20 Jahre Bocketaler - 1979 bis 1999


von Gerhard Voß


Am 2. April 1999 wurden "Die Bocketaler" 20 Jahre alt. Der Verein hat 34 aktive und 68 passive Mitglieder.

Die Anfänge der Bocketaler lagen im Jahr 1975. Damals spielte Rudolf Rogowski auf Bitten des ehemaligen ev. Pastors Schmidt zum Totensonntag am Ehrenmal. Zunächst allein, 1976 bereits mit einem Trio. Dann schloß sich Josef Sackarndt mit seinen Kindern dieser Gruppe an und stellte seinen Keller als Übungsraum zu Verfügung. Innerhalb kurzer Zeit hatte man über ein Dutzend Jugendlicher für die Blasmusik gewinnen können. Da die Räumlichkeiten bei Sackarndt zu klein waren, hielt man künftig die Proben bei Familie Rottmann in Holthausen ab.

In dieser Zeit wurde der Name "Die Bocketaler" ins Leben gerufen, was auf die Nähe des allseits bekannten Bocketals zurückzuführen ist.

Um die musikalische Qualität des Orchesters weiterzuentwickeln, konnte man mit Franz Schlosser im Jahr 1979 den ersten "richtigen" Dirigenten gewinnen. Er hat es durch seine musikalische Kompetenz und durch sein pädagogisches Geschick geschafft, in kurzer Zeit einen für die Verhältnisse ansprechenden Klangkörper zu entwickeln. Die Proben wurden seitdem im katholischen Jugendheim durchgeführt.

Bald zeigte sich, daß die jungen Mitglieder mit allen organisatorischen Fragen überfordert waren. Es kam daher 1979 zur Gründung eines Musikvereins, der die Verwaltungsarbeit von dem musikalischen Teil trennte. Der Wahlleiter war damals Hermann Kröner. 1. Vorsitzender wurde Alfred Behrens, 2. Vorsitzender Heinz Schwakenberg. Das Amt der Schatzmeisterin übernahm Renate Bäumer, das der Schriftführerin Sigrid Rogowski. Als Kapellmeister wurde Franz Schlosser bestätigt. Übungsleiter wurden Rudolf Rogowski, Josef Sackarndt und Alfons Hagenberg. Die Aufgabe der Jugendsprecherin wurde Gisela Löpmeier übertragen.

Bereits drei Wochen nach der Gründungsversammlung hatten die Bocketaler am 22. April 1979 ihr erstes großes Musikfest. Dieser Auftritt wurde zu einem Riesenerfolg. Die 32 Musiker brachten die im vollbesetzten Saal Franz anwesenden Zuhörer zur Begeisterung. Bei diesem Konzert traten die Bocketaler erstmals in ihrer Westfalentracht auf. In den nächsten Monaten schlossen sich große Ereignisse wie das Schützenfest Niederdorf, die Himmelfahrtsregatta sowie das Schützenfest des Bürgerschützenvereins an.

Kurz nach dem Schützenfest im Oberdorf gab Franz Schlosser bekannt, daß er Brochterbeck und damit auch die Bocketaler verlassen werde, um in Fürstenfeldbruck das Amt des Organisten zu übernehmen. Dem Engagement des damaligen Vorstands ist es zu verdanken, daß mit Herrn Erfurth ein kompetenter Kapellmeister gewonnen werden konnte, der die Arbeit von Franz Schlosser fortsetzte und eine Phase der musikalischen Verfeinerung und Reife einleitete.

Das musikalische Niveau wurde in der Folge durch gezielte Aktivitäten wie Orchesterfreizeiten gesteigert. So war man beispielsweise im August 1980 für zwei Tage in der Jugendherberge in Tecklenburg. Hier wurde vor allem im Rahmen von Registerproben das Zusammenspiel geübt.

Zu einer musikalischen Herausforderung für Orchester und Dirigent wurde die Schallplattenaufnahme am 17. Oktober 1981. Nach anfänglicher Skepsis, dieser Aufgabe nicht gewachsen zu sein, stellte sich das Endprodukt als gelungen heraus. Die Platte wurde zusammen mit dem Ledder Spielmannszug gestaltet.

