Medizin 2

Stichwortsammlung

1: Das Schröpfen

2:Ärztliche Ratschläge

3:Führung eines Hospitals

4: Die Lepra

5: Die Erfindung der Brille

6: Die Geburt im Mittelalter

 

 

Das Schröpfen:

Beim Schröpfen setzte der Bader eine erhitzte Glas- oder Metallglocke über eine Hautritzung um auf diese Weise Blut zu entziehen. Wie auch beim Aderlass sollte so das richtige Verhältnis der Flüssigkeiten im Körper wieder hergestellt werden. Die Lehre von der ausgewogenen Körperflüssigkeit geht auf den griechischen Arzt Galen zurück, der im 2. Jahrhundert in Rom praktizierte. Man glaubte das das Verhältnis der vier Körpersäfte, weißer Schleim, schwarze und gelbe Galle, sowie Blut, unmittelbar mit Krankheit und Gesundheit des Menschen zusammenhingen.

Ebenso wurde die Mischung der Säfte für das Temperament und die Gemütsverfassung des Kranken verantwortlich gemacht. Ein weiteres beliebtes Heilverfahren neben dem Schröpfen und dem Aderlass war die Kauterisation, hierbei wurde ein glühendes Eisen auf eine Geschwulst oder die blutenden Ränder einer Wunde gesetzt, dies sollte den Heilungsprozess beschleunigen.

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Ärztliche Weisheiten aus dem Mittelalter aus dem Brief eines italienischen Notars im 14. Jh. :

Ich teile dir mit, was unser Bischof mir vor ein paar Tagen gesagt hat, nachdem die besten Ärzte ihm nicht helfen konnten. Er sagte, das ein Armer ihm ein Mittel gab, das ihn sofort von der tödlichen Krankheit geheilt hätte. Man solle eine weichgekochte Zwiebel zerhacken, Butter hinzufügen und diese Mischung auf die Pestbeulen tun...

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... von französischen Ärzten:

Um der Pest vorzubeugen, sollte man sich nicht dem Morgentau aussetzen, heftige Erregung des Gemüts ist zu vermeiden. Es ist nicht gut, das Fleisch von Schweinen zu verzehren, Kalbfleisch hingegen darf gegessen werden.

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Eines der besten medizinischen Bücher aus dem Mittelalter ist " die Parabeln der Heilkunst " von Arnaldus von Villanova. Von ihm stammt auch der Ratschlag " nach dem Essen sollst du ruhen, oder tausend Schritte tun ".

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In einer mittelalterlichen Klosterordnung aus dem 12. Jahrhundert gibt es folgende Vorschriften für das führen eines Hospitales :

Es werden vier Ärzte angestellt, denen die Eigenschaften des Urins bekannt sind, die Krankheiten zu unterscheiden vermögen und die richtigen Heilmittel kennen. Alle Betten sollen lang und breit genug sein um die notwendige Bequemlichkeit zu bieten. Jeder Kranke bekommt einen Pelz, Schuhe und Wollmütze, wenn er zum Abort gehen muss. In jedem Raum sollen Helfer sein, um die Füße zu waschen und die Betten zu richten. An drei Tagen bekommen die Kranken Schweine- oder Hammelfleisch, wer dies nicht verträgt auch Hühnerfleisch.

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Nachdem die Pest in Florenz so grausam zugeschlagen hatte, wollte man die medizinische Versorgung der Bevölkerung weiter verbessern. Mit Geldmitteln von Gilden, Zünften, religiösen Bruderschaften, Ritterorden und privaten Haushalten wurden öffentliche Krankenhäuser errichtet. Dort gab es dann verschiedene Stationen für Adelige, Geistliche und auch normale Bürger, darüber hinaus auch separate Stationen für Patienten mit ansteckenden Krankheiten oder für Geisteskranke. In einem Zeitgenössischen Bericht aus dem Jahr 1480 heißt es über ein florentinisches Krankenhaus: Es wird sich ständig um mehr als 300 Kranke gekümmert. Die Betten sind stets sauber, und es ist immer jemand anwesend der sich um die Patienten kümmert. Speisen und Getränke werden nicht wahllos verteilt, sondern den Krankheiten entsprechend angeglichen.

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Die Lepra

Sie galt als eine der gefürchtetsten Krankheiten im Mittelalter, Durch römische Soldaten kam sie wahrscheinlich aus Palästina nach Europa, wo sie sich bis zum 13. Jahrhundert ausbreitete. Die Lepra äußerte sich durch Verdickung der Haut, Schädigung des Kehlkopfes und Empfindungsstörungen. Diese auftretenden Symptome brachte man irrtümlicherweise mit dem schlechten Klima und verdorbenem Essen in Verbindung. Man hatte erkannt das die Lepra ansteckend ist und begonnen die Kranken von den anderen Bürgern abzusondern. Daher auch der im Mittelalter entstandene Name der Lepra, Aussatz. Zur Diagnose der Krankheit verwendete man verschiedene Proben : Singprobe - Schädigung des Kehlkopfes, die Nadelprobe - Test der Empfindlichkeit, Daumenballenprobe - zur Erkennung von Muskelschwund. Alle Kranken erhielten zur Erkennung einen Ausweis. Die Unterhaltung der Aussätzigen wurde vor allem durch das christliche Almosenwesen geregelt. Die Kranken durften auch betteln, mussten sich aber durch eine Klapper ( Rassel ), kenntlich machen.

