Kapitel "Zwei Methoden, die Demokratie zu kritisieren"

Es gibt zwei Methoden, die Demokratie zu kritisieren: Die AnhängerInnen der ersten Methode kritisieren den Mangel an Demokratie, an Gleichheit, an Rechten und Freiheiten. Die AnhängerInnen dieser Methode werden zum Engagement bzw. Kampf für mehr und breitere Demokratie, Rechte und Freiheiten aufrufen. Eine grundsätzliche Kritik der Demokratie und der ihr zugrundeliegenden kapitalistischen Gesellschaftsordnung fehlt ihnen. Sie verteidigen das hehre demokratische Ideal gegen die konkrete gesellschaftliche Wirklichkeit der Demokratie. Daneben verteidigen sie auch handfeste materielle Interessen, die ihnen die Demokratie und deren Gleichheit, Rechte und Freiheiten sichern.

Die AnhängerInnen der zweiten Methode, zu denen wir uns zählen, kritisieren die Demokratie, die Rechte und Freiheiten als solche und lehnen ihre gesellschaftliche Grundlage – die kapitalistische Warengesellschaft - grundsätzlich ab. Aus ihrer Analyse und Kritik ergibt sich die Forderung nach völliger Zerstörung jeglichen (auch des demokratischen) Staates, zusammen mit der Totalität der bürgerlich-kapitalistischen Gleichheiten, Rechte und Freiheiten.

Um es gleich vorweg klar zu sagen: Wir kritisieren hier Demokratie als politische Herrschaftsform des Kapitals, wir wollen nicht eine „wirkliche Demokratie“ anstatt dieser „verlogenen Demokratie“. Wir kritisieren hier nicht nur die „bürgerliche Demokratie“, sondern Demokratie als solche, wobei Demokratie in der kapitalistischen Gesellschaft nur bürgerlich sein kann. Wir sind keine AnhängerInnen einer wie auch immer gearteten „Arbeiterdemokratie“, einer „direkten“, „radikalen“ oder „sozial(istisch)en“ Demokratie. Wir kritisieren hier nicht die barbarische bürgerliche Demokratie zugunsten der zivilisierten „Arbeiter“demokratie. Wir sind an der Zerstörung der „positiven“ Pole des jetzigen politischen und wirtschaftlichen System – des Kapitalismus – interessiert – Demokratie, Fortschritt, Freiheit, Frieden, Gleichheit, Vernunft, Wissenschaft, Wohlstand, Zivilisation, ... , von denen wir wissen, daß sie nur die andere Seite der kapitalistischen Medaille, die „negativen“ Pole des Kapitalismus sind: Armut, Hungertod, Krieg, Umweltverschmutzung, weißer Terror, ... Es sind Momente ein und desselben Widerspruchs.

Wir bekämpfen diese sehr konkrete Demokratie, in der wir leben, mit ihren sehr konkreten Lebens- und Arbeitsbedingungen für uns. Dies tun wir mit der Perspektive einer weltweiten sozialen Revolution und wie die folgenden Seiten zeigen werden, unterscheidet sich unsere Demokratiekritik von der „Kritik“ anderer Demokratie“kritiker“ (d.h. von der „Kritik“ der AnarchistInnen, der Partei“kommunistInnen“, FaschistInnen und anderer DemokratiefreundInnen) gewaltig. Alles andere heißt sich für’ s Kapital zu schlagen. Aber: Sich für’ s Kapital zu schlagen, heißt sich selbst schlagen!

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