DAS EHEMALIGE FRANZISKANERKLOSTER "S. MARIA IN PARADYSO" BEI RIED AM RIEDERBERG - 15 Jahre später
Gedanken - Korrekturen - Ergänzungen - Fotos.
Eine "Nachlese" anläßlich eines Besuchs im Juni 2000.
Ich kannte die Klosterruine schon länger, als ich im Jahre 1985 mich der bauhistorischen Untersuchung näher widmete. Die damalige Situation war für ein solches Unterfangen denkbar ungünstig: dichtes Strauchwerk, morastiger Boden und Bäume von geradezu groteskem Wildwuchs erschwerten die Zugänglichkeit. Man hätte Teile des Geländes erst roden müssen, um überhaupt an die Mauern heranzukommen. Es war jedoch eine private Initiative, sodaß sich der Gedanke daran erübrigte. Die vegetationslose Zeit im "Vorfrühling" brachte hier zwar eine gewisse optische Erleichterung - das Laub fehlte (endlich!) - dafür sorgte das sogenannte "Rußland-Hoch" für die nötige frische Arbeitsatmosphäre. Wer damals auch noch Wind bestellt hatte, konnte bis heute nicht geklärt werden.
Aus dieser ersten Zeit der Untersuchungen stammen nur wenige Fotos, der "Zweig-und Astfilter" war noch nicht erfunden. Detailvermessungen und erste Beobachtungen mußten unter erheblichem Aufwand an Gymnastik absolviert werden.
Das Gelände sah um1985 noch völlig anders aus als heute: während die Kirche stark verwachsen war, konnte man die Teile des Klosters, insbesondere um das große rechteckige Gebäude gut studieren. Der mächtige Längsschnitt des Österr. Archäologischen Instituts lag noch ziemlich offen, nur die Profile waren eingebrochen und Reste einer Umzäunung aus dünnen Fichtenstämmchen lagen vermorscht in der Grube. Die hohe Substruktion mit einem "Schnitt entlang der Mauer" (!) konnte man mit einiger Kletterei am Steilhang zum Klosterbach erreichen.
Allerdings zeigten sich schon die ersten Anzeichen von illegalen "Privatsondierungen": kleine, kaum einen halben Meter messende Pingen im Steilhang und daneben lagen achtlos weggeschoben teilweise schöne Scherben von Grautonware, sogar mit Töpfermarken - ein typischer Fall von "Metallsuchern". Sie werden allerdings keine rechte Freude gehabt haben, denn große Edelmetallfunde waren ja bei einem Bettelordenskloster der strengen Observanz nicht zu erwarten. Umso größer war dann sicher die Überraschung, als die Sonden wegen der Erkennungsmarken anschlugen und man auf die Gräber einiger Soldaten stießen, welche hier 1945 verscharrt worden waren. Sie wurden exhumiert und einige Jahre konnte man auch noch schlichte Holzkreuze mit den Namen der Gefallenen lesen. Man hat die Gedenkkreuze heute - wohl ganz im Sinne des Fremdenverkehrs - wieder verschwinden lassen. Sie sind ebenso vergessen, wie die Opfer von 1529.
Völlig verändert ist die heutige Platzgestaltung. Es hat sich alles ins Gegenteil verkehrt: Kirche und umgebende Wiese sind vom Gestrüpp freigelegt, dafür wuchert über den restlichen Gebäuden dichtes undurchdringliches Unterholz. Wüßte ich nicht durch meine Untersuchungen von 1985 vom östlichen Rechteckbau und dem "Kloster-Steinbruch", ich könnte beide nicht mehr finden.
Eine Informationstafel berichtet in knapper Form von der Geschichte des Klosters; eine kleine Tafel an der Rückseite des vor wenigen Jahren hier aufgestellten Holzkreuzes erinnert an die im Jubeljahr der Ordensgründung stattgefundene Festmesse.
An den Ergebnissen der Bauuntersuchungen um 1985 hat sich nicht viel geändert, allerdings ermöglicht die volle Sichtbarkeit des Mauerwerks bessere Einblicke in bauliche Details. Sie sollen kurz angedeutet werden.