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Die Erfindung der Brille

Die Augenheilkunde gilt schon seit der römischen Kaiserzeit als eigenständiges medizinisches Fachgebiet. Die Ärzte hatten spezielle Instrumente um ihre Operationen durchzuführen. Sehhilfen waren noch unbekannt. Erst nach der Übersetzung eines arabischen Werkes von Ibn Al - Haitham, der im Zusammenhang mit der Sehschwäche auf die vergrößernde Wirkung von Linsen hinwies, wurden Berylle ( daher der Name Brille ) und Quarze geschliffen, die man direkt auf einen Text gelegt als Vergrößerungshilfe zum lesen nutzen konnte. Zuerst nutzte man diese Lesesteine dann an einem Stiel, den man sich zwischen Augen und Text hielt. Später dann, im 13. Jh. wurde in Oberitalien der Zusammenschluss zweier Gläser mit einem Niet, den man sich auf die Nase klemmen konnte, die Brille erfunden. Als nächstes folgte die Bügelbrille, auch noch mit konvex geschliffenem Glas, also nur um die Alterssichtigkeit zu beheben. Ab etwa 1450 schliff man dann auch konkav, um auch die Kurzsichtigkeit zu behandeln.

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Die Geburt im Mittelalter

Eine Geburt zur damaligen Zeit bedeutete fast immer ein großes Risiko für Mutter oder Kind. Eine Frau im Mittelalter wurde häufiger schwanger als die Frauen heute, dabei ist zu beachten das Stadtbewohnerinnen häufiger gebaren als Bauersfrauen, da diese oft durch die schwere körperliche Arbeit unfruchtbar waren. Aus der Chronik der Familie Dürer geht zum Beispiel hervor das die Mutter vom Albrecht Dürer zwischen 1468 und 1492 insgesamt 18 Kinder gebar. Von diesen 18 erreichten aber nur 3 das Erwachsenenalter. Die meisten Kinder starben schon kurz nach der Geburt, meist an heute durch die Schutzimpfung so harmlosen Krankheiten wie Maser, Röteln, Pocken oder Diphtherie. Die vielen Schwangerschaften sind durch die mangelnde Kenntnis der Verhütung, welche zudem noch von der Kirche verboten war, zu erklären. Man verwendete zum Beispiel geschmolzenes Bienenwachs, Pfefferminz, getrocknete Wurzeln, Seetang, Gras oder auch alte Lumpen um das Eindringen des männlichen Samens zu verhindern, Die verbreitetste Art der Verhütung war wohl der Coitus interruptus, aber dieser war von der Kirche als große Sünde verdammt.

 Geburtshilfe war ausschließlich Frauensache. Konnte einem Mann die Teilnahme an einer Geburt nachgewiesen werden, drohten strenge Strafen, so wurde zum Beispiel ein Mann in Hamburg hingerichtet weil er sich als Hebamme verkleidet hatte. Von der Lagerung des Fötus im Mutterleib hatte man im Mittelalter noch keine richtige Vorstellung, zeitgenössische Abbildungen verleiten uns heute zum schmunzeln. Doch gute und richtige Ratschläge gab es auch, sollte das Kind zur Geburt nicht mit dem Kopf voran liegen, sollte es mit der Hand gedreht werden. Fast überall in Europa wickelte man die Kinder sehr fest, da man Verwachsungen des Körpers vermeiden wollte. In Irland und Wales hingegen überließ man es der Natur des Wuchs des Körpers zu bestimmen. Auch wickelte man die Kinder dort nicht, dies geht zumindest aus einer Schrift eines Unbekannten aus dem 13. Jahrhundert hervor. 

Fast im gesamten Mittelalter lag die Geburtshilfe in den Händen nicht speziell ausgebildeter Helferinnen. Erst im 14. Jahrhundert entwickelte sich der Beruf der Hebammen und es wurden in vielen Städten festbezahlte Ammen eingestellt. Wurden die Hebammen nicht von der Stadt entlohnt, erhielten sie Geld oder Sachleistungen vom Vater des Kindes. Es gab spezielle Hebammenverordnungen auf denen die Helferinnen vereidigt wurden um auch dei Betreuung der armen Frauen sicherzustellen. Zu den Aufgaben der Ammen zählte auch die Nottaufe, falls das Baby während der Geburt sterben sollte. Durch die vielen Todesfälle warf man den Ammen vor, den Tod eines Kindes oder der Mutter bewusst herbeizuführen. Nicht wenige Ammen standen deswegen im Verdacht der Hexerei.

Viele reiche Bürgerinnen und adelige Frauen gaben ihre Kinder zum stillen an Hebammen ab. Oft wurden die Kinder auch in ein nahegelegenes Dorf gebracht und lebten dort ihre ersten Jahre.