"Der Jude ist der Feind, ihn zu töten erfreut Allah.“ – Eben dies, nur blumiger formuliert, steht in der Charta der palästinensischen Regierungspartei Hamas, findet sich in Publikationen staatsnaher iranischer Verlagshäuser und wird täglich über Rundfunkanstalten wie dem Hisbollah-Sender Al-Manar in alle Welt gesendet. Nur stammt der Satz weder von islamischen Extremisten noch aus jüngster Zeit. Er wurde verbreitet von deutschen Rundfunkredakteuren, die zwischen 1939 und ’45 um die Herzen der Araber warben, während deutsche Nahost-Experten zu Hause darum bemüht waren, die nationalsozialistische Führung von der „natürlichen Allianz“ mit dem Islam zu überzeugen. Experten wie der frühere deutsche Botschafter in Kairo, Eberhard von Stohrer, der 1941 berichtete, der Führer nehme „im Islam schon durch seinen Kampf gegen das Judentum eine hervorragende Stellung ein“.
Propagandaredakteuren wie Politikberatern war beachtlicher Erfolg beschieden. Dies zumindest legen Dokumente nahe, die von den Historikern Martin Cüppers und Klaus-Michael Mallmann in ihrer Studie „Halbmond und Hakenkreuz“ zitiert werden. Entgegen der verbreiteten Wahrnehmung, der zufolge Deutschland in der Region lediglich vermittelt über Israel historisch belastet ist, zeigen die beiden Mitarbeiter der NS-Forschungsstelle Ludwigsburg, welch prägenden Einfluss der Nationalsozialismus auf die arabische Nationalbewegung hatte.
Aufsehen erregten die Autoren bereits, als sie im Frühjahr in einem Aufsatz über die Ergebnisse ihrer Forschung berichteten. Seitdem ist klar, dass die Vorstellung, der NS-Staat habe im Vorderen Orient keine eigenständigen Interessen verfolgt, nicht mehr haltbar ist. Zwar hat eine deutsche Invasion im Nahen Osten nicht stattgefunden, keineswegs aber blieb die Region von einer Einflussnahme des NS-Staates verschont. Ende der 1930er Jahre liebäugelten die Planungsstäbe im Außen- wie im Reichssicherheitshauptamt mit der Kontrolle der arabischen Halbinsel. Im Führerhauptquartier träumte man von einer Zangenbewegung, die vom Norden her über die besiegte Sowjetunion, vom Süden über den Nahen Osten und Persien erfolgen sollte, um Großbritannien vom indischen Subkontinent abzutrennen und den rohstoffreichen Osten vollständig zu kontrollieren. Nicht mangelnder Wille, sondern die Gegenoffensive der Roten Armee vor Moskau und die Niederlage des deutschen Afrika-Corps bei El Alamein vereitelten schließlich den Plan, und verhinderten zugleich, dass mit der Wehrmacht auch die Schoa in den Nahen Osten kam.
Trotz der anfänglichen Duldung jüdischer Emigration nach Palästina, so die materialreich belegte Kernthese, strebte der NS-Staat danach, die Judenvernichtung auch auf den Nahen Osten auszudehnen. Studien, gefertigt von einem eigens eingerichteten „Sonderstab F“, wiesen jüdische Wohnstätten in Palästina bereits als Quartiere für deutsche Truppen aus. Ab Sommer 1942 stand ein „Einsatzkommando Ägypten“ nach dem Vorbild der „Einsatzgruppen“ im Osten bereit; geleitet von dem in der Ermordung von Juden erfahrenen SS-Obersturmbannführer Walter Rauff und betreut von einem ganzen Stab „Experten“ des Reichssicherheitshauptamtes. Ihr Auftrag: „Die begonnene Judenvernichtung in Europa mit tatkräftiger Mithilfe von arabischen Kollaborateuren“ im Nahen Osten fortzusetzen. Bündnispartner vor Ort war die arabische Nationalbewegung unter der Führung des exilierten Amin al Husseini – Mufti von Jerusalem und Onkel des späteren Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat. Dessen Aufgabe lag in der Mobilisierung lokaler Kollaborateure und der Verbreitung pronazistischer Propaganda. Zumindest Letzteres fiel nicht schwer: Mal angezogen vom völkischen Antiimperialismus der Nazis, der sich gegen die Mandatsmacht Großbritannien richtete, mal erfüllt vom Traum der Wiederauferstehung eines arabisch-islamischen Großreichs, feierten die nahöstlichen Eliten Hitler als „Propheten gegen die Juden“. Bereits damals stellten die sogenannte palästinensische Frage und der „geteilte Hass auf die Juden“ das entscheidende Bindeglied dar, das die unterschiedlichsten Kräfte einte.
