... Mich stören die Künstler, die irgendwann vergessen
haben, daß sie auch einmal kleine Arschlöcher waren und dann,
wenn sie groß rausgekommen sind, ihr Puplikum, die Leute also,
die ihnen ihren Lebensstil ermöglichen, wie die letzten Deppen
behandeln ... da hat sich nicht viel verändert in meinem Leben.
Ich unterbreche meinen Tag für ein paar Stunden, aber ich
verkleide mich nicht und mache keine Show - ich bin einfach ich
... In meine Konzerte kommen Panker, Abgefuckte, Fertige, Rocker,
Alte und Junge, Blöde und Gescheite ... Ich bin froh, daßdiese
Leute in meine Konzerte kommen. Die sind mir am Arsch lieber als
andere Leute im Gesicht. ... Im Grunde genommen spreche ich nur
das aus, was ein Lehrling seinem Chef nicht sagen kann. In der
Schule bist du unterdrückt, in der Lehre und zu Hause - überall
kriegst du eine auf den Sack, der Panker wie der Lehrling, und
ich geb´s ihnen allen, dem Chef, dem Lehrer, dem Politiker. Ich
vermittle ihnen, dß du auch als Depp was sein kannst. Es ist
egal, was du bist, du mußt nur auf deinem Weg bleiben. Ich zeig
denen, daß es schön ist, wenn man irgendwo hingehört und
trotzdem frei sein kann , und gleichzeitig nicht vergißt, daß
es Menschen gibt, die anders sind ... Ich bin gegen jede Art von
Gewalt, egal ob sie sich gegen Dinge oder Menschen richtet. Ich
bin allerdings fü die Gewalt der Sprache. Ich glaube, daß ich
mehr erreiche, wenn ich auf der Bühne tausend Leuten sage, daß
Kohl eine Drecksau ist, und sich dann eine ganze Menagerie von
Richtern und Staatsanwälten mit mir beschäftigen muß ... Es
gibt doch so viele, die ihr Leben ändern möchten - aber
möchten und können, das sind zwei Paar Stiefel ... bevor ich
das Maul halte, muß schon verdammt viel passieren. Ein
demokratischer Staat muß es verkraften, daß über seine
Politiker hergezogen wird, und wenn er das nicht aushält, dann
ist er nicht liberal und demokratisch, sondern ein Scheißstaat -
und das sage ich dann auch. Ich mach das nicht aus Gaudi oder
wegendes Geldes. Das ist eine schöne Begleiterscheinung ... ich
habe halt das Glück gehabt, daß ich mit nur drei Akkorden
zwanzig Lieder spielen kann - und das können eben nur drei auf
der Welt - Bob Marley, Bob Dylen und ich. Ich begreife die
Gitarre wirklich nur als ein Hilfsmittel, damit ich keine Gedicht
aufsagen muß ... Ich weiß, wo meine Wurzeln sind, jeder Rasta
weiß, wo seine Wurzeln sind ... Meine Wurzeln sind nicht in
Berchtesgaden, die sind in Weißbach. Ich sehe das nicht so
groß, ich sehe das in Blumentopfgröße. Wenn ich weiß, wo ich
hingehöre, dann kann ich dort etwas machen. Ich gehe auch nach
Jamaica, aber bloß für drei Wochen - dann will ich den Watzmann
wieder sehen. (Auszug Interview TAZ, Berlin)
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