"Bleibt alles anders" ¬ Herbert
Grönemeyers Rückkehr auf die Bühne Herbert Grönemeyer ist zurück. Nicht in
seiner Heimat "tief im Westen", der er im Song "Bochum" ein
musikalisches Denkmal setzte, sondern hoch im Norden feierte der leidgeprüfte Rockstar
seine Rückkehr auf die Konzertbühne.
Und mit ihm feierten 8000 Fans in der ausverkauften Schweriner Sportund Kongreßhalle.
Sie hatten ein halbes Jahr auf den Auftritt Grönemeyers gewartet.
Wegen zweier Schicksalsschläge für Grönemeyer war der für November 1998 in der
Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns geplante Auftakt der "bleibt alles
anders"-Europa-Tour mehrfach verschoben worden. Mit einer Knochenmarkspende hatte der
42jährige Musiker versucht, seinen leukämiekranken Bruder Wilhelm zu retten, der aber
unmittelbar vor dem geplanten Tourneeauftakt starb. Wenige Tage darauf verlor Herbert
Grönemeyer auch seine Frau Anna durch Krebs.
Er solle traurig sein, aber nicht leiden, gab er die Botschaft Annas zu Beginn des
Konzerts an die Zuhörer weiter. Eine Botschaft, die Eingang in eines seiner lyrischen
Lieder fand, an dem seine Frau Anna mitgearbeitet hat. "Deshalb bin ich nun hier. Ich
wünsche Euch viel Spaß", sagte Grönemeyer, von der überaus herzlichen Aufnahme
durch das Schweriner Publikum, das ihn mit Blumen und kleinen Geschenken bedachte,
sichtlich gerührt. Die Trauer um den Tod der beiden ihm so nahe stehenden Menschen
schwang aber in Grönemeyers stillen Liedern wie dem neuen Song "Schmetterlinge im
Eis" immer wieder mit. Auch Textzeilen aus alten Hits wurden neu gedeutet.
Die Lust an der Musik ist Grönemeyer, der bei seiner ersten "bleibt alles
anders"-Tour im vergangenen Frühjahr schon 350000 Fans begeisterte, trotz der
menschlichen Tragödie aber geblieben. Das ließ er seine frenetisch jubelnden Zuhörer,
deren Alter von zehn bis 60 Jahren gereicht haben dürfte, deutlich spüren. Von der
anfangs in kaltes Blau getauchten Bühne sprang mit dem ersten stechenden Ton der
Elektrogitarre der Funke auf die Fans über. Grönemeyer tanzte über die Bühne, lief ins
Publikum und sang mit dem Chor der tausend Kehlen im Duett. Tausendfach schwenkten die
Zuhörer ihre Arme oder klaschten bei inzwischen zu Kulttiteln gewordenen Stücken wie
"Alkohol", "Männer" oder "Mambo" im Takt.
"Es gibt viel zu verlier'n, du kannst nur gewinnen", sang Grönemeyer in
seinem Tour-Titel-Song "bleibt alles anders". Bei seiner Rückkehr auf die
Musikbühne, der nun bis Mitte November noch 24 Auftritte in Deutschland, Österreich,
Holland und Frankreich folgen werden, konnte der 42jährige nur gewinnen. Sein zu Beginn
noch hellgraues Hemd war zum Schluß ¬ vom Schweiß durchtränkt ¬ dunkel geworden. Er
hatte alles gegeben, zweieinhalb Stunden lang ohne Pause, fünf Zugaben inbegriffen.
Grönemeyer ist zurück.
Von Frank Pfaff