis zum Ende mit Dir in Deinem triumphalen Kampf gegen den bestialischen Hunger und die Leidenschaften des Leninismus gewesen. äusserlich hat Deine Bewegung der ganzen Welt einen Dienst erwiesen. Die grosse Angst, von der die demokratischen Führer sowie die Führer der Arbeiterklasse besessen waren, war immer, von jemandem, der extremer war als sie, gefährdet zu werden. Italien hat gezeigt, dass es einen Weg zur Bekämpfung der subversiven Kräfte gibt, der die Masse der Bevölkerung - richtig geführt - zum Wunsch leiten kann, die Ehre und Stabilität der zivilisierten Gesellschaft zu verteidigen. Sie hat das notwendige Gegengift zum russischen Gift. Hiernach wird keine grosse Nation mit dem direkten Schutzmittel gegen das krebsartige Wachstum des Bolschewismus unversorgt bleiben." ("Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Eine Voran-Broschüre", S. 29)

Churchill war es auch, der am Ende des Krieges meinte: "Wir haben das falsche Schwein geschlachtet." Wie es um den "Antifaschismus" der Alliierten bestellt war, zeigt auch das Beispiel Spaniens. Dort liessen die Westmächte den Faschisten Franco an die Macht kommen, der u.a. das baskische Volk und die Arbeiterklasse stark unterdrückte.

Henry Ford, der ebenso wie James Mooney ein persönlicher Freund des "Führers" geworden war, schrieb sogar ein antisemitisches Buch namens "Der internationale Jude", das auch von den Nazis nachgedruckt wurde. Die Ford-Werke in Deutschland stellten bereits 1935 - also bevor die Gesetze der Nazis dies verlangten - nur noch "arische" Mitarbeiter ein. Während die Investitionen der US-amerikanischen Industrie in Europa insgesamt rückläufig waren, stiegen diese in den 30ern in Deutschland um nahezu 49 Prozent.

In Kanada wurde die "Kommunistische Partei" bereits im Jahr 1940 verboten und viele Mitglieder wurden inhaftiert. Deutsche, Italiener und Japaner wurden ebenfalls interniert, ganz gleich, ob sie Faschisten waren oder nicht. Kommunistische Zeitungen, welche sich gegen den Krieg aussprachen, wurden wegen ihrer Anti-Kriegs-Haltung bereits Mitte November 1939 geschlossen.

Als die USA in den Krieg eintraten, plädierten die Führer der amerikanischen Gewerkschaften AFL und CIO dafür, dass während des Krieges keine Streiks und Arbeitsniederlegungen stattfinden sollten. Sie übernahmen damals die Funktion, die sie auch heute noch inne haben: Sie disziplinierten die Arbeiterklasse und erhielten die Produktion aufrecht. "Die Produktion zu unterbrechen bedeutet der Nation ins Herz zu stossen", verkündete die AFL; die CIO erklärte, sie werde "ihre Anstrengungen verdoppeln, um eine ständig steigende Produktionssteigerung zu garantieren." Im Radio rief die CIO die Arbeiterklasse gemäss den Erfordernissen des amerikanischen Kapitals dazu auf: "Arbeiten! Arbeiten! Arbeiten! Produzieren! Produzieren! Produzieren!" Gerade die Gewerkschaften unter kommunistischer Führung trieben diese Politik am weitesten. "Gewerkschaften, die einst eine kompromisslose Haltung gegenüber den Unternehmern eingenommen haben, zeigen sich jetzt versöhnlicher ... sie sind die eifrigsten Verfechter der Kooperation zwischen Kapital und Arbeiterklasse." (Business Week, 18. März 1944; siehe hierzu Jeremy Brecher, "Streiks und Arbeiterrevolten. Amerikanische Arbeiterbewegung 1877 - 1970", S.193 ff.)

Der Verzicht auf den Klassenkampf und der Schwenk auf einen klassenversöhnlerischen Kurs (im Sinne der "Volksfront"-Politik) geschah mit Verweis auf den Krieg gegen den "gemeinsamen Gegner"(Bereits Mitte der 30er hatte die KP verschiedene Organisationen wie die "American Youth for democracy", etc. initiiert und 1936 war aus dem Kopf der Zeitung der KP, dem "Daily Worker", Hammer und Sichel entfernt worden.). Eine "National War Labor Board", bestehend aus Vertretern des Kapitals, der Regierung und der Gewerkschaften, wurde gegründet und regelte die Auseinandersetzungen in der Arbeitswelt. Die Löhne wurden im Interesse "ökonomischer Stabilität" auf dem Niveau vom 15. September 1942 eingefroren. Die Kritik der Arbeiterklasse an der zunehmenden Ausbeutung und Disziplinierung führte zu wilden Streiks, welche mit Gewerkschaftsführungen konfrontiert waren, welche alles ihnen Mögliche unternahmen, um diese zu beenden und den "sozialen Frieden" wieder herzustellen.