Die Bocketaler im Jahr 1999 Die Bocketaler im Jahr 1999. Von unten links: Beate Heeke, Sandrine Rethorè, Carolin Dirksmeier, Mareike Voß, Andrea Jostmeier, Inga Jostmeier, Janine Albrecht, Christina Wieschebrock, Thomas Wieschebrock, Christoph Freude. Mittlere Reihe von links. Mathias Köngeter, Claudia Dirksmeier, Michaela Runde, Bianca Folsche, Horst Erfurth, Katharina Kipp, Heinz Stallmeier, Jan-Adrian Schönrock, Gerhard Voß, Josef Sackarndt. Obere Reihe von links: Klaus Markfort, Wilhelm Höhn, Renate Scheil, Andreas Bohle, Kathrin Voß, Gabi Beulting, Mathias Averbeck, Karl Sackarndt, Reinhard Stallmeier.

Im Jahre 1983 wurde ein Vororchester gegründet, in dem die neu hinzugekommenen Musiker auf das spätere Spielen im großen Orchester vorbereitet wurden.

Das Jahr 1984 war für die Bocketaler ein ganz besonderes Jahr, da man zum erstenmal Kontakt mit den französischen Musikfreunden aus Chalonnes sur Loire aufgenommen hat. Zusammen mit dem Radsportverein Leeden fuhr man nach Frankreich, wo man den Grundstein für die bis heute gültige Freundschaft mit der Union Musicale Chalonnaise legte. Anläßlich des Umzugs beim Stadtfest in Chalonnes schrieb die französische Zeitung West Courier: "Im Festzug marschierte die ausgezeichnete Blasmusikkapelle aus Tecklenburg, genannt "Die Bocketaler", mit ihren glänzenden Instrumenten, ..., eine große Bereicherung!"

Diesem ersten Treffen folgten viele weitere Zusammenkünfte in Chalonnes und Brochterbeck.

Das Jahr 1985 brachte Änderungen im Vorstand. Der zweite Vorsitzende Heinz Schwakenberg und die Schriftführerin Sigrid Rogowski stellten ihre Ämter zur Verfügung. Ihnen galt der besondere Dank des Vorsitzenden Alfred Behrens. Zum zweiten Vorsitzenden wurde Hermann Baranowski und zur Schriftführerin Renate Lammerskitten gewählt.

Alfred Behrens und Renate Bäumer traten am 4. März 1991 nach zwölfjähriger erfolgreicher Tätigkeit als 1. Vorsitzender bzw. Schriftführerin zurück. Hermann Baranowski schied nach 6 Amtsjahren als 2. Vorsitzender aus. Renate Lammerskitten hatte bereits im Jahr zuvor ihr Amt abgegeben, da sie aus beruflichen Gründen nach Süddeutschland gezogen war. In den Vorstand wurden am 4. März 1991 Gerhard Voß als 1. Vorsitzender, Andrea Grüter als 2. Vorsitzende, Reinhard Stallmeier als Schatzmeister und Beate Mescher als Schriftführerin gewählt. Diese Zusammensetzung hat bis auf den Posten des 2. Vorsitzenden, den Andreas Bohle seit drei Jahren bekleidet, noch heute Gültigkeit.

Im Jahr 1993 fand vom 12. - 15. Juli das 1. Musikfestival der Partnerstädte in Chalonnes statt. An diesem Musikfestival nahmen neben der Union Musicale Chalonnaise und den Bocketalern auch ein Orchester aus Irland teil.

Im Jahr 1994 erhielt Horst Erfurth die Ehrennadel in Silber vom Volksmusikerbund NRW, Landesverband Westfalen-Lippe e. V., verliehen. Damit wurde die hervorragende Leistung des Kapellmeisters gewürdigt, der durch besondere pädagogische Fähigkeit den Musikverein zu ausgezeichneten Leistungen und Erfolgen geführt hat.

Das 15-jährige Vereinsjubiläum feierten die Bocketaler vom 12. - 15. Mai 1994. Höhepunkt war das Konzert im Saal Franz, zu dem alle passiven Mitglieder eingeladen waren.

