Denn Stillstand ist der
Tod
Mit seiner "Bleibt alles anders"-Tour fetzte Herbert Grönemeyer in der knallvollen Stadthalle |
"Servus" Tschüss!"ruft er. Immer wieder. Und bleibt, und bleibt. Und bleibt. Fast manisch wirkt Herbert Grönemeyer, wenn er seinem tosenden Publikum eine Draufgabe nach der anderen gibt: Vier Zugaben-Blöcke insgesamt, in einem Drei-Stunden-Konzert. "Bleibt alles anders" ist keine Tour wie jede andere: Zwei Mal musste der Termin verschoben werden - aus privaten Gründen. Innerhalb weniger Tage starben im Vorjahr Grönemeyers Ehefrau und Bruder. "Stillstand ist der Tod" röhrt er, während man ihn auf drei Leinwänden laufen sieht. Herbert Grönemeyer lebt. Und wie. In seinem weißen Hemd tanzt und hopst er auf einem Laufsteg weit ins Publikum. Genießt spürbar den nicht enden wollenden Applaus und nimmt bei "Vollmond" sogar ein Berührungsbad in der Menge. 12.000 Zuseher sind begeistert. Mitgeklatscht und mitgebrüllt wird bei den alten Hits. "Bochum, ich komm' aus dir", plärrt Wien. Die zahlreichen Crossover-Sequenzen unterstreichen die Qualität der Band: Jazzig mit schräger Gitarre etwa "Fanatisch", dazwischen Dancefloor, Funkrock, Hiphop. Bei "Männer" lassen AC/DC grüssen. Natürlich ist Herbert Grönemeyer ein Schreihals, der - gemessen daran, wie er singt - eigentlich seit Jahren keine Stimme mehr haben dürfte. Aber einer, der mit seinen peitschenden Rhythmen trotzdem angenehm rauer und schmutziger daherkommt als etwa ein Joe Cocker. Von den Texten ist trotz brüllender Lautstärke kaum etwas zu verstehen - am zweiten Rang schon gar nicht. Macht aber nichts: Ohrwürmer wie "Was soll das" kann ein echter Fan - hier von jung bis mittelalt vertreten - sowieso auswendig. Stellt er sich für Balladen ans Keyboard, knipst sich brav das
Lichtermeer der Feuerzeuge an: Daumen verglühen zu "Halt mich", tosender
Applaus zur Textzeile "Schön, dass es dich gibt". Da und dort sieht man
auch Demo-Blinklichter - eine Veranstaltung, die Grönemeyer auch
anspricht. Der Uralt-Heuler "Ich hab dich lieb" ruft die
"Heeeabeeeat"-Brüller auf den Plan. Ein fulminanter Abend. |