Wie in Kanada wurden in den USA am Beginn des Krieges mit Japan alle amerikanischen Staatsbürger japanischer Abstammung (das waren etwa 100.000), ohne Rücksicht auf politische Gesinnung oder staatsbürgerliche Loyalität, als Feinde, Saboteure und Spione in Lagern interniert.

Der "Antifaschismus" der USA und ihr Kreuzzug für Demokratie und Freiheit sind unglaubhaft vor der Realität dieses "Kreuzzuges": So war es bei US-amerikanischen Soldaten geläufige Praxis die Ohren von japanischen Opfern einzusammeln oder Skalps, Knochen und Schädel als Trophäen auszustellen. Von der US-amerikanischen Presse wurde dies nicht verurteilt, sondern im Gegenteil noch durch Berichte und Fotos unterstützt und populär gemacht. (Enzo Traverso, "Nach Auschwitz", S. 147; die eher als intellektuell geltende New York Times brachte Karikaturen, welche die Japaner als Esel darstellten) Auch äusserungen ranghoher Mitglieder der US-Armee verdeutlichen den nationalistischen Charakter, der sich immer wieder hinter der ideologischen Hauptwaffe des "Antifaschismus" versteckte: Admiral Halsey äusserte u.a. öffentlich: "Wir ertränken und verbrennen die bestialischen Affen überall im Pazifik, und es bereitet ebenso viel Vergnügen, sie zu verbrennen wie sie zu ertränken." Und auf einer Dinnerparty gegenüber Journalisten: "Ich hasse Japaner. Ich erzähle Euch, Leute, wenn ich eine schwangere Frau treffe, ich würde ihr in den Bauch treten." (Ernest Mandel, "Der Zweite Weltkrieg", S. 187) Ein weiterer seiner Aussprüche, der stellvertretend für die Stimmung in der Armee und die "Zivilisiertheit" der amerikanischen Gesellschaft war, war folgender: "Kill Japs, kill Japs, kill more Japs." Der Generalleutnant Lesley J. Mc Nair liess in einer Rundfunkansprache an die Truppen im November 1942 die Zuhörenden wissen: "Wir müssen mit jeder Faser unseres Herzens hassen." Während die USA im Pazifik und in Europa - nach offizieller Propagandasichtweise - für die "westlichen Werte" einstand, war die afro-amerikanische Bevölkerung daheim und an der Front weiter rassistischen Diskriminierungen ausgesetzt. So wurde z.B. das Blutplasma für weisse und schwarze Bürger getrennt aufgehoben. In Tennessee hatte sich ein Einberufungsbüro mit der äusserung "Wir sind ein Land des weissen Mannes!" gegen den Dienst von Farbigen in der Armee ausgesprochen. Das Wahlrecht für alle Schwarzen in den USA wurde erst 1965 (!) eingeführt (vergessen sei auch nicht die Rassentrennung in den USA). Und auch im Land der "unbegrenzten Möglichkeiten" kam es zu übergriffen von Faschisten gegen Schwarze, bei denen 1943 in Detroit 25 Afroamerikaner und 9 Weisse getötet wurden. (Klaus Drechsler, "Die USA zwischen Antihitlerkoalition und Kaltem Krieg")

Der amerikanische Kriegsminister Stimson äusserte am 25.11.1941 die vor dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour grösste Sorge der USA: "Die Frage war, wie sollen wir sie (die Japaner) in die Position manövrieren, dass sie den ersten Schuss abgeben, ohne Gefahr uns zu entlarven?" Dies verdeutlicht, dass auch hier damals ein Szenario geschaffen wurde, um den Krieg gegen Japan eine Legitimation und der Bevölkerung eine nationalistische Motivation zu schaffen.

