BZ

Berlin

Herbert Grönemeyer Härter und rauher als früher

Das Fan-Leben ist ungerecht: Die Berliner, die Herbert Grönemeyer ganz nah sein wollten und sich schon ein bis zwei Stunden vor Konzert-Beginn in der Waldbühne die Sitze sicherten, wurden am härtesten getroffen. Ein Regensturm, wie es ihn in dieser Open-air-Saison noch nicht gab, prasselte nieder.Die Fans klitschnaß bis auf die haut. Doch der Verkaufsstand für Regenschirme (17 Mark das Stück) war verwaist. Keiner hatte damit gerechnet, die Meteorologen hatten "10Prozent Regenwahrscheinlichkeit" angekündigt. Die Fans reagierten mit trotziger Ausgelassenheit: "La ola"-Wellen, wildes rhythmisches Klatschen. Ausgelassen, trotzig der eigenen Trauer begegnend, agierte auch Herbert Grönemeyer. Er hatte keine Angst vorm Ausrutschen auf regennasser Bühne, er tanzte wild, packend, mitreißend, sympathisch. In Turnschuhen, Schlabberhose und lässigem Hemd, ganz auf Arbeit, nicht auf Show-Effekte eingestellt.Ein Vollblut-Musiker, ein starker Typ. "Chaos", "Männer", "Bochum", "Alkohol". Er sang alle Klassiker, oft härter, ungeschliffener und rauher als früher. Nicht immer auf den Punkt genau gesungen, vielleicht wegen der Aufregung. Die Stimmung bei "seinem Heimspiel" in Berlin - sie war frenetischer und herzlicher als in Schwerin, wo Grönemeyer vor einer Woche seine unterbrochene Tour wieder aufnahm. Fans schenkten ihm Sonnenblumen, und er schenkte sich ihnen. Rockte auf allen Vieren auf den vorderen Rand der Bühne, suchte Hände und fand überglückliche Fans. Viele werden wiederkommen - zum Wiederholungskonzert am              29. August. Hoffentlich am sonnigsten Tag des Jahres, Herbert hätte es verdient.