Die Pest
Der schwarze Tod
Der stich der Rattenflöhe führt zur Vereiterung der Lymphknoten ( Beulenpest ).
Die Beulenpest lässt die Drüsen am Hals, unter den Armen und in der Leiste anschwellen, sie ist die häufigste Art der Pest. Die Eiförmigen Schwellungen gingen mit Fieber und dann mit dem Delirium einher. Wer einen kräftigen Körper hatte lebte so lange bis die Beulen unter schrecklichen Schmerzen aufbrachen.
Die Pest scheint in der Wüste Gobi in der Mongolei ihren Ausgang genommen zu haben. Ende der 20er Jahre des 14. Jahrhunderts wurden die dortigen Nagetiere von einer Epidemie befallen, welche dann die dort ansässigen nomadischen Reiter befiel und sich dann so auf den Handelsrouten der Seidenstrasse, auf der Seide und Pelze von China in den Westen transportiert wurden, in ganz Asien ausbreiten konnte.
1345 wurden dann Astrachon und Kafa ( an der Wolga und am Schwarzen Meer ) heimgesucht als infizierte Flöhe aus den Pelzladungen der Schiffe hüpften.
1347 hatten die verseuchten Ratten aus den Laderäumen der italienischen Kaufleute die Pest in fast alle Mittelmeerhäfen getragen, von dort auf die französischen Atlantikhäfen.
So importierten die Engländer mit ihrem Bordeauwein auch den schwarzen Tod.
Um 1352 erreichte die Seuche dann Skandinavien, Deutschland, Polen und Russland. In nur vier Jahren nach dem ersten Auftreten der Seuche hatte sie bereits mehr als 20 Millionen Menschen dahin gerafft.
Die Ärzte verschrieben merkwürdige Mixturen aus Kräutern und anderen Bestandteilen, wozu zum Beispiel auch zehn Jahre alter Sirup mit kleingehackter Schlange gehörte. Des weiteren versuchte man die Beulen zu öffnen und stellte beim Aderlass fest das bei Infizierten dickes, schwarzes Blut mit grünlichem Schaum vorhanden war.
In Nürnberg beschloss man ein öffentliches Gesundheitsprogramm um die Seuche einzudämmen. Man pflasterte alle Strassen, ließ sie reinigen und den Müll abtransportieren. In Mailand mauerte man bei ersten Anzeichen der Pest die betroffenen Häuser einfach zu.
Von Syrien und Ägypten aus verbreitete sie sich erstmals 542 nach Konstantinopel aus und entvölkerte von da an ein halbes Jahrhundert Europa. Auch später trat sie noch oft verheerend auf. Siehe unten.
Die Pest hält sich auch heute noch unter Ratten und Flöhen in Zentralasien.
Doch die Krankheit greift auch auf den Menschen über, denn in die Blutbahn übertragen, etwa durch Flöhe, lässt sie die Lymphgefäße anschwellen und führt binnen weniger Tage zum Tode.
Über die Atemluft verbreitet führt sie zur Lungenpest.
Um 1347 traten plötzlich beide Varianten in den Hafenstädten des Mittelmeerraumes um sich, denn Schiffe hatten ihre kranken Matrosen und Ratten an Land gebracht.
Da niemand ein Heilmittel hatte wurde zum Beispiel in Marseille eine vierzigtägige Isolierung aller Neuankömmlinge verordnet, die Quarantäne, doch diese kam zu spät.
In der Zwischenzeit hatte sich die Infektion schon über die üblichen Verkehrswege in ganz Europa ausgebreitet.
In Mittel- und Westeuropa, England und Nowgorod wütete die Seuche, Franken, Böhmen und Polen wurden zu dieser Zeit verschont.
Bis ins Jahr 1352 wütete der schwarze Tod in Europa und er kehrte in regelmäßigen Abständen 100 Jahre lang wieder.
Die Bevölkerung wurde auf ein viertel reduziert.
Später in größeren Zwischenräumen, 1720/21 dann das letzte mal in Europa.
Bei menschlichen Begegnungen herrschte Ansteckungsgefahr. Selbst bei Rauch, Kleiderwechsel und dem beim Atmen abstand haltenden "Pestschnabel" als Abwehrmittel erdachte Maßnahmen waren zwar richtig, doch nur wenig wirksam.
Da wir damals noch kein so ausgebautes Reisenetz hatten, trat die Pest nur hier und da in Städten oder Dörfern auf.
Einzig und allein die Körpereigenen Abwehrkräfte sicherten damals das Überleben.
Quelle: Ferdinand Seibt / Glanz und Elend im Mittelalter