Auch in Frankreich folgte ein Grossteil der Linken der Logik des kleineren übels und unterstützte das eine oder andere Lager. Der Grossteil der Linken fasste den Krieg als einen von "Demokratie gegen Faschismus" ein, weshalb auch für die Unterstützung der Westalliierten plädiert wurde. Die KP war bis 1941 gemäss den Weisungen Stalins für die Unterstützung Hitlerdeutschlands. Danach (d.h. nach dem Angriff Hitlerdeutschlands auf die SU) entschloss sie sich zum "nationalen Widerstand" gemeinsam mit anderen bürgerlichen Kräften gegen die Besatzungsmacht Deutschland und war in der Exilregierung de Gaulles vertreten. Auf Streiks wurde verzichtet, weil durch sie nur die SU und ihre Verbündeten geschwächt würden. Sofort nach Kriegsbeginn wurden österreichische und deutsche Emigranten als "feindliche Ausländer" in ein Lager für Zivilgefangene eingeliefert. Politische Flüchtlinge aus Deutschland wurden nicht als "Antifaschisten" anerkannt, sondern wie bereits im 1. Weltkrieg als Gegner gesehen, was auch hier den wirklichen Charakter des Krieges mit seinem Nationalismus auf allen Seiten erkennen lässt (Ebenso verfuhr man in Grossbritannien mit deutschen Emigranten, die teilweise gerade aus dem KZ kamen und nun erneut interniert wurden; ein Teil von ihnen wurde sogar nach Australien verbracht.). Zehntausende spanischer Antifaschisten, die gegen Franco gekämpft hatten und nach Frankreich geflohen waren, wurden 1939 ebenfalls in Lagern interniert. Schon 1935 hatte der 7. Weltkongress der "Kommunistischen Internationale" die Zurückstellung des Klassenkampfes gefordert. So gliederte sich die KP im Sinne der "Volksfront" unter nationalistischen Parolen in eine Art "nationaler Front" ein, welche die militärische Aufrüstung Frankreichs unterstützte (und somit das grosse Abschlachten von Arbeitermassen). Nur eine kleine Minderheit von linken Kommunisten hielt an der internationalistischen Position fest und machten wie z.B. die Bordigisten darauf aufmerksam, dass Faschismus und Demokratie nur verschiedene (Charakter-)Masken der bürgerlichen Herrschaft sind. Sie sahen den 2. Weltkrieg als einen weiteren imperialistischen Krieg (und nicht als einen der "Demokratie" gegen den "Faschismus" oder "für das Vaterland") an, der in einen Bürgerkrieg gegen alle Kapitalisten umgewandelt hätte werden müssen. Linke Kommunisten hatten auch Anteil an der bewaffneten Befreiung von Paris im August 1944 und sie standen für die Verteidigung proletarischer Interessen gegen das deutsche und das französische Kapital, das sich mit den Nazis eingelassen hatte. So war einer ihrer Slogans: "Der Feind ist unsere eigene Bourgeoisie und wir müssen den kapitalistischen Krieg in einen Bürgerkrieg umwandeln, um den Preis der Niederlage unserer Bourgeoisie." Das war eine Anti-Nazi-Haltung, allerdings auf einer klaren Klassenbasis, ohne Konzessionen an die Klassenkollaboration und den Nationalismus der Stalinisten und Gaullisten.

Auch nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurden die Deutschen in nationalistischer Art alle über einen Kamm geschoren und wurden grösstenteils aus dem ehemaligen Sudetenland und den ehemaligen deutschen Ostgebieten (wie viele Polen aus den ehemals polnischen Ostgebieten, die an die SU gefallen waren) vertrieben. In der späteren CSSR mussten die Deutschen weisse Armbinden tragen. Die russischen Soldaten fielen in Deutschland ein, nicht wie es einer internationalistischen Armee würdig gewesen wäre, sondern ihrem Bewusstseinsstand entsprechend, hatten die russischen Soldaten doch nationalistisch aufgeputscht im "Grossen Vaterländischen Krieg" gegen die deutschen Nazifaschisten gekämpft. Das Verhalten der Besatzungsmächte gegenüber dem deutschen Volk spricht Bände über die wahren Absichten der Besetzung Deutschlands. Es war ein Akt der Fremdbestimmung (auch was die Grenzziehung, die Demontagen, das Verbot der politischen Betätigung, etc. angeht).

Dass die westlichen Alliierten die Versorgung ihrer (deutschen) Kriegsgefangenen sabotierten, besagt viel über ihre "Zivilisiertheit". So wurden das Rote Kreuz und deutsche Zivilisten daran gehindert, die deutschen Kriegsgefangenen in den Lagern zu versorgen. Mangels Essen und medizinischer Versorgung starben so Tausende, obwohl ganz Europa mit Essen und Medizin vollgestopft war wie ein Feldlazarett. Ein Grossteil der sich ergebenden deutschen Soldaten soll laut einer Studie von Paul Fussell von den Alliierten auf den Schlachtfeldern erschossen worden sein.

Eines der grössten Verbrechen der Alliierten war die Bombardierung Dresdens, wo rund 250.000 Menschen im grössten Feuersturm des Krieges massakriert wurden (mehr als in Hiroshima und Nagasaki zusammen), darunter viele Flüchtlinge aus dem Osten und Zwangsarbeiter. In Dresden wurde eine Fläche von über 18 Quadratkilometern ausradiert, nur 7.000 von 35.000 bewohnten Häusern blieben stehen. Dabei war die Nazi-Wehrmacht an allen Fronten auf dem Rückzug und Dresden war kein strategisches Ziel. Es bestanden hier keine besonderen militärischen Anlagen. Bei dem Angriff im Februar 1945 wurden zwar die meisten Wohnhäuser und Krankenhäuser zerstört, aber der Militärflughafen und auch die verschiedenen Fabriken nicht. So wurde die Bevölkerung bestraft, demoralisiert und von einem möglichen Aufstand abgehalten. Ein Grossteil der Massen in Deutschland und Italien war mangels einer politischen Alternative zum Nazismus zur Passivität verurteilt. Den Rest besorgten die Bombenteppiche. Italienische Grossstädte wurden bombardiert und die im Keim befindlichen Arbeiterräte wurden zerstört und an ihrer Arbeit gehindert.