Als historisch prägend sollten sich denn auch nicht die militärischen Erfolge des Afrika-Corps herausstellen, dessen Offensive im August/September 1942 von den Briten gestoppt wurde. Nachhaltiger wirkte die propagandistische Leistung, die darin bestand, die jüdische Ansiedlung in Palästina ins Zentrum der arabischen Mobilisierung zu stellen und zugleich mit einem islamisch verbrämten Antiimperialismus zu verknüpfen, der die Vernichtung des Jischuw zur Voraussetzung für die „Befreiung“ der arabischen Welt von Fremdherrschaft erklärte. „Hört o Ihr edlen Araber!“, heißt es in einem in Tunesien verbreiteten deutschen Flugblatt von 1943. „Befreit Euch von den Engländern, den Amerikanern und den Juden! Denn die Engländer, Amerikaner, Juden und ihre Verbündeten sind die größten Feinde des Arabertums und des Islam!“ Botschaften wie diese wurden von einem weit gespannten Netz von Agenten und Kollaborateuren verbreitet und fanden Widerhall in nationalistischen und islamischen Zirkeln, aus denen sich die späteren Staatseliten rekrutieren sollten. So unterhielt die deutsche Auslandspropaganda in Ägypten enge Beziehungen nicht nur zur Muslim-Bruderschaft, sondern gleichfalls zu den „Freien Offizieren“, einer klandestinen Gruppe, aus der die späteren Präsidenten Abdel Nasser und Anwar al Sadat stammten. Arabische Terroristen in Palästina wurden bereits seit den 1930ern mit Waffen versorgt, um Anschläge gegen jüdische und britische Einrichtungen zu verüben. In allen Teilen der arabischen Welt drängten ähnliche Gruppen nach Aktion und nahmen dankbar die materielle und ideologische Unterstützung aus Deutschland entgegen.
Seit sich mit der Niederlage von El Alamein abzeichnete, dass eine militärische Invasion gescheitert war, konzentrierte sich die deutsche Politik darauf, den „arabischen Widerstand“ zu mobilisieren. Auf diese Weise konnte der Vormarsch der Alliierten zwar nicht gestoppt werden. Die assoziative Verbindung von Juden mit einer scheinbar alles begründenden Fremdbestimmung aber hat sich im Alltagsbewusstsein der Massen verankert. „Was wollen die Amerikaner? Sie wollen den Juden helfen“, hieß es in einer damals verbreiteten Propagandaschrift der Deutschen. „Nehmt Euch Waffen, wo Ihr sie findet. Fügt dem Feind Schaden zu, wo Ihr könnt.“ Die auffallende Ähnlichkeit zu den Traktaten heutiger Terroristen ist nicht nur semantischer Natur. Sie lässt jene Deutungen zweifelhaft erscheinen, die im Terror von Hamas und Hisbollah nur eine Reaktion auf die Politik Israels sehen. Cüppers und Mallmann zeigen, dass der arabische Antisemitismus älter ist als der Staat Israel und geben erstmals Hinweise darauf, welchen Anteil Deutschland an seiner Durchsetzung hatte."
