8000 Fans feierten Grönemeyer in Hannover / Gelungenes Comeback
Von Christine Potter
Millimeterweise bewege ich mich wieder vorwärts, rief Superstar Herbert Grönemeyer rund 8000 Zuschauern bei seinem Konzert in der Eilenriedehalle in Hannover zu und alle wußten, wovon er sprach. Hat Herbie, wie er auch liebevoll genannt wird, doch in den vergangenen Monaten durch den Tod seiner Ehefrau Anna und seines Bruders zwei Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Viel Spaß beim Konzert, wünschte er dann - eine Aufforderung, der die Fans folgten.
Dann legte der populäre Sänger mit der kratzigen Stimme los. Die Trauer um den Tod der ihm nahestehenden Menschen schwang in seinen stillen Liedern unbeugsam mit, manche Textpassagen seiner älteren Lieder bekamen ebenfalls eine neue Bedeutung.
Zweieinhalb Stunden ließ der gebürtige Göttinger und Wahl-Bochumer alte und neue Songs erklingen. Vor einem Jahr hatte er bereits rund 400 000 eingefleischte Herbie-Fans begeistert, als er mit seiner Bleibt alles anders-Tour begann. Im vergangenen Herbst mußte er die Tour erst einmal auf Eis legen, versuchte mit einer Knochenmarkspende seinem an Blutkrebs erkrankten Bruder Wilhelm zu helfen, doch vergebens. Ein zweites Mal wurde das Konzert in Hannover abgesagt, als Grönemeyer seine Frau verlor.
Niveauvolle Texte
Nun machte er sein Versprechen wahr, gab sein Letztes und fand jubelnde Zuschauer vor, die ihn von Anfang an unterstützten, versuchten, ihm die Trauer zu nehmen. Auch in den kurzen Sangespausen hallte ein donnerndes Herbie durch die Halle.
Ein begnadeter Sänger ist er wahrlich nicht, seine Musik lebt durch anspruchsvolle und niveauvolle Texte. Sein Können aber ist unbestreitbar, besonders als Texter und Komponist. Es gibt viel zu verliern, du kannst nur gewinnen, sang er seinen Tour-Titel-Song.
An seiner Seite ein Team, das mit Herbert Grönemeyer auf einer Wellenlänge schwimmt. Da stimmt jeder Takt, jede Note, glänzende Soli werden geboten, alles in allem ein perfekter Sound, den die Fans frenetisch bejubelten. Die Lust, Musik zu machen, ist ihm anzusehen. Grönemeyer schien ständig in Bewegung, lief hin und her, brauchte nur den Titel des nächsten Songs ansagen, um die Massen zu Beifallsstürmen zu bewegen.
Bewundernswert auch die Kondition der Akteure auf der Bühne. Die schon recht betagte Halle in der niedersächsischen Landeshauptstadt kochte im wahrsten Sinne des Wortes. Schuld war die schwüle Witterung, die die Besucher schon vor Konzertbeginn ins Schwitzen brachte, die fensterlose Eilenriedehalle, die keine Belüftung zu haben schien, und 8000 begeisternd mitgehende Herbie-Fans, von denen einige nicht einmal während des Grönemeyer-Auftritts auf ihre Zigarette verzichten konnten.
Aufgeheizte Konzerthalle
Außerdem trug die multimediale Lichtshow noch zum Aufheizen bei. Dennoch hielten es die meisten in der Sauna aus, wenn auch kurz vor dem Kreislaufkollaps, sie blieben standhaft.
Unvergeßlich wenn Grönemeyer verstärkt durch 8000 Stimmen, seine größten Hits anstimmte, ob Schmetterlinge im Bauch oder Was soll das? - Zeile für Zeile sangen die Fans mit, ob in der Halle oder im Vorraum, wo sie sich niedergelassen hatten, um der Hitze zu entfliehen.
Nach zwei Stunden hatte Grönemeyer noch die Kraft und auch die Lust, geforderte Zugabe-Wünsche zu erfüllen. Nicht einmal, nicht zweimal, sondern dreimal kam er auf die Bühne, legte wie zu Anfang erneut los. Sein Hemd klebte ihm am Körper, er hatte wieder alles gegeben.