Die erste Atombombe fiel am 6. August 1945, zwei Tage vor der geplanten sowjetischen Attacke gegen Japan. Sie war gedacht als Warnung vor einem Einmarsch der Russen in die Mandschurei. Es ging darum, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Churchill soll gesagt haben: "Wir hatten jetzt etwas in unseren Händen, was das Gleichgewicht mit den Russen wiederherstellen würde." Truman schrieb ähnlich über ein Gespräch mit Byrnes: "... er glaube daran, dass uns die Bombe wohl in eine Position bringen könnte, unsere eigenen Bedingungen am Ende des Krieges zu diktieren." Zu diesem Zeitpunkt hatte es bereits mehrere Versuche Japans gegeben den Krieg zu beenden. Zudem war Japan militärisch am Ende. General Mc Arthur stellte nachdrücklich für April 2000 fest: "Japan war schon erledigt.". Heute wird davon ausgegangen, dass sich Japan ohne Anwendung der Atombombe und ohne Invasion ergeben hätte.

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Wenn die Nazis mitten im 20. Jahrhundert ihre "Kolonialvölker" in Osteuropa entdeckten, so vollzogen sie nur nach, was Jahrhunderte europäischer Kultur überall in der Welt, jenseits des Abendlandes, vorgemacht hatten: Barbarei, Versklavung und Ausrottung. Die "Grausamkeit" der Nazis war ein Derivat, ein Ergebnis dieser Tradition. Der Mord an den Hottentotten durch die Buren, der Mord an den Hereros durch das kaiserliche Deutschland oder etwa die "Dezimierung" der Bevölkerung des Kongos, die zwischen 20 und 40 Millionen lag, auf acht Millionen durch die belgische Kolonialmacht sind nur einige Beispiele dieser Tradition der "zivilisierten" Nationen (ganz abgesehen von den alltäglichen und traditionellen Gewalttätigkeiten des kapitalistischen Herrschaftssystems!). Die Nazi-Barbarei konzentrierte wie auch die Sowjetunion (mit ihren Gulags, der forcierten Kollektivierung und Industrialisierung) in wenigen Jahren die Schrecken (ebenfalls nach Millionen Opfer zählend!), welche die anderen kapitalistischen Staaten in mehreren Jahrzehnten verübt hatten.

Vor dem Hintergrund der Kolonien, der Bündnispartner (z.B. war in Portugal selbst ein Faschist, Salazar, an der Macht), des unverhältnismässigen Einsatzes von Waffen (u.a. die Bombardierung von Dresden, die Atombombenabwürfe und die Bombardierung von Arbeitervierteln), der selbst in den USA vorhandenen Rassendiskriminierung (es gab zwar keine KZs und keine industrielle Massenvernichtung von Menschenleben, sondern "nur" getrenntes Leben, rassistische Hetze und Morde vor allem im Süden der USA, etc.) ist der Kreuzzug der USA und ihrer westlichen Alliierten für Freiheit und Demokratie mehr als unglaubwürdig. Auch auf der russischen Seite herrschte ebenfalls Nationalismus vor. So hiess es von Seiten Stalins aus dem Munde Ilja Ehrenburg: "Nur ein toter Deutscher ist ein guter Deutscher." (so abgedruckt in dem Organ der britischen KP, dem "Morning Star"; "Die Deutschen haben mit uns diesen Krieg begonnen, sie wollten diesen Krieg! Wir wollen die Deutschen nicht länger warten lassen, wir haben Hass genug! Die Deutschen haben unsere jungen Mädchen, Frauen und Kinder getötet, wir wollen uns rächen! Wir werden nicht Halt machen, bis wir in Berlin sind! Zwischen uns und ihnen ist ein tiefer Graben!")

Die Nützlichkeit und Zielsetzung der alliierten Flächenbombardements ist sehr fraglich. So war die deutsche Kriegsproduktion trotz der Bombardierungen noch intakt und im Anwachsen, so dass der Höhepunkt der Produktion von Panzern, Flugzeugen und Artillerie im Sommer 1944 erreicht wurde. Viele Wohnviertel waren zerstört, aber viele Industrieanlagen waren noch intakt (so dass diese nach 1945 dann als "Reparationsleistungen" demontiert werden konnten). Auch wurden die Bahnschienen in die Todeslager wie Auschwitz nicht zerstört. Dabei erschienen 1944 allein in der Schweiz 383 und in den USA 54 Presseartikel über das Morden in Auschwitz. Dies wirft ein bezeichnendes Licht auf die Alliierten, denn durch die Bombardierung der Schienen- und Verkehrswege hätten sie vielen Menschen (nicht nur Juden!) das Leben retten können. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine Begebenheit, die Amadeo Bordiga in seinem Text "Auschwitz oder das grosse Alibi" schildert. 1944 hätten die Alliierten die Möglichkeit gehabt das Leben von einer (!) Million Juden im Tausch gegen 10.000 Lastwagen zu retten. Die Nazis boten den Alliierten an ihnen nach der Zustimmung als Beweis der Ernsthaftigkeit 100.000 Juden zu übergeben. Die Alliierten reagierten allerdings auf dieses Angebot nicht. Ein ähnlicher Fall ist der des Aufstandes im Warschauer Getto 1944, dem die russischen Truppen nicht zur Hilfe kamen. Stattdessen hielt die russische Armee inne und liess die Nazis den Aufstand niederschlagen und den Widerstand im Blut ertränken. 1942 weigerte sich Churchill, Stalin zu Hilfe zu kommen, obwohl eine Million britischer Soldaten im Nordiran gleich hinter der sowjetischen Grenze konzentriert waren. Stalin forderte sie auf, sich gemeinsam mit der Roten Armee an der Ostfront gegen die Nazitruppen zu stellen. Churchill lehnte ab. Sein Hintergedanke: abwarten, bis Stalin besiegt wird, und dann die sowjetischen ölquellen im Baku und die fruchtbare Ukraine besetzen. Die deutsche Armee erhielt den Befehl, in Italien an Ort und Stelle zu bleiben, "alle öffentlichen Einrichtungen und die wesentlichen Zivilverwaltungen weiter funktionieren zu lassen" und mit der Hilfe CI.NAI "Ruhe und Ordnung" aufrechtzuerhalten. ähnlich sah es in Indochina aus, wo die japanischen Truppen auch die Waffen wieder erhielten, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. (Bob Potter, "Vietnam Superstar, S. 48). Wie passt solches Verhalten zum vorher praktizierten Freund-Feind-Denken?

