Technische Fortschritte und Gesellschaft
 



Ich habe ein interessantes Fernsehprogramm gesehen: Es war das Schachspiel zwischen dem Schachweltmeister Kasparov und dem Computer "Deep Blue", in dem der Computer Sieger wurde. Es war eine Sensation. Man rechnete zwar bereits damit, dass der Computer womoeglich um 2013 den besten Spieler der Welt besiegen koennte, aber in der Tat gewann er viel frueher. Dieses Ereignis brachte mich zur Ueberlegung bezueglich dieses Themas, naemlich "Technische Fortschritte und Gesellschaft".


Zuerst moechte ich berichten, wie das Spiel verlaufen ist. Insgesammt 6 Mal spielten die beiden "Spieler". Beim ersten Spiel gewann Kasparov, weil er den ersten Zug hatte und nach einer "unkonventionellen" Art spielte. Der Computer speichert alle wichtigen frueheren Spiele und weiss ganz genau, wie er spielen soll, wenn der Gegner nach einer traditionellen Art spielt. Aber er hat eine Schwaeche bei unerwarteten oder ganz neuen Spielarten, weil er dazu keine Daten hat. So dachte man wenigstens bis dahin.
Beim zweiten Spiel hatte der Computer den ersten Zug, und spielte nach einer orthodoxen Strategie. Inmitten des Spiels machte Deep-Blue jedoch einen ungewoehnlichen Zug, mit dem weder Kasparov noch die anderen bestmoeglichen Spieler der Welt (Grandmaster) rechnen konnten. Man glaubte fest, dass der Computer die "Dame" zieht. Aber gegen alle Erwartung zog er den "Bauer". Kasparov konnte ueberhaupt nicht verstehen, wie der Computer auf diese Idee gekommen ist. Der Computer dachte in der Tat anfangs auch, dass es der beste Weg sei, die Dame zu ziehen und rechnete dann bis zu den nachfolgenden 8 Zuegen voraus. Beim 8. Zug betrug die Bewertung 87 Punkte. Dann rechnete der Computer weiter und stellte fest, dass bei den darauffolgenden 9.,10. und 11. Zuegen die Punkte immer schlechter werden und schliesslich auf 48 sinken. Der "Alarm" wurde ausgeloest: Der Computer merkte also, dass sich Kasparov auf einen hervorragenden Gegenangriff vorbereitete. Deshalb aenderte Deep-Blue seine Strategie und gewann schliesslich. Das Entwicklungsteam dieses Schachcomputers konnte selbst auch nicht voraussehen, dass ihr Computer so hervorragend "denken" konnte. Der Computer rechnet unheimlich schnell, deshalb ueberschreitet seine Strategie manchmal die Vorstellung des Programmierers selbst. Am Ende kommentierte ein Computerforscher: Wir haben das Ziel erreicht, naemlich den besten Spieler der Welt zu schlagen. Das ist ein grosser Erfolg der menschlichen Intelligenz, aber gleichzeitig eine Niederlage des Menschen dem Computer gegenueber. Wir sind davon ueberzeugt, dass nicht nur der Mensch sondern auch die Maschine ueber die hoechste Intelligenz verfuegen kann. Das Projekt ist mit diesem Sieg beendet und kuenftig setzt man die Computerforschung insbesondere in medizinischen und geologischen Bereichen fort.
Warum ist aber der Computer so hervorragend? Wie denkt oder genauer gesagt rechnet er eigentlich? Bei ihm handelt es sich immer um Gewinn, wobei er jedem Vorgehen Noten gibt und fuer die optimale Handlung entscheidet. Solange man diese Theorie fuers Schachspiel oder sonstige Spielarten einsetzt, ist es gar kein Problem. Die Frage ist nun, ob diese Denkweise auch auf andere Bereiche insbesondere auf die Gesellschaft uebertragbar ist.
Ich erinnere mich noch an einen Cartoon, in dem solch eine Szene gespielt wurde:
Man entwickelt eine Maschine, mit derer Hilfe Neugeborene je nach IQ zu sortieren sind. Diesen Kindern werden dann entsprechende Ausbildungen, spaeter auch angemessene Arbeitsplaetze oder Aufgaben zugeteilt. Es ist eine im aeussersten leistungsorientierte Gesellschaft. Die Frage ist aber, ob man wirklich in der Lage ist, "menschliche Qualitaet" so lueckenlos zu beurteilen.
Diesbezueglich moechte ich insbesondere die grosse Gefahr der Gentechnologie erwaehnen. Mit dieser Technologie kann man defekte Erbanlagen korrigieren. Z.B. Neugeborene, deren Eltern an irgendwelcher Erbkrankheit leiden, koennen durch gentechnische Eingriffe gesund zur Welt gebracht werden. Es gibt sogar Moeglichkeiten, dass z.B.Trinksucht, Beleibtheit oder Haarausfall, die womoeglich genetisch gestimmt werden, zu "heilen" sind.
Behinderte protestieren dennoch gegen genetische Tests fuer Embryos, mit deren Hilfe man kuenftig nur gesunde Babies auf die Welt zu bringen beabsichtigt. Es ist vielleicht ihre Furcht vor einer Entwicklung, in der sich Gesellschaft zunehmend staerker an Leistung orientiert und dadurch an Toleranz und Vielfaeltigkeit verliert.


Wissenschaftler versuchen aus zahlreichen Fakten eine simple Theorie herauszufinden. Es ist also der Weg zur Vereinfachung, Standardisierung und Optimierung. Dagegen sollten bei der immer komplizierter werdenden heutigen Gesellschaft viele Alternativen bereitgestellt werden, damit man in der Lage ist, das Leben nicht serienmaessig, sondern individuell zu gestalten, auch wenn deren Perspektive nach dem Ermessen des Computers nicht immer "optimal" scheint.
Trotz der Niederlage war ich von Kasparov sehr beeindruckt, denn man entdeckt insbesondere beim Scheitern den Sinn des Lebens. Beim Menschen kann also etwas Negatives manchmal etwas Positives sein, es ist beim Computer allerdings nicht der Fall.

 

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