Erstellen von Anaglyphen-Bilder

Ein Anaglyph ist ein Raumbild, bei dem zwei zusammengehörige Bilder in Komplementärfarben (z. B. Rot/Grün) übereinandergedruckt sind. Die Bilder zeigen ein Motiv aus zwei leicht unterschiedlichen Betrachtungswinkeln.

Die räumliche Wirkung tritt ein, wenn das linke Auge nur das linke Bild und das rechte Auge nur das rechte Bild sieht. Dies kann durch die Verwendung einer Brille erreicht werden, deren Gläser in denselben Farben wie das Bild eingefärbt sind. Während die Betrachtung der gleichfarbigen Bilder durch die gefärbten Gläser nicht beeinträchtigt wird, werden die Bilder in den Komplementärfarben nicht wahrgenommen, d. h. das linke Auge sieht nur das linke Bild und das rechte Auge nur das recht Bild.

Die folgende Anleitung beschreibt das Erstellen von Anaglyphen in sieben Schritten. Sie ist abgestimmt auf die Betrachtung mit einer Brille, deren Gläser für das linke Auge rot und für das rechte Auge grün sind. Die Anweisungen beziehen sich auf das Bildbearbeitungsprogramm Paint Shop Pro.

Brille zum Betrachten von Anaglyphen

1. Aufnehmen des Bildpaares

Das Bildpaar sollte von zwei benachbarten Standpunkten auf einer gedachten Kreislinie um das Bildmotiv mit dem Bildmotiv nahe der Bildmitte aufgenommen werden. Der Abstand der Standpunkte sollte dabei ca. 1/100 des Abstandes zum Bildmotiv betragen. Je größer der Abstand der Standpunkte gewählt wird, desto stärker ist später die räumliche Wirkung. Die Brennweite, Fokusierung und Belichtung sollte für beide Aufnahmen dieselbe sein, damit sich die Halbbilder möglichst nur im Betrachtungswinkel unterscheiden.

Werden die Aufnahmen mit einer Kamera nacheinander aufgenommen, sollten Änderungen des Bildmotivs (ziehende Wolken, wandernde Schatten) durch einen raschen Standortwechsel (z. B. Aufnahmen aus einem Flugzeug) minimiert werden. Naher Vordergrund (z. B. Äste, Büsche) sollte möglichst ganz vermieden werden.

2. Digitalisieren

Anschließend müssen die Bilder eingescannt werden.

Linkes und rechtes Bild nach dem Einscannen

3. Korrigieren des Ausschnitts

Damit beide Bilder genau denselben Ausschnitt darstellen, diese in zwei verschiedene Ebenen in einem gemeinsamen Bild montieren und die obere Ebene mit 50% Deckkraft darstellen. Das Bildmotiv nahe der Bildmitte und die Horizontale (Horizont) durch verschieben und drehen zur Deckung bringen. Dann den gewünschten Bildausschnitt wählen und von jeder Ebene eine Kopie dieses Ausschnitts als neues Halbbild ablegen.

Linkes und rechtes Bild mit gemeinsamen Bildausschnitt

4. Korrigieren der Bildqualität

Die so gewonnenen Halbbilder mit korrigiertem Ausschnitt können bei Bedarf hinsichtlich Helligkeit, Kontrast, Farbton und Schärfe korrigiert werden, solange dies für beide Bilder gleichartig erfolgt.

5. Umwandeln in S/W-Bilder

Vor dem Einfärben müssen die Halbbilder in S/W-Bilder umgewandelt werden (Befehl Graustufenbild). Die Farbtiefe wird anschließend wieder auf 24 Bit erhöht.

Linkes und rechtes Bild nach Umwandlung in S/W-Bilder

6. Einfärben

Die Rot-Färbung des linken Halbbildes wird durch Reduzierung des Grün und Blau-Anteils auf 0% erreicht. Die Türkis/Aquamarin/Cyan-Färbung des rechten Halbbildes wird durch Reduzierung des Rot-Anteils auf 0% erreicht.

Linkes und rechtes Bild nach dem Einfärben

7. Überlagerung

Die Überlagern der zwei gefärbten Halbbilder erfolgt durch Anwenden der Bildberechnungsfunktion Addition, Hellstes oder ODER. Das neu berechnete Bild zeigt die gemeinsamen Bildteile grau, die linken rot und die rechten türkis. Fertig ist das Anaglyph!

Fertiges Anaglyph (für eine größere Darstellung auf das Bild klicken).


Last Update: 99/08/29.
Author:
Bernhard Fischer.
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