In den medizinischen Experimenten und der "Kolonialpolitik" der Nazis verbanden sich (wissenschaftliches und wirtschaftliches ) Kalkül und - moralisch gewertet - Inhumanität. Obwohl die Alliierten die menschenverachtenden und grausamen Menschenversuche der Nazis offiziell und gerade im Gefolge der Nürnberger Prozesse lautstark verurteilten, hielt dies weder die SU noch die USA davon ab, sich des wissenschaftlichen Personals aus der Konkursmasse des 3. Reiches zu bedienen (mit ihrer Hilfe entwickelten die USA die Atombombe und andere Waffen). Die USA integrierten zur selben Zeit auch die japanischen Wissenschaftler, welche im Bereich der biologischen und chemischen Waffen einige Erfolge erzielt hatten. Die japanische Besatzungsmacht hatte in einem grösseren Masse als die Nazis Experimente mit Kriegsgefangenen und Teilen der chinesischen Bevölkerung (was Resistenz gegen Hitze, Kälte und Krankheiten anging) durchgeführt. So hatte Japan u.a. eine Pest-Epidemie im Bereich von Nankin ausgelöst. Die deutschen und japanischen Wissenschaftler und ihre Versuche waren also nur solange "barbarisch" wie sie nicht im Dienste der Alliierten gestanden hatten.

Der Verweis auf die Greuel der Nazis dient als Freibrief für sämtliche Greueltaten und Verbrechen der "antifaschistischen" Gegenseite (Bombardierungen deutscher Städte; massenhafte und unterschiedslose Vertreibung von 11 Millionen Deutschen aus den deutschen Ostgebieten, Polen und der Tschechoslowakei; Umgang mit den deutschen Kriegsgefangenen; Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki, etc.). Die Bilder aus den Nazi-KZs, die Bilder der Gaskammern, die Bilder der Judenverfolgung sollen im Nachhinein den Krieg rechtfertigen, über seinen imperialistischen Charakter hinwegtäuschen und uns unser tägliches Dasein als vergleichsweise "angenehm" ansehen und ertragen lassen. Die "Antifaschisten" (vor allem USA und SU, aber auch Frankreich und Grossbritannien) haben versucht ihre Massaker mit dem faul stinkenden Wasser der Greuel ihrer faschistischen Konkurrenten wegzuspülen. Doch was bleibt sind die bekannten Verbrechen (und die Bombardierung Dresdens ist wohl die bekannteste!) und mehr als die Ahnung, dass hinter dem grossherzigen "Antifaschismus" handfeste materielle Interessen standen. Bekannt ist, dass die Alliierten schon recht früh vor Kriegsende in Jalta klar ihre Interessensphären in Europa absteckten. Natürlich war auch der Krieg selbst ein Mittel zum Zweck und in seiner Zerstörungskraft liegt der Schlüssel zum Verständnis imperialistischer Kriege. In der Zerstörung von Infrastruktur, Arbeitskraft (Stichwort: "überbevölkerung"), Produktionsmitteln und Wohnraum und in dem "Verbrauch" von Waffen lag für die Kapitalisten aller Länder der tiefere Sinn auch dieses "gerechten" Krieges (so verdoppelten sich allein nach Abzug der Steuern die Profite der US-Wirtschaft für den Zeitraum von 1936 bis 1940 von 25,9 Milliarden Dollar auf 51,5 Milliarden Dollar für den Zeitraum von 1941 bis 1945). Nicht nur, dass durch diese Zerstörungen die Truppen und die Bevölkerung des "Gegners" demoralisiert werden. Es muss diese gesamte Infrastruktur erneut aufgebaut werden und hiermit lassen sich Geschäfte machen. Durch den Verbrauch und die Zerstörung von Produkten und Werten lebt dieses System.

