Grönemeyer brachte sein Publikum zum Träumen
Goethe ist er nicht. Aber seine Gedichte sind auch nicht schlecht. Doch hat
Grönemeyer dem Geburtstagskind aus Weimar etwas voraus: den Groove und eine musikalische
Bandbreite, die schräge und morbide Rhythmen nicht scheut. In der ausverkauften
Waldbühne gab es "nur" ein Wiederholungskonzert - doch was für eines!
Von Deutschlands Top-Rockern verfügt Grönemeyer über die größte
Mainstream-Kompetenz. Trotzdem fürchtet er sich auch nicht vor neuen, elektronisch
orientierten Stücken. Und "Männer" ist inzwischen ein schneller, heftiger
Song, der nichts von seinem Witz eingebüsst hat.
Das Publikum war völlig geplättet von Herberts souliger Stimme, mit der er seine
Hit-Mixtur vorgaukelte, schrie, kreischte. Mit mildem Bariton brachte er sein Publikum zum
Träumen.
Grönemeyer hat alle seelischen Katastrophen der letzten Monate gut überstanden -
den Tod seiner Frau und seines Bruders. Auf die Liebe seines Publikums kann er sich
verlassen. Poesie und Rock'n'Roll haben in Herbert Grönemeyer zur Zeit den stärksten
deutschen Interpreten. |