"Herbie" verzauberte seine Fans
Grönemeyer-Konzert auf dem Expo-Gelände
/ Grönemeyer mit Rock, Pop und Pops-Orchestra
Von Christine Potter
Minden/Hannover
(cpt). Rund 9000 Besucher, unter
ihnen zahlreiche Mindener, feierten in der Preussag- Arena auf dem Expo-Gelände
in Hannover einen gut aufgelegten und von der Begeisterung seiner Fans angesteckten
Herbert Grönemeyer.
Der Sänger, der seit seinem Album-Debüt
1981 rund elf Millionen Alben und weit über drei Millionen Konzerttickets
verkauft hat, ging diesmal einen Schritt weiter: Grönemeyer trat zusammen
mit dem 80-köpfigen NDR Hannover Pops Orchestra auf und ließ sich von Geigen,
Trompeten und Posaunen begleiten.
Auch für "Herbie" ein Novum, das
ihn anfangs etwas unsicher erschienen ließ. Blickkontakte zum Orchester
waren unvermeidlich, doch im Verlauf des dreistündigen Konzertes harmonierten
"Herbie" und das Pops Orchester ideal.
Es war wieder mehr als nur ein
Konzert, bei dem die Musiker auf der Bühne alles gaben und es die Zuschauer
nicht mehr auf den Sitzen hielt. Aber ein Grönemeyer, der nicht selbst in
die Klaviertasten greifen würde oder nicht die Höhepunkte seiner Hits spielte,
wäre nicht der echte Grönemeyer. "Bochum", "Land unter", "Was soll das":
Titel, die jeder eingefleischte Herbie-Fan auswendig mitsingen kann.
Sichtlich bewegt spielt Grönemeyer
"Schmetterling im Eis", ein Song, der unweigerlich an die Schicksalsschläge
erinnert, die den Sänger in den letzten zwei Jahren getroffen haben. Starb
doch nicht nur sein Bruder an Krebs, sondern auch seine 42-jährige Frau
Anna. Mit dem Lied macht Herbert Grönemeyer keinen Bogen um das Thema Tod
und das Publikum ließ ihn spüren, dass es mit ihm leidet. Stehend applaudierten
sie minutenlang. Die etwas bedrückende Stimmung schien auf den mit sich
um Fassung ringenden Rock-Superstar überzugreifen.
Hatten doch viele Fans gezweifelt,
ob er jemals wieder der alte sein werde. Doch Grönemeyer gab sofort die
Antwort: Er heizte mit "Männer", "Alkohol" und "Bleibt alles anders" dem
Publikum jetzt erst richtig ein, sang, röhrte, kreischte und tanzte auf
der Bühne und suchte auf dem vor seinen Bühnen üblichen Laufsteg den Kontakt
mit seinen Fans. Ein wahrer Wirbelwind, der als Einheizer die Massen zum
Toben brachte. Neben dem Pops Orchester spielten sich auch seine exzellenten
Bandmusiker mit einigen Soli in den Vordergrund.
Die Textverständlichkeit, manchmal
ein Grundproblem bei Grönemeyers Gesang, ließ diesmal keine Lücken offen.
Alle verstanden ihn, denn schließlich waren alle 9000 Arena-Besucher Grönemeyer-Fans
und die kennen seine Texte.
In Sprechchören feierten sie ihn,
ließen ihn nach anderthalb Stunden nicht so einfach von der Bühne, verlangten
Zugabe um Zugabe. Und auch "Herbie" zögerte den Abschied so lang wie möglich
heraus. Dreimal kehrte er in die Preussag-Arena zurück, zog erneut alle
Register seines Könnens. Bei "Mambo" schien die Halle zu kochen. Auch Herbert
Grönemeyer war in Hochform, groovte und tanzte, schleuderte seine Schuhe
in die Luft und machte barfuß weiter.
Eine halbe Stunde später, Herbie
hatte sich völlig verausgabt, war dann Schluss. Artig verabschiedete sich
Grönemeyer von seinen Fans, das NDR Hannover Pops Orchestra, hinter dem
sich übrigens die Radio- Philharmonie Hannover des NDR verbirgt, ließen
den Abend mit sanfteren Melodien ausklingen.
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