Die Herrschenden brauchten den Mythos des "antifaschistischen", also "gerechten" Krieges um von der Kontinuität zwischen bürgerlicher Demokratie und Faschismus, vom wirklichen (imperialistischen!) Charakter des Krieges und den eigenen Verbrechen abzulenken (denn der Nazismus hatte kein Monopol auf Gewalt gegen unschuldige Opfer; auch die Alliierten machten Gebrauch von verschiedenen Methoden des Terrors und des Mordes, wenn sie die Notwendigkeit sahen). Der Völkermord an den Juden wurde nahezu religiös verklärt, so dass jeder der die Verbrechen der Alliierten beim Namen nennt, sich dem Vorwurf ausgesetzt sieht, er sei ein Revisionist, wolle die Verbrechen der Nazis relativieren oder aber stecke mit diesen unter einer Decke. Auschwitz soll den imperialistischen Mächten also herhalten als Alibi für die eigene imperialistische Politik, welche im Krieg ihre Fortsetzung fand. Somit werden die Verbrechen der Alliierten gerechtfertigt mit dem Hinweis, der Krieg hätte sich gegen Nazideutschland gerichtet und Krieg sei nun einmal grausam. Alles, sogar die Atombombe ist gerechtfertigt gegen solch einen barbarischen Feind wie die Nazis. Eine solche Haltung lässt nur den Holocaust gelten und macht blind für andere Gewalttaten und Verbrechen.

Auf beiden Seiten der Front hatte der Krieg und der mit ihm einhergehende konstruierte Gegensatz zwischen Faschismus und Antifaschismus ähnliche Auswirkungen: Die noch Jahre zuvor bestehende Massenarbeitslosigkeit war durch die forcierte Aufrüstung und die erhöhte Rüstungsproduktion in Deutschland (1932: 6,04 Millionen, 1939: 640.000) ganz und in den USA (1940: 8 Millionen, 1944: 670.000) beinahe ganz beseitigt. Die Profite gerade der Rüstungskonzerne stiegen, der "soziale Friede" war hergestellt aufgrund der Mobilisierung der "Nation" für oder gegen Deutschland. Ausserdem fand eine enorme Modernisierung statt (Entwicklungen, die Waffentechnik und Arbeitsorganisation betreffend, Forschungen, etc.). Das alliierte Grosskapital hatte durch die Ideologie des Antifaschismus und die dadurch sich vollziehende Formierung der Nation und der Kollaboration der Gewerkschaften und "Arbeiterparteien" das geschafft, was das deutsche Grosskapital durch den Abbau der bürgerlichen Demokratie, die Zerschlagung der organisierten Arbeiterbewegung und die Ideologie der "Volksgemeinschaft" erreicht hatte: die radikale Steigerung der Ausbeutungsrate und die weitgehende Unterdrückung des auf den Klassengegensätzen beruhenden Klassenkampfes. Nach 1945 traten in Deutschland an die Stelle der Nazis im Osten der NKWD und im Westen die amerikanische Militärpolizei und die anderen Militäradministrationen, welche es verstanden die deutsche Arbeiterklasse zu knebeln (erinnert sei an den Wunsch nach Sozialisierung grosser Teile der Wirtschaft, an die Hungerrevolten, Demonstrationen und Streiks).

Die kapitalistische Barbarei in ihrem demokratischen Gewand unter dem Deckmantel des Antifaschismus trat mal mehr, mal weniger deutlich und offen hervor. Sehr offensichtlich wurde dies durch den vorhandenen Nationalismus. Auch darf nicht vergessen werden, dass die grosse Abschlachterei des 2. Weltkrieges enorme "Kreativität" freisetzte: so bewies das "demokratische" Pendant zum Faschismus wie eben dieses in der Entwicklung neuer, grausamerer Waffen und Systeme (z.B. Atombombe, V1 und V2, neue (Brand-)Bomben, Radar, Menschenversuche, Medikamente, etc.) seine Barbarität. Wahrlich eine grossartige Zivilisation, die da aufstand, die Barbarei zu bekämpfen, indem sie die Barbarei im Labor der Moderne (dem Krieg!) perfektionierte und selbst betrieb.

Der 2. Weltkrieg war weder ein Krieg zwischen "Demokratie" und "Faschismus", noch war eines der besetzten Länder nach seiner Besetzung kein kapitalistisches mehr. Der 2. war wie der 1. Weltkrieg ein Konkurrenzkampf der imperialistischen Mächte und ein Massenmorden auf Kosten der Völker. Die tatsächlichen Kriegsziele wurden durch die Propaganda vom "antifaschistischen Krieg" verschleiert: Eroberung bzw. Verteidigung von Absatzmärkten, Rohstoffquellen, Einflusssphären. Es sei nur daran erinnert, dass die USA die zweite Front im Westen erst eröffnete, als die deutsche Wehrmacht auf dem Rückzug war und die "Rote Armee" Europa zu überrollen drohte. Auch die Konferenzen von Teheran und Jalta, auf denen die Interessensphären der Alliierten abgesteckt wurden, sind bezeichnend für den wirklichen Charakter des Krieges. Das Ergebnis des Krieges war das eines imperialistischen Gemetzels: Die USA lösten Grossbritannien als Weltmacht ab, traten sein Erbe an und Europa wie die Welt insgesamt wurden in militärische und wirtschaftliche Besatzungs- und Einflusszonen eingeteilt. Stalin äusserte auf einem Treffen in Moskau die Ansicht: "Jeder führt sein eigenes System ein, so weit seine Armee vordringen kann." Dieser Ansicht waren die anderen Alliierten keineswegs abgeneigt Die grösste Angst der USA war, dass die Rote Armee zum Atlantik hätte vordringen können. Ihr spätes Eingreifen in den Krieg auf dem Kontinent mit der Landung in der Normandie 1944 ist dieser Angst geschuldet.