Aufgrund der vielen Treffen mit der Partnerstadt Chalonnes wurde ein Städtepartnerschaftskommitee eingerichtet. Dieses hatte am 17. Januar 1996 seine erste Sitzung. Vorsitzende des Kommitees ist Frau Hildegard Krechting, Schriftführer Herr Manfred Schreck. Weiterhin hat dieses Kommitte 7 Beisitzer: von der Freiwilligen Feuerwehr, vom Tennisclub Blau- Weiß Tecklenburg, vom Geschichts- und Heimatverein Tecklenburg, vom Sportverein Westfalia Leeden/Ledde, vom Graf-Adolf-Gymnasium Tecklenburg, vom Radsportverein Bergeslust Leeden und von den Bocketalern. Als Vertreter der Bocketaler ist Andreas Bohle bei den Sitzungen anwesend. Aufgabe des Kommitees ist die Pflege der städtepartnerschaftlichen Beziehungen und die Koordination der verschiedenen Treffen der einzelnen Gruppen.

Im Mai 1996 war das Orchester zum 8. Mal mit den französischen Musikfreunden zusammen, und man traf sich in Chalonnes. Anlaß war das 60 jährige Bestehen des Partnerorchesters. Nach der Rückkehr aus Frankreich gab es in den hiesigen Tageszeitungen halbseitige Berichterstattungen. Die Ibbenbürener Volkszeitung titelte beispielsweise: "Zwei Kulturträger pflegten Freundschaft" oder die Überschrift in den Westfälischen Nachrichten lautete: "Von der Gastfreundschaft tief beeindruckt".

Am Abend der Ankunft machte man bereits eine gemeinsame Probe für den Auftritt am Wochenende. Am Tag danach lud man das Orchester zu einer Fahrt zum Atlantik ein. In Le Croisic unternahm man eine Schiffstour und gab zum Erstaunen der Einwohner der kleinen Hafenstadt ein gemeinsames Konzert und am Samstag in Chalonnes zusammen mit einem weiteren Orchester aus Beauquenes. Anschließend ging es mit dem Petit Train durch den Ort, und an verschiedenen Stellen wurden Ständchen gespielt. Den Abend verbrachte man am Ufer der Loire beim Grillfest, wo ein ganzer Ochse am Spieß gebraten wurde. Für einige Teilnehmer begann der Sonntag recht ungewöhnlich. Um 7.00 Uhr startete eine deutsch-französische Gruppe zum Wecken durch Chalonnes. Mit dem kleinen Zug fuhren sie zu 17 verschiedenen Familien. Nachmittags fand ein großer Umzug durch Chalonnes statt. Das große gemeinsame Konzert sollte abends an der Loire stattfinden. Wegen des schlechten Wetters verlegte man es in die Halle de Mariniers. Die Bocketaler spielten unter der Leitung von Horst Erfurth und die Union Musicale Chalonnaise unter ihrem neuen Dirigenten Alain Bouvet. Der Vorsitzende der Bocketaler gratulierte im Anschluß zum 60-jährigen Jubiläum und überreichte ein Bild mit einem Motiv der Tecklenburger Legge und eine große Flasche Wein "Alter Tecklenburger". Hier wurde auch die Einladung zu unserem 20-jährigen Jubiläum in diesem Jahr ausgesprochen. Die Vorsitzende Brigitte Rochè bedankte sich für das Präsent und übergab einen großen Pokal, der jetzt in unserer neuen Vitrine in der Grundschule ausgestellt ist. Auch der Bürgermeister Bordereau war anwesend und zeigte sich sehr erfreut über dieses musikalische Zusammentreffen. Die Rückfahrt nach Brochterbeck am nächsten Tag führte über Paris. Hier machte man eine Stadtrundfahrt und nahm das Abendessen auf den Champs Elysèes ein. Den Abschluß bildete eine Bootsfahrt auf der Seine.

Seit 20 Jahren prägen die Bocketaler das dörfliche Vereinsleben. Traditionell spielen sie beim Schützenfest des Bürgerschützenvereins, bei der Himmelfahrtsregatta und den Brochterbecker Heimatabenden. Aber auch kirchliche Veranstaltungen wie Kirchen-konzerte, die Karfreitags- und Fronleichnamprozessionen sowie Waldgottesdienste im Bocketal werden musikalisch gestaltet. Durch die gute Zusammenarbeit mit den beiden Kirchengemeinden und den anderen Vereinen, insbesondere dem Bürgerschützenverein, haben die Bocketaler viele Freunde gewonnen, und sie sind zu einem festen Bestandteil im gesellschaftlichen Leben Brochterbecks geworden.