Fur immer jung
Bryan Adams hat mit 36 immer noch das Aussehen und die Energie eines 19jahrigen. Da ist es nur logisch, da©¬
sein neues Album "18,Til I Die" ("18 bis ich sterbe") hei©¬t. Im Juli kommt der kanadische Superstar, der in den
vergangenen 15 Jahren fast 50 Millionen Platten verkaufte, fur zwei Konzerte nach Osterreich. Robin Reeves
fuhrte mit ihm exklusiv fur das Club O3 Magazin das folgende Gesprach.
Club O3 Magazin: Deine drei erfolgreichsten Hits waren Filmsongs, (Everything I Do) I Do It For You aus
Robin Hood, All For Love aus Die drei Musketiere und Have You Ever Really Loved A Woman aus Don Juan De
Marco. Hast du Angst, als Film-Balladensanger abgestempelt zu werden?
Bryan Adams: Eigentlich nicht. Meiner Meinung nach ist es an der Qualitat der Songs gelegen und nicht an
den jeweiligen Filmen, da©¬ sie so erfolg-reich waren. Ich glaube daher, da©¬ man mich als Sanger und
Liedschreiber ernstnimmt. Daruberhinaus macht es mir Spa©¬, Songs fur Filme aufzunehmen, wenn mich die
Filme interessieren. Und Robin Hood, die Musketiere und Don Juan, das sind alles legendare Helden, mit
denen ich als Kind aufgewachsen bin.
Wo ist bei den vielen Balladen eigentlich der Rocker Bryan Adams hinverschwunden?
Warte, bis du mein neues Album horst. Dann wirst du mir diese Frage nicht mehr stellen. Meine musikalischen
Vorbilder, die Beatles oder Elton John, haben auch immer beides gemacht, Balladen und Rock ¢„n¢„ Roll. So
will ich das auch halten.
Keine Extrawurste
Hast du eine Vorstellung, was Rock-Musik den Menschen bedeutet?
Ich glaube schon. Oft haben mir Leute personlich gesagt, was ihnen meine Songs in bestimmten Abschnitten
ihres Lebens bedeutet haben. Man vergi©¬t auch nie, wann und wo man das erste Rockkonzert seines Lebens
gesehen hat. Das kann dein Leben verandern.
Was waren die Hohepunkte deiner bisherigen Karriere?
Da gab es eine Menge. Mein Konzert in Vietnam war eine gewaltige Sache. Ich war der erste Rock ¢„n¢„
Roller, der dort auftrat, und mein Gig hat sicher viele Leute dort auf den Geschmack gebracht. Die haben
durch mich erst die Rockmusik entdeckt. Von der Buhne aus konnte ich ihre erstaunten Gesichter sehen. Das
war ein Wahnsinns-Erlebnis.
Dein Vater war ein Diplomat, und du bist sicher viel mit ihm herumgereist. War das schon ein Vorgeschmack auf
dein spateres Rock-¢„n¢„-Roll-Leben?
Nicht wirklich. Die Reisen mit meinem Vater waren zeitweise sehr interessant, und das Unterwegs-Sein wurde
durch die Musik sicher zu meiner Hauptbeschaftigung. Aber damit enden die Gemeinsamkeiten. Mein Vater
war ein sehr einfacher Mann, der keinen Wert auf Luxus legte. Heute steige ich in den besten Hotels ab, wir
haben damals bescheidener gewohnt. Und wir hatten auch keine Bediensteten, wie man sich das bei einem
Diplomaten vielleicht vorstellt. Mein Vater kommt aus der Arbeiterklasse, und er wollte auch fur seine Kinder
keine Extrawurste. Teilweise war es hart fur uns, weil wir uns auf fremde Kulturen einstellen mu©¬ten. Eine
Zeitlang haben wir zum Beispiel in Israel gelebt und konnten die Sprache nicht.
Wie hat sich dein Vater verhalten, als du Rockmusiker werden wolltest?
Das hat ihm uberhaupt nicht gefallen. Er wurde bei der Armee ausgebildet, war Soldat durch und durch, und
das, was er uber die Rockmusiker gehort hatte, pa©¬te da uberhaupt nicht in sein Weltbild. Wir haben viel
gestritten.
Hast du dich wieder mit ihm versohnt?
Erst viel spater. Mein Vater hatte eben uberhaupt kein Verstandnis fur mich, und ich war jung, und da reagiert
man besonders aggressiv. Inzwischen sind wir die besten Freunde. Wir machen sogar Witze uber Sohne, die
nicht auf ihre Vater horen und unbedingt ihren Kopf durchsetzen wollen.
... darunter nackt
Hast du schlechte Angewohnheiten?
O ja. Ich habe eine schlechte Eigenschaft. Ich kann mein Maul nicht halten. Das hat den Konflikt mit meinem
Vater ziemlich erschwert. Aber ich kann nichts dagegen tun. Ich kann nur hoffen, da©¬ ich niemanden zu sehr
beleidige.
Wie warst du noch als Kind, au©¬er goschert?