Zum Thema Tagesspiegel Online: Literatur Spezial Service Online bestellen: "Halbmond und Hakenkreuz" Klaus-Michael Mallmann, Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz. Das „Dritte Reich“, die Araber und Palästina. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006. 288 Seiten, 49,90 Euro.
Vrije meningsuiting 'Stop discriminatie van allochtonen'
"We durven niet te zeggen wat we denken"
'Ruim een derde van de Nederlanders durft niet eerlijk te zeggen wat hij vindt. Het taboe: allochtonen. 'Je neemt moslims pas serieus als je grappen over hen maakt.' Ana Karadarevic AMSTERDAM . . .
'Ik zeg wat ik denk', zei de in 2002 vermoorde Pim Fortuyn. Zo'n vier op de tien Nederlanders zegt hem dat niet na. Uit het gisteren verschenen on- derzoek van het Nationaal Comite 4 en 5 mei blijkt dat 38 procent van de 900 ondervraagde Nederlanders niet voor zijn of haar mening durft uit te komen. Een opmerkelijke uitkomst, vinden enkele politici en een wetenschapper desgevraagd . Volgens rechtsgeleerde en islamcriticus Afshin Ellian zijn mensen bang voor de reactie van allochtonen. 'Wie durft tegen een rotzooi trappende Marokkaan te zeggen: gedraag je? De gewone man op straat niet.' Volgens Ellian debatteert de elite de afgelopen jaren over de multiculturele samenleving, janmetdepet niet. Nederlanders zijn bang dat allochtonen hen iets zullen aandoen, meent Ellian, terwijl juist autochtonen mensen met kritiek op de islam verbaal aanvallen. 'Discussie is niet mogelijk', stelt de islamcriticus. 'Critici worden uitgemaakt voor islamofoob of zelfs voor racist.' De schuldigen zijn volgens hem linkse politici van onder meer de PvdA. PvdAkamerlid Jeroen Dijsselbloem spreekt dit tegen. Zeven jaar geleden werden discussies in de kiem gesmoord, stelt de parlementarier. 'In de vier jaar dat ik integratiewoordvoerder ben, ben ik zelfs wel eens uitgemaakt voor racist.' Laat er overigens geen misverstand over bestaan: Dijsselbloem en Groen- Links-Kamerlid Tofik Dibi staan pal voor de vrijheid van meningsuiting. 'Ik zal dit grondrecht altijd verdedigen', zegt integratiewoordvoerder Dibi. 'Zelfs als het gaat om uitspraken van Geert Wilders.' Onverdeeld enthousiast zijn zij niet over de manier waarop mensen gebruik maken van de vrijheid van meningsuiting. Sommige mensen zouden het misbruiken 'om alles maar te zeggen'. Snapt u het nog? We durven niet te zeggen wat we vinden, of juist teveel. Hoe nu verder, is de vraag. 'Stop discriminatie van allochtonen', zegt Ellian. Volgens hem is het gevaarlijk dat allochtonen en moslims nu niet bespot en bekritiseerd worden. 'Je neemt moslims pas serieus als je grappen over hen maakt.' Doordat zij buiten schot blijven, stelt Ellian, schrikken moslims wanneer iemand toch eens een grap maakt over bijvoorbeeld de koran. 'Dan reageren zij heel emotioneel.' Sommige cabaretiers maken bewust geen grappen over moslims uit angst te worden bedreigd. De reactie is nog heftiger wanneer iemand kritiek levert. Ellian herinnert aan de moord op Van Gogh door Mohammed Bouyeri. GroenLinks kamerlid Tofik Dibi wijst op de 'kleerkasten' die continu te vinden zijn bij politici zoals Verdonk, Aboutaleb en Wilders. Ook Ellian wordt nog steeds beveiligd vanwege ernstige bedreigingen. Dit is al zo sinds de moord op Van Gogh in november 2004. Maar de islamcriticus wil er niet over praten. 'Ik wil geen sympathie opwekken omdat ik bedreigd wordt. Ik wil liever dat mensen met mij in debat gaan.'
(bron:DePers)