Die moralischen Gesten, mit denen die Verbrechen des Nazismus nach 1945 in Deutschland bedacht worden sind, haben ebenso viel zur Verhüllung der Wahrheit dieser Verbrechen beigetragen, wie die blanke Leugnung dieser Verbrechen oder deren Tabuisierung. Durch diese Moral soll der Faschismus als etwas (zum demokratischen Kapitalismus) Gegensätzliches, als etwas Barbarisches dargestellt werden, von dem man nicht annehmen soll, dass es eine Verbindung zum demokratischen Kapitalismus gibt, geschweigedenn Kontinuitäten bestehen. Das Gerede vom "Zivilisationsbruch" (Horkheimer und Adorno z.B. stellten den Nazismus als "Rückkehr der aufgeklärten Zivilisation zur Barbarei" dar) lenkt vom wahren - bürgerlichen, d.h. kapitalistischen! - Charakter des Faschismus ab. Aber gerade im "Ungeheuerlichen" und "Barbarischen" des Faschismus wird die Normalität der Herrschaft sichtbar. Da die kapitalistische Gesellschaft - sowohl unter der politischen Form der Demokratie als auch unter der Form des Faschismus - eine Organisation von Herrschaft und Gewalt ist, stellt der Faschismus nichts Eigenständiges dar. Weder der Rassismus noch der Massenmord noch der Mord durch Arbeit stellten etwas Neues dar.

Es ist der Wahn der Vernunft, der die grossen Verbrechen von Auschwitz, Hiroshima und Dresden bestimmt. Alle diese Grauen, die dem Moralisierenden als "Machwerk von Irren" erscheinen, waren vernünftig geplant und vernünftig-wissenschaftlich begründet. Die Irrationalität prägt den Kapitalismus als ganzes (erinnert sei nur an die kapitalistische Konkurrenz, Produktion um des Profites wegen, Vergeudung von Ressourcen, Vernichtung von Lebensmitteln und Waren, Rassismus, Auschwitz, Krieg, etc.), in kleinen Teilbereichen dagegen ist der Kapitalismus äusserst rational (erinnert sei an die Entwicklung und den Einsatz neuer Waffensysteme, die Planung des Krieges und des industriellen Massenmordes an den Juden, Behinderten und Sinti und Roma, die Verwertung selbst der Goldzähne, Haare und Brillen der Ermordeten in Auschwitz, etc.). Wie so oft war der Kapitalismus mit seinem Rassismus für die Beherrschten irrational und sie wurden missbraucht bzw. liessen sich missbrauchen, während die Herrschenden diese Irrationalitäten gebrauchten, um ihre Interessen durchzusetzen, um das grosse Schlachtfest der Menschen- und Warenvernichtung zu rechtfertigen.

Auschwitz war kein Ausbruch einer bestialischen und primitiven Gewalt (auch wenn der Faschismus sicherlich stets auch auf sadistische Kriminelle und fanatische Rassisten gesetzt hat), sondern Auschwitz wäre ohne die "verwirklichte Fusion von Antisemitismus und Rassismus mit dem Gefängnis, der kapitalistischen Fabrik und der bürokratisch-rationellen Verwaltung" (Enzo Traverso, S. 117) und ihre historische Entwicklung nicht möglich gewesen. Auschwitz und Hiroshima (stellvertretend für all die anderen Verbrechen der imperialistischen Mächte) sind nicht Produkte der Technologie oder einer bestialischen Weltanschauung, sondern sind Produkte der Entwicklung gesellschaftlicher Kräfteverhältnisse. Die technischen Neuerungen ermöglichten Konzentrationslager, industriell organisierten Massenmord, Weltkriege und Atombomben und lieferten dem Kapitalismus, d.i. die kapitalistische Barbarei, neues Handwerkzeug, das er auch anzuwenden verstand.

Erinnert sei daran, dass Auschwitz nicht der erste und letzte Völkermord in der Geschichte war (die Zahl der Opfer der Kriege, Völkermorde und politischer Gewalt verschiedener Art dürften allein für den Zeitraum von 1914 bis 1990 mindestens 187 Millionen Menschenleben betragen!). Das System der Konzentrationslager hatte sich bereits in embryonaler Form in den Gefängnissen und Arbeitshäusern des 19. Jahrhunderts angekündigt. Der Holocaust ist nicht einzigartig als Völkermord, sondern in seiner exakten Planung und industriellen Durchführung.