Schwierig. In der Schule hatte ich eine Menge Probleme. Die Lehrer mochten meine langen Haare nicht, und
mir gefiel nicht, was sie uns erzahlten. Ich interessierte mich nur fur Musik. Musik war mir sogar wichtiger als
Madchen.
Apropos Madchen. Ein Superstar wie du wird doch von Groupies verfolgt. Wie verhaltst du dich ihnen
gegenuber?
Ich schicke sie weg. Manche waren ziemlich freizugig. Ich erinnere mich an eine, die hat so getan, als ware
sie aus dem Musikgeschaft, damit sie einen Termin mit mir bekommt. Und sobald sie mit mir allein im Zimmer
war, hat sie den Mantel fallenlassen, und darunter war sie nackt.
Und was hast du getan?
Das Richtige, sie rausgeschmissen. Ich habe mich genauso direkt verhalten wie sie. Auf sowas stehe ich nicht.
Das ist nicht mein Stil. Es ist schon, wenn man Fans hat, das schmeichelt jedem, aber ich wurde ihre Zuneigung
nie ausnutzen.
Woran merkst du, ob eine Frau es ehrlich meint oder ob sie nur von deinem Ruhm geblendet ist?
Daran, wer sie ist, was sie beruflich macht und wovon sie traumt. Wenn eine Frau ihren eigenen Weg
gefunden hat, hat sie es nicht notig, sich an dich anzuhangen. Zum Gluck habe ich Freunde, die ich schon
jahrelang kenne und denen ich voll trauen kann.
Wirst du deine Freundin Cecilie heiraten?
Wir werden sehen. Ich wollte immer heiraten, aber ich nehme die Ehe sehr ernst. Viele Freunde von mir
haben nicht lange genug gewartet, bis sie wirklich sicher sein konnten, da©¬ es funktionieren wurde, und alle
ihre Ehen sind gescheitert.
Ist Cecilie die Richtige?
Sieht ganz so aus. Eine Ehe sollte ein Leben lang halten. Ich mochte nicht als einsamer alter Mann enden, und
deshalb ist es wichtig fur mich, wirklich die Richtige zu finden. Und mit Cecilie verstehe ich mich blendend. Ich
bin gerne mit ihr allein, wir schmusen, und manchmal lege ich eine Platte auf, und wir tanzen zur Musik im
Wohnzimmer.
Strikter Vegetarier
Du lebst in London, hast aber immer noch ein Haus in deiner Heimatstadt Vancouver. Warum?
Vancouver ist ein guter Kontrast zu London. London ist eine pulsierende Gro©¬stadt, wo immer was los ist, das
inspiriert mich. Aber umso mehr schatze ich es, nach Vancouver zuruckzukehren. Dort ist es landlicher, man
kann sich entspannen, ist gleich in den Bergen und kann sich an den herrlichen Wasserfallen erfreuen.
Was machst du noch, wenn du zu Hause in Vancouver bist?
Ich genie©¬e meinen Garten, wenn es das Wetter erlaubt, das gibt mir mehr, als auszugehen. Ich koche
gerne. Meine Kunste reichen jederzeit fur eine gro©¬ere Dinner-Party. Au©¬erdem liebe ich Sport. Ich gehe
Skifahren, auch im Sommer. Unternehme Wanderungen, fahre mit dem Mountain-Bike oder mache einen
Rafting-Ausflug in den Rockies. Das sind die kleinen Aufregungen, die ich schatze. Leider habe ich viel
zuwenig Zeit dazu.
Warst du schon einmal in Lebensgefahr?
Einmal bin ich mit dem Fallschirm abgesprungen, Tandem, also Huckepack mit einem Profi. Dabei hat sich der
Schirm um meinen Partner gewickelt und ist nicht aufgegangen. Wir mu©¬ten die Notleine ziehen. Das hat
glucklicherweise funktioniert, und wir sind gut unten angekommen. In Panik bin ich nicht geraten. Es war auch
nicht so, da©¬ die Stationen meines Lebens vor mir noch einmal abgelaufen sind. Wir sind beide cool
geblieben und haben uns darauf konzentriert, mit der schwierigen Situation fertig zu werden.
Abgesehen von gelegentlichen riskanten Sportabenteuern lebst du aber ziemlich gesund, wie man hort?
Ich versuche es, ja. Ich bin strikter Vegetarier, aber nicht aus Gewichtsgrunden. Ich habe keine
Gewichtsprobleme, ich esse, was und soviel mir schmeckt.
Stolz auf "Everything I Do"
Hangt dir dein Mega-Hit (Everything I Do) I Do It For You eigentlich schon zum Hals heraus?
Bryan Adams: Nein, ich bin stolz auf diesen Song und spiele ihn immer wieder gern. Ich wei©¬, da©¬ er vielen
Leuten schon auf die Nerven ging, vor allem in den Landern, wo er wochenlang die Nummer 1 war. Aber das
beweist nur, wie stark der Song ist. Peinlich ist mir nur, da©¬ Taxifahrer sofort anfangen, I Do It For You zu
singen, wenn ich in ihren Wagen steige. Und wenn ich in eine Bar komme, klimpert der Mann am Klavier
sofort diese Melodie. Die Nummer werde ich wohl mein Leben lang nicht mehr los werden.
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