Bekaempfung der Arbeitslosigkeit
 



Japan leidet seit 9 Jahren unter der stagnierenden Wirtschaft. Als Folge davon kletterte in letzter Zeit die Arbeitslosenquote auf 4.9 %, einen Prozentsatz, den wir bisher nie erlebt haben. (Stand im Juli 1999)

Dagegen zeichnet sich die Arbeitslosenquote in den Niederlanden derzeit aeusserst niedrig ab und es geht diesem Land hervorragend. Vor 15 Jahren sah die hollaendische Wirtschaft jedoch ganz anders aus. Was fuehrte dieses Land zum Erfolg?

1984 wurde in den Niederlanden das Wassener-Abkommen verabschiedet, um der Stagnation der Wirtschaft und der hohen Arbeitslosigkeit zu entkommen.

Dessen Konzept ist:
- Zurueckhaltung der Lohnerhoehung
- Erhaltung der Arbeitsplaetze
  Finanzielle Unterstuetzung von Seiten der Arbeitgeber falls es trotz aller
  Bemuehungen zu Entlassungen kommt.
- Arbeitszeitverkuerzung (Worksharing)
- Foerderung der Fruehrente
- Fortsetzung der Sparpolitik

Drei Parteien, naemlich die derzeitige Regierung, Arbeitgeberverbaende und Gewerkschaften haben versprochen, das Konzept einzuhalten und kooperativ zu arbeiten. Unter dem neuen Motto "Worksharing (Arbeitsverteilung)" arbeitet man in der Regel 32 Stunden pro Woche, damit noch ein Arbeitsplatz geschaffen wird. Dabei nimmt man in Kauf, weniger bezahlt zu bekommen.
Ferner kann man die Arbeitszeit selber bestimmen. D,h. man kann zwischen der Teilzeit- und der Vollzeitarbeit waehlen. Besonders bemerkenswert ist, dass der Teilzeitbeschaeftigte bei der Ausstiegschance mit dem Vollzeitbeschaeftigten gleichgestellt wird. Es gibt also in den Niederlanden teilzeitbeschaeftige Manager oder Praesidenten, die fuer uns Japaner kaum vorstellbar sind. Ausserdem kann man je nach Wunsch von der Teilzeit-(3 Tage die Woche) in die Vollzeitbeschaeftigung(5 Tage die Woche) oder umgekehrt wechseln. Das ist vor allem fuer junge Paare, die kleine Kinder haben, guenstig. Die beiden arbeiten als Teilzeitbeschaeftigte, damit zumindest einer zu Hause ist, um sich um die Kinder zu kuemmern. Sie verdienen zu zweit 1.3 Mal so viel wie die Familie, bei der einer vollzeit beschaeftigt ist. Deshalb sind sie mit dieser Arbeitsbedingung zufrieden. Dieses System gibt gleichzeitig Gelegenheit, dass Maenner aktiv an der Kindererziehung teilnehmen.

Voellig problemlos ist das System allerdings nicht. Man beschwert sich oft, dass bei Sitzungen staendig jemand fehlt. Ferner fuehlen sich Vollzeitbeschaeftigte manchmal staerker belastet als Teilzeitarbeitskraefte. Noch problematischer ist die Langzeitarbeitslosigkeit. Waehhrend es den Unqualifizierten schwer faellt, eine Stelle zu finden, fehlt es auf dem Arbeitsmarkt Hollands heute an den qualifizierten Arbeitskraeften.
Deshalb legt man auf Fortbildung und Umschulung grossen Wert, damit den Bewerbern bessere Berufschancen eroeffnet werden koennen.

Das hollendische Beispiel klingt pragmatisch, flexibel und anpassungsfaehig. Ob dieses Konzept vorbehaltlos nach Japan uebertragen werden kann, ist meiner Meinung nach fraglich. Dazu sollte sich zuerst unsere Einstellung der Arbeit und der Familie gegenuber gruendlich aendern. In Japan ist die harmonische Atmosphaere im Arbeitsplatz von grosser Bedeutung.
Haeufig hoert man solche Klagen, dass alle Mitarbeiter im Buero bleiben muessen, bis ihr Vorgesetzter das Buero verlaesst, obwohl sie selbst schon laengst mit ihren Aufgaben fertig sind. In so einem Arbeitsklima Teilzeit- und Vollzeitbeschaeftigte gleichberechtigt zu behandeln, scheint schwierig zu sein. Angesichts der demographischen Entwicklung, naemlich der Ueberalterung der Gesellschaft muessen wir uns jedoch bemuehen, pragmatischer vorzugehen und auf die Effizienz mehr Wert zu legen, da wir kuenftig immer weniger Arbeitskraefte haben.
Gerade deshalb sollten Frauen zunehmend auf den Arbeitsmarkt einbezogen werden. Dazu brauchen sie die Unterstuetzung ihrer Maenner.
Ich finde es besonders beeindruckend, dass viele Maenner in den Niederlanden bereit sind, sich als Teilzeitarbeitskraft zu beschaeftigen. Das ist der Beweis dafuer, dass sie die Familie schaetzen und den Haushalt und die Kinderbetreung gerne uebernehmen. Solch ein Typ ist in Japan meiner Ansicht nach leider duenn gesaet, weil japanische Maenner traditionell der Arbeit die allererste Prioritaet geben. Immerhin lernen in unseren Schulen heutige Jungen und Maedchen gemeinsam ueber den Haushalt wie z.B. Kochen, Naehen usw. Hoffentlich zeigen solche Massnahmen nachher Wirkung: Die Maenner werden haushaltsfaehig und mehr selbstaendig, damit die Frauen weniger belastet werden.

Letztendlich geht es um das Vertrauen zwischen Politikern, Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
In den Niederlanden haben sich alle drei Parteien fest entschlossen, ihr Versprechen einzuhalten und das haben sie tatsaechlich getan. "Hier herrscht die Atmosphaere, dass man offen diskutiert und dabei auf andere Ruecksicht nimmt." So kommentierte der damalige Vorsitzende der Arbeitgeberverbaende. Das waere vielleicht der beste Loesungstip nicht nur fuer Japaner, sondern auch fuer Deutsche.

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