Die Geschichtsrevisionisten von rechter Seite tun das ihrige wie auch die "Linken", welche die Verbrechen der Alliierten leugnen, herunterspielen oder rechtfertigen: die einen leugnen die Verbrechen der Nazis, die anderen die Verbrechen der "demokratischen" Nationen. Insofern erfüllen beide ihre Aufgabe im grossen bürgerlichen Geschichtszirkus, der alles duldet, nur nicht die historische Wahrheit.

Es gibt nun aber Linke, für die wer solches äussert als Revisionist gilt. Diesen möchten wir nur erwidern, dass sie besser mit den Mythen der Alliierten brechen und begangene Verbrechen aller Seiten beim Namen nennen sollten, da sie historische Wahrheiten darstellen. Diesen Linken ist der Klassenstandpunkt abhanden gekommen und sie machen sich zu Handlangern und Apologeten der Kapitalisten und ihrer Geschichtsschreibung, indem sie kritiklos deren Märchen wiederkäuen. Wo solches Hantieren endet, können wir angesichts der staatlichen Antifa-Kampagne des Sommers 2000 nur zu gut sehen: direkt im Schlepptau des Staates und des Kapitals. Nicht wir verharmlosen oder relativieren, sondern eben unsere Kritiker, denn sie rechtfertigen die Verbrechen der Alliierten mit dem Völkermord der Nazis. Dass die Verbrechen der Nazis allerdings nicht die Bombardierung von Arbeitervierteln und dem Mord an Frauen und Kindern rechtfertigen (auch wenn diese als Reaktion der Bombardierung z.B. englischer Städte durch die Nazi-Wehrmacht dargestellt werden) , bleibt ausserhalb ihrer Erkenntnis. Die Verbrechen des faschistischen Imperialismus haben viele blind gemacht für die Verbrechen des normalen Kapitalismus und des "demokratischen" Imperialismus. Vergessen sei auch nicht die gleiche Legitimation, die sich die Herren Fischer, Scharping und Schröder für den Jugoslawien-Feldzug gaben.

Proletarischer Internationalismus versus nationalistischer Antifaschismus und Antitotalitarismus

In der SU war ein zunehmender grossrussischer Nationalismus anzutreffen, der die Massen in den "Grossen Vaterländischen Krieg" "für das Vaterland, für Stalin" ziehen liess. Kommunistische Parolen rückten immer mehr in den Hintergrund, so dass am Ende der russische Nationalismus und Panslawismus die politische Bühne beherrschte. "Dies gipfelte in Stalins Siegesmanifest vom Mai 1945, in dem der Sieg als der Triumph der slawischen Völker in ihrem jahrhundertelangen Kampf gegen die germanischen Völker gefeiert wurde." (E. Mandel, S. 87)

Dennoch gab es Arbeiter und Kommunisten, welche an den Prinzipien des proletarischen Internationalismus festhielten. Ernest Mandel hat in seinem Buch über den 2. Weltkrieg einige - wenn auch eher seiner politischen Position als Trotzkist geschuldete - Beispiele für (geglückten) proletarischen Internationalismus zusammengetragen: "Die Arbeiter von Amsterdam traten im Februar 1941 in einen beachtlichen Streik gegen die ersten anti-jüdischen Massnahmen der Nazi-Besatzungsmacht. Die Kommunistische Partei Jugoslawiens stellte, sehr zum ärger Stalins, eine proletarische Brigade auf, der es gelang, mehrere Tausend italienische, österreichische, ungarische und deutsche Soldaten und Freiwillige zu rekrutieren. Die dänischen Widerständler retteten fast alle dänischen Juden vor dem Holocaust. Kleine Gruppen von japanischen Linken halfen den chinesischen Guerillas in der Mandschurei. Einem früheren Mitglied der Linken Opposition, Lew Kopelew, gelang es, in deutscher Sprache so erfolgreich antifaschistische Propaganda zu organisieren, dass die deutsche Zitadelle Gradenz sich ohne Schwertstreich der Roten Armee ergab. Nachdem er auf diese Weise Tausenden von sowjet-russischen und deutschen Soldaten das Leben gerettet hatte, wurde Kopelew von Stalins NKWD wegen des schrecklichen Verbrechens des "Kosmopolitismus" verhaftet. (...) Kleine Gruppen von internationalistischen Kommunisten zumeist trotzkistischer Richtung kombinierten antifaschistischen Widerstand mit einer beharrlichen Verteidigung von Arbeiterinteressen und einer festen internationalistischen Haltung gegenüber deutschen Soldaten und Arbeitern. Viele von ihnen bezahlten ihre von den Faschisten gefürchtete Standhaftigkeit mit dem Leben. (...) Der von den italienischen Faschisten zum Tode verurteilte ehemalige Generalsekretär der griechischen KP, Pantelis Pouliopoulos, der später Trotzkist geworden war, sprach derart überzeugend zu den italienischen Soldaten des Erschiessungskommandos, dass diese sich weigerten, ihn zu erschiessen."

Kontakt: revtimes@gmx.net


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